Aus Dänemark hört man zu dem Thema wenig, und wenn, dann nur relativ moderate Stimmen.
In einer Übersicht zu den Maßnahmen anderer europäischer Staaten heißt es für DK knapp:
https://www.heise.de/autos/artikel/Fahr ... 88103.htmlDÄNEMARK: Mehrere Parteien in Dänemark haben bereits Fahrverbote für Diesel-Autos gefordert. Im nationalen Parlament gibt es dafür aber bisher keine Mehrheit. In Teilen der Hauptstadt Kopenhagen dürfen große Diesel-Lastwagen ohne Partikelfilter nicht fahren.
Von einer Aufgeregtheit wie wir sie in D finden ist laut Zitat in DK scheinbar keine Spur.
Auch in D sollten wir diese Aufgeregtheit hinter uns lassen. Natürlich sollten Überlegungen und Maßnahmen zu emmissionsarmen bis emmissionfreien Antrieben weiterhin deutlich vorangetrieben werden.
Eine Verteuflung des Dieselantriebes und damit auch die vielfach geforderte möglichst sofortige Abschaffung/ Fahrverbote halte ich keinesfalls für gerechtfertigt.
Hier mal ein paar interessante Aspekte, die das Thema unaufgeregt von einer anderen Warte aus beleuchten:
NWZ, 29.08.2018Der Rummel um die Stickoxide
ANALYSE
OLDENBURG. Als „puren Aktionismus“ hat der Geschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, die von der Umwelthilfe angedrohten Klagen gegen Städte zur Einhaltung der Stickoxid-Grenzwerte bezeichnet. Man könnte sogar noch ein Schritt weitergehen: Inzwischen hat sich die Deutsche Umwelthilfe dank des Jagdeifers ihres Bundesgeschäftsführers Jürgen Resch, der offenbar unbedingt den Diesel zur Strecke bringen möchte, immer mehr ins Abseits befördert.
Resch hatte für 45 weitere Städte, darunter auch Oldenburg, formale Verfahren zur Sicherstellung der Einhaltung der Grenzwerte für Stickoxide (NO X ) eingeleitet. Publikumswirksam drohte er mit Klagen, falls es nun nicht zu Fahrverboten komme, die Resch als einziges Mittel sieht, die Stickoxidbelastung zu senken.
Es wäre an der Zeit, die Diskussion um Schadstoffbelastungen endlich weniger aufgeregt zu führen und Wissenschaftlern statt den Populisten das Wort zu geben. Ohnehin steht eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes über Fahrverbote noch aus.
Der Streit um die Stickoxide ist im Zuge des Dieselskandals entstanden, der zu Recht der deutschen Autoindustrie angelastet wird. Nun werden die Stickoxide einmal mehr als Hauptargument für die Notwendigkeit von Fahrverboten herangezogen. Da stellt sich die Frage, ob dabei nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird.
40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft ist der Grenzwert für die Straßen unserer Städte (Oldenburg lag 2016 im Jahresmittel bei 50 Mikrogramm). Die Festlegung dieser Grenzwerte für die Städte darf man hinterfragen, zieht man als Vergleich die Grenzwerte für gesunde Arbeitsplätze heran. So liegt der Stickoxid-Grenzwert für ein Büro bei 950 Mikrogramm, also gut 24 Mal so hoch wie auf der Straße. Anders formuliert: Was auf der Straße hochgradig gesundheitsschädlich sein soll, ist im Büro nach den gesetzlichen Vorgaben völlig unbedenklich.
Hintergrund ist die unterschiedliche Herangehensweise bei der Festsetzung der Grenzwerte. Für den Arbeitsplatz wurde die Stickoxidbelastung toxikologisch bewertet, das heißt mit Tierversuchen belegt. Erst bei 8000 Mikrogramm NO X pro Kubikmeter Luft kam es zu Reizungen der Atemwege. Bis 2000 Mikrogramm gab es keinerlei messbare Beeinträchtigung.
Zu den von der Weltgesundheitsbehörde (WHO) empfohlenen (und von der EU umgesetzten) viel niedrigeren Grenzwerten für die Straße kam man dagegen durch eine epidemiologische Statistik: Überall da, wo mehr als 40 Mikrogramm gemessen wurden, gab es gesundheitliche Beeinträchtigungen der Menschen, wobei man davon ausgehen kann, dass die nicht allein auf Stickoxide zurückzuführen waren. Denn um sie ging es bei der Erfassung gar nicht, sondern allgemein um verkehrsbedingte Emissionen, darunter auch Feinstaub. Obwohl es keine einzige epidemiologische Studie über den unmittelbaren Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen gibt, wurden letztlich die Stickoxide als wesentlicher Krankmacher gebrandmarkt.
Als gesundheitsschädlich gilt in jedem Fall der Feinstaub. Der wird jedoch in viel höherem Maße von Benzinern verursacht als von Dieselmotoren. Auch Elektrofahrzeuge tragen durch Bremsbelag- und Reifenabrieb dazu bei. Schon von daher erscheint ein Fahrverbot nur für Diesel wenig zielführend.
Dennoch: Die Autoindustrie bleibt in der Pflicht, die Stickoxidbelastung nachhaltig zu senken. Moderne Dieselmotoren können das längst. Die aber dürfen nicht teuren Luxuskarossen vorbehalten bleiben. Vielmehr ist es geboten, auch ältere Diesel kostenlos mit entsprechender Hardware umzurüsten.
Es wäre Aufgabe der Politik, das konsequent durchzusetzen, statt sich von den Bossen der Autokonzerne mit fadenscheinigen Argumenten und billigen Software-Updates auf der Nase herumtanzen zu lassen.