Doppelte Statsbürgerschaft?

Beiträge für beide Zielgruppen: Deutsch und dänisch.
Indlæg for begge målgrupper: Dansk og tysk
DrTyskland

Beitrag von DrTyskland »

Also, jetzt muss ich meinen Senf dazugeben.

Ich habe seit meinem 21. Lebensjahr zwei Staatsbürgerschaften - und das haben bereits viele Menschen, die aus mobilen, flexiblen, migrantischen Familien stammen. Und bis jetzt war es no harm!

Da meine Mutter Deutsch-Amerikanerin ist, genauer in D geboren, nach dem Krieg nach USA, die Eltern haben ihre deutsche Staatsangehörigkeit für die amerikanische aufgegeben. Meine Mutter kam sobald sie erwachsenen war nach D zurück und hat hier Jahrzehnte als Ausländerin gelebt! Mit über siebzig hat sie die amerikanische Staatsangehörigkeit aufgegeben, d.h. sie wird mit der Nationalität sterben, mit der sie geboren wurde.

Mein Vater wurde als Kind deutscher Auswanderer in Argentien geboren. Mit 10 Jahren kam er nach D. In den Kriegswirren gingen die vorläufigen deutschen Papiere erstmal verloren. Auch mein Vater hat 40 Jahre als Argentinier D gelebt.

Mit fünfzig hat er eine Diplomatentochter geheiratet, die wußte, dass er Anspruch auf die deutsche Staatsangehörigkeit hat. Mit den richtigen Beziehungen wurde er dann wieder deutsch und konnte trotzdem Argentinier bleiben.

Daher bin ich auch immer rückwirkend Deutsche gewesen. Ich kann mich erinnern, dass ich es als sehr kränkend empfand, dass ich mit 18 nicht den deutschen Bundestag mitwählen durfte.
Auch meine Freund_innen fanden das alle sehr komisch. Niemand wäre auf die Idee gekommen, mich nicht für deutsch zu halten.

Zu den Argumenten von Runesfar:
Es wird in Zukunft in allen Ländern nur noch Berufssoldaten und Freiwilligenheere geben, so ist einfach die militär-technische Entwicklung.
Außerdem betrifft dieses Argument nur alle Männer.
Zweitens war das klar geregelt, man muss nur Wehrpflicht leisten in den Land , in dem man lebt und die Staatsangehörigkeit hat.
Auslandsdeustche Männer wurden ja nicht zum Wehrdienst nach D zitiert!

Das Argument mit Jugoslawien ist hanebüchen, auch weil Jugoslawen eben NICht zwei Pässe hatten.

Und um hier mal für bisschen Wirbel zu sorgen: Ich bin auch noch für die Absenkung des Wahlalters, Minimum: 16 Jahre.
Die BRD soll nicht in 10 Jahren nur von uns alten Säck_innen bestimmt werde.
runesfar

Beitrag von runesfar »

Kaellepot -
Aber wenn Kinder nun mal deutsch/dänisch sind, dann ist man nicht 20%deutsch und 80% dänisch oder andersrum, sondern 50/50.
Du denkst in rein genetische Termen. Was wenn Rune in Berlin gross geworden ist und, sagen wir mal, gelernt hat Bismarck als ein Vorbild zu sehen, kein Satz über "Grevens Fejde" gelesen hat , nicht weiss wer BOPA oder Skipper Klement war? Wenn er keine Ahnung von Inger Christensen, Scherfig eller Høegh hat, nie Klovn gesehen hat, denkt das Kashmir eine Teil Indiens ist und Mew eine Onomatopoetikon?

Dann wäre es vielleicht better, wenn er nicht Däne würde.

Zu DrTyskland:

Mit mehr als 50 pct arbeitslosenquote in einigen Länder, mit bewegungen wie Jobik und Golden Dawn in die Offensive, muss mann wohl ziemlich optimistisch sein um die Zeichen nicht zu lesen.

Was sagen die Amis: "Those who ignore history, are in for a surprise".


Gerade die Amis haben ja neulich ziemliche Probleme mit die Doppelte Staatsbürgerschaft gehabt - stichwort Awlaki und andere...
Aber jetzt bewegen wir uns ein bisschen weg von die Doppeltpas.
Kaellepot
Mitglied
Beiträge: 642
Registriert: 15.11.2005, 13:44
Wohnort: München

Beitrag von Kaellepot »

Es gibt aber genug Mischkinder, die beide Sprachen und Kulturen leben.
Welche, die sogar freiwillig samstags in die Dänische Schule gehen um Sprache, Kultur und Geschichte zu vertiefen.
Die feiern Sankt Hans, bringen ihren deutschen Oma die Tradition des Ris-alamande bei und feiern julemand und Christkindl gleichzeitig.

Sollen die nun den dänischen oder den deutschen Pass abgeben ?
Natürlich seh ich das aus den Augen der Kinder, da ich möchte, dass genau diese Entscheidung meinen Kindern erspart bleibt.

Und das Stimmrecht in Dänemark ist in meinen Augen wirklich zweitrangig für Auslandsdänen. Vielmehr ein Wahlrecht im jetzigen Heimatland.
Das ist aber mehr als nur Stimmrecht und es wäre zu komplex, für alle Bereiche neue Regelungen auszuarbeiten.

Es kostet doch nix. Die wollen doch keine Öre. Nur den Pass.
runesfar

Beitrag von runesfar »

Und heute habe Ich ein neuer Landsmann bekommen:

http://ekstrabladet.dk/nyheder/politik/danskpolitik/article1999381.ece
jankomo
Mitglied
Beiträge: 134
Registriert: 07.08.2006, 22:31
Wohnort: Slagelse

Beitrag von jankomo »

kaellepot, ich kann Deine Bedenken nachvollziehen, was die Herausforderungen einer "Mischkultur" angeht. Uns geht es nicht anders hier in DK. Aber: Was genau hat das mit dem Pass zu tun? Man kann seine Kultur doch leben, wie man will, egal, ob man dafür nun einen Pass hat oder nicht?
Ich bin für die doppelte Staatsbürgerschaft, weil DK offenbar keinen anderen Weg sieht, die bestehenden Probleme der Auslandsdänen zu lösen. Aber das ist sicher nicht der Schlüssel zur Idendifikation mit der eigenen Herkunft, sondern, wie Du schreibst, das Vermitteln der Kultur auch im Ausland. Ein Pass macht keinem zum Dänen oder Deutschen.
jankomo
Mitglied
Beiträge: 134
Registriert: 07.08.2006, 22:31
Wohnort: Slagelse

Beitrag von jankomo »

runesfar hat geschrieben: Gerade die Amis haben ja neulich ziemliche Probleme mit die Doppelte Staatsbürgerschaft gehabt - stichwort Awlaki und andere...
Anwar al-Awlaki war der ERSTE US- Bürger überhaupt auf der Extremisten- Liste der CIA, und das trotz der äußerst liberalen Einwanderungspolitik der USA. Das ist für mich eher ein Beweis des Gegenteils, nämlich das Einbürgerung das Risiko für Terrorismus nicht erhöhen muß. Was hälst Du eigentlich von der Kampagne der DF mit dieser Liste, wo einer von 700 Personen ein potentieller Terrorist sein soll? Das ist doch finster, solche Demagogie.

Breivik war erznorwegisch, weder zugereist noch eingebürgert. Die überwiegende Mehrzahl von terroristisch motivierten Straftaten in D werden von, na... richtig, Volksdeutschen begangen. Ich glaube nicht, dass das mit dem Pass zu tun hat.
Benutzeravatar
Lars J. Helbo
Mitglied
Beiträge: 7370
Registriert: 23.06.2002, 22:08
Wohnort: Sall
Kontaktdaten:

Beitrag von Lars J. Helbo »

jankomo hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass das mit dem Pass zu tun hat.
Glaube ich auch nicht unbedingt. Der Punkt ist aber eigentlich etwas anderes: Wer die Staatsangehörigkeit hat, kann nicht ausgewiesen werden. Und die Staatsangehörigkeit kann nicht wieder aberkannt werden.
[url=http://www.helbo.org]www.helbo.org[/url] - [url=http://www.sallnet.dk]www.sallnet.dk[/url] - [url=http://www.salldata.dk]www.salldata.dk[/url] - [url=http://friskole.netau.net]www.frijsendal.dk[/url]
Liv uden Bevægelse kan være godt nok for gulerødder og kålhoveder, som ikke er bedre vant. - N.F.S.Grundtvig
Sandsturm(geloescht)

Beitrag von Sandsturm(geloescht) »

Lars J. Helbo hat geschrieben:
Glaube ich auch nicht unbedingt. Der Punkt ist aber eigentlich etwas anderes: Wer die Staatsangehörigkeit hat, kann nicht ausgewiesen werden. Und die Staatsangehörigkeit kann nicht wieder aberkannt werden.
Ein wichtiger Grund.
Ich kann auch nicht wirklich nachvollziehen, wie man zwei Staatsbürgerschaften haben kann. Entweder oder und gut is.
jankomo
Mitglied
Beiträge: 134
Registriert: 07.08.2006, 22:31
Wohnort: Slagelse

Beitrag von jankomo »

Lars J. Helbo hat geschrieben:Der Punkt ist aber eigentlich etwas anderes: Wer die Staatsangehörigkeit hat, kann nicht ausgewiesen werden. Und die Staatsangehörigkeit kann nicht wieder aberkannt werden.
Das ist wahr. Und Sinn und Zweck der Staatsbürgerschaft, unter anderem. Einer Bestrafung nach Landesrecht steht aber nichts entgegen, z.B. Todesstrafe in Teilen der USA. Und mal ganz praktisch: Wer durchläuft einen 5jährigen (USA) oder 9jährigen (DK) Einbürgerungsprozess, nur um dann endlich loslegen und danach nicht ausgewiesen werden zu können? Das klingt doch sehr theoretisch zusammengebastelt.
runesfar

Beitrag von runesfar »

Mann stelle sich vor, wir hätten die doppelte Staatsburgerschaft - dann wære Søren Kam imme noch Däne. Kann mich kaum eine wiederlichere Gedanke vorstellen.

Aber - die Debatte hat mir an eine Fakt erinnern lassen: Das die Deutsche Jahrelang mehr genetisch denken - und wir eher nicht. Ich fand es z.b. immer sonderbar, das die Wolgadeutschen oder Siebenbürger Sachsen automatisch Deutsche Pässe kriegen könnten.

Nach diesen Logik sollten die Nachfahren der Cimbrer oder Wandalen auch heute noch Dänen werden...

Jankomo -

Awlaki war nicht der erste...Die Buffalo Six z.b.
jankomo
Mitglied
Beiträge: 134
Registriert: 07.08.2006, 22:31
Wohnort: Slagelse

Beitrag von jankomo »

@runesfar: nur um bei den Fakten zu bleiben: Alle 6 "Buffalo Six" sind in den USA geboren, also keine eingebürgerte Terroristen, sondern von Geburt an amerikanische Staatsbürger. Keiner wird als Terrorist geboren und schaut man auf die Familien, kommen sie fast alle aus säkuleren, muslimischen Familien, integriert und unauffällig. Die Radikalisierung findet offenbar ganz woanders statt und hat mit Pass oder Einwanderung nicht viel zu tun.
hanno
Mitglied
Beiträge: 3524
Registriert: 18.02.2013, 20:51

Beitrag von hanno »

runesfar hat geschrieben: Ich fand es z.b. immer sonderbar, das die Wolgadeutschen oder Siebenbürger Sachsen automatisch Deutsche Pässe kriegen könnten.
[url]http://www.kfi.nrw.de/zuwanderung/Aufnahmeverfahren_Spaetaussiedler/Geschichte_Russlanddeutsche/index.php[/url]

Hier wird das Thema behandelt.
Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.
Abraham Lincoln

Gewalttätige Pyro und Hass Ultras gehören nicht zum Fußball ! Denn die machen unseren Sport kaputt !!
Sandsturm(geloescht)

Beitrag von Sandsturm(geloescht) »

hanno hat geschrieben:
runesfar hat geschrieben: Ich fand es z.b. immer sonderbar, das die Wolgadeutschen oder Siebenbürger Sachsen automatisch Deutsche Pässe kriegen könnten.
[url]http://www.kfi.nrw.de/zuwanderung/Aufnahmeverfahren_Spaetaussiedler/Geschichte_Russlanddeutsche/index.php[/url]

Hier wird das Thema behandelt.
Viel fataler war ja die Entscheidung, auch die Rentenansprüche fast voll angepasst zu ermöglichen. Und was auf einmal für Qualifikationen die Neubürger alle in der Ferne hatten...
Also, nie eingeahlt aber ausreichend Anspruch erworben.


Ist halt geschehen und taugt nur noch für Stammtisch (so wie angebliche Bevorteilung bei Baudarlehen)
Benutzeravatar
Lars J. Helbo
Mitglied
Beiträge: 7370
Registriert: 23.06.2002, 22:08
Wohnort: Sall
Kontaktdaten:

Beitrag von Lars J. Helbo »

jankomo hat geschrieben:Einer Bestrafung nach Landesrecht steht aber nichts entgegen, z.B. Todesstrafe in Teilen der USA. Und mal ganz praktisch: Wer durchläuft einen 5jährigen (USA) oder 9jährigen (DK) Einbürgerungsprozess, nur um dann endlich loslegen und danach nicht ausgewiesen werden zu können? Das klingt doch sehr theoretisch zusammengebastelt.
Tjah vielleicht. Es hat aber hier einige Verfahren gegen kriminelle Banden gegeben. Und dort hat es sich zumindest gezeigt, dass eine drohende Abschiebung von den angeklagten oft als etwas viel schlimmeres als etliche Jahre Gefängnis gesehen wird.

Für mich liegt die Frage aber woanders: Warum sollte ich? Ich habe etliche Jahre in DE gewohnt, mir ist aber nie in den Sinn gekommen die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen.
[url=http://www.helbo.org]www.helbo.org[/url] - [url=http://www.sallnet.dk]www.sallnet.dk[/url] - [url=http://www.salldata.dk]www.salldata.dk[/url] - [url=http://friskole.netau.net]www.frijsendal.dk[/url]
Liv uden Bevægelse kan være godt nok for gulerødder og kålhoveder, som ikke er bedre vant. - N.F.S.Grundtvig
jankomo
Mitglied
Beiträge: 134
Registriert: 07.08.2006, 22:31
Wohnort: Slagelse

Beitrag von jankomo »

Lars J. Helbo hat geschrieben: Für mich liegt die Frage aber woanders: Warum sollte ich? Ich habe etliche Jahre in DE gewohnt, mir ist aber nie in den Sinn gekommen die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen.
Da wird wohl jeder seine eigenen Gründe haben, es gibt sicher eine Handvoll. Mir ist die Staatsbürgerschaft an sich schnorz, aber ich würde gerne mitbestimmen, wer mich regiert, wenn ich ansonsten wie ein "normaler" Bürger besteuert und verwaltet werde. Aber, wie gesagt, dafür brauche ich eigentlich keinen rødbede- pas. Oder eben doch, denn eine andere Möglichkeit gibt es derzeit nicht.

Man hört doch immer mal wieder von Dänen in den USA, die trotz guter Karrierevoraussetzungen nicht weiter aufsteigen, weil in Schlüsselposition die amerikanische Staatsbürgerschaft vorausgesetzt wird. Hier kann man derzeit nur auf den dänsichen Pass verzichten- oder auf den Job. Da kann ich den Wunsch dann doch ganz gut verstehen.