Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
goertzie
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von goertzie »

steelfarmer hat geschrieben: 21.03.2023, 07:19
NTC hat geschrieben: 21.03.2023, 00:46 Puh, man könnte meinen einige haben nichts besseres zu tun, als hier zu schreiben. Ich muss zugeben, dass ich das nicht alles lesen werde. Aber wenn ich nur die Textlängen anschaue…. das wird mir dann irgendwie doch zu anstrengend.
👍
Unglaublich was hier für ein krampfhafter Überzeugungswahn herrscht. Vielleicht sollten die Mitteleuropäer einfach auch mal andere Meinungen akzeptieren.
Frage mich ob man hier im Forum einzelne Threats auf eine „ignorieren“ Liste stellen kann.
Danke!
Viele Grüße
Petra
Hendrik77
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Hendrik77 »

Man kann einzeln User*innen auf ignorieren stellen und keiner ist verpflichtet sich hier im Thread zu beteiligen oder jeden Beitrag vollständig zu lesen. Mir sind Beiträge mit Quellenangaben und klarer Argumentation lieber wie jemand der die Schließung des Threads vorschlägt und das obwohl es u.a. in meinen Beiträgen ganz klar um Wölfe in Dänemark geht.
Ich finde es jedenfalls nicht verkehrt das seit Jahren eine Strategie gibt was den Umgang mit Wölfen angeht.
https://mst.dk/natur-vand/natur/artslek ... tedyr/ulv/
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dina
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von dina »

Ich bedanke mich nochmals bei "Die jungen Mitteleuropäer" für die fundierten, gut belegten Beiträge zum Thema Wolf.
Es ist nach wie vor erschreckend, wie die Landwirtschafts-und Jägerlobby mit Angst Meinungsmache betreibt.
Allerdings auch nicht verwunderlich, wenn man weiss aus welcher Ecke viele Politiker kommen hier in Jylland und welches Segment sie ansprechen.
gerdson
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von gerdson »

Nå, jetzt wird man auch noch in die rechtspopulistische Ecke gestellt? :roll:

Ich halte es auch nicht für erforderlich den Thread zu sperren, obwohl es hier seitenlang genau nicht um den Wolf geht, sondern die gepflegten Vorurteile, die sich hier einige zum Thema Jagd und Jäger aufgebaut haben. Und Landwirte sind eh alles Schweine, äh ich meine viele von Ihnen halten Schweine. :wink:
dina
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von dina »

gerdson hat geschrieben: 21.03.2023, 20:14 Nå, jetzt wird man auch noch in die rechtspopulistische Ecke gestellt? :roll:

Von rechtspopulistisch habe ich nun wirklich nichts geschrieben, obwohl sich auch diese gerne da populistisch dranhängen wie hier DF
Ich meinte die Verbindung von Venstre, Landwirtschaftslobby und Jägern.
EP ist da ein gutes Beispiel, er sitzt ja als Nachnachrücker nun doch noch in Brüssel, sein einziges Thema im EU-Wahlkampf war der Wolf. Beruflich ist er ansonsten Schreiberling der Landwirte
Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Schafsleid - und das Schweigen der Wolfsgegner

Zwei Meldungen aus Dänemark gab es diese Woche über das Leiden von Schafen, für die kein Jäger nach sofortigen Konsequenzen ruft. Man könnte meinen, dass Schafsleid, das menschen- und nicht wolfsgemacht ist, schlicht nicht von Interesse ist. Es geht da wohl eben nicht darum, Schafen allgemein Leid zu ersparen, sondern Wölfe zu bejagen.

Der erste Fall befasst sich mit einem bekannten Phänomen - Schafe haben im Frühjahr zu viel Wolle, denn der Fellwechsel wurde ihnen einst weggezüchtet. Sind die Schafe dann auch noch trächtig, können sie sich bei dem Versuch, Juckreiz mit Wälzen zu lindern, festlegen. Wenn dann niemand zur Stelle ist, um die Schafe wieder "hochzuschubsen", sterben sie einen langsamen, über Stunden dauernden qualvollen Tod.

Ein Schafhalter aus Agerskov hat gegenüber TV2 berichtet, dass er im Jahr zuvor acht Schafe auf diese Weise verloren hat.
Das passiert in jedem Frühjahr. Die Schafe sind so dick, dass eine kleine Vertiefung ausreicht, um jeden Versuch des Aufstehens zu verunmöglichen. [...]. Wenn sie dann da liegen, drückt der Magen auf die Lunge. Nach sieben oder acht Stunden bekommen sie dann einfach keine Luft mehr. [...]."

TV2 Nyheder, 19.03.2023: Det er sæson for fede får, der vælter – fåreavlers idé redder dem fra at dø på marken https://nyheder.tv2.dk/lokalt/2023-03-1 ... at-doe-paa
25 Schafen musste er im vergangenen Jahr hochhelfen, acht starben durch Festliegen. In diesem Jahr ist bislang keines gestorben, nur zwei mussten aufgerichtet werden. Der Schäfer hat sich entschieden, das Risiko zu minimieren, indem er seine Schafe zweimal statt wie gewöhnlich einmal im Jahr schert, so dass sie nach der zweiten Schur im August im folgenden Frühjahr nicht ganz so viel Wolle mit sich rumschleppen müssen. Die Zahlen sprächen dafür, dass das hilfreich sei, allerdings habe es auch wenig Schnee gegeben, welcher die Situation sonst auch verschärfe.

Dieser Schäfer zeigt also Verantwortung für seine Tiere. Da Schafe sonst aber für gewöhnlich nur einmal im Frühjahr geschoren werden, bleibt das Problem bei der Schafhaltung allgemein. Um die Schafe zuverlässig schützen zu können, käme natürlich wieder die Behirtung ins Spiel, denn gerade in menschenleeren Gebieten sind nicht immer Spaziergänger zur Stelle, die den Tierhalter benachrichtigen können bzw. ggf. selbst Schafe "schubsen".

Und dann gibt es noch ein neues Phänomen: Schafbeweidung als "Dienstleistung" in den zunehmenden Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen.

Auf Lolland (Rødby Fjord) hat dieses Konzept schreckliches Tierleid ausgelöst. Am 25. Februar sei der Tierschutz Dyrenes Beskyttelse zu einem Einsatz gerufen worden, weil sich ein Schaf in Stacheldraht verfangen hatte. Das Schaf wurde freigeschnitten, musste aber aufgrund der Schwere der Stacheldrahtverletzungen getötet werden. Aufgrund des abgemagerten Zustands des Tieres und offensichtlicher Futterknappheit auf dem völlig abgegrasten Areal warfen die Tierretter einen näheren Blick auf das Solarfeld. Zusammen mit der Polizei und einer Tierärztin wurde festgestellt, dass sämtliche untersuchten Schafe stark abgemagert waren. Zwei waren bereits während des Geburtsvorgangs gestorben, während ein weiteres noch beim Ablammen eines jedoch auch bereits verstorbenen Lämmchens war. Auch das Muttertier musste darauf eingeschläfert werden. Auf dem Areal habe es weder Futter noch Zugang zu Wasser gegeben. Der Eigner der Fläche, ein Landwirt, gab an, die Beweidung einer Firma übertragen zu haben, die Schafsbeweidung als Dienstleistung anbietet. Die schockierte Tierärztin sagte:
"Besonders die toten Muttertiere, die einfach zu entkräftet für die Geburt waren und die Gleichgültigkeit, mit der die Schafe hier sich selbst überlassen worden sind, waren das Schlimmste. Der Tierhalter hat mit der Graspflege Geld verdient, sich aber über einen längeren Zeitraum nicht um ausreichend Futter und Wasser für die zum Teil trächtigen Schafe gekümmert."

TV2 Nyheder, 24.03.2023: Døde og udsultede får fundet i solcellepark https://nyheder.tv2.dk/lokalt/2023-03-2 ... lcellepark
Mit dem Boom von Solarparks ist die Beweidung solcher Flächen als Dienstleistung populär geworden. Die betreffende Firma wurde kontaktiert, und einen Tag später seien die Schafe mit Futter und einem Maurerkübel Wasser versorgt worden. Für einen Teil der Schafe kam die Hilfe aber zu spät - gleich mehrere verstarben in der darauffolgenden Woche. Polizei und Tierschutz waren wieder vor Ort, und es wurde die Verbringung der restlichen Überlebenden in einen Stall angeordnet. Weil das "Naturpflege"-Unternehmen diese Auflage nicht erfüllen konnte, landete auch der letzte überlebende Rest der Schafe beim Schlachter.

Die Tierärztin sagte:
"Hätte man einfach nur regelmäßig nach den Tieren gesehen, sie mit Futter und Wasser versorgt und den Muttertieren geholfen, die unter Geburtsproblemen litten, wäre das hier alles nicht passiert. Es wäre so leicht gewesen, das zu verhindern, wäre man verantwortungsvoll damit umgegangen."

TV2 Nyheder, 24.03.2023: Døde og udsultede får fundet i solcellepark https://nyheder.tv2.dk/lokalt/2023-03-2 ... lcellepark
Die Tierärztin bezeichnet das Geschehen als " en rigtig lortehistorie".

Hätte sich ein Wolf an den erschöpften und ausgehungerten Tieren gütlich getan, hätte es sicherlich einen großen Aufschrei gegeben. Und das schwerst verletzte Schaf im Stacheldraht könnte natürlich auch zu denken geben, ob der vielseits eingesetzte und überall übliche Stacheldraht vielleicht nicht die tierfreundlichste aller Zaunlösungen darstellt - Wolf hin oder her.
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von gerdson »

Bin schon gespannt, wofür wir hier bald noch so alles verantwortlich gemacht werden. Unglück gibt's in der Welt ja genug...

"Wolfsgegner" ist im übrigen irreführend. Ich mag Wölfe, sogar außerordentlich gerne (allerdings nicht essen - nur um auch diesen möglichen Vorwurf von vorneherein zu kontern). Das gilt für praktisch jegliche Form tierischen Lebens, ob wild oder domestiziert.

In Niedersachsen:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... 12038.html
Tja, selbst schuld wer die Stalltür nicht schliesst, nicht wahr...

Bemerkenswert auch die Überschrift hier:
"Wolf greift Pferd an - Besitzer schweigen aus Angst vor Shitstorm "
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Wol ... 41090.html

Empathielosigkeit gegenüber betroffenen Tierhaltern haben wir hier ja nun auch schon zur Genüge erlebt. :(

Wir koennen in Daenemark natuerlich auch so lange warten, bis die Stimmung so wird wie am Ende dieses Artikels geschildert wird
https://www.natuerlich-jagd.de/news/wol ... berbayern/
Wie es um die Stimmung in der Region bestellt ist, lässt sich ebenfalls im Merkur nachlesen: Nicht nur der Landrat und die Mehrheiten von CSU und Freien Wählern in den kommunalen Gremien fordern eine Bestandsregulierung. Sogar die Sprecherin der Grünen-Kreistagsfraktion findet, dass „sich die Politik in Land, Bund und EU bewegen“ müsse in der Wolfsfrage. „Wir können nicht unsere gesamte kleinbäuerliche Landwirtschaft dafür opfern,“ sagt die Politikerin und erinnert an die Bestandsregulierung im EU-Land Schweden.
Hendrik77
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Hendrik77 »

@gerdson
Wen genau meinst Du denn mit wir im 1. Satz deines letzten Beitrages?
Überschriften u.a. für TV Beiträge werden nicht von Wölfen gemacht und das es beim Thema Hardliner auf beiden Seiten gibt ist jetzt nichts Neues, Deswegen schießt nicht jeder Jäger illegal Wölfe und nicht jeder Befürworter ist ein realitätsferner Romantiker.
Ein undifferenzierter Vorwurf der fehlenden Empathie gegenüber betroffenen Tierhaltern hilft bei Versachlichung einer Diskussion / einem Meinungsaustausch jetzt auch nicht weiter. Ob und ggf. welche Unterschiede in Dänemark bei der finanziellen Entschädigung gemacht wird je nachdem welches Tier betroffen ist kann ich spontan nicht sagen,
Ich sehe kein direkten Zusammenhang zwischen einem aktuellen Stimmungsbild aufgenommen von natuerlich-jagd,de in Bayern und der Gefahr das diese auch in Dänemark aufkommt.
In Dänemark gibt es eine landesweite Strategie im Umgang mit dem Wolf und welche konkrete Kritik gibt es hier denn ggf. daran?
Med venlig hilsen
Hendrik77
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dina
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von dina »

Hendrik77 hat geschrieben: 27.03.2023, 20:02 @gerdson
Wen genau meinst Du denn mit wir im 1. Satz deines letzten Beitrages?
Überschriften u.a. für TV Beiträge werden nicht von Wölfen gemacht und das es beim Thema Hardliner auf beiden Seiten gibt ist jetzt nichts Neues, Deswegen schießt nicht jeder Jäger illegal Wölfe und nicht jeder Befürworter ist ein realitätsferner Romantiker.
Ein undifferenzierter Vorwurf der fehlenden Empathie gegenüber betroffenen Tierhaltern hilft bei Versachlichung einer Diskussion / einem Meinungsaustausch jetzt auch nicht weiter. Ob und ggf. welche Unterschiede in Dänemark bei der finanziellen Entschädigung gemacht wird je nachdem welches Tier betroffen ist kann ich spontan nicht sagen,
Ich sehe kein direkten Zusammenhang zwischen einem aktuellen Stimmungsbild aufgenommen von natuerlich-jagd,de in Bayern und der Gefahr das diese auch in Dänemark aufkommt.
In Dänemark gibt es eine landesweite Strategie im Umgang mit dem Wolf und welche konkrete Kritik gibt es hier denn ggf. daran?

Med venlig hilsen
Hendrik77
Hendrik, würdest du dich etwas intensiver damit beschäftigen und in Vestjylland, umgeben von Wolfsgegnern, um die Ecke von EP und Wolfskiller Troldtoft im Wolfs-Bermudadreieck leben, dann wüsstest du welche konkrete Kritik es da gibt, welche Methoden angewandt welche Argumente angewandt und welcjhe Vorurteile bedient werden.
In Odense gibt es sicher andere Themen die wichtiger sind, wie z.B. das Dach vom neuen OUH :mrgreen:
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Hendrik77 »

Das es in Dänemark auch Kritiker was die angewandte Strategie gibt ist mir schon klar, aber scheinbar sind diese nicht in der Mehrheit, denn ansonsten hätte sich da sich diese ja ggf. schon geändert. Wölfe wurden ja auch nicht nur in Jütland gesichtet bzw. nachgewiesen.
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Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

dina hat geschrieben:[...] dann wüsstest du welche konkrete Kritik es da gibt, welche Methoden angewandt welche Argumente angewandt und welcjhe Vorurteile bedient werden.
Zumindest da scheint sich die einschlägige dänische Szene nicht von der deutschen zu unterscheiden.

Und immer wieder wird aus Jagdmedien zitiert, gern aus deutschen (manchen fehlt vermutlich der Zugang zu dänischen Quellen oder es hapert schlicht mit der Sprache). Und wenn es sich nicht um Jagdmedien handelt, dann wird die faz verlinkt und als "objektiv" gefeiert - wo eine Ballettkritikerin den Abschuss von Wölfen fordert... Am Ende kam der "Input" dazu ganz offensichtlich aus der Jagdszene.

Wer in naher Vergangenheit mal etwas von einem sich über Jahre gedemütigt fühlenden Ballettmeister gehört hat, der einer Kritikerin der faz Hundekot in's Gesicht geschmiert hat, der ist bei derselben Journalistin, die in dem von gerdson verlinkten faz-Artikel den Wissenschaftler Kotrschal als "Wolfsschmuser" herabgewürdigt und mit Verweis auf die Praxis in Schweden die Bejagung von Wölfen gefordert hat.¹

Die unappetitliche Hundekotattacke des entgleisten Ballettmeisters stand offensichtlich am Ende einer "jahrelangen Vernichtungskritik" durch die faz-Autorin, wie er dem NDR sagte.² Auch in einem anderen Fall, der mit der (nachträglich für unrechtmäßig erklärten) Kündigung der Intendantin des Wuppertaler Tanztheaters endete, sah der Weser-Kurier eine Beteiligung der faz-Autorin und schrieb von dem Geruch "einer Kampagne mit planvoll gestreuten Interna und Verleumdungen"³.

Wie die Dame offenbar zu den Wölfen kam, ist der Website des Landesjagdverbands Rheinland-Pfalz zu entnehmen, mit dessen Leiter der Landesjagdschule sie die faz-Kolumne "Wildwechsel" zu Jagdthemen geschrieben hat. Dieser habe sie auch für einen Essay über den Wolf an Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel verwiesen.⁴

Über jenen wiederum schrieb der inzwischen verstorbene Jagd- und Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky in seinem Blog am 24.08.2017: "Ansichten eines Professors zum Wolf":
Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel hat für den Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband e. V. und den Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in Westfalen-Lippe e. V. eine gutachtliche Stellungnahme zum Wolf in der Kulturlandschaft Deutschlands verfasst. [...] Das wissenschaftliche Arbeitsfeld des Professors für Zoologie war die „Embryonalentwicklung und Geschlechtsentwicklung verschiedener mariner wirbelloser Tiere“. Zwanzig Jahre lang war er Leiter einer Hochwildhegegemeinschaft und ebenso lange Pächter eines Hochwildreviers, zudem war er Vizepräsident des Landesjagdverbands Brandenburg. [...] Eine fachliche Kompetenz in Wolfsfragen lässt sich aus diesen Lebensdaten nicht erkennen.

Ulrich Wotschikowsky, Wolfsite - Wölfe in Deutschland, 24.08.2017: Ansichten eines Professors zum Wolf http://woelfeindeutschland.de/ansichten-eines-professors-zum-wolf/
Bemerkenswert ist aber, wo er sich positioniert – nämlich im Kreis ausgewiesener Wolfsgegner, an ihrer Spitze Prof. Michael Stubbe. Zu diesem Kreis zählen auch Kaj Granlund, Verfasser von „Das Europa der Wölfe“ (ein unsägliches Buch in meiner persönlichen Einschätzung), und der kanadische Professor Valerius Geist (79), ein Huftierökologe von weltweit anerkannter Reputation – aber mitnichten ein „anerkannter Wolfsforscher“, wie er von Pfannenstiel genannt wird. Die Leute um Prof. Stubbe sind insbesondere durch ihre Anstrengungen bekannt geworden, die Wölfe in Mitteleuropa allesamt zu Wolf-Hund-Hybriden zu erklären. In der Fachwelt werden sie nicht ernst genommen.

Ulrich Wotschikowsky, Wolfsite - Wölfe in Deutschland, 24.08.2017: Ansichten eines Professors zum Wolf http://woelfeindeutschland.de/ansichten-eines-professors-zum-wolf/
Und diese Vorgehensweie mag manchem Forum-Teilnehmer vielleicht bekannt vorkommen:
Das größte Ärgernis ist aber Pfannenstiels oberflächlicher Umgang mit Daten und Fakten. Da finden sich reihenweise pauschale Behauptungen ohne Quellenangaben, unkritisch aus Medien (besonders aus Jagdzeitschriften) übernommene Ansichten und Eindrücke.

Ulrich Wotschikowsky, Wolfsite - Wölfe in Deutschland, 24.08.2017: Ansichten eines Professors zum Wolf http://woelfeindeutschland.de/ansichten-eines-professors-zum-wolf/
Pauschale Behauptungen besonders aus Jagdzeitschriften - so schließt sich der Kreis.

Und - soll man die Wölfe nun wie in Schweden schießen, wie von der faz-Ballettkritikerin gefordert? DR beantwortet die Frage auf einem Ausflug ins Wolfsgebiet bei Ulfborg in einem Interview von Albert Linus Frederiksen mit Kent Olsen vom Naturhistorisk Museum in Aarhus. Spoiler: Der Wolf spaltet die Gemüter vor allem aus einem "mangel på information". Eine Bejagung wie in Schweden ist für eine "fagperson faglig ikke tilstrækkeligt funderet", also für Fachleute fachlich nicht hinreichend begründet.

DR, 04.03.23: P3 Essensen: Skal vi skyde vores ulve, ligesom de gør i Sverige? https://www.dr.dk/drtv/episode/p3-essen ... ige_373358



Quellen:
¹ faz, 18.03.2023: Die mit dem Wolf schmusen https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 84178.html
² NDR, 14.02.2023: Nach Attacke mit Hundekot: Marco Goecke rudert zurück https://www.ndr.de/kultur/buehne/Nach-A ... ke130.html
³ Weser-Kurier, 09.07.2018: Scharmützel um das Erbe von Pina Bausch https://www.weser-kurier.de/bremen/kult ... 47242.html
Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V.: Auf Entdeckungstour - Die Serie „Wildwechsel“ in der Frankfurter Allgemeine Zeitung https://ljv-rlp.de/presse-und-service/f ... ldwechsel/
gerdson
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von gerdson »

Mein Beitrag bezog sich darauf dass Jäger neuerdings mindestens moralisch in Mithaftung genommen werden, wenn es irgendwo zur Vernachlässigung von Weidetieren kommt, auch wenn das mit dem Wolf nix zu tun hat. "Whataboutismus" ist ja ohnehin die bevorzugte dialektische Masche unserer jungen Mitteleuropäer.

Witzig ist es auch mir "einseitige Quellenauswahl" vorzuwerfen, wenn man sich selbst offensichtlich in einer Blase bewegt, bzw. Informationen die einem nicht ins Konzept passen einfach ausblendet - siehe das Schicksal betroffener Tierhalter, über die dann bestenfalls Häme ausgegossen wird.

Zu den in meinem Zitat genannten Zuständen - vor 5 Jahren war die Situation in Bayern auch noch nicht so wie sie jetzt ist. Nur gewarnt worden davor ist bereits - wurde aber alles in den Wind geschlagen.

Wölfe sind ein wunderbarer Bestandteil der Natur. Sollen sie auch bleiben - aber in einer dichtbesiedelten Kulturlandschaft wie der unseren wird das nicht ohne Regulierung des Bestandes gehen. Selbstauferlegte Geburtenkontrolle gibt es nur bei Menschen.
Hendrik77
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Hendrik77 »

gerdson hat geschrieben: 28.03.2023, 18:58 aber in einer dichtbesiedelten Kulturlandschaft wie der unseren wird das nicht ohne Regulierung des Bestandes gehen.
Für auffällige Wölfe gibt es schon seit Jahren die Möglichkeit des Abschusses. https://mst.dk/natur-vand/natur/artslek ... ng-af-ulv/ Ich sehe kein Grund warum es in absehbarer Zeit zu einer permanenten Regulierung aller Wölfe in Dänemark kommen sollte.
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Hendrik77
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Erschreckend ist, wenn insbesondere Jäger nicht einmal über das Biologie-Schul-Basiswissen wie z. B. die Lotka Volterra Regeln verfügen. Hier mal ganz einfach erklärt:
Die erste Regel sagt, dass die Populationsgrößen von Räubern und Beute periodisch und phasenverzögert schwanken. Nach der zweiten Regel bleiben die durchschnittlichen Populationsgrößen von Räubern und Beute über einen langen Zeitraum betrachtet konstant. Die dritte Regel beschreibt, was geschieht, wenn beide Populationen, z. B. durch einen Brand, im selben Verhältnis dezimiert werden. Dann erholt sich die Beutepopulation schneller als die der Räuber.

Studyflix, Räuber-Beute-Beziehung https://studyflix.de/biologie/raeuber-b ... ehung-2467
Konkret auf Wölfe angewendet, bedeutet das:
Einhergehend mit der Territoriumsgröße schwankt auch die Populationsdichte der Wölfe je nach Lebensraum und Nahrungsangebot erheblich. [...] In vom Menschen unbeeinflussten Wolfspopulationen wird die Populationsdichte nahezu ausschließlich von der Menge der verfügbaren Beutetierbiomasse bzw. Beutetierdichte bestimmt. Änderungen der Beutetierdichte bewirken über eine entsprechende Änderung der Reproduktions- und Sterblichkeitsrate sowie der Zu- und Abwanderungsrate, letztlich eine Anpassung der Wolfspopulationsdichte an die natürlichen Gegebenheiten. [...] Bei Nahrungsknappheit verringern große Rudel ihre Individuenzahl. Das geschieht dadurch, dass weniger Welpen geboren werden und die Jungwölfe früher abwandern. Auch die Mortalitätsrate, insbesondere die der Welpen, steigt dann an. [...] Erst nachdem alle geeigneten Gebiete von Wölfen besetzt worden waren,sank die Überlebensrate sowohl der Welpen, als auch der erwachsenen Wölfe.

Bundesamt für Naturschutz, I. Reinhardt, G. Kluth: Leben mit Wölfen Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland, BfN-Skript 201, 2007, Seite 18, 20 https://www.bfn.de/sites/default/files/ ... ipt201.pdf
Es ist allgemeiner aktueller Wissenstand, dass sich die Wolfsdichte einer Region ganz eng dem Nahrungsangebot anpasst. [...] Eine Regulierung der Wolfsbestände seitens des Menschen ist somit aktuell nicht erforderlich, der vernünftige Grund zum Töten m. E. nicht gegeben.

Birgit Mennerich-Bunge: Eine amtstierärztliche Sicht auf die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland, Vetimpulse, Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 23. Jahrgang – 4 / 2016, Seite 226 https://www.vetimpulse.de/fileadmin/use ... Wolfes.pdf
Es ist anmaßend und entbehrt jeglichem Wissen über die Evolution, wenn sich eine besondere Spezies Mensch für unverzichtbar als "Regulator" in der Entwicklungsgeschichte unseres Planeten und seiner Ökosysteme hält. Das Leben auf der Erde entwickelte sich vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren; die des Menschen gerade einmal vor sechs Millionen Jahren. Auf einen Tag umgerechnet, trat der Vormensch erst um 23:57 Uhr und der Homo Sapiens sogar erst um 23:59 und 56 Sekunden auf den Plan. Und was hat der Mensch in wenigen Millisekunden geschafft?
Bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten sterben derzeit aus - pro Tag. Viel mehr, als sich durch natürliche Evolution erklären lässt. Jagd, Wilderei oder knapper Lebensraum: Die Gründe für das Artensterben sind vielfältig.

ard alpha, 16.08.2022: Ursachen des Artensterbens: Kein Platz, keine Potenz https://www.ardalpha.de/wissen/natur/ti ... e-100.html
Den sowohl in Dänemark als auch in Deutschland regelmäßigen Jagdunfälle, Femizide mit Jagdwaffen oder wie gerade in Hamburg Amokläufe mit Legalwaffen, die für eine stete Anzahl von toten und verletzten Menschen sorgen, steht der Wolf seit seiner Rückkehr vor mehr als 20 Jahren mit NULL Verletzten und NULL Toten gegenüber. Wenn also irgendetwas nicht mehr in unsere "dichtbesiedelte Kulturandschaft" passt, dann ist es die Hobbyjagd, die nichts, aber auch gar nichts dazugelernt hat und sich jeglichen modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen verweigert.

Wie das abläuft, kann sich jeder in einschlägigen Youtube-Videos ansehen, z. B. aus Westjütland:

Højhus Jagt Film: Vestjysk Drivjagt Part 1 (2022).

Da wird die Kamera auf die Waffe gesetzt und ungeniert mitgefilmt, wie ein Tier nach dem anderen abgeknallt wird, egal, ob jetzt Reh, Hirsch oder eben eine Schnepfe in der Luft. Der Akt des Tötens bzw. Zufügen schwerster Verletzungen wird genüsslich in Slow-Motion wiederholt. Der Jagdhund zerrt wie wild an dem noch lebenden Reh, dessen Vorderlauf durch das Jagdeschoss zerfetzt worden ist (Minute 3:30). Über schlimmere Fälle, wie den missglückten Treffer auf die Hirschkuh, die erst dreieinhalb Stunden nach dem "hässlichen" Schuss bei einer Nachsuche gefunden wurde, wird nur der Text eingeblendet. Und Teil 2:
"Konstant wird geschossen. Es war die Rede von 190 Schüssen an diesem Tag".

Youtube, Youtube, Højhus Jagt Film: Vestjysk Drivjagt Part 2 (2022)
gerdson
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Re: Wolfshysterie bekommt neue Nahrung ?

Beitrag von gerdson »

Man muss nicht nur Fetzen fremder Publikationen posten, sondern sie auch interpretieren und verstehen. :wink:

Natürlich schwankt die Population mit dem Nahrungsangebot. Nun weiss ich nicht, wann Du selbst das letzte Mal wirklich Hunger verspürt hast, aber bevor man sich als Wolf freiwillig in sein Schicksal fügt und elendig und einsam am Hunger stirbt, sieht man sich schon noch mal nach anderen geeigneten Nahrungsquellen um. Deine Zitat nennen selbst die Stichwörter "phasenverzögert" und "letztlich", was glaubst Du eigentlich was zwischendurch passiert? Bevor ein Rudel oder einzelne Tiere ihr Bündel schnüren und weiterziehen, sehen sie sich erstmal lokal nach anderer Beute um. Kühe, Pferde, von Schutzhunden bewachte Schafsherden, das haben wir doch alles schon.

Würden Wölfe ausschließlich Wild reißen, hätten wir große Teile der Diskussion überhaupt nicht, dann müssten sich die Jäger in der Tat damit abfinden, dass ihn ein neuer Konkurrent um das durchaus wohlschmeckende Fleisch des Wildes erwachsen ist. Tun die Wölfe aber nicht, und der Irrglaube, bei stark ansteigender Population müsste man nur genügend Zäune ziehen, führt lediglich dazu dass hierdurch unwirtschaftliche Bewirtschaftungen wie die Schafhaltung ganz aufgegeben, und andere Nutztiere dann eben ausschließlich im Stall gehalten werden - ohne jeglichen Auslauf, tierungerechter geht es dann kaum. Wirklich wolfssichere Einhegungen kann man übrigens im Zoo jeder mittleren Großstadt in Augenschein nehmen. Sowas baut man nicht mal schnell für ein paar Tage auf.

Deine weiteren Enlassungen fallen wieder komplett unter das Thema "what about"...