Urlaub mit Hund im Dezember 2020.

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Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Urlaub mit Hund im Dezember 2020.

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

An die "Regeln" halten reicht nicht - das dänische Hundegesetz betrifft ja nicht liegengelassene Hinterlassenschaften oder eine Missachtung der Leinenpflicht.

Genau zwei Gründe können dem Fiffi zum Verhängnis werden:

1) Der Hund gehört zu einer der 13 verbotenen Rassen oder zu einer Kreuzung, die eine der 13 verbotenen Rassen enthalten könnte.

Hier gilt die umgekehrte Beweislast. Ein anonymer Hinweis reicht für eine Überprüfung - und dann ist der Besitzer in der Pflicht, nachzuweisen, dass keinerlei Anteil einer verbotenen Rasse enthalten ist (auch nicht 1%). Da ein DNA-Nachweis derzeit noch nicht akzeptiert wird, wird i. d. R. ein Stammbaum des Züchters gefordert. Das ist die Krux bei papierlosen Tierschutzhunden von der Straße, die zudem meist kunterbunte Mischungen sind, bei denen über Generationen ganz unterschiedliche Rassen beteiligt waren.

Das Beispiel von Frigg und Marley, das über drei Jahre bis zur höchsten Instanz ausgefochten wurde, zeigt hier nicht das Prinzip "in Zweifel für den Angeklagten", sondern gegen ihn. Aufgrund eines anonymen Tipps wurden Frigg und Marley von der Polizei beschlagnahmt. Nach einem jahrelangen qualvollen Nervenkampf für die Besitzer wurde höchstrichterlich entschieden, dass der Nachweis nicht ausreichte, worauf die Hunde zum Tode verurteilt und eingeschläfert wurden. Den Aussagen des Züchters und früheren Besitzers, des Verkäufers, eines Hundetrainers und eines Gutachters, die allesamt versichert haben bzw. zur Einschätzung kamen, dass die Eltern der Hunde aus einem Mix gesetzeskonformer Rassen und einem braunen Labrador-Retriever bestehen, standen der Aussage eines einzigen Tierarztes gegenüber, der eine Verbotsrasse erkannt haben will. Das Gericht entschied, dass die Besitzer keine "ausreichende Dokumentation" wie etwa einen Stammbaum haben vorlegen können. Frigg und Marley wurden eingeschläfert.

Danmarks Radio, 07.11.2017: Hundeejer efter højesteretsdom om aflivning: Man føler sig magtesløs og fortvivlet (Hundebesitzer nach höchstrichterlichem Urteil: Man fühlt sich machtlos und verzweifelt) https://www.dr.dk/nyheder/indland/hunde ... fortvivlet

2) Der Hund gerät in einen Streit mit einem Artgenossen, der mit einer Wunde endet

Wie schnell das am Strand oder beim Freilauf im Hundewald passieren kann, zeigt das Beispiel des Weimaraners Cato, der am Strand mit seinen Besitzern Stöckchen gespielt hat, als zwei Hunde auf ihn zuliefen und das Stöckchen erobern wollten. Es kam zu einer Auseinandersetzung um das Stöckchen, wobei einer der Hunde eine Risswunde erlitt. Daraufhin wurde Cato beschlagnahmt und nach zwei Monaten auf Anordnung der Polizei getötet. Die Besitzer durften nicht dabei sein und bekamen den toten Hund von drei Beamten in einer Mülltüte in einem Pappkarton vor die Tür gestellt.

B.T. Nyheder, 13.09.2019: Cato er aflivet: Politiet kom med ham i en plasticpose(Cato wurde eingeschläfert - die Polizei brachte ihn in einer Plastiktüte) https://www.bt.dk/krimi/cato-er-aflivet ... lasticpose

Allein bis Dezember 2016 wurden seit Inkrafttreten des umstrittenen Hundegesetzes im Jahr 2010 mehr als 1.000 Hunde in Dänemark auf Anordnung der Behörden eingeschläfert, weil die Besitzer entweder den Nachweis nicht führen konnten, dass es sich um keine verbotene Rasse oder einer Kreuzung daraus handelt oder weil die Hunde Artgenossen oder Menschen verletzt haben, wobei selbst Bagatellverletzungen wie durch Weimaraner Cato mit der Todesstrafe geahndet wurden.

TV2 Nyheder, 03.12.2016: Danskerne vil have ændret hundeloven - og støtter licens til ejerne (Dänen wollen Änderung des Hundegesetzes - und setzen auf den Hundeführerschein) https://nyheder.tv2.dk/samfund/2016-12- ... til-ejerne

Einer Umfrage in dem Artikel zufolge sind 71% der Dänen für eine Änderung des Hundegesetzes. Für eine Einführung des Hundeführerscheins sind 84%.

Legt man diese Zahlen zugrunde, ist Dänemark ein hundefreundliches Land - es hat nur ein grottenschlechtes Hundegesetz, das Tausendfach unnötiges Leid über Mensch und Tier gebracht hat.

Die Ausführungen von Esmark, dass das dänische Hundegesetz in "internationalen Medien nicht immer ganz korrekt diskutiert" wird, ist reichlich beschönigend, wenn man die dänischen Medien bzw. die offiziellen Angaben des verantwortlichen Ministeriums lesen kann und dies auch tut. Immerhin weist Esmark darauf hin, bei einer nicht zweifelsfrei zu bestimmenden Rasse immer "die Ausweispapiere deines Hundes bezüglich seiner Rasse dabei zu haben" - was bei einem papierlosen Tierschutzmischling unmöglich ist.

Immerhin ein Lichtblick wenigstens für Touristen:

2017 gab es eine Meldung der Regierung Lars Løkke Rasmussen III (2016-2019) vom 09.11.2017, dass das dänische Parlament einer Änderung des Hundegesetzes zugestimmt habe, nach der Hunde der Verbotsrassen von Ausländern nicht mehr zwangsläufig von der Tötung betroffen sein sollen.
Aufhänger für den von Minister Esben Lunde Larsen eingebrachten Vorschlag für eine Gesetzesänderung war der Hund "A-Iceberg" eines Italieners, der diesen in Unkenntnis darüber mitgebracht hatte, dass es sich um eine in Dänemark verbotene Rasse handelt.

Mit der Gesetzesänderung ist die Polizei nicht mehr zwangsläufig daran gebunden, den Hund einschläfern zu lassen, sondern kann in einer Ermessensentscheidung anordnen, dass ein nicht gesetzeskonformer, ausländischer Hund quasi in sein Heimatland abgeschoben werden darf. Bis zur endgültgen Entscheidung kann sie den Hund aber weiterhin beschlagnahmen. Nachdem "A-Iceberg" im Sommer konfisziert wurde, wurde seine Ausreise nach Italien im November 2017 gebilligt.

Regeringen, Miljø- og Fødevareministeriet , 09.11.2017: Hundeloven: Forbudte udenlandske hunde undgår aflivning (Hundegesetz: Verbotene ausländische Hunde von Tötung verschont) https://www.regeringen.dk/nyheder/2017/ ... aflivning/

Ob die Amnestie auch für vom Beisserei-Paragrafen betroffene Hunde gilt, steht dort nicht.

Wir hoffen, dass die Info eine Orientierung für eine kompetente Entscheidung bietet - kommt halt drauf an, wie risikofreudig man die Sache angeht.

PS: Die Hunde allein im Ferienhaus zu lassen, ist bei den meisten Anbietern nicht gern gesehen (Mietbedingungen und Infos zur Mitnahmenvon Haustieren beachten). Und selbst wenn Endreinigung gebucht ist, deckt diese in der Regel nicht das Entfernen der Hundehaare. Und was uns bei Esmark noch aufgefallen ist: Sie bewerben "Eine Gassirunde im Wald, das Toben über Wiesen und durch die schöne Heidelandschaft oder das Baden im Meer, freut deinen tierischen Begleiter jeden Tag aufs Neue im Urlaub!". Sofern ein Hund an der Leine über Wiesen und durch die schöne Heidelandschaft "toben" kann - auch dort gilt ganzjährig Leinenpflicht! Ausgenommen sind lediglich der Strand vom 01.10. - 31.03. und die extra eingerichteten Hundewälder - die aber ganzjährig.

Naturstyrelsen: Naturen må gerne betrædes – men træd varsomt https://naturstyrelsen.dk/media/279416/ ... mt_web.pdf

Das bedeutet trotzdem dann immer noch wesentlich mehr Freiheit für den Hund als in den meisten vergleichbaren Küstenorten in Deutschland.
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25örefan
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Re: Urlaub mit Hund im Dezember 2020.

Beitrag von 25örefan »

@ DjM
Treffsicher zusammengestellt👍
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H. C. Andersen

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