ZDF: Kindheit hinter Stacheldraht in Dänemark

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

@frosch: Knopp hat eine Reportage gemacht über die Zustände in den dänischen Lagern. Deshalb muss er nicht ausführlich darüber berichten, was vorher geschehen ist. Und um sich mit der Problematik des "gegeneinander-Aufrechnens" und "wie-du-mir-so-ich-dir" nicht beschäftigen zu müssen, wird ja auch immer wieder das Schicksal der betroffenen Kinder in den Vordergrund gestellt. Und das würde er Dir sicher auf Deine Kritik antworten: Die Kinder haben niemandem etwas angetan, deshalb wäre es grob unrecht, wenn man ihr Leiden mit dem aufrechnet, das ihre Eltern möglicherweise anderen Menschen angetan haben.

Wie gesagt: Man kann das Thema so wählen, dass man diese Seite nicht weiter behandeln muss. (Wenn man das allerdings reihenweise tut, erweckt man schon den Eindruck, dass man seine Themen so wählt, damit man sich damit nicht eingehend beschäftigen muss.) Man kann sich z.B. durchaus auf den Standpunkt stellen, dass über das Unrecht, das von Nazideutschland ausgegangen ist, ja ohnehin schon jeder weiß bzw. dass es dazu bereits genügend andere Reportagen gibt.

Deshalb finde ich es eher enttäuschend, dass über die Hintergrunde der Entwicklung nach Kriegsende so wenig vermittelt wurde. Warum durften die Leute nicht zurückkehren? Warum nicht schreiben? Welche Informationen bezüglich der geplanten Rückführung hatten die dänischen Verantwortlichen? Wer hat die strengen Abgrenzungsmaßnahmen beschlossen und warum? Welche Reaktion gab es bei den Dänen, die von den Zuständen in den Lagern erfahren haben?

Subjektive Einzelschicksale darzustellen ist OK, wenn es der menschlichen Illustration von geschichtlichen Geschehnissen dient, aber als fast alleiniger Inhalt einer Geschichtsreportage ist das mindestens mal zu dürftig, im schlechtesten Fall grenzt es an Desinformation.

-- Martin
frosch
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Stimmt schon

Beitrag von frosch »

Martin,
ich gebe Dir im Wesentlichen Recht, genau die Punkte, die Du aufgeführt hast, fehlen bei Knopp und leider ist das meistens so.
Deswegen hatte ich auch geschrieben, wenn er über das Verhalten dänischer Ärzte schreibt, warum er dann nicht der Frage nachgegangen ist, warum das so war. Die Hintergründe fehlen auch an allen anderen Stellen, z.B. wenn es um die generellen Zustände in dem Lager geht.

Eines möchte ich aber noch unterstreichen, ich erwarte von jeder historischen Betrachtung über diesen Zeitraum, daß sie die Verantwortung der Deutschen, der Nazis, der Faschisten, für all das Elend des Krieges und der Kriegsfolgen sehr, sehr deutlich macht. Genau das aber scheint mir gerade bei Knopp und bei dem, was das ZDF in punkto Geschichte ausstrahlt, meist zu fehlen, oder völlig in den Hintergrund zu geraten. Aber da komme ich langsam zu einem ganz anderen Thema und höre daher an dieser Stelle auf.
netsrik2
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Beitrag von netsrik2 »

Sollys hat geschrieben:Die Frage ist doch gar nicht die, ´was haben die Deutschen den Dänen angetan? ´ oder ´was haben die Dänen den Deutschen angetan?´,
sondern
´Was haben die Menschen einander angetan?´

Ich hoffe noch immer, dass wir Menschen lernfähig sind und so etwas nicht noch einmal zulassen. Egal wo und in welchem Land.

In Krisenzeiten stark zu sein, setzt Menschlichkeit, Vertrauen, Tolleranz und Liebesfähigkeit voraus.
... stimmt vollkommen, sollys!

Leider können wir die Geschichte nicht mehr ändern, nur daraus lernen und für die Zukunft besser machen!
Lieben Gruß netsrik

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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Martin Hofer hat geschrieben:Und um sich mit der Problematik des "gegeneinander-Aufrechnens" und "wie-du-mir-so-ich-dir" nicht beschäftigen zu müssen, wird ja auch immer wieder das Schicksal der betroffenen Kinder in den Vordergrund gestellt. Und das würde er Dir sicher auf Deine Kritik antworten: Die Kinder haben niemandem etwas angetan, deshalb wäre es grob unrecht, wenn man ihr Leiden mit dem aufrechnet, das ihre Eltern möglicherweise anderen Menschen angetan haben.
Stimmt. Es gibt aber scheinbar ein eher direkter Verbindung:

http://www.historisktidsskrift.dk/Diskussion/16122005.html

Demnach hieß das Problem wohl Otto Bovensiepen (1905-1979), SS-Standartenführer und Oberst der Polizei, ab 14. Januar 1944 bis Kriegsende Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes in Dänemark.

Als er seine Stelle angetreten hat, hat er eine Reihe von sogenannte Clearing-Morde befohlen. D.h. Terror-Morde auf prominente aber total unbeteiligte Personen als Rache für die Angriffe der Wiederstandsbewegung. Er hat u.a. die Ermordung von 16 prominente Ärzte befohlen.

Kurz danach wurde er für die Unterbringung der Flüchtlinge verantwortlich und in dieser Position hat er Kontakt zum Verband der Ärzte aufgenommen, um Hilfe für die Flüchtlinge zu erbeten.

Dieser Personenzusammenfall war bestimmt nicht hilfreich.
Martin Hofer hat geschrieben:Deshalb finde ich es eher enttäuschend, dass über die Hintergrunde der Entwicklung nach Kriegsende so wenig vermittelt wurde. Warum durften die Leute nicht zurückkehren? Warum nicht schreiben? Welche Informationen bezüglich der geplanten Rückführung hatten die dänischen Verantwortlichen? Wer hat die strengen Abgrenzungsmaßnahmen beschlossen und warum?


Genau das meinte ich. Die Verantwortlichen in DK haben bestimmt geglaubt (und gewünscht), dass die Flüchtlinge sehr schnell nach DE zurück sollten/könnten.

Man hat gar nicht verstanden, dass es hier Probleme geben könnte. Man hat z.B. nicht verstanden, dass die Flüchtlinge aus dem Osten kamen und im Westen gar nicht willkommen wären. Man hat auch nicht der Umfang der Zerstörung in DE gekannt und verstanden. Aus diesem Grund hat man von Anfang an viel zu kurzfristig geplant.

Die strengen Abgrenzungsmaßnahmen wurden beschlossen, weil die Behörden große Angst hatten, dass es Konfrontationen zwischen den Flüchtlingen und der DK Zivilbevölkerung geben könnte. Ob das realistich war, kann ich nicht beurteilen. Aber dieser Angst war die Ursache.
Martin Hofer hat geschrieben:Welche Reaktion gab es bei den Dänen, die von den Zuständen in den Lagern erfahren haben?
Keine, weil niemanden davon erfahren hat.
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Hej Lars,

danke für Deine Antwort. Die Sache mit Herrn Bovensiepen zum Beispiel wäre eine wichtige Information gewesen; sie wegzulassen ist schon fast Desinformation, sie nicht zu wissen als Autor einer solchen Dokumentation schlicht Inkompetenz.
Keine, weil niemanden davon erfahren hat.
Naja, irgendwer muss die vielen Lager ja verwaltet und bewacht haben?

-- Martin
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Martin Hofer hat geschrieben: Naja, irgendwer muss die vielen Lager ja verwaltet und bewacht haben?

-- Martin
Die großen Lager lagen aber ganz bewusst in Orten wie Oxbøl, Karup oder Rye. D.h. weit weg von dichter besiedelten Gebieten. Es gab damals nur wenig Autos - Benzin war ja lange rationiert. Wer konnte den schon dort hin kommen?

Und wer dort gearbeitet hat, hatte doch Schweigepflicht.
Poitou
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...nachdenklich..

Beitrag von Poitou »

Hej,

und keiner hat davon gewusst...
Welche Reaktion gab es bei den Dänen, die von den Zuständen in den Lagern erfahren haben?
Keine, weil niemanden davon erfahren hat.
Naja, irgendwer muss die vielen Lager ja verwaltet und bewacht haben?
Die großen Lager lagen aber ganz bewusst in Orten wie Oxbøl, Karup oder Rye. D.h. weit weg von dichter besiedelten Gebieten. Es gab damals nur wenig Autos - Benzin war ja lange rationiert. Wer konnte den schon dort hin kommen?

Und wer dort gearbeitet hat, hatte doch Schweigepflicht.
So ist das eben mit Lagern.. keiner hat davon gewusst....

Poitou
Babapapa

Beitrag von Babapapa »

findet jemand im netz die orte der lager in dk?

die von deutsche errichteten und auch in denen später deutsche flüchtlinge hausten?
Bundy
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Knopp

Beitrag von Bundy »

Ich glaube, wir brauchen hier nicht mehr groß an die Schuld der "Deutschen" und deren Verbrechen von 1933-1945 zu reden.Kein Verbrechen der Menschengeschichte wurde mehr ausgeschlachtet und der böse "Deutsche" an den Pranger gestellt,ok.
Jetzt aber werden auch seit ein paar Jahren Verbrechen anderer Völker in diesen Jahren nur etwas zart angesprochen, nicht angeklagt!!
G.Knopp, ist da wohl ein der sensiebelsten Aufbereiter des Fernsehens.
Die Frage stellt sich hier nur, ist es immer gerechfertigt Gleiches mit Gleichem zu vergelten??Auge um Auge, Zahn um Zahn??
Wo ist da die viel geforderte Zivilchourage der Menschen(auch in Dänemark), die von den Deutschen Bürgern immer wieder gefordert wurde!?!?
Kann mann 18(?) ermordete dänische Ärzte und viele Wiederstandskämper mit tausenden Kindern vergelten?!?
Alles kommt im Leben mal zurück, nach Deutschen jetzt auch Tschechen,Polen,Dänen....
Da ich schon oft mit meiner Familie in Dänemark im Urlaub war und dieses Land und Leute Liebe, erlaube ich mir , diese Fragen zu stellen.
Außerdem habe ich in Gesprächen mit netten dänischen Einheimischen(meist natürlich älteren), eine Art Schuldgefühl, aber doch großes Unbehagen erkannt.
Ach ja, der Beitrag von Frosch ist total daneben und dieses ewige : Ich bin ein Deutscher und bekenne mich zu allen Verbrechen der Welt ist nicht mehr zum hinhören,wiederwertig,Sorry!!!
Verbrechen begehen Menschen.nicht Nationalitäten!

PS:Wer Grammatikfehler findet,darf sie bealten!
frosch
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Wie befürchtet

Beitrag von frosch »

Lars,
danke, das war eine sehr wichtige Information und sehr erhellend; unglaublich, daß so ein Typ verantwortlich für solche Lager war.
Megapeinlich für einen "Historienfilmer" wie Herrn Knopp, daß so etwas nicht vorkommt.
Wohin die "Betroffenheitsmasche" führt, kann man ja bestens am Beitrag von Bundy erkennen.
Da werden mal eben die Massenmorde, die Verbrecher-Ideologie des deutschen Faschismus beiseite gewischt - reicht, haben wir lange genug drüber geredet, ist erledigt, Schwamm drüber, kommt nicht mehr vor.

Und da werden mal eben die Vernichtungslager, die Kz´s, der Holocaust in einem Atemzug mit Vertriebenenlagern genannt - au warte!
Jetzt reden wir über die "Verbrechen anderer Völker" - gehts noch?

Das kommt eben heraus, wenn man Geschichte ohne Hintergründe, ohne Zusammenhänge, ohne Ursachenforschung an der Oberfläche betrachtet.
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Lars J. Helbo
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Re: Knopp

Beitrag von Lars J. Helbo »

Bundy hat geschrieben: Die Frage stellt sich hier nur, ist es immer gerechfertigt Gleiches mit Gleichem zu vergelten??Auge um Auge, Zahn um Zahn??
Wo ist da die viel geforderte Zivilchourage der Menschen(auch in Dänemark), die von den Deutschen Bürgern immer wieder gefordert wurde!?!?
Kann mann 18(?) ermordete dänische Ärzte und viele Wiederstandskämper mit tausenden Kindern vergelten?!?
Nein darum geht es überhaupt nicht. Das Wort "gerechtfertigt" gehört in diesen Zusammenhang überhaupt nicht hin.

Es geht um die Frage, wie konnte das passieren? Hier denke ich, muss man mehrere Umstände verstehen:

1. Der Person Bovensiepen war als Chef der SS ganz besonders belastet. Als er zur Aufgabe bekam, Hilfe für die Flüchtlinge zu besorgen, hatte er dadurch ganz besonders schlechte Karten. Wenn die Besatzungsmacht 1944 von Anfang an z.B. die Aufgabe an das Rote Kreuz übertragen hätte, dann wäre einiges vielleicht anders gelaufen.

2. Man hatte generell eine unrealistische Vorstellung von die zu erwartende Aufenthaltsdauer. Es gab die Vorstellung "so bald der Krieg vorbei ist, werden die Flüchtlinge nach hause fahren". Man hat gedacht, es würde einige Wochen oder höchstens ein paar Monate dauern - nicht vier Jahre. Diese falsche Vorstellung gab es übrigens auch auf DE Seite. Man musste ja nur die Russen zurückschlagen, dann ...

3. Die Behörden in DK hatte große Angst vor Konfrontationen zwischen Zivilbevölkerung und Flüchtlinge bzw. Vergeltungsaktionen von Seiten der Zivilbevölkerung.

Wegen der Zusammenarbeitspolitik zwischen DK Regierung und Besatzungsmacht gab es in der Bevölkerung großes Misstrauen zur Regierung und diese hatte nicht sehr viel Autorität. Das sieht man z.B. daran, dass die Wiederstandsbewegung sich geweigert hat, ihre Waffen abzugeben. Es gab also hier eine große bewaffnete Organisation, die nicht unter der Kontrolle der Regierung stand. Erst 1949-51 wurde die in das Heimwehr umgewandelt.

D.h. es gab natürlich eine Gefahr für Vergeltung. Die könnte sich gegen diejenige richten, die mit den Besatzern zusammen gearbeitet hatte oder gegen die Flüchtlinge. Das musste die Regierung verhindern, aber dazu fehlte ihr die Autorität oder Legitimität.
udo66

Re: Geschichtsklitterer Knopp

Beitrag von udo66 »

frosch hat geschrieben:Eine persönliche Vorbemerkung: Ich bin als Deutscher etwas befangen bei dem Thema, weil es nicht leicht ist zu vergessen, wie Deutsche während der Nazizeit in Skandinavien gehaust haben. ....

Was mich an Knopp am meisten stört, ist seine Art der Geschichtsbetrachtung. Wenn ich mir ansehe, wie ausführlich er sich Vertriebenenschicksalen deutscher Flüchtlinge widmet - und wo bleiben seine Beiträge über die Folgen des Mottos der Naziarmee auf dem Rückzug "Verbrannte Erde" ?
Meistens blieben da weder Kinder am Leben noch Ärzte, die diese hätten versorgen können!
Wo sind seine Beiträge über die Beteiligung der Wehrmacht an den Verbrechen der Nazis in den besetzten Gebieten, Stichwort "Kommissar-Befehl" ?

Nein, Herr Knopp widmet sich lieber deutschen Schicksalen. Und selbst dann ist er nicht in der Lage Zusammenhänge aufzuhellen, und Ursachen und Wirkung auseinanderzuhalten. Warum waren denn so viele Deutsche auf der Flucht ? ....

Die Schilderung der Zustände im Lager empfinde ich als Hohn und grobe Geschichtsklitterung - wie sah es denn in den KZ´s aus, die Deutsche in Skandinavien errrichtet haben? Was ist denn wohl mit den zahllosen deutschen Vernichtungslagern? Wieviele Kinder sind von entmenschter SS brutal ermordet worden - vor den Augen der Eltern? ...// bleibt ungenannt.

Und daher nenne ich ihn mindestens - Geschichtsklitterer Knopp


Meine Position dazu:

Soviel ich weiss, sind die Themen mit KZ schon alle ausgiebig behandelt worden - in Historischen Dokumentarfilmen und Nachspielungen.
Es gab einen "baertigen" Historiker, der auch mal erklaerte, wie von "oben" gezielt die Bevoelkerung des damaligen Nazi-Deutschlands bombardiert wurde - mit Phospor, Brandbomen um den Sauerstoff zu nehmen und die das Loeschen unmoeglich machten und Detonationsbomben, die die Wasserleitungen kaputt machten.

Also der Krieg wurde von oberer Leitung sehr sehr genau durchdacht und damit auch die Resultate.
Klar ist, dass man damals aus dem Zeitgeist heraus
keine andere Moeglichkeit sah, zumal die Alliierten nicht immer eindeutig das gleiche wollten und man sich die Freund-Feind
Seiten nicht immer so schwarz-weiss wie Indianer-Cowboyfilme vorstellen sollte.
Politische Beschluesse wurden damals eben von ministerieller Seite beschlossen und durchgefuehrt, da gibt es wohl kein verklaertes Hollywood mit bunten Fluechtlingstrecks und romantischen Zoepfchenfilmen, wo lustig gewunken wird und
alles in Harmonie zieht.

Ich glaub Guido Knopp arbeitet ja auch mit dem ZDF zusammen und will die Menschen vor den Fernseher locken, da sonst Geschichte ziemlich langweilig ist, immer dasselbe und die "Deutschen" in ihrer Heimhygge/gemuetlichen Beisammensein garkein Bock mehr auf KZ´s haben - meist aus eigener Familie wissen, das Angehoerige (Grosstante, Onkel) im Krieg gefallen sind, gestorben sind oder eben
sogar aus Pommern oder anderen Ostregionen stammen.

Das die Daenen den Krieg nicht gemacht haben, ist klar.
Aber dass die Daenen nur ein unschuldiges Volk sind und nur Gutmenschen lehne ich einfach ab - das ist mir zu kontrastarm
und einseitig. Ebenso die Schweden, die bis 43 Eisenerz gegen Gold geliefert haben, die Schweiz, die ordentlich Gold eingelagert haben bis heute und Fluechtlinge nicht aufgenommen haben und soweiter....Amerikaner, die noch bis 42 Opellastwagen geliefert haben!

Meine Position ist klar gegen den 2. Weltkrieg und die Naziverbrecher - sieht man sich die privaten Einzelschicksale an, kann einem schon schlecht werden, da diese meist schicksalhaft waren und sich wie bei allen Kriegsverlierern keiner fuer die Verliererseite interessiert.

Wie ratlos hab ich meine Oma erlebt, als sie fast ohne Haus dastand mit 4 kindern und der Mann war als Zivilist 43 "zivil" gestorben.
Oder Menschen waren verschuettet, Brandbombenopfer gerade mal noch 50 cm gross, eingeschrumpft und verdampft.

Selbstverschuldet war wohl die anfangszeit in DE damals, als die meisten dieser braunen Partei zuwinkten und die ersten Erfolge gefeiert wurden.

Bloss war damit bald aber Schluss - mein Vater war damals mitte 20 und trug 38/39 einen blauen Arbeitsanzug mit der Aufschrift " ich bin dagegen" auf Karneval und waere dafuer fast eingesperrt worden und ist misstrauisch beaeugt worden.
Das war damals ganz schoen gewagt - wer daggegen war, konnte leicht verschwinden.

Die Transporte von "Juden" ist gut organisiert worden -
gegen Mitternacht in den Kleinstaedten fuhren Lastwagen vor meist auf den Marktplaetzen um dann die Leute zum Bahnhof zu "bringen". Von da aus dann zu den groesseren Bahnhoefen und von da aus dann weiter - alles schoen von oben organisiert und peinlichst genau buchgefuehrt.

Gewusst haben denke ich nach 1940 viele von den Vernichtungslagern, sowas verbreitete sich wie ein Lauffeuer und auch die grausamen Verbrechen der dt. Soldaten wurden unter der Hand weitererzaehlt.

Diese Dynamik war einfach unsteuerbar und das Schlimmste fuer mich war 1. die Vernichtung unerwuenschten Menschen (Vorwand, um sich Geld anzueignen und dieses dann anderen zukommen zu lassen und das dann als Pareierfolg zu preisen) und dass immer die falschen Menschen bestraft werden fuer Taten, die andere gemacht haben.

Krieg kann man sich wohl nur aus dem eigenen Wohnzimmer am Fernsehen vorstellen , wolh nicht am eigenen Leibe.

Im Rueckspiegel sind gute Sprueche und patriotische "ja wir waren ja in den anderen Laendern und haben deshalb heute immer noch das Recht, besonders gerecht und gut darzustehen" einfach nicht mehr so richtig.

Das schlimme an Diktaturen war ja: Wer die Wahrheit sagt, wird erschossen oder eingesperrt.
Die meisten Ducken sich dann und machen mit, um zu ueberleben.
Einige wehren sich - und ich kann es nicht mehr ab, wenn
im Forum einige Leute meinen, dem daen. Widerstand angehoert zuhaben - und dann alle anderen so betrachten, als waeren es Kriegsverbrecher.
Der Film Flammen und Citronen zeigt endlich mal die wahre Geschichte des daen. Widerstandes, oft den wahren Kern den MEnschen in Notzeiten, einfach ueberleben zu wollen und
wirtschaftlich am Leben bleiben zu muessen.

Ich finde, oft werden von der Gegenseite bewusst Ereignisse ausgelassen oder hervorgehoben, um weiterhin das schwarzweiss Bild zu staerken, damit die eigenen Schandtaten/Verbrechen einfach weniger schlimm dastehen.
Denn das darf ja nicht sein - somit gibt es dass ja nicht.


Das ist meine Meinung.
Sogenannte Patrioten kann ich wie gesagt nicht mehr ab, egal auf beiden Seiten, zumal diejenigen gerade hier im Forum wohl nicht dabei waren und selbst nur aus Erzaehlungen das meiste wissen plus Schulwissen und TV-sendungen.

Die anderen europæischen Lænder hatten damals politisch und wissentlich eine Mitschuld an dem Krieg damals, Hitler und dessen Partei haette man damals eher zerschlagen muessen, und nicht aus wirtschaftlichen Gruenden erst aufruesten lassen sollen, wovon viele europæische Firmen profitiert haben.
udo66

Mosaik

Beitrag von udo66 »

http://www.zeit.de/2004/10/Steam_Punk

Guido Knopp´s Historie-sendungen darf man gerne kritisch sehen - fuer mich stellen die nur einen Ausschnitt dar, die bis jetzt nur mit verdeckter Hand gezeigt werden durfte.

Wie gesagt, Hitler und die damalige Zeit duerfen nicht verklaert werden, es duerfen aber auch nicht wichtige Metafakten ausgeklammtert werden wie z.B. Industrieinteressen vieler Laender, Unterlassungs und Duldungshandlungen vieler anderer beteiligter Laender und politische Schach-und Winkelzuege, die so einen Groefaz erst moeglich machten.

Wenn man die ganzen Serien und Filme die es ueber den 2. Weltkrieg gibt mal zusammen setzt, gibt es ein relativ genaues Bild ueber Art und Zusammenhang der damaligen Zeit - also keinen Hollywoodfilm mit nur Gut und nur Boese.

Privat kennen wahrscheinlich viele hier einige Erzaehlungen aus dieser Zeit und koennen sich so ihr Bild vom Krieg zusammensetzen.
Bundy
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zu udo 66

Beitrag von Bundy »

"Wie gesagt, Hitler und die damalige Zeit duerfen nicht verklaert werden, es duerfen aber auch nicht wichtige Metafakten ausgeklammtert werden wie z.B. Industrieinteressen vieler Laender, Unterlassungs und Duldungshandlungen vieler anderer beteiligter Laender und politische Schach-und Winkelzuege, die so einen Groefaz erst moeglich machten.
"
Das ist wohl des Pudels Kern und es müssen alle Verbrechen, auch sind sie unterschiedlich groß, aus welcher Motivation auch immer, angesprochen werden dürfen,...... auch von Deutschen.
Damit solche Verbrechen nicht wieder geschehen können!
Kein Tat rechtfertigt ein anderes Verbrechen (Herr Frosch!!!)
Und diese Selbstgeißelung ist gefährlich, decken sie doch nicht alle Gründe für solche Taten auf.
Menschen begehen Verbrechen, nicht Nationalitäten!!

PS:Grammatikfehler,die gefunden werden,können behalten werden. :idea:
Nobert
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Re: ZDF: Kindheit hinter Stacheldraht in Dänemark

Beitrag von Nobert »

runesfar hat geschrieben:Gestern abend hatte Guido Knopp in ZDF history eine lange feature über die böse, böse Dänen nach 1945. l
Es waren eben nicht die lieben, lieben Dänen die nach 1945 diese Zustände eingerichtet haben.
Was sich hier in einigen Beiträgen zeigt ist - nicht nur die Deutschen haben Schwierigkeiten mit ihrer Vergangenheitsbewältigung.

Lars schreibt z.B. die dänische Landwirtschaft musste sich erst von den Kriegsfolgen erholen.
Die dänischen Felder waren nicht zerstört durch zigtausend Panzer und auch nicht von Millionen Soldaten wie im Osten.
Im Gegenteil, sie hatte durch ihre Lieferungen (gegen Bezahlung) die deutsche Kriegsmaschine gestärkt.
Nach Kriegsende gingen die Lieferungen fast nahtlos (nachdem das Logistikproblem gelöst war) weiter nach England gegen Kohle aus dem Ruhrgebiet.

Was ich bei unseren dänischen Freunden sehe ist eine gewisse Hilflosigkeit wie bei uns Deutschen, wenn wir auf die Verbrechen während der Nazizeit angesprochen werden.
Man sucht nach Erklärungen und Entschuldigungen warum so etwas geschehen konnte. Aber als Verlierer haben Deutsche schneller lernen müssen die Verbrechen ihrer Führung zu erkennen.
Die Propaganda nach dem Krieg hat auch immer für ein gutes Gewissen der Dänen gesorgt. Es ist doch auch erstaunlich wie viele Menschen im Mai 1945 plötzlich die neue Armbinde um hatten.

Aber noch schlimmer hat es da die Franzosen erwischt! Nun wird zum Beispiel in Sendungen bei Arte die Zusammenarbeit mit der deutscher Besatzungsmacht kritischer beurteilt und verurteilt.

Nobert
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