Moin,
@ Ijhelbo wieso Vorsicht? Was nun wirklich kommt, weiß man ja nicht, aber dass parallel unterschiedliche Entwicklungen stattfinden, ist ja an sich nichts ungewöhnliches.
@ Odin
Das war ja ´ne Menge interessanter Aspekte, die Du heute hier aufgeführt hast. Diese Problematik wurde aber hier im Forum ja bereits häufiger (und kritisch) diskutiert (etwa unter der Frage, ob DK grundsätzlich ein tolerantes Land sei oder nicht).Und deine Parallel zu den Juden, die im 2. Weltkrieg von Dänemark nach Schweden über Öresund flüchten habe ich hier auch Mal genannt.(soll nichts gleichsetzen, aber so wird es von nicht wenigen in Schweden gesehen.
Im Grunde stimme ich deine Kritik zu, Im „udlæningespørgsmålet“ haben die Regierenden bei verschiedenen Aspekten weit über´s Ziel hinaus geschossen. Dass so viele Dänen mehr oder weniger gezwungen werden, nach Malmö zu ziehen, ist - in Europa von heute - eine Schande. (Und was Ijhelbo zu seinem 4. Punkt oben (engere Anbindung zu DK als zu einem anderen Land) kann keineswegs als gelöst betrachtet werden. Zum einen haben wir ja die, die diese zeitliche Vorgabe nicht erfüllen, etwa weil sie erst später im Leben dänischer Staatsbürger geworden sind, des weiteren die unbefriedigende Situation für in Dänemark lebenden ausländischen Staatsbürger, die ihren Ehepartner holen woll(t)en.9
In Malmö ist in den letzten 5 Jahren eine dänische Kolonie, mit inzwischen eigenen Sportvereinen u.ä. entstanden. Bei gesichertem Lebensunterhalt kann ein Däne od. Dänin somit mit ihren Lebensgefährten in Schweden zusammengeführt werden (und was ich gelesen habe, sind es eher besser Verdienende, die herüberziehen.) Auch wenn sie weiterhin Einkommenssteuer in Dänemark bezahlen, so bekommt die schwed. Wohnkommune einen Pauschbetrag von Dänemark erstattet.
Für Schweden wird es wohl insgesamt kein schlechtes Geschäft sein.
Ja, ja, ich weiss...wir sind hier im DK-Forum, aber einen Blick über Öresund wäre hier vielleicht angebracht ...
Nun ist Schweden aber keineswegs migrationpolitisch ein Vorbild. Die Migrationsbedingten Probleme dort existieren
dort,häufig werden die aus übertriebener politische Korrektheit aber bagatellisiert oder ganz verschwiegen. Ich habe hier schon Mal geschrieben, dass es wohl nicht so sehr mit unterschiedlichen Mentalitäten zu tun hat, sondern die Unterschiede sind wohl mehr in der politischen und medialen Führungselite zu sehen, also bei denen, die letztendlich „steuern“, was politisch korrekt und damit akzeptabel sei und somit quasi entscheiden, wie die mediale Aufmerksamkeit verteilt wird.
Über die Ausländerthematik als Problem zu debattieren ist politisch sehr unkorrekt, zumindest wenn die, die das Thema ansprechen selbst keine Migranten sind („gewagte“ Themen in diesem Bereich werden dann auch oft von im Lande lebender Einwanderer angestoßen). Natürlich existieren die Probleme genau so wie in Dänemark, und sind m.E. auch deutlich größer, schließlich ist ja der Prozentuale Anteil der Migranten etwa doppelt so groß wie in DK.
In den größeren Städten, allen voran Malmö und im Großraum Göteborg und Stockholm sind mehr 1/3 der Einwohner ausländischer Herkunft, in Malmö etwa 40%. Unter den Kindern und Jugendlichen etwa 40-45 %, in Malmö jedes 2. Kind. Obwohl die größte Einzelgruppe Finnen seien, so kommen die meisten Migranten von weiter weg, etwa aus Irak, Iran, Chile, Somalia, ehem. Jugoslawien. Wohl die meisten von diesen Menschen sind mehr oder weniger gut integriert. Aber jeder kann sich wohl vorstellen, dass aus diesem enormen Potential auch viele Probleme entstehen. Selbstredend sind viele Probleme auch durch die mangelhafte Integration und die sog. „strukturelle Diskriminierung“ hervorgetreten, was natürlich nicht besser dadurch werden, dass die Lasten so ungleich verteilt werden zwischen den Kommunen.
Nun,in Schweden wird es häufig nicht gewagt, die Probleme offen anzusprechen.Aber diese verschwinden ja nicht, weil man sie nicht anzufassen wagt. Weder die Politiker noch die Medien trauen sich so richtig an das Thema heran. Für die Machthaber wäre es wohl schnell ein politisches Selbstmord, ein falsches Wort zu sagen (übrigens ähnlich wie in der BRD zu bestimmten Themen.) Auch die Medien trauen sich nur sehr vorsichtig an das Thema heran. Ob aus falsch verstandenem Wohlwollen oder ob die Machthaber dies nach ihrer Möglichkeiten „sanktionieren“ würden ist schwer zu sagen. Insgesamt besteht aber eine Tendenz -parteiübergreifend- die strukturelle Diskriminierung als Erklärung für mangelnde Integration oder die zum Teil sehr hohe Kriminalität unter gewissen -jungen, männlichen - Gruppen.
So wird etwa viel über die doch recht hohe Kriminalität geredet und geschrieben, aber kaum darüber aus welchen Milieus diese nach der Statistik stammen – was ja häufig schon seine Berechtigung haben kann und im Einzelfall für sowohl Ursachungsforschung als auch für Lösungsalternativen eine Rolle spielen kann. (Abgesehen davon, dass die Bürger wohl einfach informiert sein wollen, was in ihrem Land so passiert.)
Wenn in Dänemark die Probleme nicht bagatellisiert werden, so werden die dafür aber häufig übertrieben und polemisiert. Ich habe aber – wie oben bereits erwähnt, den Eindruck, dass die zwei Völker gar nicht so unterschiedlich zu Ausländerthemen stehen.Auch in Schweden gibt es große Gruppen - vielleicht sogar die Mehrheit - die in diesem Bereich Dänemark doch als ein gutes Beispiel betrachten oder sich zumindest
abgeschwächte "dänische" Regelungen wünschen. Dann gibt es natürlich auch - wie in Dänemark - zahlreiche progressivere bzw. liberalere Gruppierungen (hierunter natürlich viele Intellektuelle,Kulturpersönlichkeiten etc.), die in den letzten Jahren Dänemark sehr scharf kritisiert haben (medial wurden fast nur den letztgenannten Gruppen Aufmerksamkeit geschenkt.)
Ob weltoffen oder nicht: In Schweden herrschte lange das hyggelige Bild von die netten Dänen. Dänemark galt als offen, symphatisch. Desto größer war in Schweden das Echo als die Rechtspopulisten in Dänemark lauter wurden. Als ob man so was gerade nicht in Dänemark erwartet hatten.
Gestern gab es in Dagens Nyheter einen interessanten Artikel zu dieser Frage und zu der angeblichen Weltoffenheit der Dänen
http://www.dn.se/DNet/jsp/polopoly.jsp?d=1042&a=375015
Hier wird auch - von einem Dänischen Forscher - geäußert, dass das Gefühl des bedroht sein, etwa durch die Besatzung im 2. Weltkrieg identitätsstiftend wirke etwa im Umgang mit Ausländerfragen.
Interessant: während Socialdemokraterne i Dänemark in diesen Fragen wohl eher von Rechts getrieben worden sind, wurden die schwedischen Sozialdemokraten in den letzten Jahren häufig von den bürgerlichen Parteien daran gehindert, schärfere Regelungen für Asylbewerber und sonstige Ausländer einzuführen.
Aber, dass Pia über die nordische Passfreiheit redet sehe ich vor allem als ein Stich gegen Schwedische Medien und Politiker.Sie ist wohl mehr als andere dän. Politiker offen in der schwed. Politik involviert.In den letzten 4 Jahren war sie ja in Schweden ziemlich aktiv und ihre Partei arbeitet ja mit Sverigedemokraterna zusammen, eine Partei, die in Schweden allg. als fremdenfeindlich eingestuft wird.
Hmm.....Irgendwie sollte man aus dem DK-Forum doch ein Norden-Forum machen
Hej hej
Bearbeitet von - Patrik am 08.02.2005 10:11:05