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Verfasst: 28.10.2010, 20:11
von Hina
Vestas Viborg liegt ja hier "gleich um die Ecke". Die sind mit der zweitgrößten Anzahl an Kündigungen betroffen. Natürlich ist das ein Schock für alle Mitarbeiter. Andererseits, wenn man mal realistisch ist, hatten schon viele darüber nachgedacht, wie lange es ökonomisch vertretbar ist, 99 % der riesigen Mühlen (in DK hat Vestas einen Absatz von nur 1 %) hauptsächlich nach Übersee zu schippern. Das sind unglaubliche Transportkosten, die kein Abnehmer bereit ist, auf Dauer zu zahlen. Es wäre schon sehr blauäugig von Mitarbeitern, wenn sie bei Vestans mit einer totsicheren Lebensstellung gerechnet hätten. Dass man mit solch aufwändigen Transporten vom Hersteller zum Abnehmer nicht konkurrenzfähig bleiben kann, liegt auf der Hand, ganz zu schweigen von dem ökologischen Unsinn, der da auf Dauer betrieben worden wäre, denn jeder Transport belastet auch die Umwelt. Die Löhne waren da wirklich das geringste Problem. Vestas ist vor allem durch die Großaufträge u.a. aus China und USA so riesig geworden. Eigentlich klar, dass sie früher oder später auch eben dort produzieren würden. Selbst wenn Europa da noch aufholen würde und neue Programme für Windenergie auflegt, es würde sicher nicht zu diesen hohen Absatzzahlen kommen. Zudem hat Vestans in Europa auch starke Konkurrenten, wie z.B. Siemens.
Hilsen Hina
Verfasst: 28.10.2010, 22:13
von Jan_K
das problem ist glaube ich nichtmal das schippern nach übersee sondern was so richtig übel ins geld geht sind die endlosen schwertransportkilometer über land, für das geld, für das man eine komplette anlage nach china verschiffen kann, bekommt man die einzelteile per LKW mal gerade von den verschiedenen produktionsstandorten in DK bis knapp hinter flensburg gefahren
Verfasst: 28.10.2010, 22:41
von Hina
Hej Jan,
genauso habe ich das auch gemeint. Wer schon mal gesehen hat, mit welchem Aufwand Windmühlen transportiert werden, der hat sich sicher auch im stillen gefragt, ob das nicht ein reichlich teurer Spaß ist. Solch ein Ding amortisiert sich bis zur Verschrottung nur dann vernünftig, wenn nicht noch hohe und vor allem unsinnige zusätzliche Kosten anfallen. Die Wartung einer Windmühle verschlingt nämlich auch eine ganze Menge. Und bei aller Umweltfreundlichkeit, die Hersteller haben nicht nur in die Produktion, sondern auch in Forschung und Entwicklung Unsummen hinein gesteckt und in der Regel mit sehr viel Fremdkapital, so dass sie da auch einigen Rechenschaft schuldig sind, wo dieses Geld vernichtet wird. Und es ist normal, dass jede Firma Gewinn erzielen muss, sonst wird ihnen die Bude nämlich schlicht und einfach irgendwann zugemacht, da sie nicht zum Steuereinbringer, sondern Steuervernichter wird.
Hilsen Hina
Verfasst: 29.10.2010, 01:05
von Hina
Ich habe gerade gelesen, dass Siemens Wind Power heute bekannt gegeben hat, dass sie einen großen Auftrag aus Italien gefischt haben. Die 260 Landwindmühlen sollen in Brade und Aalborg gebaut werden. Dazu sollen im nächsten Jahr 400 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Das ist ein Hoffnungsschimmer für einen Teil der gefeuerten Vestas-Mitarbeiter.
Hilsen Hina
Verfasst: 01.11.2010, 10:14
von oetschy
Hej,
auch wenn Vestas 2009 noch als die Nr. 1 geführt wurde muss eingeschätzt werden, dass Vestas den Trend der
Zeit verschlafen hat. Mit den logistischen Problem haben andere auch zu kämpfen. Aber der Trend geht nun einmal
zu riesigen Offshore Anlagen und dies kann Vestas alleine (schon bei der Vorfinanzierung) nicht stemmen.
Siemens und GE (General Elektric) haben da bessere Karten weil bessere Partner. Wenn Vestas nicht ebenfalls
einen potenten (Finanzier) findet bleibt nur die Suche nach einer Nische in der Branche oder man bleibt eine reine
Manufaktur für Windpoweranlagen, wo aber dann kein Logo von Vestas auf dem Rotorgehäuse stehen wird..
Wenn man die derzeit 81 geschalteten Stellenangebote (trotz des angekündigten Stellenabbaus) von Vestas
unter http://www.top1000.dk/da/top1000/1/rank/ASC sich genau anschauet, ist da schon ein Umdenken erkennbar.
Besonders die Stelle in Zürich finde ich interessant.
Hejhej
Joachim
Verfasst: 02.11.2010, 16:51
von micha_i_danmark
Merkwuerdig - ich kenne eine Reihe von Spezialisten im IT oder Supply Chain Bereich die gerade zu Vestas gewechselt sind.
Also zumindest bei den hochqualifizierten Berufen scheint Vestas gerade massiv einzustellen bzw abzuwerben.
Verfasst: 02.11.2010, 16:57
von Dänemarkfans
Also ich weiss von meiner Freundin, dass es dort wirklich so ist und auch in anderen, nicht genannten, Standorten abgebaut wird.
Ich hoffe nur, dass er nicht dabei ist.........
Verfasst: 02.11.2010, 20:05
von Hina
Hej Micha,
ich habe hier einen isländischen Bekannten, der gerade arbeitslos ist. Der war für den selben Tag, an dem die Nachricht kam, dass der Standort Viborg dicht gemacht wird, zu einem Vorstellungsgespräch dahin bestellt. Das fiel natürlich dann doch aus. Die ganze Sache ist eher wie ein Fallbeil niedergegangen. Das ist aber in der Wirtschaft auch nicht unüblich.
Hilsen Hina
Naja, ein bischen oberflächlich!
Verfasst: 02.11.2010, 20:55
von frosch
Tatsächlich ist es ja heutzutage trotz boomender Produktion "normal" geworden, Leute zu entlassen, zwecks Gewinnmaximierung, Moral spielt da schon lange keine große Rolle mehr.
Ein wenig mit Schuld hat die dänische Politik, weil sie seit Jahren Windenergie nicht mehr fördert und der Ausbau in DK selbst daher stagniert. Dabei war DK eines der ersten Länder, die auf diese Energieform gesetzt haben und es hat heute noch einen der höchsten Anteile bei der Windenergienutzung.
Daß in Europa nichts mehr zu holen ist, stimmt so auch nicht, es gibt genügend Länder (GB, Frankreich, Rußland, Baltenstaaten) die in punkto Windenergie reichlich Nachholbedarf haben. Auch hierzulande und in allen Küstenstaaten besteht reichlich Bedarf, vor allem im Offshore, aber nicht nur. Besonderer Bedarf besteht immer mehr beim sogenannten "Repowering", da werden alte Windmühlen durch neue, wesentlich leistungsstärkere ersetzt. Vor 15 Jahren war eine Mühle mit 0,25 MW eine Standard-Anlage, heute wird praktisch nichts unter 2 MW installiert, 4 MW werden gerade normal.
Allerdings hat Vestas in der Branche nicht unbedingt einen guten Ruf, schwache Produkte und vor allem immer wieder Serviceprobleme haben Firma und Mitarbeitern in den letzten Jahren geschadet.
Transportkosten spielen beim Export eine ziemlich untergeordnete Rolle, insbesondere wenn in größerem Umfang per Schiff bewegt wird, was in DK (und D) häufig der Fall ist.
Daß man die Produktion nicht notgedrungen in Niedriglohnländer verlagern muß, ist allerdings auch ein alter Hut. Der weltweite Marktführer in Sachen Windmühlen, die Firma Enercon in Ostfriesland, macht dies beispielhaft vor.
Zurück zur Ausgangsfrage: Für Mitarbeiter, die von der Arbeitsplatzvernichtung bei Vestas betroffen werden, kann das sicher die Hölle sein. Ein Trost vielleicht: In allen Sparten der Windenergie werden massiv Mitarbeiter gesucht. Das ist allerdings nicht unbedingt in Dänemark und ob man dann so mobil ist, anderswo, insbesondere im europäischen Ausland, einen Job zu übernehmen, will gewiß sehr gut überlegt sein.
Wenn es irgend machbar wäre, würde ich es immer anraten. Auslandserfahrung zählt insbesondere in technischen Berufen heutzutage eine Menge!
Verfasst: 02.11.2010, 22:24
von Fuglesang
Micha schreibt "Merkwuerdig - ich kenne eine Reihe von Spezialisten im IT oder Supply Chain Bereich die gerade zu Vestas gewechselt sind.
Also zumindest bei den hochqualifizierten Berufen scheint Vestas gerade massiv einzustellen bzw abzuwerben."
Das ist ja wohl auch der richtige Weg. Hochqualifizierte Arbeitskräfte werden immer gebraucht.
Alles andere macht auch keinen Sinn.
Verfasst: 03.11.2010, 08:02
von goldbek
micha_i_danmark hat geschrieben:Merkwuerdig - ich kenne eine Reihe von Spezialisten im IT oder Supply Chain Bereich die gerade zu Vestas gewechselt sind.
Also zumindest bei den hochqualifizierten Berufen scheint Vestas gerade massiv einzustellen bzw abzuwerben.
So pauschal stimmt das nicht. Auch in den Bereichen werden Stellen abgebaut.