Hallo!
Mein erster Beitrag in diesem Forum passt so denke ich gut hierher. Meine Frau und ich betrachten die dänische Nordseeküste und da insbesondere Vester Husby nach unzähligen Dänemarkurlauben seit Anfang der 1970er Jahre fast als unsere zweite Heimat.
In den letzten 50 Jahren hat sich recht viel in Vester Husby getan. Viele alten Häuser existieren nicht mehr, wurden saniert oder abgerissen und neu errichtet. Zudem wurde der ganze Ferienhausbereich erweitert und wird es weiterhin. Aber dies nur nebenbei.
Zur Husby Klitplantage allgemein:
Ich meine zu recht behaupten zu können, dass ich dieses Naturreservat sehr gut kenne und auch die Bereiche, die nur zu Fuß erwandert werden können. Die Hauptwege sind heute im Gegensatz zu früher mit Feinschotter bzw. Split versehen und im Gegensatz zu dem an der südlichen Grenze grob geschotterten Græmvej sehr gut mit dem Rad zu befahren. Zudem ist das Wegenetz in den vergangenen 20 Jahren weiter ausgebaut worden. Die Beschilderung der versch. Wanderrouten ist vorbildlich. Dennoch sind selbst in der Hochsaison stets nur wenige Menschen in der Klitplantage anzutreffen, so wenige, dass man sich unterwegs grüßt.
Zur Kartoffelrose (Klitrose, Heckenrose):
Die Kartoffelrose ist in allen Dünen-und Küstenbereichen Dänemarks anzutreffen. Ich finde sie mit ihren duftenden Blüten recht schön. Zudem sind sie eine wertvolle Bienenweide. Nie hatte ich den Eindruck, dass diese Pflanzenart irgendwo ins Uferlose wächst und andere heimische Pflanzenarten verdrängt.
Was nun die Beseitigung der Kartoffelrose im Rahmen des angesprochenen EU-Projekts betrifft: Da werden EU-weit nach Möglichkeiten gesucht diese invasive Pflanzenart in ihrer Ausbreitung zu beschränken und da wo sie tatsächlich einheimische Pflanzenarten zurückdrängt zu beseitigen. Dänemark hat sich an diesem Programm beteiligt und in der Husby Klitplantage großflächig die Kartoffelrose mit Unkrautfolie/Flies versucht diese zu ersticken. Dieses Versuchsprogramm fand in der Husby Klitplantage nur abseits des offiziellen Wegenetzes im nordwestlichen Teil der Plantage im Dünenbereich statt und wurde bereits
2018 abgeschlossen. Ich habe das gesamte Versuchsareal mühsam zu Fuß erkundet und keinen Fetzen Folie entdecken können. Was da in dem ausgewiesenen Versuchsgebiet der Klitplantage 2017/2018 vorging kann ich nicht sagen, weil ich diese Gegend seinerzeit nicht gänzlich durchstreift habe.
Die Kartoffelrose ist jedenfalls in der Plantage insbesondere in den Dünenbereichen weiterhin präsent aber keineswegs dominant.
Alle Aufregung umsonst?
Zäune und Tore: Es gibt zweierlei Zäune in der Klitplantage. Zum einen sind es Elektrozäune mit denen Vieh, das da eines Tages ausgesetzt bzw. ausgewildert werden soll in den für sie bestimmten Bereichen gehalten werden sollen. Wege die durch diese Bereiche führen wurden mit Toren versehen damit die Tiere nicht ausbüchsen. Für Wanderer und Radfahrer sind selbstschließende Tore vorhanden so dass diese nicht ausgesperrt werden.
Diesem Vorhaben stehe ich ablehnend gegenüber, da es in der Klitplantage keinerlei Weideflächen im herkömmlichen sinne gibt. Sollen sich da Kühe von Kartoffelrosen, Brombeergestrüpp, Heidekraut und anderem niederen trockenen und stacheligen Pflanzen ernähren? Und wie kommt das Vieh an Trinkwasser?
Ich sehe in Gedanken schon jetzt die entsetzten Gesichter von Touristen denen in der Klitplantage ausgemergelte und sich kaum auf den Beinen haltenden Rinder begegnen. Und das Vieh wird sich in Gedanken sagen „Bitte erlöst mich von dieser Qual und fahrt mich endlich zum Schlachthof“.
Dann gibt es aber noch Bereiche, die mit nicht elektrifizierten niedrigen Drahtzäunen (zwei Drähte, ca. 70 cm hoch) eingezäunt sind. Diese Zäune sollen dem Wild Schutz bieten. Ich kam darüber mit einer Art Ranger in einer Uniform ins Gespräch der in der Plantage patrouillierte und der deutschen Sprache halbwegs mächtig war. Dieser erzählte mir, dass diese Zäune nicht dazu dienen, dass das Wild nicht aus den eingefriedeten Bereichen ausbricht sondern die Touristen nicht noch mehr illegale Trampelpfade durch die Plantage anlegen und in den Rückzugsgebieten das Wild aufscheuchen. Am schlimmsten aber würden es Radfahrer mit elektrisierten und mit Ballonreifen ausgestatteten Montainbikes treiben, die ohne jede Rücksicht auf die Natur durch die Schutzgebiete brettern und dafür teils in organisierten Gruppen anreisen.
Mich haben diese Zäune nicht im geringsten gestört. Als Radfahrer und Wanderer habe ich abseits der offiziellen Wege ohnehin nichts verloren. In den Dünenbereichen der ostfriesischen Inseln z.B. ist das ja nicht anders.
Im Eingangsbeitrag erwähnte Rodungen
Ja, die haben stattgefunden und fanden auch schon vor 30 Jahren statt wie in anderen „kultivierten“ Wäldern auch. Würde man den Wald sich selbst überlassen entwickelt der sich zum Urwald. Das ist ja manchmal auch gewollt Problem ist nur, dass sich auf dem kargen Sandboden von selbst nur schwer neuer Wald entwickeln kann. Der vorhandene wurde ja auch künstlich angelegt. Und so wurden und werden auf den gerodeten Flächen neue Schonungen mit einer anspruchslosen Kiefernart angelegt.
Ein weiterer Grund für die Rodungen: Es sollen durch Erdaushub acht Feuchtgebiete in der Klitplantage geschaffen werden die zwar in der Sommerzeit weitestgehend austrocknen können, ansonsten aber die Brutbedingungen für eine Vielzahl von Amphibien, Insekten, Vögeln und Pflanzen fördern und als Feuchtigkeitsspender dienen sollen
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Was den Zustand der Wege in der Husby Klitplantage betrifft: „Von schwerem Gerät zerstörte Wegen“ war während unseres Urlaubs nichts zu sehen. Da sah das vor 30 Jahren noch anders aus.
Hier ist das (ehemalige) Versuchsgebiet zur Kartoffelrosenbeseitigung eingezeichnet (letztes Bild). Aber wie gesagt, da existiert kein Zipfel Folie mehr:
(Aufgenommen von der Infotafel der Aussichtsdüne Marens Maw)
Weitere Infos:
https://m.vestkystnatur.dk/oplev/indsat ... nket-rose/
https://naturstyrelsen.dk/naturbeskytte ... estkysten/
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