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Verfasst: 11.08.2007, 13:54
von Ursel
Hej Gabriele!

Wenn Deine Tochter wirklich hochbegabt ist (getestet?), dann wird sie in der normalen Folkeskole in Dk unterfordert, darauf kannst Du Dich schon einstellen.
Wir haben unsere Töchter nie testen lassen, kämpfen aber seit der Einschulung hier damit, daß sie chronisch unterfordert sind.
Für unsere Kinder - in meinen Augen eben NICHT hochbegabt, aber immer gut gefördert!! :wink: - gibt es dennoch etliche Vorteile gegenüber der dt. Schule, aber ich habe mir schon sehr,sehr oft gewünscht, die Trennung auf´s Gymnasium fände hier früher statt.

Die dänische Sprache wird Deine Tochter nicht nur, aber auch mit ihrer Hochbegabung sehr, sehr schnell lernen, das ist absolut keine Sonderherausforderung auf lange Sicht, ebenso wenig wie es Zweisprachigkeit ist.

Also, rein schulisch würde ich mich an Eurer Stelle dann gleich mal auf Probleme einstellen, denn mit einem Herausragen aus der Masse ans obere Ende können die dänischen Schulen immer noch sehr schlecht umgehen - anders ist es mit schwachen Schülern, die hier gut betreut werden.

Ich gebe Sollys also wirklich Recht!

Gruß Ursel, DK - die wirklich weiß, wovon sie hier spricht...

Verfasst: 11.08.2007, 17:31
von Urmel
@ Ursel...unser Sohn z.b. ist ausgetestet und hat einen IQ von 139,gehört also zu den Hochbegabten. Aber trotzdem kommt er in der Schule nicht klar, da er gleichzeitig unter ADS leidet. Aus diesem Grund ist er auch dieses Jahr zurückgestuft worden ( auf eigenen Wunsch hin,da er nicht sitzenbleiben kann ). Was ich damit sagen will, nicht jedes Kind,das Hochbegabt ist, ist auch gleichzeitig ein Überflieger in der Schule. Zumal es auch ankommt,auf welchem Gebiet die Hochbegabung liegt .Der eine kann vielleicht mit 4 Jahren hervorragend Klavier spielen, aber ist Legasteniker oder ähnliches.

Verfasst: 11.08.2007, 17:36
von Vilmy
Ausserdem kann die Schule für hochbegate langweilig sein, da sie unterfordert sind.

Gleichzeitig werden aber soziale Forderungen gestellt, die überhaupt nicht der Entwicklung und den Interessen des Kindes entsprechen, wenn das Kind viel jünger als die Klassenkameraden ist.

Gruss, vilmy

Verfasst: 11.08.2007, 17:38
von Ursel
Ja gut, Urmel - aber ein "normal" hochbegabtes oder auch nur intelligentes Kind ohne andere herausragende Schwächen wird hier eben leider chronisch unterfordert und wird dann eben schlimmstenfalls auch "Macken" entwickeln (Jungen stören, Mädchen langweilen sich und schalten ab ... etc.)

ich dachte,das gehe aus meinem Beitrag hervor, tut mir leid, daß ich das nicht deutlicher schrieb.
Allerdings erwähnte ich ja, daß schwächere Schüler - und nun ergänze ich gern: Schüler mit anderen "Schwächen" hier gut gefördert werden.
Nur wie gesagt, das normale Herausragen aus der Masse ist nicht gut behandelt und nichtmal immer gern gesehn.

Übrigens haben ja hochbegabte Kinder oftmals soziale Probleme - gerade wenn man hier liest, wie früh dieses Kind eingeschult wurde, ergeben sich die zwangsläufig irgendwann im Klassenzusammenhang, auf den gerade in DK sehr, sehr viel mehr Gewicht gelegt wird !
(Jetzt ha tVilmy es gerade zusammen mit mir auch erwähnt!)
Aber das ist jetzt ein anderes Feld.

Gruß Ursel, DK

Verfasst: 12.08.2007, 20:44
von g_abriele
Also meine Tochter ist halt kein Überflieger - hat aber einen hohen IQ (das ist mit 5 und mit 7 getestet worden auf Wunsch der Lehrer) ... sie ist aber in der Schule auch nicht wirklich toll (okay - keine 4 aber auch nur selten eine 1) ... ich denke, ihre Intelligenz wird im Leben generell schnell unterfordert ...

Natürlich können unsere DK Pläne nicht die Probleme meiner Tochter lösen - aber die Schilderung des "gleichhaltens" in dänischen Schulen kann ich mir für meine tochter besser vorstellen. Und Förderung gibt es ja hier auch nicht. Da muss ich hier wie in DK selber für sorgen.

ABER ... wenn wir unseren Vorstellungen von einem zufriedenen Leben (nicht einfacheren !!!) näher kommen, hab ich vielleicht auch mehr energie für andere Sachen - und das käme meiner Tochter vielleicht auch zugute

Verfasst: 12.08.2007, 21:28
von LeneB
Hallo Gabriele,

Ich würde an deiner Stelle mit diesem Verein kontakt aufnehmen:
http://www.giftedchildren.dk/news.php

Da ist unter anderen ein Forum, wo Eltern von hochbegabte Kinder mit einander Erfahrungen austauschen. Da sind auch gute Links dabei zum weiterinformieren, leider ist ein grosser Teil ja auf dänisch. Aber schreiben kann man denen ja pr email.

Einfach mal nachfragen, ob sie in eure Situation beraten können .

Mensa.dk hat auch tips, machen aber keine Tests für Kinder und nehmen nur Personen als Mitglieder auf, die zu den 2 % der intelligentesten gehören - daher kann ein Kind ohne Test nicht aufgenommen werden.
Die sind aber ganz nett, und ich denke dass man da auch gute Beratung bekommen kann!

So weit ich lesen konnte, gibt es ein paar schulen, die ein bisschen was getan haben, z.b. Holmegårdsskolen in Hjørring.
Darüber hinaus kenne ich 2 Schulen, wo die Kinder eher nicht unterfördert werden, aber die sind beide auf Seeland.
Wie sehr die Kinder in der Folkeskole gefördert werden hängt allerdings auch ganz viel von den Lehren ab - da kann man grosses Glück oder Pech haben!! Ich habe beides in der gleiche Schule erlebt.

Viel Glück damit,
Lene

Verfasst: 12.08.2007, 22:02
von g_abriele
Danke Lene !!!

Das hört sich ja vielversprechend an - vielleicht kann man ja etwas kombinieren ... eine etwas offenere Schule und die Beratung gibt vielleicht Tips, was man außerschulisch tun kann.

Merci !

Verfasst: 13.08.2007, 18:48
von SyBa
Ursel hat geschrieben:Ja gut, Urmel - aber ein "normal" hochbegabtes oder auch nur intelligentes Kind ohne andere herausragende Schwächen wird hier eben leider chronisch unterfordert und wird dann eben schlimmstenfalls auch "Macken" entwickeln (Jungen stören, Mädchen langweilen sich und schalten ab ... etc.)
(...)


Übrigens haben ja hochbegabte Kinder oftmals soziale Probleme - gerade wenn man hier liest, wie früh dieses Kind eingeschult wurde, ergeben sich die zwangsläufig irgendwann im Klassenzusammenhang, auf den gerade in DK sehr, sehr viel mehr Gewicht gelegt wird !
(Jetzt ha tVilmy es gerade zusammen mit mir auch erwähnt!)
Aber das ist jetzt ein anderes Feld.

Gruß Ursel, DK
Hallo Ursel,

ich denke, die Schere zwischen intellektueller Entwicklung bei HBchens und der seelischen Entwicklung wird meistens weit auseinandergehen. Da wird es kaum die perfekte Schule geben *seufz*.

Ich hätte allerdings gedacht, dass gerade das dänische Schulsystem, das ja Kinder mit Problemen viel eher auffängt, zumindest die sozialen Probleme der HBchens ein bißchen abmildern kann ?

Bei uns war beispielsweise der Neid der Miteltern ein großes Problem, und der Vorwurf einer Lehrerin, das Kind sei ja nur trainiert (bezieht sich auf meine Älteste, sie hat eine Klasse auf Anraten der Schule übersprungen, ist schon einige Jahre her). Wenn aber ein Schulsystem gar nicht so sehr auf Leistung getrimmt ist, müßte zum Beispiel dieser Punkt entfallen ? Meine Älteste ist zum Glück schon immer sehr groß für ihr jeweiliges Alter und hat - nachdem sie nach langem Mobbing die Schule gewechselt hat - keine Probleme mit den älteren Klassenkameraden *frohbin*.

Wenn die gelangweilten HBchen verhaltensauffällig werden, ist doch eigentlich mehr Personal da, um das aufzufangen ? Meine beiden jüngeren Kinder können (bisher) in der ganz normalen Schule zumindest so weit ausgelastet werden, dass sie keinen Blödsinn machen.

Wenn du sagst, dass schon "gut intelligente", aber noch nicht hochbegabte Kinder chronisch unterfordert sind, merkt das niemand ? Oder tut sich da etwas bei euch in DK ?

Ich frage nur aus Neugier, das mit dem Auswandern überlegen wir seit Jahren (vor allem wegen der Schule, unsere Kinder haben die prickelnde Kombination ADHS/HB *seufz*), aber vermutlich wird es nix *seufz*.

Viele Grüße,
Sylvia

Verfasst: 13.08.2007, 19:24
von Ursel
Hej Sylvia!

ich habe es ein bißchen eilig, warte darauf, daß das Essen fertigkocht :mrgreen: und überbrücke daher nur hier.

ganz schnell also:
Doch, manche Lehrer merken es, andere verstehen die Problematik nicht (manche Eltern auch nicht :roll: ) und erst recht spät haben wir z.B. einen sehr lieben Vater getroffen, der mit seiner eher schwachen Tochter-Schülerin meinte, er sähe so langsam aufgrund unserer Berichte, daß wir nachmittags wohl genauso beschäftigt seien wie er und seine Frau - nur wir beide eben an 2 extremen Enden
Deshalb sind eben unsere Nachmittage sehr Kinderfreizeit-intensiv. :mrgreen:

Nun sage ich ja, ich poche nicht auf Hochbegabung, ich lasse auch gar nicht testen, aber für dieses Scuhlsystem sind unsere Kinder eben zu --- fortgeschritten, zu sehr schon gefördert (ohne Trimmen, wohlgemerkt) und manchmal auch zu intelligent, wißbegierig.
Ich habe da meineTheorien, wieso das so ist, die lasse ich hier mal weg - es eilt ja auch...

Ja, es gibt zumindest in den unteren Klassen Pädagogen, die sich zusätzlich zu den Lehrern um die Kinder kümmern - mehr (intellektuelle) Herausforderung hat das für unsere Kinder leider seltenst gegeben.
Wieviele Elternsprechtage haben wir nicht gebeten, gebettelt, ihnen extra-Stoff zu geben!
Erst als wir die Große springen lassen wollten, ungern und widerstrebend, horchten einige Lehrer damals auf und es wurde ein bißchen besser.
Daß sich meine Große heute auf die neue Klasse freut, weil sie endlich Noten bekommt, mag Dir zeigen, wie sehr sie auch gerne mal herausgefordert werden will.
Sie hat es mal kennengelernt, als sie eine Lehrerin von der Internationalen Schule bekam - erst war es blöde, mehr zu arbeiten als die anderen, dann machte es Spaß und das Lob dieser Lehrerin bedeutete eben mehr als das Lob derer, die nur registrierten, daß sie das Klassenziel erreicht hatte - aber eben mit dem kleinen Finger und ohne Einsatz.
Diese Lehrerin konnte aber wirklich realisieren, womit bislang meistens nur geworben wird: Sie konnte wirklich innerhalb einer Klasse niveauabhängig unterrichten!
Wir jedenfalls freuen uns auf´s Gymnasium (noch 2 Jahre! :roll: ) und hoffen auf mehr!

Ich denke, da spielen verschiedene Komponenten hinein :
Natürlich hat man hier auch trotz allem nicht unbegrenzt Ressourcen - und die schwachen Schüler bekommen eben zuerst mal die Förderung, frei nach dem Motto: Die anderen kommen schon zurecht!
Und gleichzeitig sind die meisten Lehrer noch mit dem Jantelov großgeworden, das sich jetzt erst sehr langsam verändert.
Auch das wirkt sich bewußt oder unbewußt bestimmt noch etliche Jahre aus! Nicht immer nur positiv.
Alles hat eben seine 2 Seiten!!!


Was das Soziale angeht, so achten hier die Lehrer erfreulicherweise sehr darauf, manchmal auch zuviel (m.E.), aber erzwingen können sie a auch nichts.
Mobbing kommt hier ebenso vor wie in Dtld., und wenn es ein Kind "erwischt", dann ist es schwer, das Ruder rumzureißen - meist handelt man erst, wenn das Kind im Brunnen liegt.
Wenn sich Deine Tochter gut in ihre neue Klasse integriert, sollte es kein Problem werden - wenn sie aber zu jung ist, ist das eben gerade in der Pubertät immer schwierig, egal wie sehr ein Lehrer da hilft.
Das ist einfach logisch - wer "spielt" schon gern mit der kleinen Schwester (Mitschülerin)?

Nun bin ich doch zu lang und vor allem zu unsortiert gewesen - ich schick´s trotzdem mal los - und gehe selber essen.

Gruß Ursel, DK

Verfasst: 13.08.2007, 19:27
von g_abriele
"HBchens" ist ja wohl die süsste Bezeichnung für die Kids, die ich je gehört hab :D

Das mit der Größe ist bei meiner Tochter auch gegeben - gottseidank - das mindert die sozialen Reibungspunkte ein bisschen - allerdings kennt das Kind Sprüche wie " du bist doch schon so groß, da müsstest du ...." zur genüge.

Ich seh das auch so, dass die soziale und seelische Komponente in einem liberaleren Land mit entsprechendem Schulsystem (nicht so auf die Leistung und den Gehorsam fokussiert) vieles wettmacht. Hoff ich jedenfalls

Verfasst: 13.08.2007, 20:44
von Lars J. Helbo
Wir haben ja nie Kinder in D gehabt, ein Vergleich kann also nur auf das bauen, was wir so von andere Eltern hören. Das vorweg, weil ich mich vielleicht irre.

Zweitens ist es immer schwierig ein Kind zu haben, dass zu den 2-3% in irgend eine Richtung gehört. Ich bin aber generell der Meinung, dass Klassen springen (hoch oder runter) und Sonderschulen keine optimale Lösung ist, weil sie immer nur ein Aspekt des Kindes in Betracht ziehen. Sie lösen vielleicht ein Problem, bringen aber viele neue.

Man sollte also nicht glauben, dass es eine einfache Lösung gibt, weder hier noch dort. Trotzdem finde ich, dass das Schulsystem in DK einige Vorteile bietet - wenn ich mit dem vergleiche, was ich von Eltern in D höre.

1. Die Lehrer in DK sollen im Prinzip Schüler auf unterschiedlichem Niveau unterrichten können. Das klappt bestimmt nicht immer auf Anhieb. Es ist aber eine grundsätzliche Verpflichtung. Deshalb kann man als Eltern verlangen, dass auf das Kind entsprechend Rücksicht genommen wird und die Lehrer können nicht so leicht das Kind in eine andere Klasse oder Schule abschieben.

2. Habe ich manchmal den Eindruck, dass es in deutschen Schulen eigentlich gar nicht gerne gesehen wird, wenn die Eltern sich im Unterricht einmischen. Nach dem Motto: Die Lehrer sind eben die Fachkräfte und die wissen schon wie es gemacht wird.
In dem Punkt ist die Haltung hier anders. Für die Eltern ist es durchaus legitim sich in dem Unterricht direkt einzumischen, Forderungen zu stellen etc.

Verfasst: 13.08.2007, 20:51
von Ursel
Hej allesammen!

Ja, das stimmt - Zusammenarbeit ist gern gesehen, Vorschläge werden zumindest nicht gleich vom Tisch gefegt und man findet eigentlich auch außer den Sprechtagen bei Problemen immer ein offenes Ohr.

ich bin trotz unserer Probleme wegen vieler Dinge sehr froh, daß meine Kinder hier zur Schule gehen und nicht in Dtld.!

Gruß Ursel, DK

Verfasst: 14.08.2007, 00:12
von SyBa
Lars J. Helbo hat geschrieben: Man sollte also nicht glauben, dass es eine einfache Lösung gibt, weder hier noch dort. Trotzdem finde ich, dass das Schulsystem in DK einige Vorteile bietet - wenn ich mit dem vergleiche, was ich von Eltern in D höre.

1. Die Lehrer in DK sollen im Prinzip Schüler auf unterschiedlichem Niveau unterrichten können. Das klappt bestimmt nicht immer auf Anhieb. Es ist aber eine grundsätzliche Verpflichtung. Deshalb kann man als Eltern verlangen, dass auf das Kind entsprechend Rücksicht genommen wird und die Lehrer können nicht so leicht das Kind in eine andere Klasse oder Schule abschieben.

2. Habe ich manchmal den Eindruck, dass es in deutschen Schulen eigentlich gar nicht gerne gesehen wird, wenn die Eltern sich im Unterricht einmischen. Nach dem Motto: Die Lehrer sind eben die Fachkräfte und die wissen schon wie es gemacht wird.
In dem Punkt ist die Haltung hier anders. Für die Eltern ist es durchaus legitim sich in dem Unterricht direkt einzumischen, Forderungen zu stellen etc.
Hallo Lars,

nein, eine allgemeingültige Lösung kann es für Randgruppen schlicht nicht geben. Solche Menschen haben es oft etwas schwerer, aber das muss nicht schlimm sein, wenn eine Gesellschaft bereit ist, Randgruppen zu akzeptieren.

Punkt 1 trifft theoretisch auch in D zu, zumindest hier in Baden-Württemberg. Die Schwaben sind ja sowieso besonders g'scheit :wink: , da hat man auch mal eben das G8 (= Gymnasium in jetzt 8 Jahren statt in 9 Jahren) aus dem Boden gestampft und ist erstaunt, dass Schüler plötzlich durch die Hintertür eine Ganztagsschule aufgebrummt bekommen, es hier aber gar keine Infrastruktur dafür gibt. Auch Hochbegabtenförderung und ähnliches ist hier auf dem Papier und für die Presse gaaaaaanz wichtig - nur, in der (Grund-)Schule vor Ort kommt es oft nicht an. Standardspruch (übrigens bei so ziemlich ALLEN Problemen, die Schüler so haben können): "Ich habe schließlich noch 25 (oder mehr) andere Schüler, da kann ich nicht nach jedem schauen!".

Das "Durchreichen" nach unten ist leider tatsächlich ein großes Problem hier, es ist ein gängiger Weg, unbequeme Schüler, besonders ADHS'ler, loszuwerden.

Zu Punkt 2: Gut erkannt :wink: . Lehrer würden dem heftig widersprechen, denn Eltern sind an Schulen gerne gesehen: zum Kuchenbacken, Elternabend organisieren, Grillabende veranstalten, Geschenke für die Lehrerin kaufen, Schulküche (so vorhanden) organisieren, Ausflüge begleiten und so weiter. Aber man maße sich niemals an, als Eltern auch nur den Hauch einer pädagogischen Äußerung zu tun, dann kommt oft genug das Totschlagargument, die Lehrkraft habe schließlich ihr Fach studiert.

Wie gerne man Eltern mag, hat der neue, dynamische Schulleiter an der ehemaligen Grundschule meiner Tochter demonstriert: Dort dürfen Eltern das Schulgelände nur noch betreten, wenn sie einen Termin haben - NICHT, um ungefragt im Klassenzimmer aufzutauchen oder gar die Pausen zu stören. Noch Fragen :? ?

Leider rede ich nicht nur von eigenen Erfahrungen (die frisch ausstudierte Leerkraft, die meine Springertochter auf Betreiben der Rektorin übernehmen mußte, erklärte mir doch tatsächlich, ein Kind können niemals alleine das Lesen lernen, sie wisse das, sie komme frisch von der FH :oops: - frei von jeder Ahnung, die junge Dame....), sondern ich habe einige Lehrkräfte in meiner Kundschaft und höre sie manchmal "ungeschminkt" über ihre Kundschaft plaudern. Danach wünschte ich mir regelmäßig, man könne Lehrern auch mal kündigen :x .

Vermutlich ist in DK manches auch auf dem Papier anders als in der Realität, aber mein (subjektiver - oder auch rosaroter :wink: ) Eindruck ist, dass es nicht ganz so sehr eine Lotterie ist, eine gute Lehrkraft zu erwischen, sondern dass Ausrutscher eher selten sind. Kennt jemand das "Lehrerhasserbuch" ? Auch wenn es sehr polemisch geschrieben ist, in meinem Bekanntenkreis, in dem es wirklich genug "normale" Kinder jeden Alters gibt, hat so ziemlich JEDER dem zugestimmt. DAS wäre doch in DK nicht möglich, oder ?

Erzählt mir mehr von den Schattenseiten, dann bin ich nicht mehr so traurig, dass ich hier bleiben muss *seufz*.

Viele Grüße,
Sylvia

P.S.: Es gibt natürlich auch gute Schulen, das Gymnasium meiner Ältesten ist supergut und hat sich auf die Fahnen geschrieben, gerade etwas "andere" Schüler nicht durch den Rost fallen zu lassen, die Grundschullehrerin meiner mittleren Tochter und die Lehrerin meines Jüngsten sind super.

Verfasst: 14.08.2007, 00:18
von SyBa
Ursel hat geschrieben: Nun bin ich doch zu lang und vor allem zu unsortiert gewesen - ich schick´s trotzdem mal los - und gehe selber essen.

Gruß Ursel, DK
Danke, liebe Ursel, und ich hoffe, das Essen hat geschmeckt :D .

Ich fand's nicht unsortiert. Vieles kam mir sehr bekannt vor. Schade eigentlich, die personellen Voraussetzungen an dänischen Schulen sind eigentlich schon die halbe Miete.

Im Real Life verwende ich das Bäh-Wort "Hochbegabung" natürlich so gut wie gar nicht. Das käme hier ganz schlecht, gibt ein schlechtes Image :mrgreen: .

Sagte ich schon, dass ich deine Beiträge sehr gerne lese, auch wenn ich selten etwas dazu schreibe - weil ich halt nix dazu weiß ?

Grüßle,

Sylvia

Verfasst: 14.08.2007, 09:55
von Ursel
Hej Sylvia!

Inwzischen arbeite ich auf´s letzte späte Frühstück in diesen Ferien hin :( :D - ich zische immer zwischen irgendwelchen Arbeiten mal an den Computer :wink:

Du hast an Lars geschrieben:
nein, eine allgemeingültige Lösung kann es für Randgruppen schlicht nicht geben. Solche Menschen haben es oft etwas schwerer, aber das muss nicht schlimm sein, wenn eine Gesellschaft bereit ist, Randgruppen zu akzeptieren.
Ersteres kann ich nur unterstreichen - perfekt ist nirgends etwas, man kann sich immer nur das kleinere Übel aussuchen - und manchmal eben nichtmal das.
Randgruppen jedoch - das ist ein heikles Thema auch in DK, denn wer anders ist, ist eigentlich immer noch nicht gern gesehen.
ich zitierte es schon leidigst oft, aber in der 0. Kl. bezeichnete die Pädagogin (die ich sehr kompetent und nett fand) unsere Große als "Individualist und Perfektionist", und das klang nicht wie ein Lob.
Dabei freute ich mich - typisch deutsch, wie ich finde - daß es mir gelungen war, meine Tochter mit Rückgrat auszustatten, denn anders ist sie nunmal schon mit einer deutschen Mutter, und die Dinge auf ihre Art machen zu lassen, denn vor allem ist unsere ganze Familie kein "Herdentier", wie es hier am besten paßt.
Wie anders sieht man darauf doch in Dtld. (Kulturunterschied, histortisch bedingt).
Eine dt.Mutter, selbst Lehrerin, bestätigte mir kurz darauf, daß man ihrem Sohn dasselbe diagnostiziert habe - sie wohnt an der Westküste --- also nicht in Zusammenhang mit uns.
Und auch sie wußte genau: Das war nicht unebedingt positiv!

Bei Kindern ändert sich das Verhältnis zum Gruppenzwang natürlich ständig, bei meinen beiden ist er auch mal mehr und mal weniger ausgeprägt, aber viele Dinge machen wir anders, manchmal bewußt, manchmal unbewußt - und immer braucht man dafür viel Kraft .

Die personelle und auch sonstige Ausstattung an dänischen Schulen ist sehr gut, nicht umsonst hat DK das teuerste Scuhlsystem weit und breit.
Die Erfolge sind aber nicht immer besser als anderswo mit weinger, es kommt wie überall darauf an, was man mit den Vorgaben macht, und noch sind zuviele "alte" Lehrer vor allem nicht bereit und / oder in der Lage, das jantelov zu vergessen und den Einzelnen und die Gemeinschaft gleichwertig i mAuge zu behalten.
Wo das - wie bei der Lehrerin aus der nternationalen Scuhle, gelingt, ist der Unterricht ein Genuß und schwache wie starke Schüler profitieren.
Leider noch zu selten.
Und es ist hier wie bei Euch, wie Du es beschreibst: Auch anderes hängt eben viel von der einzelnen Schule und dort sogar von den einzelnen Lehrern ab, vor allem auch oft vom Rektor.
Das ist hier eben genauso wie i nDtld.!
Und gilt übrigens natürlich auch für alle anderen Institutionen!
Überall, wo Menschen sind, bestimmen diese letztendlich das Arbeitsklima.

Ich vergaß bei meinen unsortierten Gedanken, daß man ADHS hier etwas anders angeht als anscheinend in Dtld., die Kinder werden wirklich gut gefördert und auf ihre Bedürfnisse so wie der der Familie wird vorbildlich eingegangen - ich bin zwar selbst nicht betroffen, habe aber Kenntnis von mind. 1 Fall.
Was eben aber (leider) wieder bestätigt:
Mit "Defiziten" kann man hierzulande besser umgehen als mit Stärken - scheint mir manchmal, dabei sollte doch beides Extrem beachtet werden.
Wenn versucht wird, die Schwächeren an die mittlere Norm anzupassen (wobei man streiten kann, inwieweit die dann gesenkt und gesenkt wird, damit es paßt), ist das sicher gut und nützlich.
Man darf dabei aber nicht so weit gehen, daß - wie es mal eine unserere KIGA-Pädagogen formulierte - bald zu wenig für die im mittlerenBereich (und ich füge hinzu: die darüber!) getan wird, eben nach dem Motto, die kommen notfalls ja auch so ganz gut klar.
Und die über Durchschnitt herunterziehen auf´s Mittelniveau kann es ja nicht sein, oder?
Ach, das sind immer "Luxusprobleme", werden manche sagen, aber es ist eben schon wichtig für die betroffenen Kinder!

Wem sage ich das ?

Einen schönen Tag - Ursel, DK