Hej Tina!
Mal prinzipiell zu Deiner mail:
Manches stimmt wohl - zuuuuu viele Gedanken darf man sich natürlich nie vor einem Neuanfang machen, sonst wird es nie etwas.
Man braucht einen gewissen "gå på mod", also Mut, die Sache anzugehen, und eine gute Portion Optimismus.
Trotzdem gibt es zwei Punkte, die ich aufgreifen möchte:
Wenn hier Fragen manchmal weitergehend beantwortet werden als ursprünglich gewünscht, geplant oder wie auch immer, dann bringt das oft eine rege Diskussion mit vielen Seitentips zustande.
Ein reines Auskunftsbüro ist dieses Forum ja nicht, da könnten wir ja auch einfach nur auf Paragraphen verweisen.
Und jeder der schreibt, schreibt von den Erfahrungen, die er kennt - sowohl selbst gemacht als auch vielleicht bei anderen beobachtet hat.
Wenn die Frage nun lautet: Komme ich ohne Sprachkenntnisse zurecht, ist es wohl legitim darauf hinzuweisen, daß man sich ja überall mit Händen und Füßen verständigen kann, daß es aber rein arbeitstechnisch Probleme geben kann, wenn man eben nicht gerade in einer internationalen Firma beschäftigt ist.
Und eins kann ich Dir versichern: ich lebe jetzt 14 Jahre, beschäftige mich seit 1980 intensiv mit der Sprache mit regelmäßigen Aufenthalten in DK und der Familie, dennoch bin ich heute noch oft froh, wenn ich zu behördlichen Dingen meinen dän. Mann vorschicken und/oder mitnehmen kann.
"Was gibt es an behördlichen Dingen denn mißzuverstehen?" - Na, wenn nicht mal ei Bundeskanzler die Wasserrechnung in seiner Landessprache deutsch lesen oder verstehen kann, gibt es anscheined im Behörden- und Beamtendeutsch wie -dänisch mehr, als man an der VHS oder auch im täglichen Leben lernt.
Gerade weil ich die Sprache inzwischen ja ziemlich gut beherrsche (in aller Bescheidenheit), weiß ich, wie leicht eine kleine Nuance etwas ganz anderes bedeutet als ich anfangs angenommen hätte.
Und gerade im Anfang rauscht (nicht nur so, sondern schlichtweg auch konkret) so manches an einem vorbei. Leider reicht es in behördlichen oder medizinischen Sachen eben nicht immer, nur "im großen und ganzen" alles (?) verstanden zu haben:
Ich weiß, daß mein Kampf um meine Aufenthaltsgenehmigung/ Krankenversicherung ganz schön haarig geworden wäre ohne dänisch-sprechenden Mann; ich weiß, daß eine Sache mit Familienbehörden durch die letzten 7 Jahre nur so gut ausging, weil ich einen dänisch sprechenden Mann habe, der auch die Nuancen mitbekam und einhaken konnte, schneller als ich, die die Replik erstmal nur auf Deutsch hatte.
Da habe ich oft gedacht, daß jeder andere Ausländer aus einem "ethnisch anderen Land" verloren gewesen wäre und den Fall auch verloren hätte, denn es wäre mir auch fast unmöglich gewesen, zu all den Informationen zu gelangen, die dann schließlich das Happy End mitbescherten.
Die Absage zum Thema Muttersprachenunterricht, die wir von der Gemeinde erhielten, ist nur ein weiteres Beispiel auf der Liste.
Nicht umsonst überläßt mein Mann, obwohl auch fließend deutschsprachig und ansonsten jeder Diskussion gewachsen, deshalb auch mit Vorliebe mir die Dinge, die bei deutschen Behörden für die Kinder und mich zu regeln sind oder waren.
Wir wissen leider auch aus mehrfacher Erfahrung, daß (auch) dänische Behörden sich die Wahrheit manchmal zurechtbiegen - dann ist es nicht nur gut, einen Zeugen dabei zu haben, sondern so jemanden, der dänisch sehr gut versteht, damit nicht alles auf "da hat der Ausländer was mißverstanden" hinauslaufen KANN.
Und jeder noch so wohlmeinende Nachbar oder Kollege ist eben auch jemand, der der deutschen Sprache meistens nicht so mächtig ist, als daß er dann wiederum eine fehlerfreie Übersetzung (ohne Fehlinterpretation) liefern kann.
Es gibt im übrigen auch Dinge, die privat sind, so daß ich nicht irgendwen als Übersetzer mitnehmen möchte - auch Krankheitsfälle können einen vor sprachliche Grenzen stellen, wenn es darum geht, sich Ärzteinforationen richtig zugänglich zu machen und weitere informationen zu eventuellen Rehabilitationen oder Behandlungsmöglichkeiten zu verschaffen.
Dies alles zudem ja auch in nervlich angespannter Lage (sowohl der echsel von einem Land ins andere als auch Krankheit o.ä. sind ja oft nicht nur rein bürokrtaische Hürden,sondern auch gefühlsmäßige Nervenanspannungen, für die man zusätzlich Kraft braucht. da hilft es durchaus, wenn man nicht auch noch Übersetzungsstreß ausgesetzt ist.
Dies alles nur als Beispiele.
Insofern ist der Hinweis von Andrea, daß es einen Unterschied macht, ob man als komplett deutschsprachige Familie oder mit einem Dänen liiert hierherzieht oder hier lebt, durchaus berechtigt. demenstprechend unterschiedlich ist ja ganz augenscheinlichauch die Bewertung der Problematik - Du hast sie mit "Sicherheitsnetz" gewertet, Andrea aus ihrer Erfahrung heraus als rein deutsche Familie (aber, um dies auch zu sagen, durchaus mit -anderer- Auslands- und Umzugserfahrung!)
Versuch Dir nur mal vorzustellen, es gäbe dieses Forum (wie vor 14 Jahren eben) noch nicht, und/oder alle Informationen kämen erstmal auf dänisch! Auch Dein Leben wäre nicht nur dann mit Sicherheit um einiges schwieriger, wäre da nicht ein dänischer Partner an Deiner Seite!
Nun, Nikolaj, dies alles soll Dir/Euch jetzt keine Angst machen -man kann es durchaus schaffen, aber gründliche Überlegungen schaden nicht, wenn man sein Leben derart umkrempeln will.
Denn wenn man wenigstens schon auf eine Schwierigkeiten vorbereitet ist oder sie gar im vornherein aus dem Weg räumen kann, hat man doch viel mehr Kraft für die, die evtl. noch kommen (nicht zwangsläufig müssen).
Hast Du denn schon berufliche Vorstellungen oder gar eine Anstellung in Aussicht - dann allerdings hätte sich das Thema Arbeit ja sowieso erledigt.
So, ich wünsche allen einen schönen Tag - heute ist bei uns immerhin blauer Himmel sichtbar, auch wenn es weiterhin eher herbstlich stürmt -- Ursel, DK