Neuwahlen in Dänemark!

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
Tullebølle
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Beitrag von Tullebølle »

häähää
Zuletzt geändert von Tullebølle am 15.02.2007, 01:26, insgesamt 1-mal geändert.
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Hej Tullebølle!

Ja, das mit der Einordnung ist nicht so einfach. Wie gesagt, ich akzeptiere diese Gleichungskette nicht und bezeichne als "rechts", was ich dafür halte. Aber man muss sich dabei bewusst sein, dass man diese Begriffe dann gegebenenfalls erläutern muss.

Es hat übrigens auch niemand behauptet, dass jemand, der in <i>einer</i> Hinsicht eine rechte Ansicht vertritt, dies auch zwangsläufig in <i>allen</i> Hinsichten tun muss. Ein Mensch oder eine Partei wird aber natürlich insgesamt als rechts eingestuft, wenn sie in wichtigen Punkten rechte Positionen vertritt. Beispiel CSU: Die ist in vielen hinsichten sozialer und damit "linker" als ihre eher auf die Wirtschaft ausgerichtete Schwesterpartei, die CDU. In Zuwanderungs- und anderen kernkonservativen Fragen macht sie aber eher durch markige Sprüche auf sich aufmerksam als die CDU und wird daher insgesamt rechts der CDU angesiedelt.

Der Generalsekretär der CSU, Markus Söder, ist übrigens auch ein gutes Beispiel für diese Diskussion: Er sondert in regelmäßigen Abständen drastische Forderungen ab, bei denen er sich wenig Gedanken dazu macht, ob sie z.B. mit dem Grundgesetz kompatibel sind. Ich bin mir noch nicht ganz im Klaren, ob er wirklich so dumm ist oder nur gnadenlos populistisch, wahrscheinlich aber letzteres. Vielleicht ist das mit der Menschenrechtskonvention ein ähnlich gelagerter Fall.

Man sollte vor jeder moralischen Be- und Verurteilung jedenfalls im Kopf behalten, dass das politische Spektrum in anderen Ländern ganz anders gegliedert sein kann also bei uns. Es gibt beispielsweise keinen vernünftigen Grund, warum Umweltschutz links und Kernkraft konservativ sein muss und ein bekennender Schwuler nicht rechts sein darf.

-- snorri
Patrik

Beitrag von Patrik »

Hej Ursel!

danke für die Buchempfehlung! Hört sich doch sehr interessant an. Ich habe im Internet übrigens ein anderes Buch gefunden, das wohl (glaube ich) diese Problematik ebenfalls behandelt; " ...og verden kom til Danmark" af Bent Østergaard. Dieses Buch ist allerdings aus dem Jahr 1991 und ich vermute, dass dieses Thema damals nicht so im Vordergrund stand wie heute.

Es wäre doch interessant mehr darüber zu erfahren, wie sich diese Thematik über die Jahre entwickelt hat, auch welche Rolle hier Mogans Glistrup und seine Fremskridsparti gespielt hat.

Hilsen
Patrik
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej allesammen!
Also, als rechts oder links bezeichnet man (da doch wohl nichtnur ich) alle die Parteien, die sich einmal jenseits einer breiten Mitte befanden.
Rechts gilt dabei als konservativ, bewahrend, links eher als Veränderungen anstrebend.
Da ist es typisch, daß rechte Parteien die alten Werte in den Vordergrund stellen, das eigene Volk gegenüber fremden Einflüssen von außen abschirmen und Globalisierung eher skeptisch gegenüberstehen.
Linke Parteien hingegen schwören mehr auf Gemeinschaft aller Völker, Solidarität und Brüderschaft.
beides ist an sich durchaus wertneutral, beides hat seine Berechtigung,m beides ist auch ntowendig für eine Nation und für die Menschen schlechthin.
Radikal - in welche Richtung auch immer - bezeichnen wir dann eben die Parteien, die die jeweils linken oder rechten Ansätze eben radikal, also strikt und kompromißlos vertreten.
Wenn sie dies tun, ist es sicher keine Beschimpfung, sie als derart zu bezeichnen -das Kind muß ja einen Namen haben.

Es zeigt doch nur eine breitere Fächerung der Parteienlandschaft bzw. des Parlaments, wenn es nicht nur rechts links und die Mitte gibt, sondern jenseits davon auch noch Nuancen!
Wirklichen Demokraten müßte dies doch eigentlich passen.

Patrik, Deinen Buchtip werde ich mir mal notieren, es ist ganz bestimmt interessant, mal nachzuvollziehen, wie sich die Sicht der Dinge in DK verändert hat.
Danke dafür!

Einen schönen Abend noch -Ursel aus dem kalten DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

In Verbindung mit dieser Diskussion ist mir ein Model eingefallen, die ich vor einiger Zeit irgendwo gesehen habe. Ich erinnere leider nicht wo, aber das ist vielleicht auch nicht wichtig.

Oft versucht man ja die Parteien in rechts und links einzuordnen. Das funktioniert einigermaßen mit den Deutschen Parteien - obwohl man überlegen könnte, ob nun die Grünen oder die PDS "linker" sei? Bei der dänische Parteienlandschaft ist das aber noch mehr problematisch, und daher ist es vielleicht so schwierig zu begreifen.

Die Model, die ich oben erwähnt habe, geht nun davon aus, daß es in der Politik nicht 2 sondern 3 Hauptrichtungen gibt: eine sozialistische, eine konservative und eine liberale. In jede dieser drei Richtungen kann eine Partei nun moderat oder extrem sein. Wenn man die DK Parteien in dieser Model einordnet, dann sieht es in etwa so aus:

http://www.helbo.org/partier.html

Wenn zwei Parteien in dieser Model nahe an einander liegen oder sich sogar berühren, dann heißt es, daß es Politik-Bereiche gibt, wo sie nahe an einander stehen. In andere Bereiche können sie aber durchaus weit auseinander sein.

Ein kleines Beispiel. In der Zeichnung sieht man, daß es ein Punkt gibt, wo EL, SF und DF sich berühren. Alle drei Parteien würden vermutlich bestreiten, daß sie sich in irgend ein Punkt einigen könnte. Es gibt aber tatsächlich solche Punkte. Wenn man z.B. vorschlagen würde die Renten zu erhöhen, dann wären alle drei Parteien vermutlich dafür.

Natürlich ist es nur ein Model und daher nicht perfekt. Z.B. könnte man überlegen ob die Kristendemokraten tatsächlich "moderat" sind? (Abtreibung, gleichgeschlecktlicher Ehe). Aber ich denke dieser Model macht es etwas leichter die DK Politik zu begreifen.
[url=http://www.helbo.org]www.helbo.org[/url] - [url=http://www.sallnet.dk]www.sallnet.dk[/url] - [url=http://www.salldata.dk]www.salldata.dk[/url] - [url=http://friskole.netau.net]www.frijsendal.dk[/url]
Liv uden Bevægelse kan være godt nok for gulerødder og kålhoveder, som ikke er bedre vant. - N.F.S.Grundtvig
Tullebølle
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Beitrag von Tullebølle »

häähää
Zuletzt geändert von Tullebølle am 15.02.2007, 01:24, insgesamt 1-mal geändert.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Also, Tullebölle, ich kann beim besten Willen nicht sehen, wo ich Dich angegriffen haben soll - Du wirst wohl deutlich sehen, daß ich die Erklärung an alle geschickt hatte.
Zieh Dir nun nicht alle Schuhe an, ob sie nun passen oder nicht.
Im übrigen weiß ich selbst, daß meine Erklärung eine sehr grobe Vereinfachung ist - ich wollte eben nur darstellen, wieso ich den Begriff rechts- oder linksradikal nicht automatisch als Verunglimpfung empfinde. Irgendwie muß man ja Parteien rechts oder links von den rechten oder linken bezeichnen - wäre "extrem" nun besser?
Allein das politische Parteienspektrum in DK ist viel vielfältiger als das deutsche und kann daher nur in Grenzen mit dem deutschen verglichen oder verstanden werden.
Umso mehr "Schubladen" braucht man vielleicht - oder benützt sie auch nur, um durchzufinden.

Allen einen schönen Tag noch - Ursel aus dem kalten DK
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hotel-encore
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Beitrag von hotel-encore »

Hej,

unabhängig von bisher geäußerten Meinungen, also nicht speziell auf Tullebølle bzw. Ursel gemünzt: Jeder Mensch hält ja seine eigene Meinung für vernünftig und demzufolge sich selbst eher für "die Mitte" als für radikal. Radikal sind natürlich die anderen...
Oder ist das auch wieder zu einfach?-)

Davon abgesehen passt der Begriff "-populistisch" eher zu Personen (und deren Verhaltensweisen) als zu Parteien.

Hej hej,
Thorsten
Wenn ich nicht in Dänemark bin, mache ich Musik: http://www.hotel-encore.de
Danebod

Beitrag von Danebod »

Die Perspektive ist immer auch eine Frage des eigenen Standortes...

Hier noch eine kleine Nettigkeit zum Wahlkampf in Dänemark:

VC - husk at skylle ud... ;-)

http://www.helger.dk/
joe100
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Beitrag von joe100 »

Hej,

ich denke, man sollte sehr vorsichtig mit den Begriffen "radikal" oder "extrem" umgehen.
Was links/was ist rechts ist, ist ohne
Wertung, die dann immer subjektiv beeinflußt ist, ja kaum möglich.

Vor vielleicht 20 Jahren gab es einen Thomas Ebermann als Vorstandsmitglied der Grünen, der Sex mit Kindern legalisieren wollte und eine Frau Dittfurth, ebenso Vorstandsmitglied, die stolz war, in ihrem Sexleben nur x-mal abgetrieben zu haben.
Heute ist das eine Regierungspartei.

Bin ich jetzt "rechts", oder sogar "rechtsradikal" oder "rechtsextrem" wenn ich das damals schon als schockierend empfand !?. Werde ich gleich von den eingefleischten Grünen zerissen ??

Mit meiner sehr bescheidenen Politikkenntnise der dänischen Parteienlandschaft sehe ich dann eigentlich auch DF nicht als radikal, extremistisch sondern nur anders positioniert als andere.

Hils
Dieter
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Joe!
Ich bin mir nicht sicher, ob die rechte oder linke Einteilung wirklich nur vom eigenen Standpunkt ausbestimmt ist.
Es gibt nun mal eine bürgerliche Mitte, an der die anderen sich messen (lassen müssen).
Übrigens kann radikal auf dänisch sooo ein Schimpfwort nicht sein, wenn die Venstre Radikale es sogar in ihrem Parteinamen haben.
Und extremistisch ist wieder etwas anderes als extrem - aber nun wird es sicher bald eine Diskussion um Sprachfeinheiten und nicht mehr um die dänischen Neuwahlen, um die es hier gehen sollte.

Viele Grüße aus der Kälte - Ursel, DK
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Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Hej Tullebølle!

Ehrlich gesagt, ich finde weder die erste noch die zweite Beleidigung, von der Du sprichst ... habe ich was verpasst?

Was den Begriff "rechtsradikal" angeht: Er mag, ohne Erläuterung benutzt, als Beleidigung verstanden werden können. Ursel hat aber doch deutlich gemacht, dass sie ihn nicht als Beleidigung, sondern als Einordnung verwendet hat. Ich persönlich kann darin wirklich keine Beleidigung erkennen.

-- Martin
Tullebølle
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Beitrag von Tullebølle »

häähää
Zuletzt geändert von Tullebølle am 15.02.2007, 01:23, insgesamt 1-mal geändert.
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Heh, ich würde ja einen eigenen Wett-Thread aufmachen und mich als Buchhalter anbieten ... gegen eine gewisse Bearbeitungsgebühr, versteht sich ... aber wäre das nicht illegales Glücksspiel? :-)

Im Ernst: Woher diese Siegesgewissheit? Mit der Frage, wer warum wieviel gewinnen oder verlieren wird, wären wir ja endlich auch wieder "on topic" ...

-- Martin
Danebod

Beitrag von Danebod »

Die aktuellen Meinungsumfragen auf der TV2-homepage sehen zur Zeit eher einen leichten Rückgang für DF...
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