Als (Spanisch-)Lehrer nach DK?

Fragen und Tipps: Bürokratie, dänisches Recht, usw.
Antje M
Mitglied
Beiträge: 13
Registriert: 01.09.2007, 14:29
Wohnort: Baden-Baden
Kontaktdaten:

Beitrag von Antje M »

Hallo Vilmy,
eine Verbeamtung in Dänemark schwebt mir auch nicht vor. Als Lehrer arbeite ich wirklich gern. So langsam taste ich mich auch an die dänische Sprache heran. Eine Bekannte aus Sindal sagte vor Kurzem zu mir: Dänisch ist ganz einfach, das sprechen bei uns schon die kleinen Kinder :D
Aber mal Spaß bei Seite: In einer fremden Sprache unterrichten, das traue ich mir einfach nicht zu. Noch nicht. In Lemvig ist ja eine Einrichtung zur Ausbildung von Lehrern, das würde mir schon eher zusagen.
Ich bin sehr froh, das Forum gefunden zu haben. So kann ich mich wenigstens informieren. Der Plan oder Traum, nach DK zu gehen, muss schon sehr gut überlegt sein.
Meine Fächer sind: Deutsch, Mathe, Heimat- und Sachkunde, Werken (studiert) Musik, Kunst, Englisch (schon mehrere Jahre unterrichtet).
Auf dem künstlerischem Gebiet bietet ja DK ganz andere Dimensionen als D. Ich habe vor dem Studium auch Keramtechniker gelernt. Wäre wahrscheinlich auch eine entspanntere Art, sein Geld zu verdienen.
Als wir vor einer Woche noch in DK waren (schon zum zweiten Mal dieses Jahr, insgesamt zum sechsten Mal) hatte ich die Idee, einen Getränkestützpunkt zu eröffnen, denn das habe ich dort noch nie gesehen. Aber vor der Selbstständigkeit haben wir auch großen Respekt.

Wir lieben einfach das Land, haben dort auch schon einige Freunde. Hier haben wir einfach nur noch viel Stress und kaum Zeit für uns. Auch der Spaziergang am Meer (auch wenn es nur selten sein kann, wenn der Alltag einkehrt) fehlt mir hier.
Mein Mann ist Handwerker im Baugewerbe. Für ihn sehe ich dort das kleinste Problem.
Jetzt hätte ich das fast vergessen: vielen Dank für deine Ratschläge!
Vielleicht hast du ja noch weitere Ideen.
LG Antje
Vilmy
Mitglied
Beiträge: 3711
Registriert: 12.01.2006, 11:07
Wohnort: Sønderjylland, DK

Beitrag von Vilmy »

Hallo Antje,
wen ich das richtig verstehe, könntest du altersmässig in der folkeskole, der Gesamtschule unterrichten, die hier Standard ist. Oder an Privatschulen mit gleicher Altersgruppe.

[url=http://www.privatskoleforening.dk]Privatschulen.[/url]

Oder kannst du dich für eine Efterskole, also eine Schule für Schüler der grössten Jahrgänge begeistern? [url=http://www.efterskole.dk/]Klick hier.[/url]

Als dritte Möglichkeit bleiben højskoler, also Schulen mit erwachsenen Schülern. [url=http://www.folkehojskoler.dk/]Die findest du hier.[/url]

Letztlich kannst du auch an einem VUC arbeiten. Die findest du
[url=http://www.vuc.dk/hovedsiden.htm]hier.[/url]

Hauptsache ist, dass du die Sprache lernst. Soweit ich weiss, ist es am recht schwer, in die folkeskole zu kommen, während die Schulleiter an efterskoler und Privatschulen wesentlich mutiger sind, wenn es um die Anstellung ausländischer Arbeitskräfte geht.

Gruss, vilmy
Benutzeravatar
Lars J. Helbo
Mitglied
Beiträge: 7370
Registriert: 23.06.2002, 22:08
Wohnort: Sall
Kontaktdaten:

Beitrag von Lars J. Helbo »

Ich denke das geht nicht nur um Mut. Es gibt auch ein gesetzlicher Unterschied. Bei Privat- und Efterskoler gibt es keine gesetzliche Vorgaben bei der Ausbildung der Lehrer. Hier entscheidet der Schulleiter bzw. der Vorstand vollkommen frei, wer unterrichten kann und wer nicht. Wenn sie meinen, dass der betreffende qualifiziert ist, dann kann er eingestelt werden, selbst wenn er keinerlei formalen Qualifikation oder Ausbildung hat.

Das macht es natürlich sehr viel einfacher ausländische Lehrer einzustellen, weil man sich überhaupt nicht um die Anerkennung der Ausbildung kümmern muss. Die Schule kann allein entscheiden und muss niemanden fragen.
[url=http://www.helbo.org]www.helbo.org[/url] - [url=http://www.sallnet.dk]www.sallnet.dk[/url] - [url=http://www.salldata.dk]www.salldata.dk[/url] - [url=http://friskole.netau.net]www.frijsendal.dk[/url]
Liv uden Bevægelse kan være godt nok for gulerødder og kålhoveder, som ikke er bedre vant. - N.F.S.Grundtvig
Vilmy
Mitglied
Beiträge: 3711
Registriert: 12.01.2006, 11:07
Wohnort: Sønderjylland, DK

Beitrag von Vilmy »

Lars, jetzt muss ich wiedersprechen.

Seit 1989 dürfen Lehrer, die innerhalb der EU voll ausgebildet wurden, in allen EU Länder arbeiten, ohne eine gesonderte Anerkennung zu durchlaufen.

Diese EØF Direktive ist aber beim Undervisningsminsterium nicht sehr beliebt und wird dort gerne "vergessen"; ich habe selbst so eine Verfahren durchgemacht, wo ich die ganze Zeit auf diese Direktive aufmerksam machen musste und letztendlich auch anstandslos zugelassen wurde (nach einem Jahr, in dem ich bereits in DK arbeitete, weil mein Schulleiter an einer öffentlichen Schule genug Mut hatte, gleich 2 Ausländer gleichzeitig einzustellen). Lustig war, dass das UVM sich nicht verkneifen konnte, einen Konsulenten mit Flugzeug & Taxi ins finsterste Vestjylland zu schicken, um zu sehen, ob ich den nun wirklich Dänisch könnte; was für eine Geldverschwendung.

Das war 1995. Innerhalb der Abteilung, die für meine Schulform zuständig ist, kennt man die Direktive mittlerweile, und in den letzten Jahren hatten wir keine Schwierigkeiten, ausländische Arbeitskräfte anzustellen, solange sie bereits in ihren EU Heimatländern als qualifizierte Lehrer gearbeitet hatten und Dänisch beherrschten.

Diese Fragestellung wir din den nächsten Jahren noch sehr interessant werden; es kommen jetzt schon ca 0-1 Bewerbungen für eine Festanstellung im naturwissenschaftlichen Bereich.

Wem hier der Mut fehlt das sind die Schulleiter und dem Ministerium.

Gruss, vilmy
Antje M
Mitglied
Beiträge: 13
Registriert: 01.09.2007, 14:29
Wohnort: Baden-Baden
Kontaktdaten:

Beitrag von Antje M »

Hallo Vilmy, hallo Lars,
die Informationen sind wirklich alle sehr wertvoll. Jetzt werde ich mich erst einmal reinknien und Dänisch lernen. Für mich wäre die Gesamtschule das Ziel. Ich bin hier in BW als Grund- und Hauptschullehrer eingestellt. In Thüringen habe ich auch im Realschulbereich unterricht.
Wie sieht eigentlich ein Schultag in DK aus? Alle Bekannten haben schon große Kinder. Bei nseren Treffen geht es auch immer nur um die Bernhardiner (unser GROßES Hobby).
Habt ihr einen Tipp für mich, wie bzw. wo ich am besten Dänisch lerne. In unserer VHS werden einschlägige Kurse nicht angeboten.
LG Antje
MichaelD
Mitglied
Beiträge: 717
Registriert: 18.04.2002, 14:33
Wohnort: Kopenhagen, Danmark

Beitrag von MichaelD »

Ich habe in Familie- und Bekanntenkreis mehrere Leute, die sich hier in DK als Gymnasiallehrer verdingen bzw. bis vor kurzem verdingten. Deshalb kann ich etwas zu den Berufschancen und einiges mehr sagen:

Es ist extrem schwierig, an Gymnasien eine Einstellung mit einer Fächerkombination mit Deutsch zu bekommen - die Nachfrage der Schüler nach Deutsch ist fallend. (Allerdings sind auch viele Deutschlehrer in Pensionsnähe.) Englischlehrer gibt es wie Sand am Meer - hier gibt es immer wieder Stellen, aber eben auch extrem viele Bewerber. Spanisch wuchs in den letzten Jahren, aber zweifellos sind viele Stellen schon mit jungen Lehrern besetzt. Für Deutsch und Spanisch gilt, dass das Niveau fallend bzw. niedrig ist. Für Deutschlehrer fällt daher die Jobzufriedenheit in diesen Jahren nach meinem Informationen kräftig. Man kann sich jedenfalls wenig Hoffnungen machen, mit der Klasse Literatur zu lesen.

Sehr viel bessere Einstiegschancen gibt es an der Folkeskole - aber da wird meines Wissens kein Spanischunterrichtet. Folkeskolelehrer sind normalerweise keine Akademiker. Es ist ein anderes Millieu als man es aus Deutschland kennt, und man sollte es sich vielleicht erst mal anschauen, wenn man das deutsche Berufsbild vor Augen hat.

Generell sind die Lehrergehälter in DK (jedenfalls netto und unter Berücksichtigung von Pensionsansprüchen) deutlich niedriger als in D. Auch der Respekt gegenüber dem Lehrer ist nicht vergleichbar mit dem, was man aus Deutschland (vielerorts) kennt. Das beeinflusst den Berufsalltag.

Ich schreibe das nur, um Euch vorzubereiten und dadurch Enttäuschungen zu ersparen. Das Glück kann man natürlich trotzdem finden in DK.

Gruss
Michael
Vilmy
Mitglied
Beiträge: 3711
Registriert: 12.01.2006, 11:07
Wohnort: Sønderjylland, DK

Beitrag von Vilmy »

Hej Michael.

mit Deutsch & Mathe usw. wirst du sorfort Arbeit bekommen. Du wirst dann bloss die nächsten 10 Jahre kein Deutsch unterrichten, denn es gibt Mangel an Mathelehrern.

Interessant, dein Kommentar zu Gehältern. Ich könnte nicht einmal sagen, was Lehrer in D bekommen; interessiert mich auch nicht. Will sagen: eine Entscheidung für ein anderes Land ist für mich keine pekuniäre Frage, sondern eine Frage des woanders leben wollens. Und darum geht es euch hier (glaube ich).

Zum Niveau: ich arbeite in Sønderjylland und habe immer wieder Schüler, die sich über das Niveau tysk fortsættersprog C schlapp lachen, denn sie sind zweisprachig oder mit der Sesamstrasse und der Biene Maja aufgewachsen. :D Generell hast du sicher recht. Aber hier ist Deutsch ja auch eine Fremdsprache.

Gruss, vilmy
MichaelD
Mitglied
Beiträge: 717
Registriert: 18.04.2002, 14:33
Wohnort: Kopenhagen, Danmark

Beitrag von MichaelD »

Hallo Vilmy

Vielleicht gerade jetzt oder weit draussen auf dem Land.

Aber da ich einen solchen Fall (über mehrere Jahre hinweg bis letztes Jahr) sehr gut kenne, würde ich vermuten, dass dabei nicht die Rede von festen Anstellungen ist, sondern von befristeten, auf Stunden basierenden Anstellungen, bei denen man sich dann Stunden an verschiedenen Schulen zusammenstückelt. Man darf dann die Stunden, Hausarbeiten, obligatorische Meetings usw. einzeln abrechnen, und sich ständig mit Lohnstellen rumärgern, die die Regeln solcher Anstellungsverhältnisse kaum kennen. Die Arbeitsbedingungen sind dann in mehrerer Hinsicht lousy.

Schulen sind ja aus Planungsgründen nicht daran interessiert, solche Lehrer fest anzustellen, die sie nur in einem Fach anwenden können.

Michael
Vilmy
Mitglied
Beiträge: 3711
Registriert: 12.01.2006, 11:07
Wohnort: Sønderjylland, DK

Beitrag von Vilmy »

Hej,
wenn Jütland ganz weit auf dem Land ist, dann ganz weit auf dem Land.

Was nciht eingestellt wird (oder sehr selten) sind Kandidiaten, die nur ein Fach haben. Kandidaten mit 2 Fächern werden genommen, wenn sie naturwissenschaftlich orientiert sind.

Das Problem ist, dass viele nicht weit weg von den grossen Unistädten entfernt arbeiten wollen.

Für die Fächer Biologie, Geografie, Chemie, Mathematik und Physik gibt so gut wie keine Bewerber (übrigens auch nicht an den anderen SChulen in der Gegend).

Gruss, vilmy
Vilmy
Mitglied
Beiträge: 3711
Registriert: 12.01.2006, 11:07
Wohnort: Sønderjylland, DK

Beitrag von Vilmy »

Nicht über Spanisch-Lehrer, sonder allgemein über Lehrer an deutschen Schulen in DK:
[url=http://www.nordschleswiger.dk/SEEEMS/129.asp?artid=8679]Artikel aus dem Nordschleswiger[/url]

Gruss, vilmy
Antje M
Mitglied
Beiträge: 13
Registriert: 01.09.2007, 14:29
Wohnort: Baden-Baden
Kontaktdaten:

Beitrag von Antje M »

Hallo Vilmy,
danke für den Artikel. Ich glaube, dass viele nach der Referendarzeit den Weg an die deutschen Schulen in DK finden werden. In unserem Schulamtsbereich ist fast kein neuer Lehrer an Grund- und Hauptschulen eingestellt worden. Die Privatschulen können die Flut an Bewerbern gar nicht fassen. Ich bin in diesem Jahr nach einer Beurlaubung von einer Privatschule an eine stattliche Schule gekommen. Mein ehemaliger Schulleiter hatte keine Probleme Ersatz für mich und weitere Kolleginnen zu finden. Das Vorhaben DK ist im Moment in den Hintergrund getreten, da ich nun sehr viel ium die Ohren habe.
Aber noch einmal die Frage: Wo lerne ich am besten Dänisch??? Im Selbststudium wird es wohl sehr schwierig werden. Am besten wäre ein Muttersprachler.
LG Antje
sankthansorm
Mitglied
Beiträge: 373
Registriert: 09.03.2007, 19:12
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von sankthansorm »

Hej Antje!

Für den Beginn würde sich auch ein VHS-Kurs anbietet. Dazu müßtest Du allerdings bis nach Karlsruhe fahren. Rastatt und Offenburg bietet kein Dänisch an und in Baden-Baden an der VHS wird nur Norwegisch angeboten.

Viele Grüße

Yvonne
At rejse er at leve
Antworten