Aber gerne doch
Vor einer Weile bin ich nämlich auf ein höchst aufschlussreiches Zahlenwerk gestoßen. Es ist das Ergebnis einer aufwändigen Untersuchung im Auftrag des (rot-grünen!) Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2001:
Gutachten "
Gerechtigkeit für Familien -- Zur Begründung und Weiterentwicklung des Familienlasten- und Familienleistungsausgleichs", erschienen als Band 202 der Schriftenreihe des Familienministeriums (ISBN: 3-17-017211-5), kann dort kostenlos angefordert werden: >> [url=http://www.bmfsfj.de]www.bmfsfj.de[/url]
In dieser Untersuchung wurden haarklein -- und ich meine wirklich haarklein -- alle Gelder und geldwerten Leistungen zusammengetragen, die Familien leisten oder erhalten, von Erziehungs- und Kindergeld bis hin zu Verdienstausfall, Karriereverzicht und Rentenminderung. Wirklich alles bis ins kleinste Detail. Also genau das, was wir brauchen für eine Abschätzung.
(Vorbemerkung zur richtigen Interpretation der Zahlen: In diesem Gutachten ist "kinderlos" definiert als das Gegenzeil zu "erziehungsleistend". "Kinderlose" sind also auch jene Erwerbstätigen, die derzeit noch keine Kinder haben oder deren Kinder bereits selbstständig sind.)
Zunächst schauen wir aber noch beim Statistischen Bundesamt (www.destatis.de) vorbei. Demzufolge werden (Stand 2005) von etwa 39,4% der steuer- und beitragspflichtigen Einkommen in Deutschland (davon gibt es insgesamt 37,8 Mio.) Kinder mit versorgt. Die weiteren 60,6% der Einkommen gehen in Haushalte, zu denen derzeit keine abhängigen Kinder gehören. Bei fairer Verteilung der Lasten sollten also auch 39,4% der Kinderkosten von den Familien getragen werden.
Nun kommt besagtes Gutachten des Familienministeriums ins Spiel: Durch die direkten Kosten, vor allem aber durch Einnahmeausfälle, Rentenminderung, Karriereknick usw., leisten die Familien tatsächlich etwa 56% selbst. Die Gesellschaft kommt (z. B. in Form von Unterstützung für Kindereinrichtungen, kostenlose Mitversicherung, Kindergeld, Steuer- und Beitragsausfall usw.) für etwa 44% auf.
Nochmal kurz:
Ca. 40% des Bevölkerung leisten 56% der Kosten.
Die anderen etwa 60% leisten nur 44%.
Es ist also jetzt klar, wie das Geld netto fließt: von den Eltern weg.
Was heisst das in Heller und Pfennig? Auch da hat das offizielle Gutachten Zahlen zu bieten: Zwei Kinder kosten bis zu ihrer Unabhängigkeit ca. 625.000 EUR. Davon tragen die Eltern selbst 350.000 EUR (daher stammen meine besagten 56%).
Das entspricht einer "Kinderstrafsteuer" von 2593.64 EUR pro Jahr und Kind.
Oder einem "Kinderlosigkeitsbonus" von 1958.81 EUR pro Jahr und (erwerbstätigem) Kinderlosen.
Pro Kind wäre das netto eine "Kinderstrafsteuer" von 51872.8 EUR.
Die Erziehenden in Deutschland verlieren demnach so zusammen jedes Jahr 45 Milliarden Euro.
(Die Daten sind, wie gesagt, ein paar Jahre alt, aktuellere gibt es meines Wissens nicht. Wenn man sich die aktuelle Entwicklung mit Kürzungen und Kostenbeteiligungen ansieht, dürften sich die Zahlen in der Zwischenzeit eher noch erhöht haben.)
-- Martin