Hund-Wolf-Hybriden
Das Töten von hybriden wolfsähnlichen Hunden fällt als Bestandteil des Jagdschutzes gemäß § 23 BJagdG unter den Schutz des Wildes vor wildernden Hunden und Katzen. Sanktionen bei Fehlabschüssen von Wölfen sind Verstößen beim Töten von Hunden und Katzen gleichzustellen und die Vorwerfbarkeit auf fehlerhafte Ansprache hinsichtlich haptischer Merkmale der äußeren Unterscheidbarkeit zu beschränken.
FDP Heidekreis schickt wolfsfreie Zonen in die Debatte http://www.fdp-heidekreis-online.de/akt ... ie-%5B/url
Die FDP möchte also, dass der einzelne Freizeitjäger zukünftig entscheiden darf, ob das Tier, auf das er gerade schießen will, ein
Wolf-Hund-Hybrid ist und einem wildernden Hund gleichgestellt wird. Irrt der Jäger und erschießt einen
Wolf, soll er nicht mehr nach dem Bundesnaturschutz dafür belangt werden können (bis zu 5 Jahre Haft und 50.000 € Geldstrafe), sondern die Tat würde nur in dem Maße geahndet wie der versehentliche Abschuss eines (nicht wildernden) Hundes. Als Kriterium für das Erkennen des Tieres ("Ansprache") sollen allein "haptische Merkmale" dienen (Haptik = aktives Erfühlen von Objekten).
Der Schutzstatus für Hybriden ist derzeit wie folgt geregelt:
Hybriden in den ersten vier Generationen unterliegen dem gleichen Schutzstatus wie Wölfe. Hybriden dürfen demnach im Rahmen der Jagdausübung nicht wie Hunde geschossen werden. Für ihr Entfernen aus der Natur bedarf es einer naturschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung. Dies ist aus Artenschutzsicht ausdrücklich zu begrüßen, da ansonstendie Gefahr bestünde, dass Wölfe als vermeintliche Hybriden geschossen werden.
Bundesamt für Naturschutz: Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland
https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/docume ... ipt201.pdf
Aber wie gut können Freizeitjäger, die keine Ausbildung im Sinne eines Ausbildungsberufs oder gar Studiums besitzen und ggf. nur einen 14tägigen Jagdscheinkurs absolviert haben, Hunde, Wölfe und Hund-
Wolf-Hybride auseinanderhalten?
Die Frage lässt sich schnell beantworten, wenn man einen Blick auf die Pressemeldungen wirft, deren Inhalte - wohl aus guten Gründen - in keiner amtlichen Statistik auftauchen, z. B.
19.12.2016:
Pferd bei Jagd getötet (Landkreis Oder-Spree)
https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1538828/
20.11.2017:
Hund Ole auf Ausritt mit Kindern erschossen (Landkreis Diepholz)
https://www.kreiszeitung.de/lokales/die ... 78662.html
29.08.2012:
Jäger erschießen Pony statt Wildschwein (Brandenburg) http://www.haz.de/Nachrichten/Panorama/Uebersicht/Jaeger-erschiessen-Pony-statt-Wildschwein
17.10.2012:
Jäger erschießt aus Versehen Pferd auf der Koppel (Koblenz)
https://www.saarbruecker-zeitung.de/sz- ... _aid-18229
24.01.2014 Verwechslung: Jäger erschießt Pony (Herzogtum Lauenburg)
https://www.shz.de/regionales/schleswig ... 23346.html
06.08.2014:
Jäger erschießt aus Versehen Pferd (Waldshut) http://www.badische-zeitung.de/kreis-waldshut/jaeger-zielt-auf-wildschwein-und-gibt-toedlichen-fehlschuss-ab--88442243.html
05.01.2017:
Mit Fuchs verwechselt: Betrunkener Jäger erschießt Hund (Neustadt/Donau)
https://www.focus.de/regional/bayern/no ... 53826.html
09.11.2017:
Border-Collie mit Fuchs verwechselt - 80jähriger Jäger erschießt Hund https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/ ... -131888653
01.04.2017:
Jäger erschießt versehentlich eine Kuh (Bielefeld) http://www.lz.de/ueberregional/owl/21737179_Jaeger-erschiesst-versehentlich-eine-Kuh.html
21.09.2017:
Jäger erschießt 4 Esel - mit "Hirschkühen" verwechselt https://www.hna.de/welt/schweizer-jaege ... 04010.html
05.02.2018:
Jäger verwechselt Wolf mit Fuchs (Schweiz)
https://www.srf.ch/news/schweiz/abschus ... -mit-fuchs
07.12.2016:
Tödliche Verwechslung: Jäger erlegt versehentlich Hängebauchschwein (Hasel)
https://www.suedkurier.de/region/hochrh ... 24,9035907
02.10.2017:
Jäger erschießt Pferd statt Wildschwein (Walsrode) https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... er302.html
02.01.2018: Verwechslung: Jäger im Thurgau erschießen 4 Schafe
02.11.2017:
Dänischer Jäger erschießt Wölfin bei Gesellschaftsjagd (Brandenburg)
https://www.noz.de/deutschland-welt/ver ... bad-belzig
10.09.2012:
Mit Wildschwein verwechselt - Jäger erschießt Mann (Bayern)
https://www.welt.de/regionales/muenchen ... -Mann.html
11.10.2014:
Jäger verwechselt Jäger mit Wild - schwere Schussverletzung (Bayern) http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/jaeger-verwechselt-jaeger-mit-wild-aid-1.4589113
11.09.2015:
Jäger verwechselt Liebespaar mit Wild - Mann tot, Frau schwerverletzt (Brandenburg)
https://www.nrz.de/panorama/jaeger-verw ... 79765.html
Leider sind von solchen tödlichen Verwechslungen von Wildschweinen durch Jäger regelmäßig auch immer wieder Menschen betroffen.
Die Freizeitjagd ist selbst viel gefährlicher als die vermeintliche "Gefahr" durch den
Wolf, vor dem sie uns zu schützen vorgibt.
Die FDP möchte mit ihren Wolfsbejagungs-Träumen Wölfe zukünftig auf "von Nutztieren beweidete Flächen", auf "Deichen einschließlich angrenzender Flächen" und "befriedete Bezirke" ausdehnen - also auch auf Siedlungen. Wenn die Hobbyjäger, die nach den Wünschen der FDP zukünftig staatlich-hoheitliche Aufgaben als "Körperschaft des öffentlichen Rechts" wahrnehmen sollen (also eine Art "Naturpolizei"), nun auch noch gezielt auf Pferdekoppeln, Viehweiden und in den Siedlungen Jagd auf den
Wolf machen dürfen, wieviele menschliche und tierische Tote und Verletzte als "Kollateralschäden" dürfen wir dann wohl erwarten?
Gleichermaßen sollen die Jäger laut der FDP zwar alle Rechte in Anspruch nehmen dürfen, aber nicht für Wilddschäden durch den
Wolf aufkommen müssen, wie es aktuelle bei Wildschäden der Fall ist. Vorteile für nicht einmal ein halbes Prozent der Bevölkerung? Gern. Nachteile übernimmt aber dann doch bitte die Allgemeinheit, also 99,6% der Gesellschaft.
Und noch etwas zu den angeblich vielen Hybriden: Natürlich kann man die Proben an beliebige Institute verteilen, auch die würden gern Geld verdienen. Aber gerade in Dänemark, wo die Genetiker der Universität Aarhus über 40 Wölfe festgestellt haben wollen, zeigt sich doch, zu welchen Ergebnissen mangelnde Erfahrung führen kann, wenn aus Füchsen plötzlich Wölfe werden.
Wissenschaftler widersprechen Jägern
Jagdverband und AfD behaupten: Viele Wölfe sind gefährliche Mischlinge. Das ist purer Unsinn, sagen Experten.
Sächsische Zeitung: Wissenschaftler widersprechen Jägern http://www.sz-online.de/nachrichten/wissenschaftler-widersprechen-jaegern-3875476.html
Selbst bei einem ganz frischen Riss sind solche Untersuchungen allerdings keineswegs einfach. "Man braucht dazu viel Erfahrung", sagt Carsten Nowak. Für ein nicht auf solche Fragen spezialisiertes Labor sei die Unterscheidung von Hund und Wolf nicht immer sicher möglich. [...] Um den vierbeinigen Täter identifizieren zu können, braucht man deshalb die richtigen Vergleichsproben. Sonst können die bei solchen Analysen verwendeten Computerprogramme das fragliche Erbmaterial nirgendwo sicher zuordnen. Und dann suggerieren die Daten fälschlicherweise, dass überall Hybriden herumlaufen.
Spektrum: Wölfin, ledig, sucht... http://www.spektrum.de/news/gibt-es-wolfshunde/1440986