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Verfasst: 13.06.2005, 15:00
von hotel-encore
@Tullebølle: Ich wollte meine komplexen Gedankengänge nicht auf das Format der EU-Verfassung aufblasen.
Hilsner,
Thorsten
Verfasst: 13.06.2005, 15:50
von Nordjyde
Ja, nun muss ich auch meinen Senf zu dieser Diskussion beigeben. Ich lebe inzwischen seit 36 Jahren hier in DK und bin persönlich nicht auf Ausländerfeindlichkeit gestossen, auch nicht damals, als ich kam und eine andere Generation am Ruder war. Bei den vielen Formulierungen und Bezeichnungen für Ausländer, ungeachtet dessen ob sie Flüchtlinge oder Einwanderer sind, darf man nicht den speziellen schwarzen Humor der Dänen vergessen (Wesentlich schwärzer als der britische Humor), den man auch erst im Laufe der Jahre zu verstehen lernt. Es gibt wie in allen anderen Ländern und auch in DK Gruppen die ausländerfeindlich eingestellt sind aber das gilt nicht für den Durchschnitt der Bevölkerung. Zudem lebe ich Sommer wie Winter in einem ausgesprochenen Tourigebiet und bin auch dort nie auf Unfreundlichkeit gegenüber Ausländern, sprich Deutschen, gestossen. Die Formulierung mit dem Hund ist meines Erachtens auf den schwarzen Humor zurück zu führen, und die Sicherheit, auf kürzestem Wege zum Ziel zu geraten. Nordjyden Elke

Verfasst: 14.06.2005, 15:00
von Lukas
Hej,
offene und verdeckte Ausländerfeindlichkeit gibt es überall, aber was kann man dagegen tun? Manchmal wage ich zu denken, obwohl ich grundsätzlich anders denke, dass der offenen Ablehnung insofern etwas Positives abzugewinnen ist, weil das Problem deutlicher zur Sprache kommt und hoffentlich klar wird , dass es so nicht weitergehen kann.
Ob schwarzer Humor auch dazu beitragen kann, weiß ich nicht:
Ihr kennt sicherlich dieses Sprachspiel:
„Du schwarz!“ -„Ich weiß!“
Das Thema „Ausländerfeindlichkeit“ *betrifft uns alle , bescheuerter Satz, ich weiß, er sollte nur als Überleitung zum Folgenden verstanden werden.
Ich habe mit großem Interesse MagicMatthias` ( wie nennt man das – Linkangabe?) Threadtipp gelesen. Fridas Beitrag hat mich besonders beeindruckt. Danke!
Dänemark ist aus meiner Sicht kein ausländerfreundliches Land, Deutschland auch nicht, mit schwarzem Humor könnte man formulieren: Da haben wir doch etwas gemeinsam..., aber auf diese Gemein-samkeiten kann ich gut verzichten.
Mich würde interessieren, ob die Berichte über den besonderen Taxi-Service in Kopenhagen Reaktionen und „Verhaltensänderungen“ ausgelöst haben.
Viele Grüße
Lukas
*Hallo Tullebølle,
zum Thema „Anführungszeichen“:
Ich setze bei der Benennung eines Themas zur Hervorhebung immer „Gänsefüsschen“. Das hat nichts mit „Ironie“ zu tun.
Frag mich bitte nicht nach „Entenfüsschen“..
Mit freundlichen ( ohne Anführungszeichen) Grüßen
Lukas, ich identifiziere mich gerade mit den Enten, sie sind auf Dauer oberflächlich, gehen aber an anderer Stelle in die Tiefe.
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@ hotel-encore :
In dem Club bin ich schon seit über einem halben Jahr.
Da könnte ich dir hier einen besonders scharfen Thread nennen.., aber ich möchte nicht, dass er uns wieder hochkommt.

Verfasst: 14.06.2005, 15:51
von Nordjyde
Hallo Lukas
natürlich ist das ein Thema, das uns alle angeht, aber hast Du vielleicht einen Vorschlag wie man die Feindlichkeit unterbinden kann??? In DK gilt sie im Allgemeinen nicht den europäischen Einwanderern. Eines kann ich nur nicht verstehen, die Leute reisen mit Begeisterung in ferne Länder und wenn die Leute dann hierher kommen, dann ist es ganz und garnicht ok. Andererseits hatten wir gerade eine Einsammlung für Waisenkinder aus Afrika und die Dänen haben mit sehr runder Hand gespendet. Aber die Welt ist voller Gegensätze. Ich bin der Meinung wie Du in den Wald hinein rufst schallt es wieder zurück. Schönen Tag noch, warte immer noch auf die Sonne in diesem grünen Winter.
Nordjyde

Verfasst: 14.06.2005, 16:57
von Tullebølle
häähää
Verfasst: 14.06.2005, 17:25
von Andrea
Hallo Alle !
Ich bezeichne diese ( nicht nur in DK zu findende ) Einstellung gegenüber Zugereisten gern als Fremdenangst oder Angst vor Überfremdung und da kommen angebliche Wissenschaftler mit ihrer Prognose, dass der Durchschnittsdäne in einigen Jahrzehnten braune Augen und dunkles Haar haben wird der Folkepartie gerade Recht. Schnell kann sich aus der Fremdenangst dann Ausländerfeindlichkeit entwickeln.
Ausserdem vergesse man nicht das in Skandinavien geltende Janteloven:
Du sollst nicht glauben, dass Du Was bist.
Du sollst nicht glauben, dass Du klüger bist als wir.
Du sollst nicht glauben, dass Du besser bist als wir.
Du sollst nicht glauben, dass Du mehr weißt als wir.
Du sollst nicht glauben, dass Du bedeutender bist als wir.
Du sollst nicht glauben, dass Du zu etwas taugst.
Du sollst uns nicht auslachen.
Du sollst nicht glauben, dass sich jemand um dich kümmert.
Du sollst nicht glauben, dass du uns etwas beibringen kannst.
Dieses ungeschriebene Gesetz macht die Integration von Ausländern sicher nicht gerade leichter...
Gruss Andrea
Verfasst: 14.06.2005, 17:27
von Nordjyde
Klasse, dann war mit Hund vielleicht doch "nur" für weibliche Passagiere. Schade, dass ich so weit von Kopenhagen entfernt wohne, ansonsten hätte ich es schon längst ausprobiert. In der dänischen Presse habe ich allerdings weder von dem einen oder andren Service gehört. Möglicherweise eine deutsche Zeitungsente.
Nordjyde
Verfasst: 14.06.2005, 20:09
von Lippe 1
Hallo Andrea,
vedr. " Aksel Sandemoses Janteloven".
Jeg husker en overskrift i en avis, måske sidste år: „Væk med Janteloven siger Anders Fogh Rasmussen" .
Jeg husker at Anders Fogh i sin tale på et årsmøde i Dansk Industri refererede til Janteloven og anbefalede varmt dens snarlige afskaffelse.
Desværre har jeg glemt avisens navn og resten af teksten.
Mvh
Günter
Verfasst: 14.06.2005, 20:52
von Ursel
Hej Günter!
Stimmt, und er ist nicht der einzige, der das Gesetz gern abschaffen würde - aber wie schafft man ein Gesetz ab, das es so ja nicht als bindend als Paragraphen- und einklagbares Recht gibt, das aber in den Köpfen der Menschen immer wieder vorkommt und den ersten Platz einnimmt?
Ganze Generationen sind damit groß geworden - sowas ändert man leider nicht so schnell.
Gruß aus DK, wo es endlich wärmer wird - Ursel
Verfasst: 14.06.2005, 21:51
von Ursula
Bin ich die Einzige hier, die die Nuancen in dieser Diskussion vermisst?
Was ist der Unterschied zwischen einem dänischen, einem deutschen und einem türkischen Macho? Vor kurzem fragte bei uns eine Kursusteilnehmerin aus Thailand, warum die dänischen Frauen denn eigentlich heiraten würden, wo die dänischen Männer doch alle schlagen würden. (Sie und ihre thailändischen Freundinnen hatten wohl einschlägige Erfahrungen, nehme ich an.) - Und das gleiche andersherum: Eine Kursusteilnehmerin aus Somalia (von einem Somalier geschieden) wollte wissen, warum die dänischen Frauen denn eigentlich heirateten, wo man hier doch genausogut ohne Mann auskommen kann.
Ausländerfeindlichkeit ist wohl eine Form der Ausgrenzung, aber bestimmt nicht die einizge Form. Für mich ist das irgendwo ein Stammhirn-Phänomen. Und diesen Hirnteil haben die Dänen natürlich auch.
Ursula
Verfasst: 15.06.2005, 12:58
von Tullebølle
häähää
Verfasst: 15.06.2005, 17:20
von Christiane
Hallo,
wer kann schon mit Sicherheit sagen, ob es in Dänemark mehr Ausländerfeindlichkeit gibt als in Deutschland. Mit Sicherheit aber wird aus dieser hier kein Hehl gemacht, sowohl in privaten Gesprächen als auch in der Öffentlichkeit (TV, Radio usw.), weshalb ich persönlich Dänen als auländerfeindlicher als Deutsche empfinde - auch wenn sie es vermutlich gar nicht sind. Eher der dänische Staat mit seiner Gesetzgebung...
Mir ist aber auch aufgefallen, daß Dänen einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex haben, wenn es z.B. um ihren großen Nachbarn Deutschland geht (ich möchte nicht die Deutschland-feindlichen Gespräche zwischen Dänen wiedergeben, die ich mit anhören durfte - tøseland...) oder aber um die Angst, die dänische Kultur könnte durch eine Ausländerflut verloren gehen. Leider werden ausländische Kulturen meist als Angriff auf die dänische Kultur verstanden und nicht als Bereicherung derselben. Dieser Minderwertigkeitskomplex ist meiner Meinung einer der Gründe für die Ausländerfeindlichkeit hier. Da ist ein Argument, daß es ja so wenige Dänen gibt, da muß zusammengehalten werden und der dänische Staat und seine Kultur geschützt werden.
Aber selbst der Århusianische Minderwertigkeitskomplex gegenüber Kopenhagen führt schon zur merkwürdigen Situation der Ausgrenzung von Kollegen, die aus Kopenhagen nach Århus kommen. Denn Kopenhagener sind ja generell arrogante A... Da tut die sowieso schon recht schwer zugängliche Mentalität der Dänen noch ihr übriges (der Däne im Urlaub ist nicht zu vergleichen mit dem im täglichen Leben, da muß man ein wenig arbeiten, um zum weichen Kern vorzustoßen...). Es gibt also zusätzlich auch noch eine Dänenfeindlichkeit, wie bei uns die norddeutschen Vorbehalte gegenüber Bayern oder die gegenseitigen Vorbehalte von Ost- und Westdeutschen - aber die werden ja zum Glück auch bei uns offen gepflegt.
Christiane