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Verfasst: 11.09.2007, 15:07
von Lars J. Helbo
annikade hat geschrieben: Mann, das Beispiel ist ja wohl echt an den Haaren herbeigezogen. :roll: ...und passt auch nicht:

Die Beratungsstellen werden nicht vom deutschen Staat "beauftragt", sondern werden zur Beratung auf eigenen Antrag "zugelassen". Feiner Unterschied.
Das sehe ich aber anders. Es geht doch darum, dass Du in beiden Fällen (in D fürs Schwangerschaftsabbruch in DK für die Eheschließung) ein rechtlich gültiges Papier oder Attest brauchst. Du hast nun in beiden Fällen die Möglichkeit Dich an eine kirchliche Stelle Deiner Wahl zu wenden, um Dir das Papier dort ausstellen zu lassen. Das ist möglich, weil diese kirchlichen Stellen vom Staat mit der Ausstellung dieser Papiere beauftragt oder zugelassen sind.

Die Kirchen und Gemeinden, die diese Zulassung haben und somit eine Rechtsgültige Trauung vornehmen können findest Du hier:

http://www.km.dk/trossamfundliste.html

Man kann aber kaum behaupten, die hinduistische oder budistische Gemeinden wären "Staatskirchen". Diese Kirchen sind mit Sicherheit "vom Staat getrennt". Umgekehrt gibt es auch Glaubensgemeinschaften, die nicht auf diese Liste stehen (prominentestes Beispiel ist wohl Scientology). Wer dazu gehört kann natürlich auch in seine Kirche heiraten, das hat dann aber keine juristische Gültigkeit. Die müssen dann (genau wie in Deutschland) eine zweite Trauung beim Standesamt durchziehen.

Verfasst: 11.09.2007, 16:54
von annikade
Lars J. Helbo hat geschrieben: Man kann aber kaum behaupten, die hinduistische oder budistische Gemeinden wären "Staatskirchen". Diese Kirchen sind mit Sicherheit "vom Staat getrennt". Umgekehrt gibt es auch Glaubensgemeinschaften, die nicht auf diese Liste stehen (prominentestes Beispiel ist wohl Scientology). Wer dazu gehört kann natürlich auch in seine Kirche heiraten, das hat dann aber keine juristische Gültigkeit. Die müssen dann (genau wie in Deutschland) eine zweite Trauung beim Standesamt durchziehen.
Das ist doch genau der Punkt:
Es in Deutschland in KEINEM FALL möglich, dass man vor einer Glaubensgemeinschaft jeglicher Art eine vor dem Gesetz gültige Ehe schließt. Das ist in der Verfassung so festgelegt. Wenns einem Spaß macht, kann man sich natürlich so oft wie möglich von "Gott" weiß wem trauen lassen... (was für ein Wortspiel...! ;-)).

Wenn ich mich nicht irre, ging es hier darum zu verdeutlichen, inwiefern sich beide Staatsverwaltungen im Hinblick auf die Eheschließung unterscheiden. (Deutschland: Nur Kirche niemals / Dänemark: Nur Kirche unter Umständen ja)

/annika

Verfasst: 11.09.2007, 17:14
von Lars J. Helbo
Du kannst aber in D vor einer Glaubensgemeinschaft eine vor dem Gesetz gültigen Beratung zur Schwangerschaftsabbruch durchführen.

Das geht, weil der deutsche Staat einige Beratungsstellen, die verschiedene Glaubensgemeinschaften gehören, diese Befugnis oder Erlaubnis erteilt hat.

Ganz genau so hat der Staat in DK einige Glaubensgemeinschaften die Befugnis erteilt vor dem Gesetz gültige Ehen zu schließen.

In beiden Fällen liegt der Befugnis beim Staat. Der Staat hat aber den Glaubensgemeinschaften die praktische Durchführung überlassen. Dabei müssen die Glaubensgemeinschaften (auch in beiden Fällen) sich aber an den Vorgaben des Staates halten. Die Glaubensgemeinschaften sind in beiden Fällen nur "ausführendes Organ". Das hat mit Trennung zwischen Staat und Kirche nichts zu tun - was Du ja auch daran erkennen kannst, dass es in DK auch Glaubensgemeinschaften gibt, die mit dem Staat nicht das geringste zu tun haben, die aber trotzdem Ehen schliessen können.

Verfasst: 11.09.2007, 18:51
von annikade
Hej Lars,

nimm es doch einfach hin, dass es in Deutschland anders ist. Da kannst Du noch so viele aus Deiner Sicht einleuchtende Beispiele bringen. Wenn es um die Eheschließung geht, ist es - seit Weimar - so wie es ist: Religion --> Nein.

Gruß

/annika

Verfasst: 14.09.2007, 10:06
von galaxina
In conclusio kann man also sagen, dass in deutschland staat und kirche nach den gesetzesbuchstaben getrennt sind? das klingt interessant :-)

Verfasst: 14.09.2007, 10:16
von annikade
galaxina hat geschrieben:In conclusio kann man also sagen, dass in deutschland staat und kirche nach den gesetzesbuchstaben getrennt sind? das klingt interessant :-)
Ja, es wirft ein gänzlich neues Licht auf alles.

/a.

Verfasst: 14.09.2007, 10:18
von galaxina
annikade hat geschrieben:
galaxina hat geschrieben:In conclusio kann man also sagen, dass in deutschland staat und kirche nach den gesetzesbuchstaben getrennt sind? das klingt interessant :-)
Ja, es wirft ein gänzlich neues Licht auf alles.

/a.

wofuer einleuchtende beispiele nicht alles gut sein koennen, niche?

Verfasst: 14.09.2007, 10:27
von tysk-pige
Die Kirche hat in Dänemark doch einen ganz anderen Stellenwert, denn schließlich ist diese nach wie vor mit der Monarchie verbunden.

siehe [url=http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4nische_Volkskirche]Wikipedia[/url]

Zitat:" Heute

Die dänische Volkskirche teilt sich heute in zehn Bistümer. Nach wie vor besteht keine strikte Trennung zwischen Staat und Kirche. Die dänische Königin Margrethe II. ist nach wie vor Oberhaupt der Kirche, ein Kirchenministerium entscheidet in allen nicht-theologischen Fragen, und die Gemeindebüros nehmen u.a. mit der Registrierung von Geburten und Todesfällen hoheitliche Aufgaben auch Nichtmitgliedern gegenüber wahr. Unter dem neuen liberalen Kirchenminister wird über eine stärkere Trennung zwischen Staat und Kirche diskutiert."

Andere Länder, andere Sitten und halt auch andere gesetzliche Bestimmungen. Gesetze sind aus der Geschichte heraus entstanden und sind letztendlich eine Einigung einer Gemeinschaft, um ein geregeltes Zusammenleben zu ermöglichen.

Verfasst: 14.09.2007, 10:33
von Ursel
Hej HH-Deern!
Die Kirche hat in Dänemark doch einen ganz anderen Stellenwert, denn schließlich ist diese nach wie vor mit der Monarchie verbunden.

Naja, immerhin darf man daraus nicht schließen, sie spiele ein e wirklich größere Rolle.
Die kirchlichen Hochzeiten, die genausoviel wie die Rathaustrauungen gelten, werden in der Regel aus romantischen Bedürfnissen heraus veranstaltet und meistens nicht aus religiösen.

DK ist nach meiner Erfahrung ein eher unchristliches Land, wo ein Nachtgebet mit Kindern bereits als Ausdruck tiefster Frömmigkeit gewertert und mit Erstaunen regristriert wird.
Die Kirche ist auch hier nur an Weihnachten und evtl. zu Konfirmationen voll und eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben (wenn ich das mal so nennen darf) findet wohl auch erst seit der Terrorismus-Islamismus-Zuspitzung statt.

Insofern könnte Dein Satz also etwas irreführend wirken. :wink:

Gruß Ursel, DK

Verfasst: 14.09.2007, 10:40
von tysk-pige
Hej Ursel,

siehste, das ist der Unterschied, wenn man versucht ein Land von außen zu erfassen... :wink:
Das was man liest und interpretiert ist eben doch etwas anderes, als das was man im täglichen Alltag erlebt!


Gruß aus dem zur Zeit sonnigen Hamburg
HH-Deern