Verstehe ich das richtig? Braunbären regulieren also Wölfe? Genau aus diesem Grund bedarf es der Nennung von Fakten mit Quellenangaben.steelfarmer hat geschrieben:Das in D früher Wölfe lebten und dann ausgerottet wurden ist Fakt. Aber vor 200 Jahren hatte der Wolf auch einen natürlichen Feind, den Braunbär.
Auch diese Bären sind in D ausgerottet worden und somit lebt der Wolf am oberen Ende der Nahrungskette in einer Industrie- und Kulturlandschaft in Deutschland. Ist das gewünscht ?
Der Vereinfachung halber starte ich mal mit Wikipedia:
Oder mal anders gefragt: Muss der Mensch Schwert- und Pottwale "bestandsregulieren", damit sie sich nicht unkontrolliert vermehren und die Ozeane komplett leerfressen?Spitzenprädator [...] ist in der Biologie die nicht streng definierte Bezeichnung für einen Carnivoren, der in einem Ökosystem an der Spitze der Nahrungspyramide steht. Er ist somit ein Prädator, der im Unterschied zum Mesoprädator zumindest als ausgewachsenes Individuum selbst keine Fressfeinde hat, gegebenenfalls jedoch Nahrungskonkurrenten. In ihren natürlichen Lebensräumen kommen sie im Allgemeinen in relativ geringer Populationsdichte vor. [...] An Land gelten unter anderem die großen Katzen, Wölfe und Bären und im Meer große Zahnwale wie Pottwal und Schwertwal als Spitzenprädatoren.
Wikipedia: Spitzenprädator, abgerufen am 14.03.2023 https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzenpr%C3%A4dator
Es verhält sich im Meer als auch an Land mit den Spitzenprädatoren doch wohl eher so:
Zudem unterscheiden sich die Lebensumstände von denen unserer Vorfahren vor 200 Jahren und mehr doch nicht unerheblich. Damals herrschten Armut, kleinstbäuerliche Betriebe mit Kinderarbeit - und weder gab es Monster-Landmaschinen, Smartphones, telemetrische Sender oder GPS, noch elektrifizierte Zäune. Vor allem aber war die wissenschaftliche Wildtierökologie und Verhaltensbiologie noch längst nicht auf dem Stand von heute.Es ist allgemeiner aktueller Wissenstand, dass sich die Wolfsdichte einer Region ganz eng dem Nahrungsangebot anpasst. [...] Eine Regulierung der Wolfsbestände seitens des Menschen ist somit aktuell nicht erforderlich, der vernünftige Grund zum Töten m. E. nicht gegeben.
Birgit Mennerich-Bunge: Eine amtstierärztliche Sicht auf die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland, Vetimpulse, Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 23. Jahrgang – 4 / 2016, Seite 226
https://www.vetimpulse.de/fileadmin/use ... Wolfes.pdf
Aber manche Dinge sind auch noch dieselben: Die Lügen und Manipulationen von Menschen, die über Wölfe Fake-News und Panik verbreiten, um ihre eigenen egoistischen Partikularinteressen durchzusetzen. Danke an BLAVANDS HUK für das Stichwort Würger vom Lichtenmoor:
Und damals wie heute fehlt es auch nicht an Jägern, die sich als furchtlose Drachentöter dafür abfeiern lassen wollen, die wilde Bestie mit den nahezu übernatürlichen Fähigkeiten erlegt und damit die Menschheit gerettet zu haben:1948 reißt ein Wolf angeblich Hunderte Rinder, Pferde und Schafe zwischen Aller und Weser. Der "Würger vom Lichtenmoor" sorgt für eine regelrechte Hysterie in der Gegend rund um das niedersächsische Nienburg. [...] Wie viele es tatsächlich gewesen sind, bleibt sein Geheimnis. [...] Ein sensationslüsterner Journalist eines Wochenblatts verleiht dem Wolf, der bei Nienburg durch die Wälder schleicht, damals seinen mörderisch klingenden Beinamen. Die Aufregung um den "Würger" wird wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg zum medialen Sommerloch-Ereignis. [...] Eine Zeitzeugin erinnert sich: "Die Leute waren ängstlich. Es war die Blaubeerzeit, keiner ging mehr in den Wald Blaubeeren pflücken. Und einige haben gerochen, dass es nach Löwe oder nach Puma riecht." Die Hysterie nimmt damals groteske Züge an. [...] Christiane Schilling hat sich ausführlich mit dem "Würger" beschäftigt und für die Jahre 2017 und 2019 eine Wanderausstellung des Landesmuseums Hannover mit vorbereitet. Dass sich in der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre ein regelrechter Wolfshype entwickelt hat, liegt ihr zufolge vor allem an der umfangreichen und reißerischen Presseberichterstattung 1948. [...] Auch die Menschen auf dem Land hätten ihren Anteil an der Legende um den "Würger" gehabt, sagt sie. Während es den Wolf ja tatsächlich gegeben und er einige Tiere gerissen hat, so sind es doch eher die Taten, die er nicht begangen hat, die ihn zur Legende werden ließen. [...] "Ich weiß, dass im Dorf so manchen Sonntag auf so manchem Braten dem Wolfe zugeprostet wurde. Nach dem Motto: Möge er noch lange bestehen. Viele Leute haben natürlich schwarz geschlachtet und dann gesagt: 'Das war der Würger.' Damit hatten sie einen Freifahrtschein, um sich den Bauch vollzuschlagen." Damals ist das ein offenes Geheimnis. Zu weit voneinander entfernt liegen die Tatorte, zu glatt erscheinen die Wunden an manchem Schaf und Rind. Viele Tiere werden nachweislich von Menschen getötet. Bezeichnenderweise nimmt die Zahl "gerissener" Tiere nach der Währungsreform am 21. Juni 1948 und der sich daraus entwickelnden Marktwirtschaft deutlich ab.
NDR, 27.02.2023: Der "Würger vom Lichtenmoor": Als die Angst vorm Wolf umgeht https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... f3882.html
Damals wie heute:Dann gab es eine riesige Treibjagd: 1.500 Treiber waren am 15. Juni 1948 unterwegs und keiner hat ihn gefunden." Fazit: ein sehr großer Aufwand ohne den geringsten Ertrag. [...] Jäger Hermann Gaatz aus Eilte hat es sich zum Ziel gesetzt, den Wolf zu erlegen. In seinem Tagebuch beschreibt er ausführlich, wie er das Tier am 27. August 1948 zur Strecke bringt. Tags darauf habe er das geschossene Raubtier vor versammelter Journalistenschar präsentiert, berichtet die im Bundesarchiv dokumentierte Wochenschau "Welt im Film" in allen Einzelheiten und spürbar beeindruckt: "Es war ein ausgewachsener Wolfsbastard von 1,70 Meter Länge. Das mörderische Gebiss zeigte fünf Zentimeter lange Hauzähne. Der glückliche Raubtierjäger wurde geehrt und gefilmt - und die erfundenen Fabelwesen verschwanden aus der erhitzten Fantasie der Bevölkerung."
NDR, 27.02.2023: Der "Würger vom Lichtenmoor": Als die Angst vorm Wolf umgeht https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... f3882.html
Textpassagen und Linkverweise können ja so aufschlussreich sein..."Politiker und Wolfsgegner machen den Menschen Angst, um sie zu manipulieren", so der Wissenschaftler. "Das ist zynisch und schmutzig, aber der Trick wird oft angewandt, einfach weil er so gut funktioniert."
John Linnell, Biologe am Norwegischen Institut für Naturforschung in Trondheim, im SPIEGEL-Interview mit Julia Koch, DER SPIEGEL Print-Ausgabe 10/2018, Julia Koch: Gefährliche Märchen, 03.03.2018, Seite 105