Sinn und Unsinn von Autostränden

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frosch
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Sinn und Unsinn von Autostränden

Beitrag von frosch »

Ich habe den Thread eröffnet, weil die Kritik richtig war, daß man an der Frage nach einem bestimmten Strand keine Grundsatzkritik aufhängen sollte. Also diese Kritik nun getrennt davon, dafür umso grundsätzlicher!

Warum lehne ich Autostrände, die offenbar eine speziell dänische Erscheinung sind, grundsätzlich ab?

Hauptgrund: Wir leben in einem Zeitalter, in dem sich die Mobilität der Menschheit, die sie durch das Automobil erlangt hat, vom Segen längst in das Gegenteil umgekehrt hat: Zum Fluch!
Wir haben Städte und Landschaften verlärmt, wir haben Naturschutzgebiete durch Betonschneisen zerschnitten, wir töten und ersticken Flora und Fauna durch den Mobilitätswahn. Wir nehmen jedes Jahr tausende Tote und zehntausende Schwer- und Schwerstverletzte und Krüppel als quasi selbstverständliche Folge der Automobilität in Kauf.
Strände am Meer sind eine der wenigen naturbelassenen Rückzugmöglichkeiten, die noch nicht vom Autowahn erfaßt, bedroht und zerstört sind - das sollten sie auch bleiben.

Daß es nicht gerade hilfreich für die Natur ist, die PkW-Emissionen, Reifenabrieb (mit krebserregendem PAK-Stoffen und Ölabscheidungen) auch noch direkt an den Strand und so nahe wie möglich an den Lebensraum Meer zu bringen ist ein weiterer gewichtiger Punkt der gegen jeden Autostrand spricht. Ein Hinweis auf Schiffe als größere Umweltverschmutzer kann eigentlich nicht ernst gemeint sein: "Mein Nachbar ist ein viel größeres Schwein als ich " - was soll das entschuldigen ?

Oder um Punkt 1 und 2 zusammenzufassen: Autostrände sind eine Umweltschweinerei, die dringend abgeschafft werden sollte,

Nun höre ich vor allem zwei Gegenargumente: Wie sollten Alte und Behinderte sonst noch an den Strand kommen, wie ein Rollstuhlfahrer den Strand genießen können ?
Dazu braucht man keinen Autostrand, es gibt genügend Beispiele, wie man mit Hilfe eines Stegs auch Kinderwaagen und Rollstühle an den Strand bringen kann; z.B. an den berühmten Stränden von Dueodde.
An dieser Stelle muß ich etwas zynisch wären: Würde das Gegenargument stimmen, müßte es an den Autostränden ja vor Rollstühlen und Kinderwagen wimmeln - das Gegenteil ist der Fall, das Argument nur vorgeschoben, von Leuten, die zu faul sind ein paar Meter zu laufen!

Ja, aber wie ist es mit dem Argument, daß vor allem große Familien (womöglich mit einer größeren Anzahl an Hunden) ihr Gepäck sonst nicht an den Strand bringen kann, weil sie unter der schieren Last -ohne Auto- offenbar zusammenbrechen?
Hier eine Antwort zu geben, ohne persönliche Empfindlichkeiten zu treffen ist vielleicht schwierig. Mir geht es so, daß ich mit unseren beiden Kindern, selbst als einer noch im Buggy saß, nie ein Problem gehabt habe, die benötigten Strandsachen mitzunehmen. Was zu schwer war, blieb einfach im Haus, fertig!
Da ich zum Teil an der Ostsee aufgewachsen bin, kann ich hinzufügen: Wir haben uns immer köstlich amüsiert, was die Touristen so alles mitgeschleppt haben, wenn wir (als einheimische) Kinder zum Strand gingen, hats in der Regel ein Handtuch getan, manchmal noch ein Eimer um Strandgut zu sammeln.
Und die Hunde? Ja, äh, was bitte muß man für Hunde an den Strand mitnehmen?
Falls man aber eine komplette Camping-Ausrüstung, Tische, Stühle, Grill und Getränkekisten am Strand benötigt, ja, dann!

So, und nun kommt der große moralische und den meine ich ziemlich ernst. Leute, wir stehen direkt an der Schwelle zu einem Klimawandel, zu einer klimatischen Katastrophe, deren Kosten die der Finanzkrise
ein Vielfaches übertreffen werden, deren Folgen wir nicht einmal ansatzweise beherrschen.
Das aber kriegen wir nur noch in den Griff, wenn wir uns in den Industriestaaten von unserem irrsinnigen Energieverbrauch pro Kopf verabschieden. Dazu gehört aber eine andere Lebensweise, die sich von völlig überzogenen Ansprüchen trennt, die Abschied vom rücksichtslosen Raubbau an den Naturressourcen nimmt. Dazu gehört auch, sich von manchen (liebgewonnenen) Gewohnheiten zu trennen, die bei Lichte betrachtet, heute nicht mehr gehen. Selbst die Amis haben gemerkt, daß man zur Fortbewegung keine tonnenschweren Spritschlucker benötigt, was sie vorher 40 Jahre lang als Lifestyle gepriesen haben.
Und aus meiner Sicht gehört zu den notwendigen Veränderungen auch, Autostrände als das zu bezeichnen, was sie sind: Eine Umweltschweinerei, die nicht mehr in die heutige Zeit paßt, und baldmöglichst abgeschafft werden sollte.
sotho
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Beitrag von sotho »

Also mein lieber Frosch, ich meine su schiesst hier mit Kanonen auf Spatzen.
Wenn das, was du da schreibst wirklich mal genau überprüfen würdest und es ernstahft in erwägung ziehen würdest, dann musstest du dafür plädieren, dass jeder seinen Urlaub zu Hause oder zumindest in der näheren Umgebeung verbringt.
Was sicher bei wieder steigenden Benzinpreisen, was so sicher, wie das Amen in der Kirche ist, wird sich das Urlaub machen in der näheren Umgebung eh zur Regel werden.

Nun was du als Verschmutzung der strände ansiehst bei unser heutigen Technik der Autos, die zum Großteil eine untere Abdesckung des Motorraumes haben, sehe ich nun auch nicht wirklich.
Den Gummiabtrieb hast du auch bis zum Parkplatz, da sind die 2-10 Meter weiter nun wirklich ein Minimum.

Wenn ich aber den Umweltfrevel, den das anlegen großflächiger Parkplätze, möglichst noch geteert und Oberflächenversiegelt mit Leitung zur nächsten Kläranlage, dagegen stelle, dann ist das Parken am Strand die reiste ökologische Wohltat.

Nun da du ja am Ostseestrand gewohnt hast, konntest du ja auch jeden Tag an die Ostsee gehen und auch schnell, wenn du etwas vergessen hattest oder du von der Sonne genug hattest nach hause gehen.

Die, die ihren Jahresurlaub, auf den sie vielleicht noch ein Jahre gespart haben, am Strand verbringen, wollen dann auch die Zeit wirklich am Strand verbringen und deswegen nehmen sie mehr mit.
Das ist also nicht vergleichbar.

LG
Andreas
1998-2002 Vejers Strand
2003 Fjerritslev
2004-2006 Lønstrup
2007 Römö und im August Lønstrup
2008 Juli/August Lønstrup und schaun wir ma
2009 März/April Vedersø Klit und Juni/Juli Lønstrup
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udo66

Autostrände

Beitrag von udo66 »

frosch hat geschrieben: Eine Umweltschweinerei, die nicht mehr in die heutige Zeit paßt, und baldmöglichst abgeschafft werden sollte.
Finde ich auch. Nur verstehe ich nicht, dass die Duenen nicht besser geschuetzt werden - in Holland waere das nicht moeglich durch den Duenenhafer zu latschen. Vielleicht liegt Holland tiefer als Dk und ist so mehr auf die Duenen angewiesen.

Allgemein: Autostraende sparen ja eigentlich Parkplaetze - vielleicht sollte man Eintritt nehmen: Pro Auto 5.-EURO (der wird ja bald in DK eingefuehrt).

:-))
galaxina
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Re: Autostrände

Beitrag von galaxina »

udo66 hat geschrieben:

Allgemein: Autostraende sparen ja eigentlich Parkplaetze - vielleicht sollte man Eintritt nehmen: Pro Auto 5.-EURO (der wird ja bald in DK eingefuehrt).

:-))
wenn mit den 5 euro das umweltgewissen enlastet wird, bin auch ich ich dafuer. eine art ablasshandel der neuzeit eben ;-)
sotho
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Re: Autostrände

Beitrag von sotho »

udo66 hat geschrieben:
frosch hat geschrieben: Eine Umweltschweinerei, die nicht mehr in die heutige Zeit paßt, und baldmöglichst abgeschafft werden sollte.
Finde ich auch. Nur verstehe ich nicht, dass die Duenen nicht besser geschuetzt werden - in Holland waere das nicht moeglich durch den Duenenhafer zu latschen. Vielleicht liegt Holland tiefer als Dk und ist so mehr auf die Duenen angewiesen.

Allgemein: Autostraende sparen ja eigentlich Parkplaetze - vielleicht sollte man Eintritt nehmen: Pro Auto 5.-EURO (der wird ja bald in DK eingefuehrt).

:-))
Jo und 20 Euro für die, die nicht mit dem Auto an den Strand fahren sondern quer durch die Dünen latschen.
Da ist das durch die Sünen atschen doch die viel größere Umwetsauerei, as das Parken der Autos am Strand.
Die Dünen schützen das Hinterland vor Sandflug usw.

Andreas
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geloescht16

Beitrag von geloescht16 »

Segen längst in das Gegenteil umgekehrt hat: Zum Fluch!
Menschen die so argumentieren, sollten als allererstes das eigene Auto abschaffen.
Damit wird der Umwelt und den Mitmenschen sofort geholfen.
Also Frosch: los geht's mit dem konsequenten leben.
SyBa
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Beitrag von SyBa »

Hallo Frosch,

wenn ich das konsequent weiterführe, gibt es nur eine Schlußfolgerung:

GAR keinen Tourismus mehr.

Dänemark liegt nicht unbedingt zentral, ich vermute, die absoute Mehrheit der Urlauber reist mit dem Auto an.

Wir (und einige Freunde von uns) haben eine Strecke von rund 1200 km, bis wir überhaupt in dem von uns bevorzugten Feriengebiet sind.

Wir machen Rast, und ja, wir haben nicht nur selbst gestrichene Körnerbrote in unkaputtbaren Vesperboxen dabei, sondern wir gehen essen, manchmal sogar bei einer dieser unökologischen Fressketten, die wir in unserem normalen Alltag meiden.

Wir sorgen also schon bei der Anreise wissentlich für eine Erhöhung der Umweltverschmutzung (CO2, Müll). Würden wir Urlaub daheim machen, entfiele dies.

Wir Touris sorgen für eine Zersiedelung der Landschaft. Wir stören Tiere bei der Brut. Wir stören Einheimische durch unser schlechtes Benehmen. Unsere Hunde verseuchen den Strand. Ohne unsere Kacktüten (jaaaa, die benutzen wir) und ohne unsere sonstigen Müllberge würde die Strandlandschaft nicht ab und zu von einem häßlichen Mülleimer verschandelt.

Unsere einzige Entschuldigung ist, dass Flugreisen noch umweltschädlicher sind.

Wer fragt denn da noch nach Autostränden ? Das reißt es nun wirklich nicht mehr raus.

Gruß, Sylvia
sotho
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Beitrag von sotho »

Nachtrag hier mal ein paar zahlen was der Tourismus in Schleswig Holstein so einbringt.
Ich denke Dänemark werden die Zahlen ähnlich sein.
[url=http://www.ihk-schleswig-holstein.de/produktmarken/starthilfe/unternehmensfuehrung/branchenspezifische_informationen/Tourismus/standortpolitisches/studien/Tourismusland_SH.jsp]klick[/url]
1998-2002 Vejers Strand
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Michael Duda

Beitrag von Michael Duda »

Hej,

auf Deine an deinen persönlichen Geschmack angelehnten Ausführungen möchte ich gar nicht weiter eingehen, denn dafür scheint die Einstellung einfach zu tief eingefahren zu sein.

Aber eine daraus resultierende Frage hätte ich dennoch. Wie ist es mit Rauchern am Strand, wie schwerwiegend sind deren Emissionen? Kann ich diese als Nichtraucher mit den Fahrzeugabgasen gegenrechnen und somit mein Gewissen beim Befahren eines Autostrandes beruhigen?
Sollys
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Beitrag von Sollys »

Zitat: "So, und nun kommt der große moralische und den meine ich ziemlich ernst. Leute, wir stehen direkt an der Schwelle zu einem Klimawandel, zu einer klimatischen Katastrophe, deren Kosten die der Finanzkrise
ein Vielfaches übertreffen werden, deren Folgen wir nicht einmal ansatzweise beherrschen."

Deshalb rate ich euch: Bleibt zu hause, das Meer kommt zu euch. Das ist der neue Trend...... :wink: :mrgreen: :wink:

Sorry :oops: :( :oops: schäm....

Sag ja schon nix mehr
Netsrik

Beitrag von Netsrik »

genau Sollys...


und nicht mehr in den Urlaub fahren... man bedenke doch die ganzen Auspuffgase. :wink:
Balkonien und Terrassianen ist angesagt.

Und bei der ganzen Klimakatastrophe geschiet auch mehr Strandabbau und das Meer kommt wirklich... :mrgreen:
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sammy290361
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Beitrag von sammy290361 »

Kirsten, du bist ja ganz schön fleißig hier. :wink:
rowa71
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Beitrag von rowa71 »

Und genau das ist das Thema,jeder denkt für sich,aach,das ist doch nix Schlimmes,was ich hier mache.Derjenige,der hier mal sagt,das ist schlimm,soll doch selbst erst mal das alles tun,was er von anderen verlangt.Typisch Mensch...Ein weiser Mensch hat mal gesagt,das der Mensch die einzige Spezies auf der Erde ist,welche seinen eigenen Lebensraum mit Mutwillen zerstört und somit auch seine weitere Lebensgrundlage.Aber das alles ist ja garnicht so schlimm,weil MEIN Nachbar trennt keinen Müll,ich schon,also soll der doch erstmal damit anfangen..So und nun fröhliches Einschießen!!Ronny
endlich wieder daheim!!
galaxina
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Beitrag von galaxina »

rowa71 hat geschrieben: MEIN Nachbar trennt keinen Müll,ich schon,also soll der doch erstmal damit anfangen..So und nun fröhliches Einschießen!!Ronny
Mein Auto faehrt auch ohne Wald ;-)
Zum Thema erschiessen:
Komm, wir lassen uns erschießen,
zwei Schüsse mitten ins Gehirn.
Komm, wir lassen uns erschießen,
ich hab nichts zu verlier´n.
Komm, wir lassen uns erschießen,
Sonntag morgens 5 vor 10.
Ich kann den Sonntag nicht ertragen,
und ich will keinen Montag sehn.
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Lars J. Helbo
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Re: Sinn und Unsinn von Autostränden

Beitrag von Lars J. Helbo »

frosch hat geschrieben: Naturschutzgebiete durch Betonschneisen zerschnitten, wir töten und ersticken Flora und Fauna durch den Mobilitätswahn. Wir nehmen jedes Jahr tausende Tote und zehntausende Schwer- und Schwerstverletzte und Krüppel als quasi selbstverständliche Folge der Automobilität in Kauf.
Strände am Meer sind eine der wenigen naturbelassenen Rückzugmöglichkeiten, die noch nicht vom Autowahn erfaßt, bedroht und zerstört sind - das sollten sie auch bleiben.
Ich bin mir nicht ganz sicher, was Du eigentlich willst???

"naturbelassenen bleiben lassen" klingt schön, aber was heißt das? Heißt es der Zutritt verbieten? Es gibt ja schon etliche kleine Inseln in DK, wo der Zutritt für Menschen nicht gestattet ist. Soll das auf die gesamte Küste erweitert werden?

Oder willst Du nur die Autos weg haben und den Menschen trotzdem ran lassen? In dem Fall müsste man aber alternative Anfahrtmöglichkeiten schaffen. Man müßte also das Hinterland mit noch mehr "Betonschneisen zerschneiden". Es müsste auch große Parkplätze angelegt werden. Solche Sachen müssen natürlich erst einmal bezahlt und unterhalten werden. Das könnte man mit eine Kurtaxe schaffen oder hohe Parkgebühren, dann müsste auch Bezahlanlagen gebaut werden.

Also irgendwie glaube ich nicht, dass Du von der Sache viel Ahnung hast bzw. Dir die Sache ordentlich überlegt hast :roll:
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