Schweinemast: Mehr Antibiotika

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Die jungen Mitteleuropäer
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Schweinemast: Mehr Antibiotika

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Schweinemäster in Dänemark verabreichen mehr Antibiotika
Einer neuen Untersuchung zufolge wurden 2020 in der dänischen Schweineproduktion 76 Tonnen Antibiotika verabreicht, was einem Anstieg von fünf Prozent zum Vorjahr entspricht.
Eigentlich sieht der Handlungsplan der Lebensmittelbehörde Fødevarestyrelsen eine Senkung des Antibiotikaeinsatzes von jährlich zwei Prozent vor.
"Das ist ein wirklich ernsthaftes Problem", sagt Hans Jørn Kolmos, Professor der klinischen Mikrobiologie an der Syddansk Universitet (SDU). Denn es beschränkt sich nicht nur auf die Tierhaltung. "Beim Einsatz von Antibiotika entstehen auch immer resistente Bakterien. Das passiert im Körper von Schweinen ebenso wie im menschlichen. Die Landwirtschaft ist keine abgeschottete einsame Insel, in der alles vor Ort bleibt. Die resistenten Bakterien können auf Menschen übertragen werden."

Es ist auch nicht zu erwarten, dass die Schweineproduzenten nächstes Jahr an der ursprünglichen Zielsetzung festhalten werden. Denn zum Juni verbietet die EU den Einsatz eines alternativen Behandlungsmittels, medizinischem Zink.
Ist das Verbot in Kraft, entsteht eine Lücke zur Behandlung von Ferkeln, die unter Umständen durch zusätzliche Antibiotikagaben ersetzt wird.


DR Nyheder, 15.10.2021: Landmænd giver grise mere antibiotika - de skulle give mindre https://www.dr.dk/nyheder/indland/landm ... ive-mindre
Warum wird Zink verboten?
Zink kommt zur Behandlung von Durchfällen bei Ferkeln zum Einsatz, weil viele Ferkel in der konventionellen Mast an Durchfallerkrankungen leiden. Das liegt an dem frühen Absetz-Zeitpunkt von der Mutter im Lebensalter von drei bis vier Wochen, in denen das Verdauungssystem der Ferkel noch nicht ausgereift ist für andere, zu dem Zeitpunkt unnatürliche, Nahrung als die Muttermilch.
Da die Schweine das Zink jedoch wieder ausscheiden, gelangt das Schwermetall über die Gülle auf den Feldern, wo es sich im Boden anreichert.
Die auf diese Weise auf die Äcker ausgebrachte große Menge Zink hat weite Teile landwirtschaftlicher Böden in so hohem Maße verunreinigt, dass sich die EU 2017 zu einem Komplettverbot von Zink in der Tiermast gezwungen sah.


DR Nyheder, 15.10.2021: Landmænd giver grise mere antibiotika - de skulle give mindre https://www.dr.dk/nyheder/indland/landm ... ive-mindre
Anstatt die Haltungsform tiergerechter zu verändern, setzen die dänischen Schweinemäster jetzt also auf mehr Antibiotika, die dann ebenso die Böden verunreinigen. Mit allen Folgen für alle Menschen:
Die Behandlung resistenter Bakterien führt in einen üblen Teufelskreis, da ständig weiterentwickelte Antibiotika nötig sind, um die Bakterien zu bekämpfen. Dies führt zu neuen Resistenzen auch gegen die weiterentwickelten Antibiotika, und der Teufelskreis schließt sich. Deshalb ist Hans Jørn Kolmos in großer Sorge.
"Reduziert die Landwirtschaft den Antibiotikaeinsatz in der Tiermast nicht, wird das zwangsläufig Effekte auf unser Gesundheitswesen haben. Jeglicher Gebrauch von Antibiotika führt unweigerlich zu Resistenzen."


DR Nyheder, 15.10.2021: Landmænd giver grise mere antibiotika - de skulle give mindre https://www.dr.dk/nyheder/indland/landm ... ive-mindre
Aber das ist in Deutschland ja leider auch nicht anders. So möchte die auch die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) das Billigfleisch aus der Massenschweineproduktion unbedingt am Leben erhalten. Ausstiegsprämien wie in den Niederlanden, die den Markt auf ein gesundes Maß schrumpfen ließen, lehnt sie ab. Sie will Fleisch, viel Fleisch, wörtlich "Massen von Fleisch":
"Wir werden alle wieder in ein normales Leben zurückkehren, wo wir feiern, wo wir essen, wo wir Massen an Fleisch auf großen Veranstaltungen essen werden." Deshalb wolle man die Tierhaltung in Niedersachsen behalten und die Ställe fit für die Zukunft machen.

NDR, 15.10.2021: Niedersächsische Schweinehalter lehnen Ausstiegsprämie ab https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... er110.html
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mtk777
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Re: Schweinemast: Mehr Antibiotika

Beitrag von mtk777 »

Und bei den Puten das gleiche Spiel.
Antibiotika gegen die Schwarzkopfkrankheit.
In den Geflügelfarmen ein gängiges Thema.
Uns später wird es auch gegessen und eines Tages hilft es uns nicht mehr.

Für mich das Thema die Gier des Menschen nach billig und mehr.
Med venlig hilsen Kai und Martina
mieke
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Re: Schweinemast: Mehr Antibiotika

Beitrag von mieke »

Es ist ein perverses System.
Allerdings muss man sagen, dass DK im EU Vergleich (Zahlen für 2018) noch gut da steht.
https://fachinfo-schwein.de/aktuelles/n ... ierhaltung
So lag der Verbrauch an Antibiotika im Jahr 2018 60% unter EU-Durchschnitt und unter den bedeutenden Schweineproduzenten weist Dänemark den eindeutig niedrigsten Verbrauch aus, außerdem werden in DK so gut wie keine der für die Humanmedizin wichtigen Reserveantibiotika verwendet.

Und angesichts der Worte von Frau Otte-Kinast: Wir brauchen ein neues Normal beim (Fleisch)Konsum.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob wir da je wieder hin kommen mit unserer an Überfluss gewohnten Gesellschaft.
Würde Hirnlosigkeit vor Kopfschmerzen schützen, könnten die Aspirin-Produzenten ihre Läden schließen.
Gabriel Laub, poln.-dt. Schriftsteller 1928-1998

Der Verstand und die Fähigkeit ihn zu gebrauchen, sind zweierlei Fähigkeiten.
Franz Grillparzer, öster. Dramatiker 1791-1872
BLAVANDS HUK
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Re: Schweinemast: Mehr Antibiotika

Beitrag von BLAVANDS HUK »

Die ,, Überflussgesellschaft" ist ja auch wirtschaftspolitisch so gewollt!

Würden die Subventionszahlungen für diese geplanten Überproduktionen eingestellt könnten in der EU einige hundert Milliarden Euro für nachhaltige und weitaus ökologischere Produktionsmethoden investiert werden.

Nicht erst seit gestern gehören Subventionszahlungen zum festen Bestandteil für wirtschaftliche Berechnungen in Land & Viehwirtschaft.
Da es keine Regierung in Europa gibt die ernsthaft an der Abschaffung dieser vorausgeplanten , wirtschaftspolitischen Überproduktion arbeitet wird sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern.
Auf die Hoffnung zu setzen, das die Konsumenten endlich zu der Erkenntnis kommen das weniger mehr sein kann und dabei hilft diesen unsinnigen, kontraproduktiven Umwelt und gesundheitsgefährdenden Kreislauf zu beenden, werden wir noch lange warten müssen so lange nicht auch der / die Letzter /te gemerkt hat wohin das führt.