Vergleich Gesundheitswesen

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dina
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von dina »

Ja, effektiver muss nicht unbedingt schlechter sein und kurze Liegezeiten sind oft auch von Vorteil, nicht nur von den Kosten her.
Auch in der Nachbetreuung hat sich einiges getan, das ist natürlich von Region zu Region und Kommune zu Kommune unterschiedlich, genauso wie die Wartezeiten, das ist aber auch in D so.
Pippilotta
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Pippilotta »

Zuelli hat geschrieben: 07.10.2024, 16:56 Pippilotta:
Du sprichst von einer Hüft-OP?

Und dann am nächsten Tag entlassen?
Zuelli, ja, ich spreche von zwei Hüft-Operationen. Tag 1 morgens um 08,00 da sein, 09,30 OP, pünktlich zum leckeren Mitagessen ist man dann wieder fit. Nachmittags Kaffee und Kuchen (auch für Besucher), und Abends gabs leckeres und schön garniertes smørrebrød. Zwischendurch kam die Krankenschwester und hat neben ihrer Arbeit ständig was zu trinken angeboten. Der operierende Arzt kam auch am frühen Nachmittag vorbei und hat erzählt wie die OP gelaufen ist und hat untersucht. Jedes Bett war mit eigenem Bildschirm mit Internet, Fernsehen, Radio und Kopfhörer ausgestattet. Am nächsten Morgen dann Frühstück, um 08,00 kam nochmal der Arzt, um 09,00 kam der Fysioterapeut und um 09,30 wurde der Patient entlassen. Alles in allem wie ein Aufenthalt im 5-Sterne-Hotel mit OP. Die zweite OP ein paar Monate später verlief genauso problemlos ab. Der Patient war übrigens ohne jegliche Zusatzversicherung.
Robert
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Robert »

Was sind 3 Wochen Reha im Vergleich zu den 2 Jahren Reha des Herrn Müntefering, dem Bundesminister für Arbeit und Soziales a.D. ? Was wohl all die 1-Euro-Jobber davon halten mögen? Wenn die Dänen das erstmal wüssten.

Ne im Ernst, über das dänische medizinische System zu diskutieren hat hier doch keinen Sinn, egal welche Fakten auf den Tisch gelegt werden, einige Leute hier sind komplett ideologisch eingefärbt, da sind Hopfen und Malz verloren.

Was meint ihr, wie wird man hier behandelt mit Riss der Achillessehnr?
Antwort: Überhaupt nicht. Ihr bekommt einen Gips, so dilettantisch, das man ihn vor Schmerzen selber wieder wegschneidet.
Ultraschall - ist doch nicht nötig. Und im Nachhinein, im Spital Hillerod haben wir auch kein einziges Ultraschllgerät sehen können. Eine Ärztin? Die ist nach 1 Minute wieder weg, und von irgendwas erklären keine Spur.
Die Thrombose-Prophylaxe wird mittendrin abgesetzt, die 6 Wochen im Walker - der übrigens unglaublich schmerzhaft ist, kein Wunder kommt er aus Mexiko und kostet bei Amazon 45 USD - sind ja egal, überhaupt ist ihnen alles sch...egal hauptsache pünktlich Feierabend und nicht zu viel Arbeit.

In den 6 Wochen mit Walker keine einzige Kontrolle, das Verstellen desselbigen hat der Patient selber durchzuführen.
Völliges Ablehnen jeglicher Verantwortung, so habe ich es erlebt. Danach auch ,es sieht sich niemand mehr an, man hört einfach nichts mehr von denen. Zum Hausarzt wird man gar nicht erst vorgelassen, Sie sind doch der mit dem RIss, Sie müssen immer nur zum Spital, fertig. Dort bekommt man noch nicht mal Schmerztabletten.

Nachkontrolle - bloss nicht, da käme ja ihr Dilettantismus zu Tage - 20% Rerupture-Rate, und bei vielen ist die Sehne hinterher zu lang, die sind für ihr Leben gahandicapt.

Jetzt könnt ihr weiter fabulieren wie toll es hier ist. Mit der traurigen Wirklichkeit hat das nichts zu tun.
Und aufgrund dieser katastrophalen Zustände ist für uns klar, sobald wie möglich, der Plan steht schon, hier wieder weg.
Sobald ich hier kein Geld mehr verdiene adios Danmark.
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Zuelli
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Zuelli »

Ja, das ist schon irre.
Ich wäre froh, wenn es hier in Deutschland auch schneller gehen würde.
Mit meiner pflegebedürftigen Frau fehlt mir einfach die Zeit für eine lange Reha usw.

Dann muss ich wohl mal Urlaub machen im dänischen Krankenhaus. :wink:
Es gibt ja nicht nur Idioten auf dieser Welt.....
aber irgendwie schaffen sie es, sich strategisch so zu platzieren, das mir jeden Tag einer über den Weg läuft.
SmileHier
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von SmileHier »

Vor rund 18 Jahren in DK:
Bin zum Hausarzt wegen eingewachsenen Fußnagel. Nach 6 Wochen bekam ich einen Termin im Krankenhaus. Am darauffolgenden Samstag war OP-Termin im Krankenhaus.
Arzt mit Pflege machten die OP und da mein dänisch damals noch nicht so gut war, bekam ich eine Pflegerin welche etwas deutsch konnte als Übersetzerin bzw. zum Händchen halten :)
Nachkontrolle/ Fäden ziehen beim Hausarzt. Nach einer Woche MRSA Test wegen nicht so toller Wundheilung.

Eine damalige dänische Freundin hatte eine neue Niere. Bei Kontrolluntersuchungen in der Uniklinik war ich manchmal dabei. Mir wurde vom Oberarzt (oder wars Chefarzt?) gleich angeboten wenn ich was nicht verstehe dann soll ich es sagen und er holt einen Dolmetscher.

In D gibts normal keine ambulanten OP's an einem Samstag. Nicht mal bei niedergelassenen.
Zusätzliche Pflege fürs Übersetzen in D? Gibts in D nicht und ich kenne viele Krankenhäuser. MRSA Test beim Hausarzt? Gibts in D auch nicht.

Dolmetscher in deutschen Krankenhäusern? Im Regelfall google translate oder wenn man Glück hat kann es die Security.

Nicht alles ist/ war in DK schlecht. Wobei Dinge wie Impfungen und Zahnarzt in DK sicher etwas besser geregelt werden könnten. Das Nachts nicht jede Notaufnahme auf hat, finde ich jetzt nicht unbedingt schlecht. Ebenso funktionierte zumindest damals der Ärztliche Notdienst in DK deutlich besser als der Ärztliche Notdienst derzeit in D
Hendrik77
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Hendrik77 »

Robert hat geschrieben: 08.10.2024, 10:00 Ne im Ernst, über das dänische medizinische System zu diskutieren hat hier doch keinen Sinn, egal welche Fakten auf den Tisch gelegt werden, einige Leute hier sind komplett ideologisch eingefärbt, da sind Hopfen und Malz verloren.
Es hat nichts mit ideologisch eingefärbt zu tun wenn man auch aufgrund einer erlebten Fehlbehandlung nicht bereit ist ein ganzes Gesundheitssystem zu verurteilen.
Keiner bestreitet das es in Dänemark und Deutschland zu langen Wartezeiten und/oder Fehlbehandlungen kommen kann. Bei letzterem gibt es die Möglichkeit zu klagen. https://www.stpk.dk/
Hier mal ein paar generelle Unterschiede der beiden Gesundheitssysteme. https://usercontent.one/wp/www.access-p ... ems_de.pdf

Med venlig hilsen
Hendrik77
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dina
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von dina »

Ich bin in einer deutschen Gruppe für Kranke und deren Angehörige, und was ich da höre ist schon ziemlich heftig und auch sehr traurig.
Ich kann, im Falle meines Mannes, der hier bypassoperiert wurde und später leider an Krebs erkrankt ist, über die Behandlung nicht klagen, ganz im Gegenteil.
Dreimonatige Kontrollen, Einzelzimmer mit grossem Flachbildschirm, Bett für Angehörige im Zimmer, ich habe oft dort übernachtet , in Gødstrup kannst du über Tablet dein Essen bestellen als Patient, auch ein Angehöriger, für den natürlich gegen Bezahlung, zu jeder Zeit, und aus verschiedenen Menüs, Diäten wählen.
Wenn ich so manches dort schildere, glauben das viele in D gar nicht.
Wie gesagt, ganz ohne private Zusatzversicherungen.
Beim Hausarzt gibt es Akuttermine, ansonsten kann ich mit meiner Ärztin per App kommunizieren und wenn sie meint ich sollte doch besser vorbeikommen, dann kriege ich sofort einen Termin, bei nicht akuten Dingen ist natürlich Wartezeit.
Auch beruflich ist die Digitalisierung ein enormer Vorteil, z.B. beim Übergang von der Klinik in die Pflege, ich habe alle Daten auf dem Schirm bevor der Bewohner bei uns ankommt, Überblick über die Medikamente, ich arbeite mit Tablet und habe so bei jedem Bewohner alle Infos, Daten, Medikamentenlisten und Pflegepläne zur Hand und kann sort alles dokumetieren, direkt und ohne Verzögerung, was Fehler verhindert.
Auch als Patient habe ich Einblick in alle meine Daten und Untersuchungen, Medikamente, oder, bei Vollmacht, die meiner Angehörigen.
Ich kann laufende Medis in der App selbst bestellen ohne deshalb zum Arzt zu müssen und sie in jeder Apotheke abholen oder liefern lassen.

Was man nicht beeinflussen kann, in keinem Land oder System, sind die Menschen, mit denen man es zu tun hat, und da Ärzte und Pflegepersonal auch nur Menschen sind, kann man hier wie dort Glück oder Pech haben.
Rasmine
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Rasmine »

Pippilotta hat geschrieben: 07.10.2024, 11:54
Rasmine hat geschrieben: 19.09.2024, 14:37 Beispiel: eine Bekannte brauchte eine Hüftprothese: in DK hätte sie 2 Jahre auf den Eingriff warten müssen, in Schleswig ist sie nach 8 Wochen dran gekommen.
In meiner dänischen Familie hat der Patient hier in Dänemark maximal 4 Wochen auf die Operation warten müssen. Und das gilt für beide Seiten. Die Operationen wurden im selben Jahr durchgeführt.

Auch die Vorbereitung auf die OP finde ich super: Nach den Untersuchungen und Entscheidung dass eine OP erforderlich ist nehmen der Patient und eine wahlfreie Begleitperson an einem halbtägigen Kurs teil, wo der ganze Verlauf besprochen wird und Videos gezeigt werden und man eine ausführliche Infomappe erhält. Ausserdem bekommt man Links zu den Videos, so dass man sich diese später zuhause nochmals in Ruhe anschauen kann.

Am OP Tag geht es dann ins Krankenhaus, und am nächsten Tag bekommt man morgens von eine Fysioterapeuten gezeigt wie man sich bewegen soll und dann wird man entlassen. Für die Verbandswechsel und Checks kommt eine Krankenschwester nach Hause. Fäden zieht der Hausarzt. Nach 2 Wochen und nach 4 Wochen nochmal ein halbstündiger Termin beim Fysio. Sollte sich dort herausstellen dass man Probleme mit der Bewegung hat, bekommt man solange (kostenlose) Therapie, bis das wieder funktioniert.

Die gleiche OP in Deutschland bei meiner deutschen Familie: knapp 3 Wochen Krankenhaus Aufenthalt und anschliessend nochmals 3 Wochen Kur. 6 Wochen Totalausfall versus 2 Tage in DK- und das Ergebnis ist das selbe. Da würde ich auf jeden Fall die dänische Variante vorziehen.
Also, ich möchte eine Hüftprothese nicht ambulant bekommen; als Alleinstehende habe ich niemanden, der mich frisch operiert zuhause pflegen oder anleiten kann. In DE kann man auch nach ein paar Tagen gehen, aber dann muss man versorgt sein. Wenn das in DK gesichert ist durch Krankenpflege mehrmals am Tag gesichert ist - wunderbar. Die Dänen, die ich kenne, berichten aber immer wieder von enormem privaten/familiären Einsatz. Man wird so schnell aus dem KKH entlassen, weil es eben teuer ist, dort zu verweilen.
Auch deutsche Häuser sind weitergekommen; Tablets, Menüwahl, Unikliniken - sind gute Entwicklungen. Aber eben: oft kein Personal und deswegen Schließungen ganzer Stationen. Nicht umsonst stellen sich Kliniken gegen Rechtsbewegungen (AfD), weil sie dann gar keine Kräfte mehr aus dem Ausland bekämen.

In Schleswig z.B. kommt man recht schnell dran mit allen OPs, und Rehas in Damp ebenso. In Flensburg wartet man sehr viel länger (u.a. wegen vieler dänischer Kunden). In HH sieht es auch meist nicht gut aus, andere Gegenden kenne ich nicht.

Aber, nochmal: in einer Paarbeziehung kann man sich helfen, als alter Single eben nicht. Nicht so gut.
Alle Tage sind gleich lang. Nur unterschiedlich breit.
Rasmine
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Rasmine »

IngaMay hat geschrieben: 07.10.2024, 11:16
Rasmine hat geschrieben: 19.09.2024, 14:37 Ich bin mit ein paar dänischen Ärzten befreundet, die sich selbst im ernsten Krankheitsfall immer in Deutschland, Italien, Österreich oder sogar USA behandeln lassen. (Sie hatten dort auch gearbeitet, weil sie das dänische System auch für sich nicht optimal empfanden; sie bevorzugen immer die deutschen Häuser.)

Beispiel: eine Bekannte brauchte eine Hüftprothese: in DK hätte sie 2 Jahre auf den Eingriff warten müssen, in Schleswig ist sie nach 8 Wochen dran gekommen.
Es geht mir das oben zitierte von Rasmine. Wie kann man es ermöglichen, sich im Ausland behandeln zu lassen, wie es die Ärzte selber tun. Wenn die das schon machen, die wissen sicher warum.
Diese Sache mit der Hüftprothese könnte schon über die Wartefrist von 30 Tagen laufen, danach kann man evtl. im Ausland durchführen lassen?
Aber die Ärzte gehen ja grundsätzlich ins Ausland, welche Versicherung muss man dafür abschliessen?

Bei Zahnbehandlungen bleibe ich meinem deutschen Zahnarzt in Barcelona treu, er ist der beste den ich kenne und preislich noch deutlich günstiger als in Deutschland. Die ersten Dänen aus meinem Bekanntenkreis sind auch schon dort in Behandlung, angeblich kostet ein Implantat mit keramische Krone in Dänemark ca. 10.000 Euro?
Du konntest auswandern, fliegst zum Zahnarzt nach Spanien, also es scheint dir gut zu gehen :wink: . Was Implantate kosten, ist doch sehr individuell. Es muss zu einem passen, und wenn ich es selbst aus dem 3D Drucker schnitze. Ich suche mir hier in Nord-DE meinen Zahnarzt aus, und wenn er mir gefällt, bleibe ich da. Und zwar am Wohnort. Ich würde überhaupt keinen Ärztetourismus betreiben; dann muss ich auch nicht auswandern. Wenn ich in Ribe leben würde, ging ich in Ribe zum Arzt. Irgendein Restrisiko gibt es immer. Und weil ich bequem bin, lasse ich alles hier im wunderschönen Südschleswig. :mrgreen:
Alle Tage sind gleich lang. Nur unterschiedlich breit.
Hendrik77
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Re: Vergleich Gesundheitswesen

Beitrag von Hendrik77 »

Es wurde vor kurzem eine Reform des dänischen Gesundheitswesens beschlossen. https://www.ism.dk/nyheder/2024/novembe ... a-borgerne https://www.nordschleswiger.dk/de/daene ... zer-werden
Auch in Deutschland wurde eine Krankenhausreform beschlossen. https://www.bundestag.de/dokumente/text ... ng-1024614
Med venlig hilsen
Hendrik77
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