Auch wenn die Anwesenheit des Hundes im aktuellen Artikel des Nordschleswiger unerwähnt bleibt, so ist der Artikel insgesamt doch recht angenehm ausgewogen.
Vor fünf Jahren wurde in Deutschland der erste sogenannte Problemwolf erschossen: Kurti kam in der Lüneburger Heide Menschen zu nah. Daten zeigen: Der Mensch ist für Wölfe eine weitaus größere Gefahr.
Nordschleswiger, 22.04.2021: Deutschland - Das schwierige Verhältnis von Mensch und Wolf https://www.nordschleswiger.dk/de/deuts ... h-und-wolf
Andere Kanäle, unter anderem auf Youtube, sprechen aktuell bei der Begegnung in Wietzendorf von einem "Angriff". Die Urheber solcher Panikmache entlarven damit vor allem sich selbst.
Wietzendorf liegt in der weiten Pampa in der Lüneburger Heide (und nicht "bei Hamburg", womit manche Journalisten offenbar Stadtnähe suggerieren wollen) und hat seit 2015 ein eigenes Wolfsrudel, das 2016 schon mal für Aufsehen sorgte, weil nach ein paar Kälberrissen die Förderkulisse für Präventionsmaßnahmen auch für Rinderhalter in einem 30 km-Radius ausgedehnt wurde, in dem wir selbst wohnen.
Für Einheimische ist eine Wolfssichtung in der Regel wenig überraschend. Dieser Jungwolf lief zunächst parallel auf dem Feld, wie der Videoaufnahme zu entnehmen ist, und zeigte erst in dem Moment Aufmerksamkeit, als die Frau in ihrer einzigartigen ungewöhnlichen Weise zu kreischen beginnt.
Was würdet Ihr machen, wenn Ihr auffällige, komische Geräusche hört? Nachgucken, was da los ist, richtig. Und so nähert er sich und zieht sich verunsichert darauf gleich wieder zurück. Weil die Frau in seine Richtung "mitgeht", sieht man ihn die meiste Zeit in einem etwa gleichen Abstand weiterlaufen. Später kreuzt er den Weg und trollt sich davon, während die Frau immer noch kreischend "Geeeh weeegg" und filmend hinter ihm herläuft.
Der dänische Autor Bjørn Holmskjold aus Ringkøbing hat auf seiner Website drei Videos aus Schweden eingestellt, die ein ganz ähnliches Verhalten von Wölfen belegen, bei denen aber die Menschen viel entspannter reagieren und dem
Wolf "Geh mal heim" zurufen oder wie die Reiterin in dem zweiten Film:
"Hej vargen" - "Hallo Wolf" (Min. 1:08 - 2:00). Der
Wolf taucht am Wegesrand auf, folgt sogar ein Stück der Reiterin auf ihrem Pferd und beschleunigt das Tempo, bis sie stehen bleibt, ihn anspricht und ein Stück entspannt im in seine Richtung reitet, worauf er sich zurückzieht. In dem Fernsehinterview, in das der Film eingebettet ist, berichtet die Reiterin (auf Schwedisch), dass die Situation nicht Beängstigendes hatte und der
Wolf einfach nur neugierig gewesen sei. Menschen, die glauben, dass Pferde in dieser Situation zwingend panisch reagieren müssten, achten bitte auf die entspannte Reaktion und das Ohrenspiel des Pferdes.
Bjørn Holmskjold, 25.02.2021: Læserbrev: Aftentur med ulven ("Abendspaziergang mit dem Wolf") https://holmskjold.net/laeserbrev-aftentur-med-ulven/ [/quote]
Das gleiche Verhalten der Wölfe in Schweden ist ein schönes Beispiel dafür, dass solche Situationen immer wieder vorkommen, auch wenn Wölfe via Lizenzjagd und Schutzjagd regelmäßig geschossen werden. Dem Menschen zu suggerieren, dass die Wölfe in Deutschland ihr (natürliches) Verhalten ändern und "unsichtbar" würden, sobald man eine Menge X aus der Population rausschießt, ist nichts anderes, als seinen Mitmenschen für Eigeninteressen ein X für ein U vorzumachen. Die diversen Verkehrsopfer unter den Wölfen belegen ja auch, dass überfahrene Wölfe ihren Artgenossen nicht die Straßenverkehrsordnung lehren können.
Das Bundesamt für Naturschutz hat eine Tabelle veröffentlicht, in der Wolfsverhalten beschrieben und entsprechend eingeordnet wird.
Verhalten: Wolf flüchtet nicht sofort beim Anblick von Menschen und Autos. Bleibt stehen und beobachtet seinerseits.
Ursache: Der
Wolf hat keine schlechte Erfahrung gemacht. Insbesondere Jungwölfe reagieren eher unbedarft und neugierig.
Einschätzung: Ungefährlich
Handlungsbedarf: Kein Handlungsbedarf
Bundesamt für Naturschutz, BfN-Skripten 502, I. Reinhardt, P. Kaczensky, J. Frank, F. Knauer, G. Kluth: Konzept zum Umgang mit Wölfen, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten - Empfehlungen der DBBW - , Seite 23 https://www.dbb-wolf.de/Wolfsmanagement ... en-woelfen
In den meisten Fällen, in denen Menschen und Wölfe zusammen treffen, ziehen sich die Tiere zurück, wenn sie den Menschen bemerken. Dabei treten Wölfe häufig einen ruhigen „geordneten Rückzug“ an, ohne panisch zu flüchten. In einzelnen Fällen reagieren Wölfe auch bei Nahbegegnungen sehr entspannt. Insbesondere bei Anwesenheit eines Hundes können Wölfe, statt sich zurück zu ziehen, länger stehen bleiben und beobachten bzw. sich dem Menschen sogar nähern. [...] Die weitaus meisten Hundebesitzer im Wolfsgebiet werden nie eine direkte Begegnung mit einem
Wolf haben, auch wenn sie täglich ihre Hunde im Wolfsgebiet ausführen.
Bundesamt für Naturschutz, BfN-Skripten 502, I. Reinhardt, P. Kaczensky, J. Frank, F. Knauer, G. Kluth: Konzept zum Umgang mit Wölfen, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten - Empfehlungen der DBBW - , Seite 12-13 https://www.dbb-wolf.de/Wolfsmanagement ... en-woelfen
Das können wir aus eigener Erfahrung - mit nunmehr 10 Jahren mit Wölfen in direkter Nachbarschaft - bestätigen.