Møn: Insulaner gegen Milliardär

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Die jungen Mitteleuropäer
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Møn: Insulaner gegen Milliardär

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Wie wir ja schon mehrfach lesen konnten, sind auch in Dänemark touristische Großprojekte nicht unumstritten.

Auf der Insel Møn will ein Milliardär auf einem 20ha großen ehemaligen Hofgelände 200 Ferienwohnungen bauen.
Während die Gemeinde mit dem Vorhaben flirtet, haben bereits 2000 Bürger ihre Unterschrift dagegen geleistet.
Mehr als 2000 Einwohner unterstützen eine Initiative gegen ein geplantes touristisches Großprojekt auf Møn. Jetzt liegt die Entscheidung bei der Kommune, ob etwas daraus wird. Auf Møn soll auf 20 ha einer Resthoffläche zukünftig 200 neue Fereinwohnungen entstehen, wenn es nach dem dänischen Milliardär John Bengt Møller geht. Der plant nämlich, 1,5 Milliarden in Ferienparks in ganz Dänemark zu investieren, u. a. auf der Insel Møn. Aber nicht alle Inselbewohner sind von dem Plan begeistert. Der Verein Hjelm Bugts Venner [Freunde der Hjelm Bucht] verbreitet derzeit Møn-weit die Botschaft "Touristen - ja gerne - Ferienfabriken - nein Danke".

TV2 Nyheder, 21.08.2021: Tusinder skriver under mod milliardærs kæmpeplaner på Møn https://nyheder.tv2.dk/samfund/2021-08- ... r-paa-moen
Der in Monaco lebende milliardenschwere Immobilieninvestor hält den Vorwurf der "Ferienfabrik" für nicht gerechtfertigt und betrachtet den Widerstand auf Møn als eine Form des Jantelovs - das Gesetz von Jante,* das seiner Meinung nach heute immer noch herrscht - wie damals, als er selbst noch in Dänemark lebte.

Der Vorsitzende der Bürgerinitiative dagegen ist der Meinung, dass eine "Dubai-Ferienpark-Luxus-Anlage" für Møn unpassend ist und wirft dem Großinvestor vor, sich nicht in die Seele der Insel hineinversetzen zu können. Für den ist es nach eigenen Angaben jedoch völlig okay, wenn nicht alle Insulaner das Großprojekt begrüßen, ihm sei es stattdessen wichtig, dass die Vordingborg Kommune sein Bauvorhaben genehmigt.

Beim Bürgermeister der Vordingborg Kommune stösst der Milliardär damit auf offene Ohren, denn der sieht das Großprojekt als Chance für die touristische Weiterentwicklung der Insel Møn, da diese an Einwohner- und Arbeitsplatzschwund leiden würde: Es könnte genau das sein, was Møn jetzt brauche. In dem Entwurf seien "einige richtig gute Ideen" enthalten, auch wenn er die Sorgen der Einwohner verstehe, was zum Beispiel die Zunahme des Verkehrs betreffe. Der Großinvestor fährt jetzt eine Werbekampagne für sein Projekt, u.a. mit Anzeigen in verschiedenen Medien wiez. B. der Sydsjællands Tidende.


*Janteloven:
Das Gesetz von Jante (dän./norw.: Janteloven, schwed.: Jantelagen) ist ein stehender Begriff, der auf Aksel Sandemoses (1899–1965) Roman Ein Flüchtling kreuzt seine Spur (En flyktning krysser sitt spor, 1933) zurückgeht. Darin beschreibt Sandemose das kleingeistige Milieu einer dänischen Kleinstadt namens Jante und den Anpassungsdruck, den Familie und soziales Umfeld auf den heranreifenden Jungen Espen Arnakke ausüben.

Wikipedia: Janteloven https://de.wikipedia.org/wiki/Janteloven
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Ny Hinnerk
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Re: Møn: Insulaner gegen Milliardär

Beitrag von Ny Hinnerk »

Hmm... ich habe gerade mal bei fejo.dk nachgeschaut. Da sind ja fast alle mietbaren Objekte fast aller Ferienhausanbieter gelistet. Es sind 88. Plus 200 macht 288. Die Insel ist 218 km² groß und hat 9.385 Einwohner (1917). 1965 waren es noch über 12.000. Die Bevölkerungszahl nimmt also ab. Und wenn ich richtig recherchiere hauen viele junge Leute ab weil ihnen die Insel keine Perspektive bietet.

Wer mich kennt weiß, dass ich absolut kein Freund von großen sterilen Ferienhausanlagen mit Halligalli, Burgerbuden an den schönen Stränden Dänemarks bin. Im Einzelfall muss man aber doch schauen, ob so ein Bauvorhaben Sinn für alle Beteilgten macht und eine Win-win Situation für alle bedeutet. Ohne die Insel zu können würde ich erst einmal sagen, dass eine Insel in besagter Größe 200 Ferienhäuser zusätzlich durchaus vertragen könnte. Das könnte für Møn einen wirtschaftlichen Aufschwung bedeuten und vielen jungen Einheimischen eine Zukunftsperspektive aufzeigen.

Wichtig bei einem solchen Vorhaben ist nur, dass sich die Inselfürsten dabei das Zepter nicht aus der Hand nehmen lassen und bei den Bebauungsplänen und Genehmigungsverfahren bis ins Allerkleinste bauliche Vorgaben vertraglich fixieren und dabei die Erhaltung der Natur erste Priorität einräumen.
Nicht das da ein zweites Las Vegas entsteht in das sich reiche Amis regelmäßig einfliegen lassen. Die fliegen ja bereits nur zum Essen im Noma nach Kopenhagen. Und von dort nach Møn oder umgekehrt sind es nur 1 1/2 Autostunden.
Aber vielleicht bekommt Møn dann ja auch noch einen kleinen Flughafen für die Privatjets der Amis wenn der Bürgermeister das Kleingedruckte in den Verträgen nicht liest oder richtig versteht. :mrgreen:
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herma
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Re: Møn: Insulaner gegen Milliardär

Beitrag von herma »

Ny Hinnerk hat geschrieben: 22.08.2021, 22:40 Hmm... ich habe gerade mal bei fejo.dk nachgeschaut. Da sind ja fast alle mietbaren Objekte fast aller Ferienhausanbieter gelistet. Es sind 88.
Allein bei Feriepartner werden 165 Häuser auf Møn angeboten. Wie du auf 88 mietbare Objekte kommst, ist mir schleierhaft.
Joerg68
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Re: Møn: Insulaner gegen Milliardär

Beitrag von Joerg68 »

Hallo, Feriepartner wird aktuell leider nicht mehr bei fejo gelistet!
Bedauere es sehr…..
Joerg68
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Re: Møn: Insulaner gegen Milliardär

Beitrag von Joerg68 »

Aktuell nur Feriepartner Fyn, Oddshered und Vedersö Klit in Suchmaske bei Fejo!
Hab mein Lieblingshaus auf Römö direkt bei FP buchen müssen…
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Ny Hinnerk
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Re: Møn: Insulaner gegen Milliardär

Beitrag von Ny Hinnerk »

herma hat geschrieben: 23.08.2021, 11:26
Ny Hinnerk hat geschrieben: 22.08.2021, 22:40 Hmm... ich habe gerade mal bei fejo.dk nachgeschaut. Da sind ja fast alle mietbaren Objekte fast aller Ferienhausanbieter gelistet. Es sind 88.
Allein bei Feriepartner werden 165 Häuser auf Møn angeboten. Wie du auf 88 mietbare Objekte kommst, ist mir schleierhaft.
Ich habe fejo.dk einfach Møn aund suchen angeklickt. Das Feriepartner nicht mehr dabei ist ist mir nicht aufgefallen. ich bin immer davon ausgegangen, dass ich bei fejo.dk fast das ganze dänische Ferienhausangebot habe. Das stimmt dann so ja wohl nicht.
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gerdson
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Re: Møn: Insulaner gegen Milliardär

Beitrag von gerdson »

Aber vielleicht bekommt Møn dann ja auch noch einen kleinen Flughafen für die Privatjets der Amis wenn der Bürgermeister das Kleingedruckte in den Verträgen nicht liest oder richtig versteht.
Flughäfen haben den Vorteil, dass in ihrer Umgebung keine hässlichen Vögel mordende Windräder stehen dürfen. Noch ein Win Win. :mrgreen:
Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Møn: Insulaner gegen Milliardär

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

gerdson hat geschrieben:Flughäfen haben den Vorteil, dass in ihrer Umgebung keine hässlichen Vögel mordende Windräder stehen dürfen. Noch ein Win Win. :mrgreen:
WIN WIN? Kommt darauf an... Wenn man sich das Abrissunternehmen für das alte Ferienhaus sparen will, die alten Bäume eh der Sonne im Weg standen und ein größerer Neuwagen ohnehin schon bestellt war, sicherlich, da können wir alle weitermachen wie bisher. :mrgreen:
Møn wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von einem "echten" Tornado getroffen

Sonntag abend wurde Lendemarke auf Møn mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Tornado heimgesucht. Ein gewaltiges Unwetter betraf am Sonntag große Teile des südöstlichen Dänemarks. [...] Augenzeugen berichten von abgedeckten Dächern, entwurzelten Bäumen und anderen Beschädigungen an Gebäuden.

TV2,16.08.2021: Møn blev med stor sandsynlighed ramt af en 'ægte' tornado https://vejr.tv2.dk/2021-08-16-moen-ble ... te-tornado
"Das war beängstigend. Und so gewaltig. Das war viel schlimmer als der Orkan im Dezember 1999", sagt Inge Sundberg Petersen aus dem Ort Neble auf Møn, der Sonntag abend während eines schweren gewittrigen Unwetters mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Mini-Tornado heimgesucht wurde.
In Neble wurden drei Dächer abgedeckt und ein Gewächshaus zerstört; in zwei nahegelegenen Mooren knickten hohe Bäume wie Zahnstocher ab.
[...] Ein Auto wurde von einem herabstürzenden Dach getroffen.

TV2 Øst, 16.08.2021 Voldsomt uvejr over Møn – tage revet af, og træer slynget flere meter væk https://www.tv2east.dk/vordingborg/vold ... meter-vaek
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Ny Hinnerk
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Re: Møn: Insulaner gegen Milliardär

Beitrag von Ny Hinnerk »

Egal, was jetzt aus dem Ferienhausprojekt auf Møn wird, das Vorhaben des Milliadärs zeigt, wohin die Reise geht. Dänemarks Strände sind zu einer Investionsoase für Reiche geworden, die ihre Millionen oder Milliarden in Immobilien investieren wollen. Da werden so manche Lokalpolitiker schwach.
Irgendwann finden die Ruhe suchenden Urlauber die Bunker am Strand von Sondervig idyllischer als die Ferienghettos. Na ja, stimmt wohl nicht ganz. Die neuen Anlagen entstehen ja für eine neue Urlaubergeneration und nicht für eine Rentnergeneration der ich zugehörig bin. :mrgreen:
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