Vergleich Gesundheitswesen

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trollvandrere
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Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von trollvandrere »

Hej,

wir planen nach Dänemark umzusiedeln (es wird ernster). Unsicher sind wir noch in der Frage der medizinischen Versorgung. Wir befinden uns wie ein guter Käse im letzten Reifestadium (sind gerade Rentner geworden). Gibt es jemanden im Forum, der als Zuzügler Erfahrungen mit dem dänischen Gesundheitswesen hat und uns aus seiner Sicht sagen kann, ob die Versorgung in DK besser ist (Abläufe bei einem Krankheitsverlauf, der einen Krankenhausaufenthalt nach sich zieht), als in D. In DK sind Krankenhäuser zentralisiert, müssen Patienten dadurch längere Transporte auf sich nehmen? Wem das zu persönlich ist, wäre ich auch nur mit einem allgemeinen - Bauchgefühlsbericht- zufrieden.
Grund der Nachfrage: wir wohnen im nördlichen Bayern. Die Abdeckung mit Ärzten und Krankenhäusern ist eigentlich gut. ABER wir haben zunehmend das Gefühl, das Ärzte a) kaum noch Zeit haben sich um eine genaue Anamnese zu kümmern und b) nur Interesse haben die 35 Euro pro Arztbesuch inklusive eventueller IGEL-Leistungen abzukassieren. (Anmerkung: es sind noch !! nicht alle so).

Hilsen
trollvandrere
Hendrik77
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Hendrik77 »

Hejsa trollvandrere !
Es ist einiges anders und ob es besser oder schlechter ist muss jeder für sich beurteilen.
Du wählst einen Hausarzt aus und die Praxis ist denn auch auf deiner Versicherungskarte angegeben. https://www.borger.dk/sundhed-og-sygdom ... g-af-laege Unten in der Mitte ist der Button um es ich auf englisch anzeigen zu lassen.
Ich kann mein Hausarzt in akuten Fällen jedem Werktag am Morgen telefonisch kontaktieren und ansonsten logge ich mich auf ein Portal ein wo ich entweder eine Nachricht schreiben oder ein Zeitpunkt zur Konsultation buchen kann.
Für z.B. kleinere Notfälle außerhalb der Öffnungszeiten deines Hausarztes kann man die Ärztebereitschaft der Region kontaktieren. https://www.regionsyddanmark.dk/wm362810 Oben rechts von der Mitte kann man die Sprache umstellen.
Es gibt die elektronische Patientenakte wo Du nach dem einloggen mit deiner NEM ID alles einsehen kannst. https://www.sundhed.dk/borger/min-side/ ... dsjournal/
Sowas wie IGEL Leistungen gibt es hier nicht, aber man kann sich eine Zusatzversicherungen abschließen die sich längerfristig ggf. auszahlt. Hier mal ein Beispiel. https://www.sygeforsikring.dk/
Grundversorgung u.a. bei Notfällen gibt es in jedem Krankenhaus, aber bei geplanten und speziellen Behandlungen wie z.B. Krebsbehandlungen kann es sein das weitere Wege notwendig sind, da nicht jedes Krankenhaus alle Untersuchungen und Behandlungen anbietet.
Ich persönlich bin nicht unzufrieden, aber bis jetzt sind mir auch längere Krankenhausaufenthalte als Patient erspart geblieben und das kann von mir aus auch so bleiben.
Med venlig hilsen
Hendrik77
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Tatzelwurm2
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Tatzelwurm2 »

Hej,

Krankenhaus und Hausärzte ist die eine Seite,
aber was ist mit der Verständigung oder kannst du so gut
dänisch, dass du dich in einem Notfall (denk an dein Alter)
so gut verständlich machen kannst, damit der Arzt auch die richtige
Diagnose stellen kann.
Trotzdem ich dänisch durchaus verstehe und auch für den Hausgebrauch sprechen kann,
wäre das schon für mich ein grosser Hinderungsgrund im Alter nach DK umzusiedeln.

Detlef
Pippilotta
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Pippilotta »

hejsa,

In Dk sind Arztbesuche kostenlos, Besuchsgebühren gibt es nicht. Allerdings ist man an seinen Hausarzt gebunden und kann nicht einfach woanders hingehen. Das Einsige was man ggf. bezahlen muss sind Bescheinigungen (ärztliche Bescheinigung Führerschein Sehprüfung) und Grippeimpfung, wenn man nicht zur Risikogruppe gehört.

Was mir persönlich gut gefällt ist die Möglichkeit der elektronischen Konsultation. Hier kann man einfache Fragen bequem vom Schreibtisch aus stellen und muss nicht zum Arzt rennen.

Angenehm sind auch die kurzen Wartezeiten beim Arzt/Krankenhaus. Dänische Sprechstunden erscheinen mir wesentlich besser durchorgaanisiert. Man kommt an, scannt seine Gesundheitskarte, setzt sich in den angezeigten Wartebereich und wird kurz danach aufgerufen.

Gefühlsmässig verschreiben dänische Ärzte weniger Antibiotika.

Der Service/ Standard/ Verpflegung in Krankenhäusern ist meines Erachtens um einiges besser als in D, allerdings muss man ggf. lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Auch Wartezeiten für Fachärzte sind oft unerträglich lang.

Kieferchirurgie muss oft selbst gezahlt werden, was teuer werden kann.

Augenoperationen (z.B. grauer Star) kann zwar kostengünstig im Krankenhaus vorgenommen werden, aber die Wartezeiten sind ewig. Nur wer bereit ist selbst zu bezahlen, kann sich kurzfristig operieren lassen.

VG/
Pippi
trollvandrere
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von trollvandrere »

Hej,

danke an alle die bisher geantwortet haben. Der Einwand von Tatzelwurm2 ist sehr wohl berechtigt. Und ja mit der dänischen Sprache komme ich nur seeehr langsam vorwärts. Es wird sicher seine Zeit brauchen, bis mich die Dänen so verstehen, das ich auch den Käse bekomme, den ich sprachlich verlangt habe (bildlich gemeint). Ich komme zur Zeit mit 2 Fremdsprachen zurecht und ich will ja auch die Sprache auf alle Fälle so gut beherrschen, um mich mit neuen Freunden beim Angeln oder einem Gläschen auszutauschen. Ich gehe auch davon aus, dass dänische Ärzte soviel Sachverstand haben, dass sie mir nicht anstatt dem Blinddarm, ein Bein abnehmen. Wenn es um das Erklären von Schmerzzuständen geht, hoffe ich die erste Zeit darauf, dass ich a) nicht gleich so schwer krank werde und b) ziehe ich es eh vor, mich im Süden nähe der deutschen Grenze anzusiedeln, um wegen der Nordschleswiger auf Ärzte zu treffen, die ein wenig deutsch verstehen. Wir sehen unsere Zukunft in DK nicht als längeren Urlaubsaufenthalt an, nein wir wollen schon mit beiden Füßen hier ankommen und dazu gehört es auch dänisch zu schreiben und zu sprechen. In D verlange ich das Gleiche auch von Neubürgern, warum soll ich dann in DK mich anders verhalten. Da es auch in D von Region zu Region krasse Unterschiede gibt in der medizinischen Versorgung, hat es uns einfach interessiert, ob in DK Patienten auch so unterschiedlich behandelt werden. Konkret ging es um einen Verdacht auf Herzinfarkt und die anschließende Behandlung. Wer mehr wissen möchte, dem schreibe ich gerne eine PN. Im Allgemeinen habe ich bisher erfahren, dass es mehr positive Erfahrungen in DK mit dem Gesundheitswesen gibt, als die, die ich in D machen durfte. Es ist in unserer Region zumindest so, dass Ärzte und Krankenschwestern oft am Limit arbeiten, denen mache ich auch selten einen Vorwurf. Wenn ich aber von 1600 Krankenhäusern auch während der Coronaphase über 600 Krankenhäuser schließe oder zumindest die Bettenzahl drastisch reduziere und dann im TV von Überbelegung spreche, liegt dass nicht an dem vorhandenen Personal, weil die zu wenig arbeiten, sondern an den Vorgaben die einzuhalten sind. Ich hoffe, dass in DK da einiges anders ist und deswegen mein Interesse.
venlig hilsen

trollvandrere
Loriot
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Loriot »

Moin,

auch wenn ich zum dänischen Gesundheitssystem nicht viel beitragen kann (der Einwand mit der Sprachbarriere ist sicher bedenkenswert), möchte ich doch Deine Sichtweise für das deutsche Gesundheitssystem etwas korrigieren:
trollvandrere hat geschrieben: 24.07.2021, 21:39 ABER wir haben zunehmend das Gefühl, das Ärzte a) kaum noch Zeit haben sich um eine genaue Anamnese zu kümmern und b) nur Interesse haben die 35 Euro pro Arztbesuch inklusive eventueller IGEL-Leistungen abzukassieren. (Anmerkung: es sind noch !! nicht alle so).
Ich weiß nicht, ob Du Dich mal mit dem Honorarsystem im Hausarztbereich beschäftigt hast. Selbstverständlich sollte ich jeder Mediziner insbesondere im Gesprächsbereich sorgfältig um jeden Patienten kümmern. Leider ist das im System regelhaft nicht möglich. Wenn Du also einen solchen Arzt hast, dann macht er es auf Kosten seiner Freizeit und seines Privatlebens, denn Geld bekommt er dafür nicht.

Hast Du Dir mal die VersichertenPAUSCHALEN angesehen? Ja, da steht was von "gut 30 Euro" - aber was bedeutet das wirklich?
EBM:
19. bis 54. Lebensjahr 30,70 Euro
55. bis 75. Lebensjahr 34,20 Euro
ab 76. Lebensjahr 39,50 Euro
bis 4. Lebensjahr 16,30 Euro

Klingt ja toll, aber oben steht "PAUSCHALE". Das bedeutet , Dein Hausarzt / -ärztin bekommt diese Summe für den ersten persönlichen Kontakt mit Dir in der Praxis. (Nicht für das Ausstellen eines Rezeptes ohne Anwesenheit!).
ABER: Diese Summe bekommt er EINMAL in 3 Monaten. Es handelt sich also um eine FLATRATE für 3 Monate.

Bei jedem anderen Kontakt im gleichen Quartal gibt es KEIN Geld!
Also: Du kommst wegen einer Erkältung: Abhören, BEratung, prima: 30 Euro bekommen.
Du kommst nach 3 Tagen wieder, weil Du noch Fragen hast: 0 Euro
Du möchtest noch eine Blutennahme: Selbstverständich: 0 Euro (Wenn Dein Arzt zu viel Labor abnimmt, wird er übrigens "bestraft")
Der Arzt telefoniert mit Dir und gibt Dir die Blutergebnisse durch: 0 Euro
Du kommst 3 Wochen später und meinst, in der Brust stimmt was nicht, möchtest ein EKG: 0 Euro

Nun kommt noch der Haken: Es sind gar keine 30 Euro, es sind "Punkte" und der Wert es Punkts wird erst nach Quartalsende festgelegt. Wenn Dein Arzt also zuviel gearbeitet hat, dann sinkt der Punktwert und plötzlich sind es bei allen Patienten nur noch 25 Euro. Das nennt man "Budget". Davon muss aber auch noch eine Praxis finanziert werden (Personalkosten, Miete, Strom, Computeranlage, Wartungskosten für die vorgeschriebene Praxissoftware, Geräte (z.B. ein EKG, das ja nicht mal Geld bringt), Kanülen, Spritzen, Handschuhe etc.)

Vielleicht denkst Du mal darüber nach, was es in Deiner Autowerkstatt kostet und wieviel Geld Du gerne für Dein Auto ausgibtst bzw. es einfach so hinnimmst? Sprich mal mit einem Rechtsanwalt, was bekommst Du da für 30 Euro? Und hier geht es um Deine Gesundheit.... Ach ja, und gehe mal zum Heilpraktiker, der arbeitet bestimmt für 30 Euro für 3 Monate flat, oder? Vielleicht versteht man jetzt auch besser, warum es immer weniger Hausarztpraxen gibt bzw. es dann MVZ werden, wo man bei jedem Besuch einen anderen (angestellten) Ansprechpartner mit Festgehalt und stark wechselnder Motivation trifft.

Nur am Rande: Aber die Privatpatienten bringen doch das dicke Geld? Immerhin darf der Arzt (auch mit strengen Regeln) bei jeder Konsultation auch was abrechnen. Beratung und Abhören kostet übrigens nur gut 20 Euro... Goldene Berge? Weiß Du eigentlich, warum die Summen auf der Privatabrechunng so krumme Zahlen hat? Ganz einfach, die Gebührenordnung stammt noch aus DM (Deutsche Mark) Zeiten, seither hat sich auch diese um keinen Prozentpunkt erhöht. Ja, genau wie Strom, Miete, Spritkosten, Versicherungen sich seither auch nicht erhöht haben, nicht wahr?

IGEL (L)-eistungen muss keiner bezahlen und sind fast nie notwendig, sondern basieren oft auch auf den Wünschen der Patienten. Wenn man das Gefühl hat, bei einem Verkäufer einzukehren, sollte man sich Gedanken machen. Hier sind aber sicher andere Fachdisziplinen führend. Da bekommt man am Tresen schon die Preisliste vorgelegt...

Und etwas noch zum Nachdenken über unser Gesundheitssystem: Im Sozialgesetzbuch V steht, dass die gesetzlichen Krankenkassen eine AUSREICHENDE Gesundheitsversorgung sicherstellen. Hast Du das mal in Schulnoten übersetzt? 1 = Sehr gut, 2= gut, 3= befriedigend 4=ausreichend.

Mit nachdenklichen Grüßen und großen Sorgen, wie unsere Grundversorgung in 10-20 Jahren aussehen wird
Loriot
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Ny Hinnerk
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Ny Hinnerk »

Im Grunde finde ich das dänische Gesundheitssystem recht gut. Allein die Tatsache, dass es in allen vier nordischen Staaten keine Krankenkassen gibt die miteinander konkurrieren und unnötig Millionen von Versichertenbeiträgen verbrennen und da stattdessen das Gesundheitssystem vom Staat organisiert ist finde ich sehr gut. Und dann die elektronische Patientenakte. Ein Novum, welches in der dänischen Form deutsche Datenschützer zur Schnappatmung bringen würde.
Einfach genial. Da wird die Patientenakte von Geburt an digital geführt und zentral abgelegt. Jede Konsultation, jede Diagnose, jede Verordnung, jedes Röntgenbild oder CT/Kernspinnaufnahme wird da abgelegt. Bei einem (Haus)Arztwechsel oder Besuch beim Facharzt hat der betreffende Arzt auf Abruf die gesamte Krankengeschichte seines Patienten vor sich. Die Anforderungen von Untersuchungsergebnissen anderer Ärzte ist nicht erforderlich. Bei Verordnung von Medikamenten sieht der Arzt, was sein Patient evtl. bereits von anderen Ärzten verordnet bekommen hat (wichtig).
So werden doppelte und unnötige und teils sehr kostenaufwendige (Doppel)Untersuchungen vermieden.

Bei diesem staatlichen Gesundheitssystem gibt es aber auch Nachteile, sofern man das als Nachteil sehen will: So werden in Dänemark unnötige Untersuchungen und vor allem Operationen weitestgehend vermieden. Da zählt nicht unbedingt der Patientenwunsch. In Deutschland wird ja häufig kritisiert, dass viel zu häufig und vorschnell operiert wird, ohne zuvor alle Möglichkeiten der konservativen Therapie, z.B. im orthopädischen Bereich, genutzt zu haben. Deshalb werden z.B. in kaum einem anderen Land so viele Endoprothesen bei Patienten eingesetzt wie in Deutschland. Wer da in Dänemark hohe Erwartungen hat wird da evtl. enttäuscht.

Gute Freunde von uns wollten vor einigen Jahren ihren unter an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit leidenden Sohn mit s.g. Cochlear-Implantaten versorgen lassen. Noch in Deutschland wohnend wurde den Eltern an der MHH in Hannover eine gute Prognose für ihren Sohn erstellt. Allerdings wurde den Eltern seinerzeit geraten mit der OP noch mindestens ein Jahr zu warten.
In Dänemark lebend kam dann die große Enttäuschung. Die OP wurde dort abgelehnt mit der Begründung, dass mit dem Cochlear-Implantat nicht genügend Erfahrungsberichte vorliegen und ein Erfolg sehr unsicher sei.
Glück im Unglück war, dass die Familie noch in D. krankenversichert war und die OP in Hannover erfolgen konnte. Diese verlief erfolgreich. Der Junge kann jetzt wieder gut hören und muss keine Schule für Hörgeschädigte besuchen.
Über diesen Fall hatte ich bereits 2016 berichtet:
viewtopic.php?p=389601#p389601

Derartige Nachteile verspürt der Patient in jungen Jahren eher nicht. Diese werden eher im Alter offenbar, wenn der Arztbesuch u.U. zum Alltag gehört.
Etwas zynisch könnte man sagen, dass das dänische Gesundheitssystem das Überleben der Bürger sicherstellt, viel mehr aber auch nicht. Dies ist die Kehrseite des ansonsten sicher guten Gesundheitssystems.

Hier noch ein interessanter Artikel zum dänischen Gesundheitssystem welcher auch die Nachteile des Systems aufzeigt (z.B. Zahnbehandlung):

https://gesundheitsseiten.de/start.php?nas=l,0350,0210
Haben wir keine Pulle mehr dann saufen wir die Prile leer
Hendrik77
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Hendrik77 »

In Dänemark wie auch in Deutschland mangelt es an Pflegepersonal. https://www.nordschleswiger.dk/de/nords ... satz-gegen https://nyheder.tv2.dk/samfund/2021-09- ... e-i-25-aar Auch mein Arbeitgeber ist davon betroffen. https://www.bt.dk/samfund/177-opsigelse ... emstilling Auf meiner Abteilung wurde jetzt die Anzahl der Belegung reduziert, damit nicht das vorhandene Personal nicht völlig überlastet wird.

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... genotstand Dies wirkt sich natürlich auf die Behandlung und Pflege aus. Eine schnelle Lösung wird es leider nicht geben, da u.a. erstmal mehr Personal ausgebildet werden muss. https://www.tagesspiegel.de/berlin/in-b ... 05898.html Bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt sind sicher nicht verkehrt, aber werden kurzfristig nicht helfen. Ich hoffe das sich die Lage in beiden Ländern mittel und langfristig wieder normalisiert, denn u.a. dem eigenen Anspruch nicht gerecht werden ist für niemanden zufriedenstellend.
Med venlig hilsen
Hendrik77
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Hendrik77 »

Das dänische Gesundheitssystem soll etwas reformiert werden.
https://www.nordschleswiger.dk/de/daene ... ergernaehe https://sum.dk/temaer/sundhedsreformen Ich bin wirklich gespannt auf die Umsetzung u.a. da ich ja selbst als Pflegefachkraft / sygeplejerske in Dänemark arbeite. Bis jetzt wurde viel versprochen aber eigentlich haben sich die Arbeitsbedingungen an meinem Arbeitsplatz nicht verbessert. https://www.aeldresagen.dk/presse/press ... dsvaesenet Eine Herausforderung sehe ich bezüglich des Personals denn die Anzahl derjenigen die sich ausbilden lassen ist rückläufig. https://dsr.dk/politik-og-nyheder/nyhed ... ddannelsen Auch vorhandes Personal verlässt aufgrund der Belastung häufig die Branche. https://dsr.dk/politik-og-nyheder/nyhed ... e-er-mange
Med venlig hilsen
Hendrik77
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Hendrik77 »

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Zugvogel
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Zugvogel »

Ich hatte leider in den letzten Jahren einige schwere Erkrankungen, die ich zum Glück hier in der Schweiz gut überstanden habe. Das lag sicher daran, dass mein Hausarzt mich sofort an die Fachärzte überwiesen hat und es in der Schweiz dank der vielen deutschen Ärzte und Professoren und Koryphäen praktisch keine Wartezeiten gibt.

Es gab leider einige schwerwiegende Sachen, die plötzlich einfach da sind - ich würde nie davon ausgehen es wird schon gutgehen, bin ja gesund, brauche keine gute Versorgung! Und dass, obwohl ich bis vor 10 Jahren nie ernsthaft krank war.

Vor dem dänischen Versorgungssystem habe ehrlich gesagt ein wenig Angst, ein guter Bekannter, Däne, ist 2020 auf sehr unnötige Weise in Dänemark verstorben, weil sein Hausarzt falsch entschieden und sich nicht korrekt um ihn gekümmert hat.

Das Hausarztmodell kommt für mich in Dänemark genauso wenig in Frage wie hier in der Schweiz. Bekannte in DK haben eine Zusatzversicherung ca. 80 Euro im Monat, mit freier Arztwahl, auch Facharzt. Sie sollen damit sehr zufrieden sein.
Ich meine allerdings irgendwo gelesen zu haben, dass es damit noch nicht getan sei. Es soll in DK "freie" Fachärzte geben, die dann für die Behandlung exorbitante Sätze abrechnen, die selbst mit eine Zusatzversicherung nicht gedeckt sind?

Für mich, wie sicher für einige andere hier auch, stellt sich die Frage, ob Krankenversicherung mit Zusatzversicherung in Dänemark oder in die deutsche KV der Rentner eintreten. Preislich bei nicht allzu hoher Rente kein grosser Unterschied,
aber bei den Leistungen wohl schon. Mich würde mal interessieren, ob man in DK, wenn in der deutschen KV der Rentner versichert, den gleichen Einschränkungen unterliegt, also z.B. zwingend Hausarztmodell. Auf jeden Fall sollte es möglich sein, in Deutschland zum Facharzt und ins Spital zu gehen, auch zum Zahnarzt.

Vielleicht hat ja schon mal jemand diese beiden Optionen verglichen. Es kann sein, dass kürzere Wartezeiten in Deutschland u.U. lebensrettend sind.

Eine simple Star-Operation ist in 30 Minuten erledigt und wird in vielen Einrichtungen wie am Fliessband erledigt - ist schon ein schwaches Bild, wenn man in DK monatelang darauf warten muss.

Gruss Zugvogel
dina
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von dina »

Ganz so ist es ja nicht, wir haben die "behandlingsgaranti" von 30 Tagen bei Überweisung vom Hausarzt, d.h. wenn das öffentliche Gesundheitssystem längere Wartezeiten hat, dann kannst du dich
in einem Privathospital, das mit der Region zusammenarbeitet, untersuchen/behandeln lassen.
https://www.sundhed.dk/borger/behandlin ... gehusvalg/
Bei Krebsverdacht kommst du in einen sogenannten "Kræftpakkeforløb" was auch sehr schnell geht.

Fehldiagnosen, Behandlungen kannst du auch in D haben, genau wie hier, es kommt da auf die Kompetenz des Hausarztes an, ob er dich als Patienten ernst nimmt, auf die richtige Schilderung der Symptome, kann der Patient dem Arzt vermitteln was ihm fehlt, laesst er sich nicht abwimmeln und wenn dann überwiesen, an wen gerät man als patient.
Ich habe genug Erfahrung im Gesundheitssystem beider Länder, beruflich wie privat, und es kommt immer auf den Arzt an an den man gerät, dessen Nationalität ist erst mal untergeordnet, zumal es an den Kliniken, speziell Unikliniken, sowieso sehr international zugeht.