Straßenkämpfe in Kopenhagen

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Romy
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Beitrag von Romy »

Hej,

unglaublich, was sich abgespielt haben muss! Ich bin doch sehr verwirrt, dass in den Nachrichten nichts erwähnt wurde.

Seid ihr so nett und nennt mir den Grund für die Demo?

lg Romy
annikade
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Beitrag von annikade »

Hej,

also in der [url=http://www.tagesschau.de/ausland/ausschreitungenkopenhagen2.html]"Tagesschau"[/url] lief es heute.
Es gibt auch ein paar Links [url=http://www.tagesschau.de/suche2.html?searchText=kopenhagen]zum Anschauen[/url].

Gruß

/annika
barthong
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Beitrag von barthong »

Romy hat geschrieben:unglaublich, was sich abgespielt haben muss! Ich bin doch sehr verwirrt, dass in den Nachrichten nichts erwähnt wurde.
Tja. Friedliche Demonstrationen geben nicht so schöne Bilder ab, wie brennende Müllcontainer und Straßenschlachten, wie es sie vor einem halben Jahr gegeben hat, nachdem das Ungdomshus geräumt wurde. Deswegen hat es nun viel weniger mediale Aufmerksamkeit gegeben, als dies vor einem halben Jahr der Fall war.
Lundi1
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Beitrag von Lundi1 »

Hej,

hier findet man auch einige Informationen:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,509873,00.html

Gruß

Lundi
Romy
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Beitrag von Romy »

Hej,

vielen Dank für die Links. Somit bin ich jetzt wieder up to date in dieser Thematik.

Es stellt sich mir die Frage, wie die Bürgermeisterin von Københagen Gesprächsbereitschaft signalisieren konnte und die Polizei jetzt derartige Aktivitäten rechtfertigen will.

Waren all diese Eskalationen wirklich notwendig? Oder hätte all dies nicht doch verhindert / vermieden werden können?

hej, hej,
Romy
Requiem for a Dream
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Beitrag von Requiem for a Dream »

Hej!

Die "Aktion G-13" war/ist Grundlage dafür, ein neues Haus zu besetzen und zu halten... wohlan aber mehr die eben von den Medien und Polizei so verstümmelten wahrheiten endlich besser betonen zu können.

Es gab nur einen einzigen, der eine Flasche warf, der wurde von den Demonstranten beruhigt. Die Polizei war mit massivem Aufgebot vorhanden, wegen "der Gefahr einer gewaltsamen Eskalation". Da die Demo aber friedlich auf Seiten der Demonstranten verlief und vor allem wegen den teils wirklich schockierenden Methoden der Polizei (wie rund 200 Gefangene in der Valby-Polizeistation im Keller festgehalten wurden, 12 Stunden lang).

Die Aktion sollte zeigen, dass die Jugend sich auch sehr wohl anders ausdrücken kann, als mit Steinwurfen, Brennenden Barrikaden osv.
Immerhin waren bis zu 6000 Demonstranten auf den Beinen...

Der Grund:

www.atkiong13.dk

(auch auf Deutsch nachzulesen);

Die Jugend will ein neues UNgdomshus; und dafür kämpfen sie auch. Problematisch war die Lage eben gerade dann, als die vielen Straßenkämpfe damals im September, März und Dezember letzten Jahres so hässliche Bilder zeigten und die Jugendlichen in ein sehr schlechtes Licht rückten (nicht zuletzt, weil alle gewollt/ungewollt in einen Topf geworden wurden).

Aktion G-13 hat wirklich politisch einen haushohen Schachzug getan, den Ritt und vor allem die Polizei nun rechtfertigen müssen. Die Bilder sind ja eindeutig. 7000 Menschen haben ihren Willen zum Ausdruck gebracht, Grøndalsvænge Allé 13 zu besetzen, da die Stadt sich nicht weiter um die Jugend gescherrt hat; (von wiedergutmachung war sowiso scheinends nie die Rede... )

Die Jugendlichen haben ihr "Haus" selbst gefunden und wollten es haben. Es gehört der Stadt und vor allem war die Aktion lange zuvor angekündigt.
Mal schauen, was sich in den nächsten Tagen so alles tut...

hilsen,
Daniel
"Jeder Augenblick, jeder Gedanke kann der Anfang eines Aufbruchs sein"
Romy
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Beitrag von Romy »

Hej,

ich habe den Link genutzt. Informativ!

Es wird sicherlich niemanden geben, der auch nur annähernd die Aktionen der kopenhagener Polizei zu entschuldigen sucht. Sie sind nicht entschuldbar!

Jedoch stellt sich mir eine Frage: Woher wird sich das Recht genommen, ein Haus der Stadt Kopenhagen einfach so in Anspruch nehmen zu können?

Was würde der "normale" Bürger veranlassen, wenn eine Gruppe sein Haus für sich auserwählt? Einfach so. Und dann bei ihm einziehen würde.

Die Stadt hat dieses Ungdomshus im Jagtvej 69 geduldet. Aus welchen Gründen auch immer. Der Jugend, wenn auch nur geduldet, entstand eine Gewohnheit zur Nutzung des Gebäudes. Es ist für mich absolut nicht ersichtlich, warum die Stadt nicht vor dem Verkauf des Grundstückes die Jugendlichen informierte und eine Alternative anbot. Dies wäre aus meiner Sicht nur korrekt gewesen. Was ist der Grund dafür, dass die Stadt Kopenhagen eben nicht so gehandelt hat? ...

Wieso erfahren Leute. die sich zu den Nutzern des Ungdomshus zählen, eine solche Aufmerksamkeit, wenn sie auf den Straßen von Kopenhagen einfach so unterwegs sind? Sind sie durch irgend etwas permanent erkennbar?

Fragen, Fragen, Fragen, ...

Ich glaube, dass eine vernünftige Lösung dieser Themaik nur dann möglich ist, wenn beide Seiten völlig emotionslos an diese heran gehen, sprich sachlich.

Das sind alles lediglich meine Gedanken zu diesen Geschehnissen und sollten, wenn überhaupt, ausschließlich als Gedankenanstoss verstanden werden. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Betrachtungsweise zu stark nur in eine Richtung geht. ...

lg Romy
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Das kann ich Dir sagen - es wird sich nichts tun.

Ritt Bjerregaard wird nett reden, letztendlich wird sie sich aber auf nichts einlassen. Dazu ist sie einfach viel zu alt in dem Beruf.

Die Stadt könnte ja durchaus ein Haus kaufen und den jugendlichen zur Verfügung stellen, ABER nur, wenn die Leitung des Hauses und die Verantwortung für das Haus bei der Stadt bleibt. Z.B. ist die Stadt dazu gezwungen, die Einhaltung der Feuer- und Arbeitsschutzbestimmungen durch zu setzen.

Ritt weis ganz genau, dass sie hier keine Kompromisse schließen kann. Man muss sich ja nur vorstellen, was passieren würde, wenn ein Haus (der die Stadt gehört) abbrennt, und viele ums Leben kommen, weil die Fluchtwege zugestellt sind - oder wenn viele in dem Haus krank würden, weil die gesetzlichen Gesundheitsbestimmungen im dortigen Cafe nicht eingehalten wurden.

In dem Fall hätte die Stadt die Verantwortung. Das wird sich Ritt niemals antun ohne die volle Kontrolle über das Haus zu haben.

Das ist aber mit diesen jugendlichen nicht möglich. Sie wollen ein Haus, wo sie selber allein über alles entscheiden können. Sie wollen nicht, dass die Leitung des Hauses irgend einen Beamten unterliegt.

Aus diesen einfachen Grund wird nix passieren.
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sven estridsson

Beitrag von sven estridsson »

Lars J. Helbo hat geschrieben:
Ritt weis ganz genau, dass sie hier keine Kompromisse schließen kann. Man muss sich ja nur vorstellen, was passieren würde, wenn ein Haus (der die Stadt gehört) abbrennt, und viele ums Leben kommen, weil die Fluchtwege zugestellt sind - oder wenn viele in dem Haus krank würden, weil die gesetzlichen Gesundheitsbestimmungen im dortigen Cafe nicht eingehalten wurden.

In dem Fall hätte die Stadt die Verantwortung. Das wird sich Ritt niemals antun ohne die volle Kontrolle über das Haus zu haben.

Das ist aber mit diesen jugendlichen nicht möglich. Sie wollen ein Haus, wo sie selber allein über alles entscheiden können. Sie wollen nicht, dass die Leitung des Hauses irgend einen Beamten unterliegt.

Aus diesen einfachen Grund wird nix passieren.
das ist ein interessanter gedanke, meine frage hierzu wäre, ist eine teilselbstständigkeit nicht möglich wie in kristiania, eine art vertrag, der die stadt von jeder verantwortung enthebt, ich kenn das aus holland, dort werden leerstehende häuser ganze fabriken "legal" genutzt auf zeit.

ich befürchte in diesem fall jedoch dass die stadt es nicht riskieren will zusagen zu mache und schliesslich wieder brechen zu müssen, da dieses gebiet ja wahrscheinlich sehr teuer ist und irgendwann wieder benutzt werden kann bautechnisch. meine meinung ist jedoch auch, und ich halt mich aber bewusst als nichtkopenhagener bedeckt, warum gibt kopenhagen nicht ein stück nach und bietet den jugendlichen ein haus an. ich finde das manifest der g13action nicht schlecht und kopenhagen braucht ein stück gegenkultur zur konsumkultur, und kristiania rechne ich leider da mit ein...

andersen
udo66

Beitrag von udo66 »

Sauber! Auch meine Meinung - die Stadt schadet sich selber und treibt den letzten Rest Atmosphaere aus der Stadt - alles was nicht bezahlen kann, raus.
Subkultur: Raus
Armes Kopenhagen. Als ob alles nur ueber Pølserverkauf laufen wuerde.
Viele sind doch frueher wegen Christiania gekommen ohne Hintergedanken Hashkonsum.
Wer heute noch ueber Leute herzieht, die Hash rauchen, wird sich wundern, dass es nicht mehr nur Schmuddelleute sind, sondern auch einige Polizisten gibt, die dies gerne mal rauchen.

Und: Das Ungdomshusgrundstueck wurde doch mit gutem Gewinn verkauft! 13 mio Kronen.
D.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

sven estridsson hat geschrieben: das ist ein interessanter gedanke, meine frage hierzu wäre, ist eine teilselbstständigkeit nicht möglich wie in kristiania, eine art vertrag, der die stadt von jeder verantwortung enthebt, ich kenn das aus holland, dort werden leerstehende häuser ganze fabriken "legal" genutzt auf zeit.
Ich sehe da keine Möglichkeiten. Bei Kristiania ist man ja gerade dabei zu "normalisieren", d.h. alle gesetzliche Bestimmungen müssen eingehalten werden.

"Auf Zeit" ist ja auch ein Stichwort. Selbst wenn es irgendwo ein haus gäbe, dass 1-2 Jahre leerstehen sol, bevor es anderweitig genutzt werden soll, wird sich die stadt doch auf nichts einlassen. Den was wäre nach Ablauf dieser Frist? Meinst Du die jugendlichen würden dann vertragsgemäß und fristgerecht freiwillig ausziehen? :wink:

Das Problem ist aber auch, dass die Stadt nichts verschenken darf. Das wäre nämlich ein Verstoß gegen das Gleichheitsprinzip - wenn nicht alle andere auch Geschenke bekämen. Die Stadt kann eine Institution, ein Jugendzentrum oder ein Kulturhaus einrichten. In dem Fall bleibt die Verantwortung aber immer bei der Stadt. Und Ritt wird niemals die Verantwortung für etwas übernehmen, wenn sie darüber nicht entscheiden kann. Das ist ganz einfach undenkbar - sie ist ja nicht blöd - ganz im gegenteil, sie ist eine sehr erfahrene und gewiefte Politikerin.
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Romy
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Beitrag von Romy »

Hej,

Lars seine Argumente sind für mich völlig einleuchtend und klar.

Jetzt sollte dies auch genau so den beiden Parteien dargestellt werden: ein Haus ja, wenn die Stadt das "Sagen" hat oder ihr kauft euch selbst ein Haus. Darin könnt ihr dann tun und machen was ihr wollt. ...

Bleibt die Frage, wer dies den beiden Parteien übermittelt?

Kompromissbereitschaft ist wohl auf beiden Seiten unabdingbar!

lg Romy
sven estridsson

Beitrag von sven estridsson »

wahrscheinlich hast du recht, /ironie an/ und die einzige möglichkeit für die jugendlichen besteht darin eine firma zu gründen und ein haus zu kaufen, welches sie nutzen. oder eine kirche, wie vaderhuset oder scientology, hätten sie wahrscheinlcih bessere chancen.... /ironie wieder aus/

was ich schade finde an der ganzen sache ist dass die fronten sich verhärten.
jemand sollte den ersten schritt machen und ne schicke lösung finden aber einfach wirds nicht werden...

andersen
Romy
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Beitrag von Romy »

Hej,

tja, dann bleibt ja nur noch eins: die beiden Parteien sollten sich vertrauenwürdige Mittler/Schlichet wählen und diese diskutieren lassen. Anschließend wird eine Lösung sich sicherlich eher aufzeigen als im Moment.

lg Romy
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Nein, es geht eben nicht um Verhandlungen und Kompromisbereitschaft. Es geht darum, dass zwei Grundhaltungen absolut unvereinbar sind. Hier wird es auch erklärt:

http://jp.dk/indland/kbh/article1121826.ece
Det bliver to velkendte, men vidt forskellige sange, som aktivister og overborgmester Ritt Bjerregaard (S) skal få til at harmonere, hvis de vælger at mødes senere i denne uge.

Den ene med refrænet: Selvstyrende ungdomshus.

Den anden med omkvædet: Kommunalt tilsyn.
Keine Seite kann davon irgendwie abrücken und die beiden Standpunkte sind nun mal unvereinbar. Die jugendlichen wollen doch ein Haus, dass letztendlich anarchistisch ist - dass außerhalb des Gesetzes steht. Darum geht es doch, und darauf kann die Stadt sich nicht einlassen.

Als die kluge Politikerin wird Ritt immer wieder Verhandlungsbereitschaft signalisieren. Aber sie kann niemals die Kontrolle aus der Hand geben - und deshalb wird man keine Lösung finden.
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