mit mehreren Kindern schon seit ´ner Weile in Dk?

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wuschka
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mit mehreren Kindern schon seit ´ner Weile in Dk?

Beitrag von wuschka »

Hallo,

wir interessieren uns sehr, darüber Näheres zu erfahren, wie es Euch als Eltern von (mehreren) Kindern in Dk mit dem anderen Betreuungssystem geht, mit der Berufstätigkeit (falls das der Fall ist) beider Eltern?

Wie sehen Eure Erfahrungen und Beobachtungen mit der Vereinbarkeit (insbesondere der Mamas) von Beruf und Familie aus?

Da dies in Deutschland ein jetzt erst ´modernes´ und ´heißes´ Thema geworden ist und die Erkenntnisse dazu oft noch fehlen.

Dies ist mein Hauptgrund nach Dänemark zu ziehen, da wir beide gleichermaßen Arbeiten und die Familie managen wollen ....eine Vision, oder Illusion?

Vielen Dank und herzliche Grüße
...der kopf ist rund, damit das denken die richtung ändern kann...
Frechdachs
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Beitrag von Frechdachs »

Hej Wuschka,

wir sind eine fuenfkoepfige Familie die seid nun fast 5Jahren in Dk wohnen und auf keinen Fall wieder nach D wollen.

Das Betreuungssystem ist gut bis sehr gut. Auf jeden Fall fuer die Kleineren. Ab der dritten Klasse sieht es dann schon wieder nicht mehr so rosig aus. Da wird dann gesagt die Kinder sind alt genug um selber auf sich auf zu passen um das mal woertlich zu uebersetzen.

Meine Frau war 8 Jahre Hausfrau und Mutter bevor wir nach DK gezogen sind und sie wieder angefangen hat zu arbeiten. Ob das nun von Vorteil ist/war wage ich manches mal zu bezweifeln. Da sich die Kinder in einigen Verhalten doch nicht immer zum positven veraendern wenn man nicht immer reagieren kann.

Unsere Kinder sind 7, 10 und fast 12.

Hilsen
Frechdachs
Frech bis zum bitteren Ende
Deus mare, Frisio litora fecit
wuschka
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Beitrag von wuschka »

Hej und Danke Frechdachs,

ahaaaa...oho!?
Sind denn die großen Kleinen dann zuhause auf sich gestellt, wenn die Eltern noch unterwegs sind?
Puuh, ich dachte (die Medien...!!) es gibt eine Freizeit oder Ganztagschulversorgung?
Bis wieviel Uhr ist denn in Eurem Fall die Betreuung gesichert?
Ist das dann doch auch Schulabhängig, und also auch vom Wohnort??
Wäre es dann in solchem Fall auch denkbar für einen von Euch einen Teilzeitjob zu machen? Oder finanziell illusorisch?
Und noch ne Frage:
Weißt Du, zunächst unabhängig von der Situation für die Kids, wie es Deiner Frau mit der Vereinbarkeit geht...? Insbesondere nach dem Vergleich 8 Jahre zuhause in Deutschland.

Ich bin jetzt 5 Jahre zuhause (mit verschiedenen Unterbrechungen/ Weiterbildungen ) und will gerne einmal auch beruflich "durchstarten", dafür brauchen wir natürlich eine zuverlässige GUTE Unterstützung.

Danke für Deinen Bericht, Frechdachs; das hilft schon einiges besser einzuschätzen.

Grüße
Wuschka
...der kopf ist rund, damit das denken die richtung ändern kann...
Dagmar P.
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Beitrag von Dagmar P. »

Hej,

für Kinder ab der 3. Klasse gibt es die fritidsklub´s. Den Schulen ausgelagert, aber unter kommunaler Obhut. Dort werden verschiedene Freizeitaktvitäten von Sport über Kunst, Theater, Werkstatt etc. angeboten.
Ich kann natürlich nur von unserer Kommune berichten, hier werden ca. 90 Kinder betreut, die Warteliste ist dementsprechend lang. Der Klub liegt ziemlich weit von der Schule entfernt und kostet ca. 480 kr/ pro Monat.
Betreuungszeiten von 13.30 - 17.00 Uhr.
Die Schule dauert von 7.45 - 13.30 Uhr, freitags bis 11.05 Uhr.
Viele Kinder sind auch nach der Schule in der Musikschule, im Sportverein o.ä. und gehen dann alleine nach Hause oder zu Klassenkameraden, bei denen ein Elternteil zu Hause ist. Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass sie bis 17.00 Uhr ohne Eltern klarkommen müssen.

Je nach Wohnort kommst du mit einem vollem Gehalt und einem Teilzeitjob sicher über die Runden. Allerdings sind die Teilzeitjobs nichts,
um "beruflich wieder durchzustarten". Sie sind lediglich Mittel zum Zweck, d.h. zum Geldverdienen und meistens Saisonarbeit, Verkaufsvertretung, Lagerarbeit etc. - zumindest ist es in unserer Region so, evtl. sieht es in den größeren Städten anders aus? Um beruflich richtig Fuß zu fassen, brauchst du schon einen Vollzeitjob.

Unsere Kinder sind übrigens 8 und 10 Jahre alt.

Was wollt ihr denn beruflich machen?

Gruß

Dagmar
...und überall liegt scheisse, man muss eigentlich schweben
jeder hat n hund aber keinen zum reden...
(Peter Fox-Schwarz zu Blau)
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Hallo Wuschka und alle Ihr anderen, die hier mitlesen

Die Versorgung mit Betreuungsangeboten ist zweifellos viel besser als in Deutschland, und dies flächendeckend und etwa von 7 bis 17 Uhr oder besser. Die "Vereinbarkeit" ist daher viel besser. Aber das bedeutet nicht, dass alles toll ist.

Zum einen sind die SFOen/Fritidhjem, die sich an die 6-9-jährigen wenden, keineswegs Orte pädogisch wertvoller Freizeitgestaltung, wenn Ihr diese Illusion haben solltet. Da gibts dann vielleicht eine Werkstatt, die dreimal die Woche aufhat. Von aussen kommt vielleicht ein Vertreter der örtlichen Musikschule einmal die Woche. Jeden Monat kommt das einzelne Kind mal zum Schwimmen oder ins Theater. Was Hausaufgaben angeht, gibt es einerseits nicht so viel davon in den kleinen Klassen, andererseits habt Ihr vom Hort nichts zu erwarten. Das Personal hält vor allem das Konfliktniveau niedrig, administriert und ist zugegen. Die Kinder müssen selber herausfinden, wie sie 90-95% ihrer Zeit verbringen. Es gibt verschiendes Spiel- und Sportgerät für drinnen und draussen. Ich schreibe all das nicht, um die Verhältnisse zu kritisieren, sondern um Euch eine Vorstellung zu geben.

Für die etwas älteren Kinder gibt es dann den "Klub" (fritidsklub) für die Nachmittage. Diese Einrichtungen sind nicht so dicht gesät. Die Kinder müssen eine Entscheidung treffen, dass sie nach der Schule dahin radeln wollen. Das tun keineswegs alle. Deshalb müssen die Kinder rechtzeitig Verabredungen eingehen, was nicht immer klappt. All die anderen Kinder haben Schlüssel und Handy, deshalb haben deine das wohl auch. Die Kinder gehen dann oft nach Hause und spielen Computer - oder gehen sonst wohin. Der Klub wird vielerorts kaum genutzt.

Als Eltern hat man viel weniger im Griff, was die Kinder tun und wie sie sich entwickeln, als in Deutschland. Die Normen werden vor allem unter den Klassenkameraden gebildet. Es ist sehr schwer, sich einem Trend in der Klasse entgegenzustellen, und etwa zu durchzusetzen, "Kinder, Ihr bleibt im Klub bis ich Euch hole" oder "Das tut man nicht, du willst doch auch nicht...". Umgekehrt gibt es deshalb einen Umfang an Verabredungen im Elternkreis der Schulklasse, den Ihr Euch aus Deutschland nicht vorstellen könnt - jedenfalls wenn die Klasse und die Eltern "funktionieren".

Was die Erwerbstätigkeit angeht: So wie der Wohnungsmarkt aussieht könnt Ihr nicht damit rechnen, dass Ihr rumkommt, wenn einer nur halbtags arbeitet. Die Arbeitszeiten unter Müttern ist in den letzten Jahren ständig gestiegen und sind klar auf Kurs Vollzeit. Es gibt allerdings auch sehr viele 3/4 und 4/5 Arbeitende.

Viele Grüsse
Michael
Anschi
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Danke

Beitrag von Anschi »

für diesen letzten Beitrag - :D
solche Beiträge wirken ehrlich und sind sicher äußerst hilfreich, um grundlegende Entscheidungen zu treffen, wie eine Auswanderung etc.
Leider nur zu selten zu lesen :(
hilsen anschi
cassyopeia
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Beitrag von cassyopeia »

Kommt sicherlich auch drauf an wo man hin möchte und wie alt die Kinder sind.
Selber habe ich noch keine Kinder, aber ich betreue 2 kleine Racker.
Die Wartelisten für die Kinderkrippe sind in Københavns Kommune nämlich unendlich lang. Mit Kindergarten ist es ähnlich aber nicht mehr ganz so schlimm.

Wenn man aber einmal einen Platz hat, dann können die Kleinen da bis 17 Uhr / Freitag bis 16.00 betreut werden.

Wie alt sind eigentlich eure Kinder?
Sollys
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Beitrag von Sollys »

Hallo,

es ist natürlich von Region zu Region verschieden, aber insgesamt würde ich sagen ist es sowohl in Dänemark als auch in Deutschland nicht leicht, Job und Familie unter einen Hut zu kriegen.

Natürlich gibt es Halbzeitjobs, aber die liegen oft am späten Nachmittag oder am Abend. Wobei man von einem Halbzeitjob in Deutschland besser leben kann, als hier in Dänemark.

Liebe Grüsse

Susanne
wuschka
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Beitrag von wuschka »

Lieber Frechdachs, lieber Michael D, liebe Anschi, liebe Dagmar P, liebe Cassiopeia, liebe Sollys und liebe anderen,

Ihr könnt Euch garnicht vorstellen wie wichtig Eure Erfahrungen, Einschätzungen und kritischen Anmerkungen für uns sind.

Es ist ein Stück mehr Vision geworden, aber auch mit mehr Vorsicht vor der Illusion.
Der Papa und ich waren uns sofort einig, wir möchten auch nicht, dass die Kinder bis 17h auf sich allein gestellt sind. Wichtig ist es also dort eine Bleibe zu finden, wo ein wirklich attraktiver Freizeitclub in der Nähe ist, oder?

Apropos Vision...da wir beide in D unter anderem aus der AUSSERSCHULISCHEN BILDUNGSARBEIT kommen, vielleicht sogar selber etwas anbieten? Wie würdet Ihr das einschätzen, sind dänische Eltern bereit soetwas für Ihre Kids zu wählen?

Hier in D leite ich nebenbei ein päd. Elterncafe, wo ich mit den anderen Eltern über insbesondere wichtige Themen der Bildung in Schule, Familie und Freizeit reflektiere und verschiedene Inputs gebe. Meine Beobachtung: Die Resonanz und die Fragen sind zu Hauf da, aber auch viel Verunsicherung hinsichtlich Schule (PISA) und Freizeitstress wegen der Ansicht mit allen Mitteln die Kinder fördern zu müssen.
Hier rasen sehr viele Mütter den ganzen Nachmittag von einer AG zur nächsten (Klavier, Fussball, Judo und Chor in der Innenstadt...puuh).
Ich denke nicht, dass das einzelne Kind dadurch wirklich besser im Denken und Handeln, im Lernen für die Zukunft wird. Da, meine ich, ist eine attraktive Freizeitbeschäftigung mit viel verschiedenen selbstbestimmten Bildungs-Angeboten nachhaltiger für die Entwicklung der Kids.
Die Frage ist das Niveau der Angebote und die Ausstattung.

Unsere Zwillinge sind 5, werden im September 6, und die Kleine wird jetzt 3. Unsere Planung war, dass die Zwillis dann in DK in die Vorschule kommen, um noch etwas entspannter vor der Schule, die Sprache zu lernen. Die Kleine kommt dann zum ersten mal in einen Kindergarten - in einen dänischen. WOW, ich finde den Gedanken toll!!!

Nun müssen wir bisdahin den Rest in Sack und Tüten bekommen. Da es ja heißt die Seele der Kinder kommt etwa 6 Monate später nach, muss ich noch daran herumpfeilen, wie ich/ wir sie bei dem `Kulturschock`(ohne Wertung gemeint) begleiten können und trotzdem ein Job für mich zu bekommen ist.

Na mal sehen, ob das alles so zu schaffen ist. Falls einer von Euch nen Dachdecker rundum Århus kennt....Jede PN ist willkommen. Dafår bewirbt sich mein Mann derzeit, aber die Saison hat ja noch nicht begonnen.

Ich bin echt sehr glåcklich åber Eure Einschøtzungen (Huch, wieder die Tastatur..)
Schænen Abend Euch
Wuschka
...der kopf ist rund, damit das denken die richtung ändern kann...
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