Tötung von mehr als 1400 Delfinen vor den Färöer Inseln

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
Touri
Mitglied
Beiträge: 523
Registriert: 05.02.2013, 17:24

Re: Tötung von mehr als 1400 Delfinen vor den Färöer Inseln

Beitrag von Touri »

BLAVANDS HUK
So ist es. Es wird in einigen Beiträgen ,,Abschlachten für nix!" relativiert.
Dies gilt nicht nur für sicherlich abzulehnende „Fangmethoden“ für Fische, sondern beispielsweise auch für den Hinweis auf "grausame Delfine“.
gerdson hat geschrieben: 17.09.2021, 15:13 Man muss nebenbei bemerken, dass Delfine mit ihren kleineren Verwandten, den Tümmlern, auch nicht gerade zimperlich umgehen (da kann man getrost von "zu Tode quälen" sprechen), und Orca's genüsslich die Kälber ihrer größeren Walverwandschaft auffressen, noch dazu bei lebendigem Leibe. Denn so ein ein paar Tonnen schweres Walkalb stirbt ja auch nicht gleich, nur weil ihm ein Orca ein großes Stück Fett und Muskelmasse aus der Flanke reißt... die Natur ist grausam, und ich bin der Ansicht, dass wir als Menschen uns auch getrost als Teil derselben einreihen können.
Ich stimme zu, dass der Mensch grausam ist, aber sicherlich unersättlicher, gieriger usw. als Tiere und mir ist kein Fall bekannt, bei dem wenige einzelne Delfine 1400 kleinere Verwandte auf einmal abschlachten, um bei dem – nicht unbedingt überzeugenden Vergleich - zu bleiben.

Auch der Erwiderung auf einen Beitrag, der angeblich vor Arroganz, kulturellem Unverständnis trotze und ein typisch "mitteleuropäischer" Ausdruck (spät-)kolonialer Überheblichkeit gegenüber den "ungebildeten Wilden" sei, kann ich nicht folgen, denn dadurch wird ja jegliche Kritik an „Traditionen“ etc. unmöglich. Ist es z. B. arrogant, ein Zeichen kolonialer Überheblichkeit und Unverständnis, wenn ich als Mitteleuropäer die Tradition der Genitalverstümmelung in einigen Ländern Afrikas kritisiere? Wohl eher nicht. Bevor sich jetzt jemand über das drastische und unpassende Beispiel aufregt, möchte ich schon jetzt verdeutlichen, dass es lediglich dazu dient aufzuzeigen, dass es grundsätzlich problematisch sein kann, Kritik an Traditionen pauschal als
gerdson hat geschrieben: 17.09.2021, 15:13 Arroganz, kulturellem Unverständnis und ist ein typisch "mitteleuropäischer" Ausdruck (spät-)kolonialer Überheblichkeit gegenüber den "ungebildeten Wilden"
einzustufen.

Touri
Benutzeravatar
Polly
Mitglied
Beiträge: 460
Registriert: 02.01.2018, 07:15

Re: Tötung von mehr als 1400 Delfinen vor den Färöer Inseln

Beitrag von Polly »

...und ich möchte ergänzen, dass wir uns nicht auf den Rücken der Grausamkeit der Natur noch rechtfertigen sollten.
Man muss nebenbei bemerken, dass Delfine mit ihren kleineren Verwandten, den Tümmlern, auch nicht gerade zimperlich umgehen (da kann man getrost von "zu Tode quälen" sprechen), und Orca's genüsslich die Kälber ihrer größeren Walverwandschaft auffressen, noch dazu bei lebendigem Leibe.
Es ist gut zu wissen, dass es in der Natur ohnehin grausam zugeht.
Aber es ist keine Rechtfertigung für uns, uns in dieser Riege anzustellen.

Ich verfolge seit Jahren Webcams und habe genug gesehen um zu begreifen, dass Tiere im Kampf ums Überleben alles nehmen um sich oder ihre Brut zu ernähren. Sie eliminieren eigene Nachkommen um zu überleben.
Ich scheue es nicht immer wieder zu sagen, dass jede Fläche Natur zu versiegeln ein Stück mehr Tod für unsere Tiere ist.
Wir zerstören systematisch die Nahrungskette und Brutflächen.

Und wenn ich sehe, wie hoch bei ach so gelobten Fischgeschäften (weil frisch und günstig ... ) die Ware aufgetürmt ist ....immer auf Masse. Masse macht den Kunden neugierig und kauffreudig.
Diese Masse sind Tiere, die zu Schleuderpreisen in der Biotonne landen!!!!

Aber lasse es sich jeder munden.
Hendrik77
Mitglied
Beiträge: 6961
Registriert: 08.07.2010, 22:09
Wohnort: Odense

Re: Tötung von mehr als 1400 Delfinen vor den Färöer Inseln

Beitrag von Hendrik77 »

Ich möchte gar nichts rechtfertigen, aber die Färöer halten das jährliche töten von Walen und Delfinen nicht geheim und genau das führt zu den Bildern über die sich viele dann (kurzzeitig) aufregen. Tierquälerei ist jetzt nichts was nur auf der Inselgruppe stattfindet, nur eben meist hinter verschlossenen Türen bzw. nicht in der Öffentlichkeit.
Ich gehe davon aus das es noch Jahre dauern wird bis sich die Kritiker aus den eigenen Reihen durchsetzen und diese Tötungen / Tradition nicht mehr stattfindet. Hoffentlich wird es 2022 nicht so viele Delfine treffen.
Med venlig hilsen
Hendrik77
Egal wo,Fußballfan ein Leben lang !
gerdson
Mitglied
Beiträge: 620
Registriert: 16.01.2016, 17:00

Re: Tötung von mehr als 1400 Delfinen vor den Färöer Inseln

Beitrag von gerdson »

Ist es z. B. arrogant, ein Zeichen kolonialer Überheblichkeit und Unverständnis, wenn ich als Mitteleuropäer die Tradition der Genitalverstümmelung in einigen Ländern Afrikas kritisiere?
Es geht hier nicht um die Kritik an sich, sondern aus welchem Selbstverständnis heraus diese erfolgt. Ich habe im übrigen kein Verständnis für die Aktion geäussert.
Die jungen Mitteleuropäer
Mitglied
Beiträge: 970
Registriert: 25.09.2013, 15:48
Wohnort: Lüneburger Heide

Re: Tötung von mehr als 1400 Delfinen vor den Färöer Inseln

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

gerdson hat geschrieben:Zum Nachdenken bitte - Deine Bemerkung strotzt von Arroganz, kulturellem Unverständnis und ist ein typisch "mitteleuropäischer" Ausdruck (spät-)kolonialer Überheblichkeit gegenüber den "ungebildeten Wilden". Es steht uns nicht zu, hierüber zu richten, das sollten wir getrost den Færingern selbst überlassen. Das können die auch.
Über unseren Planeten zu reden.. steht uns nicht zu? Warum überlässt Du es dann nicht selbst den Färingern? Gilt Toleranz etwa nur für Deine Meinung?
gerdson hat geschrieben: ... die Natur ist grausam, und ich bin der Ansicht, dass wir als Menschen uns auch getrost als Teil derselben einreihen können. Die Fangart an für sich (also Tiere in die Enge treiben, sie dann einzeln töten) mag insbesondere Veganern und Vegetariern komisch vorkommen, ist aber per se auch nicht schlimmer als andere Arten, tierischem Leben ein Ende zu bereiten. Ethisch bleibt es immer ein Dilemma, aber mit diesem muss bitte schön jeder für sich (!) fertig werden.
Sorry, aber Deine Bemerkungen strotzen vor Ignoranz und nationalistischem Abschottungsdenken, ausgehend davon, dass das, was man im eigenen Land anrichtet, in der Konsequenz wie selbstverständlich auch dort bliebe. Als lebten die Nationen jede für sich in einer eigenen Käseglocke, wohlwissentlich ignorierend, dass sich Ökosysteme (und das Klima) nun mal nicht auf Ländergrenzen beschränken.

Dieser Logik folgend, ginge es die Grönländer (und Färinger) auch schlicht nichts an, wieviele schmutzige Kohlekraftwerke wir betreiben. Dumm nur: Das bei uns (Europa, USA, China usw) auf diese Weise freigesetzte Quecksilber sammelt sich vor allem in der ursprünglichen Nahrung der Grönländer an:
Laut der Umweltchemikerin sind es nicht die Grönländer selbst, die ihren Lebensraum mit Quecksilber vergiften. Sie leben nur unglücklicherweise in einer Region, deren natürliche Verhältnisse wie ein Magnet auf den gefährlichen Stoff wirken. [...] Auf den Färöern essen die Menschen häufig Grindwalfleisch. Eine Studie bescheinigte den Einwohnern Quecksilberblutwerte oberhalb des Grenzwertes. Weil organisches Quecksilber zu Hirnschäden führt, kommt es zu Lern- und Sprachschwierigkeiten und Störungen der Motorik. Im nordwestlichen Grönland wurden im Blut der Menschen Quecksilberkonzentrationen gemessen, die das Zehnfache des Grenzwertes betragen - mit dem damit verbundenen Risiko für die gleichen entsprechenden Schäden.

Politikken, 31.08.2006: Grønland virker som en magnet på kviksølv https://politiken.dk/viden/art4895224/G ... ks%C3%B8lv
Wenn das Wal-, Delfin-, Robben- oder Eisbärfleisch also nicht mehr genießbar ist, warum hält dann ein Teil der "Traditionisten" am Töten der Tiere quasi zu "Volksfestzwecken" fest? Es ist unser aller Planet - schließlich haben wir nur den einen.
Die Weltgemeinschaft hat sämtliche Ziele zur Erhaltung der biologischen Vielfalt 2020 verfehlt, das zeigt der neueste UN-Bericht. Eine Million aller Arten auf der Erde sind vom Aussterben bedroht. Das beeinflusst das gesamte Ökosystem und die Entwicklung des Klimas. Die Krise der Biodiversität hat auch für die Menschheit dramatische Konsequenzen: Nicht nur die Versorgung mit Wasser und Nahrung wird langfristig nicht mehr überall sicher zu stellen sein, auch die Möglichkeiten, sich gegen Pandemien zur Wehr zu setzen, verringern sich deutlich. [...] "Man muss sich das Leben auf der Erde wie ein Netz vorstellen, das uns alle trägt. Jede Art hat eine Funktion, so wie ein einzelner Faden. Wenn zu viele Fäden reißen, bricht alles zusammen. Die Menschheit ist gerade dabei, ihre eigenen Lebensgrundlagen zu vernichten."

ZDF, terra X, Dirk Steffens, 04.07.2021: Artensterben - die Fakten https://www.zdf.de/dokumentation/terra- ... s-100.html
Sveinur Trondarson, verantwortlicher Chefredaktør der Zeitung Dimmalætting [...] erklärt, dass die tatsächliche Anzahl der Delfine in färingischen Gewässern längst nicht so gut untersucht ist wie die der im Gebiet lebenden Wale.

TV2 Nyheder, 15.09.2021: Minister forsvarer drabet på 1428 delfiner https://nyheder.tv2.dk/samfund/2021-09- ... 8-delfiner
Und ansonsten mischen "wir" uns ja auch gern in die "Angelegenheiten" anderer Länder ein:
Jäger aus Deutschland haben im vergangenen Jahr Hunderte im Washingtoner Artenschutzübereinkommen gelistete Tiere als Trophäen mit nach Hause gebracht. Aus Afrika, Kanada, Argentinien, den USA, Namibia, Tansania, Tadschikistan, Russland und der Mongolei führten sie 543 Jagdtrophäen ein, wie aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Anfrage der grünen Bundestagsabgeordneten Steffi Lemke hervorgeht.
«Es ist völlig absurd, während mehr und mehr Tierarten vor dem Aussterben stehen, werden weiterhin Teile geschützter Tiere als Jagdtrophäen nach Deutschland gebracht - ganz legal», sagte Lemke, die naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen ist. «Die Zerstörung ihres Lebensraums, die Klimakrise, illegaler und auch legaler Handel bringen ganze Tier-Populationen unter Druck.»
Unter den Trophäen: 164 Zebras, 109 Paviane, acht Elefanten, 14 Löwen, drei Breitmaulnashörner, ein Eisbär - und 40 gerade erst im Washingtoner Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten freilebenden Tieren und Pflanzen (Cites) unter Schutz gestellte Giraffen. Auch laut Cites bedrohte Tiere werden also gejagt. 2020 etwa wurden ein Breitmaulnashorn aus Namibia, vier Säbelantilopen, elf Leoparden und drei Geparden nach Deutschland eingeführt.
[...] «Die Deutschen sind die größten Großwildjäger nach den Amerikanern und Spaniern», sagte Daniela Freyer von Pro Wildlife. «Das hat mit der Jagdtradition des Landes zu tun, aber auch mit der Zahlungskraft.» [...] Auf Fotos im Netz, auf Jagdmessen und in Katalogen der Jagdanbieter sind freilich prächtige Exemplare zu sehen. Jäger - und immer öfter Jägerinnen - präsentieren sich in Siegerpose mit erlegten Tieren. Die Beute zeigen gehört dazu. [...] Um des Prestiges Willen würden große und gesunde Tiere geschossen, sagt Freyer.

GEO, 17.03.2021: Streit um Trophäenjagd: Deutsche Großwildjäger bringen Giraffen, Zebras, Elefanten und einen Eisbären ins Land https://www.geo.de/natur/tierwelt/giraf ... 37666.html
Die jungen Mitteleuropäer
Mitglied
Beiträge: 970
Registriert: 25.09.2013, 15:48
Wohnort: Lüneburger Heide

Re: Tötung von mehr als 1400 Delfinen vor den Färöer Inseln

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Beim Beutelwolf hat sich auch niemand eingemischt - das war's dann für die Art.
Die Bilder bedrücken und stimmen nachdenklich. Ein Beutelwolf sitzt lethargisch in einem Käfig und bewegt sich dann hin und her. Das australische Filmarchiv NFSA hat erstmals Aufnahmen des ausgestorbenen Tieres nachkolorieren lassen und nun veröffentlicht. Das Video entstand 1933 [...]. Es zeigt das letzte bekannte Tier dieser Art. [...] "Benjamin" starb 1936 in Gefangenschaft. Seitdem wurden keine anderen Tiere dieser Art in Tasmanien dokumentiert. Seit 1986 gelten Beutelwölfe, auch Tasmanische Tiger genannt, offiziell als ausgestorben. [...] Als die Europäer anfingen, den Kontinent zu besiedeln, gab es etwa nur noch 5.000 Tiere. Alle lebten auf Tasmanien. Die Siedler dort sahen die Tiere als Konkurrenten und machten sie für den Verlust ihrer Farmtiere verantwortlich. Der Beutelwolf wurde jahrzehntelang gejagt und auf tote Tiere ein Kopfgeld ausgesetzt. Nach Angaben des National Museum Australia wurden zwischen 1830 und 1920 etwa 3.500 Beutelwölfe getötet.

STERN, 13.09.2021: Kolorierte Aufnahmen von 1933: Video zeigt letzten lebenden Beutelwolf in Tasmanien https://www.stern.de/panorama/wissen/be ... 31342.html