Eine Art "falsche Freunde"

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Berndt

Eine Art "falsche Freunde"

Beitrag von Berndt »

Ich möchte hier 3 Beispiele nennen, die als ”falsche Freunde” betrachtet werden können :arrow:

Falsk = (die dän. Auffassung auf deutsch:) unglaubwürdig, hinterlistig, trügerisch, (eventuell auch: falsch).
Falsch = (die deut. Auffassung:) urigtig, fordrejet, forkert (eventuell auch: falsk).

Munter = (die dän. Auffassung auf deutsch:) heiter, fröhlich, lustig.
Munter = (die deut. Auffassung:) vågen, oplagt, frisk.

Held = (die dän. Auffassung auf deutsch:) Glück, Erfolg, ”Oberwasser”, ”Aufwind”
Glück = lykke.
Also: Wenn ein Däne ”held” oder "medvind" hat, bedeutet es, daß er Erfolg hat, ”Oberwasser” bekommen hat.
Erst danach spürt er das Glück.
Also auf dänisch: erst ”held” / "medvind" - dann ”lykke”
”Held og lykke” wird auf deutsch einfach mit ”viel Glück” übersetzt.
Was auf dänisch gemeint wird, kommt auf deutsch deshalb nur teilweise zum Ausdruck :roll: :)
Nullermand
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Beitrag von Nullermand »

Hej Berndt -

so ganz verstehe ich nicht, wo Du hin willst mit Deinen „falschen Freunden“. Woher stammt eigentlich dieser Ausdruck - sagt man das auf dänisch für Worte, die in zwei Sprachen das gleiche zu meinen scheinen aber doch verschiedene Bedeutungen haben?

Zu „munter“ kann ich anmerken, dass dieses Wort in der poetischen Sprache oder in bestimmten Zusammenhängen auch auf deutsch die dänische Bedeutung hat: ein munteres (fröhliches) Liedchen, das muntere (lustige) Treiben...Die von Dir angeführte deutsche Bedeutung (wach, aufgeweckt, frisch) gilt ja nur, wenn das Adjektiv „munter“ einer Person zugeordnet ist. Wird es einer Sache zugeordnet, ist die Bedeutung dieselbe wie auf dänisch. Aber wie ist das dann im Dänischen: kann ich eine Person als „munter“ bezeichnen - und meine damit den Gemütszustand (lustig, fröhlich)?

Bei „held og lykke“ ist es ganz klar so, dass der deutschen Sprache hier eine Differenzierung fehlt. „Held“ ist: Glück haben (umgangssprachlich: Dusel), „lykke“ ist das empfundene Glück. „Held og lykke“ müsste daher auf deutsch heißen: „Hab Glück und sei/werde glücklich“. Die Redewendung „viel Glück“ bezieht sich dagegen, wie Du schon schreibst, nur auf eine Hälfte dieses Wunsches, nämlich „Habe viel Glück“ - also in etwa: „mögen die Umstände gut für Dich sein“.

Mit falschen Freunden hat es sicher nichts zu tun, aber vielleicht passt es trotzdem in diesen Thread: ich musste kürzlich in einer Abhandlung über das dänische Familienleben das Wort „hygge“ verständlich übersetzen, was mir nur durch Beispiele des Sprachgebrauchs möglich war - wenn überhaupt. Wie würdest Du das einem Deutschen erklären, der noch nie in Dänemark war? „Gemütlichkeit“ reicht als Übersetzung einfach nicht.

LG
Nullermand
Lippe 1
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Beitrag von Lippe 1 »

Hej,
ja woher kommen nun die "falschen Freunde" ? Weiß ich leider nicht, aber geläufig ist mir dieser Ausdruck seit zig Jahren in der oben beschriebenen Verwendung. Vielleicht weiß es ja jemand ganz genau.

Grüße aus Lippe
Günter
Berndt

Beitrag von Berndt »

Hej med jer :!:

Nullermand schreibt:
so ganz verstehe ich nicht, wo Du hin willst mit Deinen „falschen Freunden“. Woher stammt eigentlich dieser Ausdruck - sagt man das auf dänisch für Worte, die in zwei Sprachen das gleiche zu meinen scheinen aber doch verschiedene Bedeutungen haben?
Ja, so ungefähr habe ich es gemeint. Ob sie Personen - oder einer Sache - zugeordnet sind, und dabei also nicht immer als falsche Freunde betrachtet werden dürfen, macht das ganze noch verwirrender.
Falske venner heißt auf dänisch: Freunde, auf die man sich nicht verlassen kann. Die andere Bedeutung des Wortes Falsch ist ja auf dänisch einfach: verkehrt, verdreht, unrichtig.
Aber der Begriff falsche Freunde kommt auch in Vergleiche vieler anderer Sprachen vor.
Guck mal [url=http://da.wikipedia.org/wiki/Falske_venner][HIER][/url]
Am 3.2.2009 habe ich es übrigens in einem Beitrag berührt:
Ich bedanke mich = dän. Bedeutung: Mange tak/Vielen Dank! (Positiv)
Jeg betakker mig = dän. Bedeutung: Nee, Danke, lieber nicht, ich verzichte (Negativ)
(= falsche Freunde)
Ein anderes Beispiel:
Kupferne Hochzeit (7 Jahre) = Auf dänisch: Uldbryllup (7 Jahre).
Nickelhochzeit (12½ Jahre) = auf dänisch: kobberbryllup (also nicht 7, sondern 12½ Jahre!)
Damit würde ich auch Kupferne Hochzeit und kobberbryllup als falsche Freunde bezeichnen.
Morgens sagt man zu den Zwillingen, die Geburtstag haben: Na, seid ihr munter?! (= er I vågne og friske?!)
Munter würde hier auf dänisch komisch klingen.
Man kann schon sagen: "Han er en munter fyr" (en glad person).
@ Nullermand: Hygge: Für mich eine Mischung der Gefühle: Gemütlichkeit, Traulichkeit, Geborgenheit.
Nullermand
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Beitrag von Nullermand »

Hej Berndt -

danke für den Link - ich hatte den Ausdruck „falsche Freunde“ im Zusammenhang mit Fremdsprachen noch nie gehört - jetzt bin ich klüger. Danke auch für hygge - das kann ich bei der Präsentation meiner Arbeit nächste Woche noch erklärend einfließen lassen. „Traulichkeit“ (vielleicht besser: Vertraulichkeit) und „Geborgenheit“ sind Worte, auf die ich bisher nicht gekommen bin.

Ein anderer Begriff ist mir bei eben dieser Arbeit auch über den Weg gelaufen, und vielleicht ist das auch ein falscher Freund: parcelhus. Mein deutscher Kollege dachte dabei nämlich sofort an ein Kleingartenhaus, weil wir Kleingärten in Deutschland als Parzellen bezeichnen. Grundstücke für Einfamilienhäuser würde man dagegen nicht als Parzelle bezeichnen - das Wort Parzelle ist hier ein bisschen negativ belegt, weil es beinhaltet, dass es sich dabei um etwas sehr Kleines handelt.

Auch „dagpleje“ ist wohl ein falscher Freund. Direkt mit „Tagespflege“ übersetzt würde ich in Deutschland automatisch an ältere Leute denken, die noch nicht im Heim, sondern tagsüber von ambulanten Pflegekräften zuhause betreut werden. Dass es sich aber dabei um die Betreuung der Kleinstkinder bei der Tagesmutter handelt, würde ich zuerst nicht vermuten.

Ich glaube, dass viele hier, die dänisch lernen, ähnliche Aha-Erlebnisse hatten. Dass sie Wörter gelernt haben, von denen sie meinten, sie wüssten was sie bedeuten - und dann war es doch ganz anders. Oft hat das dann wahrscheinlich auch damit zu tun, dass es im Dänischen soviele Wörter gibt, die bei gleicher Schreibweise verschiedene Bedeutungen haben können. Du hast dazu ja schon einmal einen Thread eröffnet. Aktuell - mit Hinblick auf meine Arbeit einerseits und den unsäglichen Hunde-im-Restaurant-Thread weiter oben andererseits fällt mir dabei ein, dass es sich bei „fødevarer“ NICHT um Geburtswaren handelt :mrgreen: . Und das ein næringsbevis NICHT der Nachweis dafür ist, dass man etwas gegessen hat (oder der Nachweis dafür, dass man sich selbst ernähren kann). Oder wo ich schon die Hunde ins Spiel gebracht habe: hømhøm ist NICHT lautmalerisch für „sich räuspern“ sondern umgangssprachlich für „Hinterlassenschaften von Hunden“....usw.

Na - da fällt mir bestimmt noch mehr ein, wenn ich etwas „munterer“ bin - also wacher als im Augenblick. :wink:

Liebe Grüße
Nullermand
annikade
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Beitrag von annikade »

Nullermand hat geschrieben:Ein anderer Begriff ist mir bei eben dieser Arbeit auch über den Weg gelaufen, und vielleicht ist das auch ein falscher Freund: parcelhus. Mein deutscher Kollege dachte dabei nämlich sofort an ein Kleingartenhaus, weil wir Kleingärten in Deutschland als Parzellen bezeichnen. Grundstücke für Einfamilienhäuser würde man dagegen nicht als Parzelle bezeichnen - das Wort Parzelle ist hier ein bisschen negativ belegt, weil es beinhaltet, dass es sich dabei um etwas sehr Kleines handelt.
Das ist nicht ganz richtig.
"Parzelle" ist nur ein anderes Wort für "Flurstück".
Ein Flurstück ist bekanntlich die amtliche Bezeichnung für die kleinste Buchungseinheit des Liegenschaftskatasters (und Grundbuchs).
Man bezeichnet Grundstücke für Einfamilienhäuser zwar umgangs- und amtssprachlich nicht als Parzelle.
Tatsächlich sind aber Parzellen nichts anderes als das.

Gruß

/annika
Berndt

Beitrag von Berndt »

@ annikade.

Danke für die Erklärung. Ich habe auf Grund der Bezeichnung Parzelle herausgefunden, daß die Dänen und die Schweizer in gewissen sprachlichen Zusammenhängen dichter an einander liegen als die Dänen und die Deutschen: Ein paar Beispiele:
Flurstück = (dän.): parcel = (schweiz.): Parzelle
Güterabfertigung = (dän.): godsekspedition = (schweiz.): Güterexpedition.

@ Nullermand.
Abgesehen von "parcelhus" finde ich deine Beispiele sehr treffend. Meine Absicht mit dem Beitrag war eben zu vermeiden, daß jemand wegen der anscheinenden Ähnlichkeit einiger Wörter hereinfällt => hier ist übrigens noch ein paar Beispiele: Hereinfallen = dän.: gå i vandet = wiederum deut.: baden gehen :wink:
Und: Ins Wasser fallen = falde i vandet (= buchstäblich - hat auf dän. nichts mit mißlingen zu tun). Ins Wasser fallen heißt nämlich: gå i vasken (in die Spüle verschwinden :mrgreen: ).
Sehr verwirrend :!: :roll:
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Das dänische Frauenmagazin "Alt" ginge in Deutschland so auch nicht.

Naja, unter falschen Freunden würde ich nicht verstehen, wenn die Bedeutung nur etwas verschoben ist. Held, lykke und Glück sind doch sehr nah beieinander, Missverständnisse ausgeschlossen.

Da finde ich schon relevanter an Ballast (byrde) und ballast (Fachwissen) zu denken. Da redet man schon eher mal aneinander vorbei.

Abweichungen bei Mengenangaben störten mich allerdings am meisten:
et par tusind = zwei tausend
ein paar tausend = flere tusind
godt et kilo = fast ein Kilo
gut ein Kilo = over et kilo
en del svar = die meisten Antworten
ein Teil der Antworten = nogle svar
Tante Torge
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Beitrag von Tante Torge »

Ahh...
Jetzt versteh ich, so wie:

vandretour = Wanderung
vand_retour= Wasserrückgabe
Berndt

Beitrag von Berndt »

@ MichaelD.
godt et kilo = fast ein Kilo
gut ein Kilo = over et kilo
Ist eher ein dänisch-dänisches Problem.
Denn unter jüngeren Dänen bedeutet gut 50% weniger als die Hälfte. Von Leuten über, sagen wir 50 Jahre, wird es wie in Deutschl. aufgefasst:
gut 50% = mehr als die Hälfte. Die Erklärung sollte die sein, daß die jüngeren Leute gut mit so gut wie verwechseln.
Bei einer Abstimmung, wo gut 50% der Anwesenden gegen einen Vorschlag sind, muß man deshalb unbedingt wissen, wie alt der Referent ist :wink: Wurde der Vorschlag genehmigt oder abgelehnt :?: :roll:

Es gibt auf dänisch mehrere solche Fälle, z.B: bjørnetjeneste, forfordele, imødegå, på bekostning af.
Jung und alt sind da ganz der entgegegesetzten Auffassung der Bedeutung der Begriffe.
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Ich habe von diesen Beispielen auch in der Zeitung gelesen, ich kaufe sie aber nicht alle. Ich glaube, man hat aufgebauscht, dass viele der Ausdrücke nicht selten falsch verstanden und gelegentlich falsch verwendet werden. Die falsche Verwendung von Fremdwörtern ist ja auch verbreitet, aber deswegen wird sie auch nicht allgemein anerkannt, z.B. de implicerede (personer).

Ich habe z.B. nicht den Eindruck, dass die "neue" Verwendung von imødegå und bjørnetjeneste in der Schule akzeptiert wird, sondern dass Lehrer ihre traditionelle Bedeutung vermitteln, zumal es Alternativen gibt (modgå, kæmpetjeneste). Aber ich würde gerne hören, wenn Teilnehmer andres beobachtet haben.

Die Mengenangabe gut wird aber in meinem Umgangskreis (40jährige in Kopenhagen) häufig und in der neuen Bedeutung gebraucht.
Bambi
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Beitrag von Bambi »

på bakken-auf dem tablett/auf dem hügel (denkt dran,wie man es ausspricht^^)

fik-bekam

er gift-verheiratet sein

blød-weich // blöd- skør

at rette-korrigieren // retten-at redde

ich mag falsche freunde :)
Bambi
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Beitrag von Bambi »

doppelpost,auch wenns 1 monat auseinander liegt ;)
Bin ich neulich drauf gekommen,an der roten Ampel,als Kind auf der Rückbank vom "farfar" erzählt hat...

farfar=opa väterlicher seites

fahr!fahr!= kør!kør!

:D
fliegenderhollander
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Beitrag von fliegenderhollander »

Es ist sehr lustig,dass du es schreibte.Und ich finde,dass es sehr interessant.Woher kommst du die Idee,es zu schreiben?
Lippe 1
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Re: Eine Art "falsche Freunde"

Beitrag von Lippe 1 »

Hej,
möchte die "falschen Freunde" nochmal aufleben lassen: seit einiger Zeit
gibts im Husum-Verlag ein Büchlein "falske venner & Co.". Sehr interessant für mich.

Grüße aus Lippe
Günter