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Verfasst: 28.09.2006, 11:45
von Lars J. Helbo
Behinderte sind doch in DK nicht gut integriert. Sie sind in den Ophut des Staates abgeschoben, damit "normale" Menschen sich darum nicht kümmern müssen. Das ist genau wie mit Kinder und Alte - abgeschoben in Versorgungseinrichtungen.

Verfasst: 28.09.2006, 12:00
von Lars J. Helbo
Vor ein paar Jahren haben wir uns darüber unterhalten, warum es hier in der Schule scheinbar so viele unangepaßte Kinder gibt. Auf den ersten Blick ist es doch merkwürdig. Die Kinder sind ja von ganz klein in Institutionen, also müßten sie doch eigentlich in Gruppen gut klar kommen.

Ich bin darauf gekommen, daß es gerade wegen der Institutionalisierung ist.

Als ich vor vielen Jahren noch klein war, haben wir Kinder in der Straße alle zusammen gespielt. Wir waren in der Regel 10 bis 12 Kinder im Alter von 4 bis 16. Und wir spielten in der Regel ohne Erwachsene. Dadurch haben wir gelernt Konflikte zu lösen. Es gab in der Gruppe ein natürlicher Rangorden. Dort waren ältere, die mehr zu sagen hatten und kleinere um die man sich kümmern mußte. Dadurch wurde ein soziales Verhalten trainiert.

Heute sind die Kinder immer in Gruppen von gleichaltrigen zusammen und sie werden immer von Erwachsene überwacht. D.h. sie haben nicht die Möglichkeit verschiedene Rollen innerhalb einer Gruppe zu trainieren und sie können keine Konflikte austragen, weil der Pædagog immer eingreift.

Deshalb lernen die Kinder nicht, daß es manchmal Regeln gibt, unter die man sich einordnen muß (z.B. weil ein älteres Kind das Sagen in der Gruppe hat) und sie lernen nicht, Rücksicht auf andere zu nehmen.

Das Ergebnis ist eine Gesellschaft von Egozentriker. In der Schule zeigt sich dies als Kinder, die einfach nicht die Klappe halten können. Später in der Ehe wollen diese Kinder dann immer als erstes sich selbst verwirklichen. Sie haben es nie gelernt Rücksicht auf andere nehmen. Daher können sie nicht gegenüber Partner oder Kinder zurückstecken. Solche Ehen müssen scheitern.

Verfasst: 28.09.2006, 12:19
von zeagal
hej,

ich finde nicht das Behinderte abgeschoben werden, im Gegenteil. Man zeigt sie stolz um zu zeigen wieviel man für sie tut. Ich arbeite u.a. zusammen mit beschützten Mitarbeitern und solchen, die noch bewertet werden, inwieweit sie geistig behindert sind und wie hoch die Pension ausfallen soll. Sie wohnen sehr oft natürlich in betreuten Wohngemeinschaften, aber unternehmen wahnsinnig viele Reisen, was in meinen Augen schon wieder zu stressig ist.

Es ist schön zu wissen, daß es denen noch so gut geht. Aber Dänemark als Wohlfahrtsstaat der Armen, Kranken und Schwachen wird auch nicht mehr so lange existieren können. Jeder Alkoholiker kann hier eine Pension bekommen ohne großartig was dafür leisten zu müssen. Kriegt wenn er will Medizin oder Therapie und kann sich dann wieder seiner Lust widmen. Langzeitdepressive und ich weiß nicht wer noch - ah doch, die Kinder von Alkoholikern kriegen auch Unterstützung.

In meinen Augen verlangen die Kommunen im Gegenzug nichts dafür, was ich sehr schade finde. Die meisten Alkoholiker wollen nicht arbeiten, weil sie dann ihren "gesicherten" Status als Pensionist verlieren.

Alte Leute werden noch sehr nett zu Hause betreut. Ich habe mit meiner Oma zusammengelebt, die an Alzheimer erkrankt war und die Pflege miterlebt. Natürlich habe ich da auch gewaltige Fehler in der Pflege erlebt, aber davon muß man ja leider ausgehen. Am schlimmsten war es, als meine Oma zu Ärzten oder ins Krankenhaus mußte. Ich konnte mich jedesmal über sehr schlechte Behandlung und Desinteresse beschweren.

Verfasst: 28.09.2006, 12:32
von Lars J. Helbo
Ich finde Du mußt deutlicher zwischen versorgt und integriert unterscheiden.

Alle werden (mehr oder weniger) gut versorgt, sei es Kinder, Alte, Behinderte oder sonst welche Gruppen.

Integration ist aber etwas anderes. D.h. daß Menschen aus ganz unterschiedlichen Gruppen zusammen kommen, und das findet nur sehr begrentzt statt.

Verfasst: 28.09.2006, 13:35
von Tatzelwurm__1
Hej Zeagal,

irgendwie habe ich bei deinen Beschreibungen des Sozialstaates garnicht unterscheiden können,
ob du nun D oder DK gemeint hast.

Detlef

Verfasst: 28.09.2006, 13:49
von zeagal
Alles was ich schrieb, bezog sich auf die Lebenseinstellung der Dänen. Und Lars du hast Recht. Man kümmert sich gut um die verschiedenen Gruppen, aber sie werden für sich gehalten.

Re: Die Italiner des Nordens

Verfasst: 28.09.2006, 14:48
von muldvarp
zeagal hat geschrieben:...gehört schnell zur Familie und fühlt sich wohl, da sie sich nicht verstellen. Gibt es Probleme, dann gibt es Probleme, egal ob ein Gast da ist. Besonders die dänischen Frauen besitzen das Temperament von Italienerinnen und können ind die Luft gehen.
Hoppla, ... so erlebe ich das aber ganz und gar nicht.
Es stimmt insoweit, dass man den Eindruck bekommen könnte, dass Probleme schnell im Beisein Aussenstehender diskutiert. Probleme, die eine konservative deutsche Seele so nicht preisgegeben hätte.
Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass durch das hyggelige Beisammensein und die dazugehörige Diskutierlustfreude eben ein Teil der "häuslichen" Problematik gelüftet wird, - aber noch lange nicht behoben...
Ich für meinen Teil kann und will die Däninnen nicht mit den temparamentvollen Italienerinnen vergleichen, das widerspricht aller Erfahrung - während man Italienerinnen nachsagt, dass sie lamentieren, springt die Dänin i.d. Luft und sagt ihre Meinung.
Man bezeichnet Dänemark als das Italien des Nordens, das stimmt; das habe ich auch schon gehört - aber wohl aus einem anderen Grund.
Wer weiss es genau?
Gruß
muldvarp

Verfasst: 28.09.2006, 14:55
von muldvarp
Lars J. Helbo hat geschrieben:... Dadurch wurde ein soziales Verhalten trainiert.
...Das Ergebnis ist eine Gesellschaft von Egozentriker. In der Schule zeigt sich dies als Kinder, die einfach nicht die Klappe halten können. ....
Hej Lars,
Gut beschrieben. Stimmt genau. - Der Zeitfaktor spielt natürlich auch noch eine Rolle, wenn Familie - mit mehreren Kindern - nur die paar Stunden am Abend und am Wochenende (minus Erfolgsaktivitäten) zusammen sind. Das neue (und bereits total verbrauchte) Schlagwort heisst: Qualitätszeit mit der Familie.
Gruß vom
muldvarp

Verfasst: 28.09.2006, 14:58
von Lars J. Helbo
Ja, und die Qualitätszeit will man ja genießen - die soll nicht durch Erziehung gestört werden. :roll:

Verfasst: 28.09.2006, 15:53
von muldvarp
[img]http://tjekmig.dk/smileys/27/272.gif[/img]

...und was das Training des sozialen Verhaltens angeht, da hat man das TV. Sendungen wie "unerzogene Kinder", die "Teenagermisere" oder so ähnlich... (top-professionell aufgemacht, hab ich mir sagen lassen)

Ähm :roll: - diese Sendungen gibt's auch im englischen und amerikan. TV. Und vermutlich auch im deutschen?!?
muldvarp

Verfasst: 28.09.2006, 16:03
von Ursel
hej - wobei anzumerken ist, daß sich die dänischen doch um einiges von den deutschen "Supernannys" unterscheiden sollen.
Letztendlich ist der Umgang mit Kindern oder Erziehungsstil hier eben anders, auch der Umgang mit Eltern, von Supernannys gepflegt.

Gruß Ursel, DK

Verfasst: 28.09.2006, 16:14
von muldvarp
Hej Ursel,

da bist du ja :wink:
Supernannys - nach dem Wort hab ich gesucht. Wie sind denn deine Beobachtungen? Wo sind die Unterschiede im Umgang mit Kindern?
Die Supernannys stellen die Kinder in die Schamecke, hab ich gehört. Stimmt das?
Gruß
muldvarp

Italiener des Nordens

Verfasst: 28.09.2006, 16:22
von lillebaek
Der Ausdruck, dass die Dänen die Italiener des Nordens sind kommt davon, wenn man DK mit Schweden, Norwegen und Finland vergleicht:

- Die reden viel
- Die Dänen zeigen Gefühle
- Die Dänen sind emotional
- In Dänemark sieht man die Gesetze nicht immer so eng...
- Usw.

In Vergleicht mit den anderen nordischen Ländern mag das vielleicht stimmen...ausser bei den "Vestjyder" :D

Jaa Abidere,

Verfasst: 28.09.2006, 19:23
von Kevin und Babsi
Servus Lars,
Umso positives ich berichte, über das Land und seine Leute ,umso schlechteres höre ich von dir,bzw. die Dauer Forum schreiber (nicht alle).
Das was du da schreibst ist ja ein Wahnsinn,vor allem über die leute die sich Selbstmorden.

Anderseits bist du ein Däne , und müsstest es am Besten wissen.
Ein schockierte Kevin wünscht euch allen einen schönen Abend. :( :(

Verfasst: 28.09.2006, 19:58
von Ursel
Meine Güte, Kevin, begreif es doch einfach:
1 Woche Ferien gibt Dir weder einen umfassenden Eindruck über Land und Leute noch stimmt er für den Alltag, so sehr er für Deinen urlaub zutreffen mag.

Du hast prima Ferien gehabt, das ist toll.
Dabei hast Du aber garantiert auf andere Dinge geachtet als die Menschen, die hier immer leben.
Und das, was wir positiv hier finden, haben die meisten Urlauber noch gar nicht richtig gesehen, damit kommen sie meistens gar nicht in Kontakt.
(Mit vielen negativen Seiten eben auch nicht).

Nicht mehr und nicht weniger versuchen wir jetzt in versch. Threads zu erklären - und daß manche dann meinen, wir seien Miesmacher und Negativ-Forumler, ist auch nicht so neu, wie die jenigen wohl denken.

Entweder möchtet Ihr ein umfassendes Bild von DK - mit seinen guten (nicht nur im Urlaub) und schlechten Seiten, oder Ihr träumt halt weiter von einem Ferienland, das es so eben nur in den Ferien gibt!

Schönen Abend noch - Ursel, DK