Das allererste Mal!

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
reimund1012

Beitrag von reimund1012 »

Hej,

meine ersten Kontakte mit Dänemark hatte ich Ende der 70er-Jahre während meiner Dienstzeit bei den Minensuchern in Flensburg.
Damals hatte ich aber andere Gründe nach DK zu fahren als dort Urlaub zu machen. :mrgreen:

Eigentlich hatte ich auch gar nicht vor dort einmal meine Ferien zu verbringen, sondern bin 1991 durch Zufall in Henne Strand gelandet.
Wegen meiner Abendschule konnte ich damals nur in der Ferienzeit fahren, und fliegen wollten wir mit unserer damals 10 Monate alten Tochter auch nicht unbedingt.
In Holland und an der deutschen Küste war entweder alles ausgebucht oder unbezahlbar.
Also schickte uns unser Reisebüro via Dancenter nach Henne Strand.
Ich denke mal jeder der in Henne schon mal Urlaub gemacht hat kennt das rote Steinhaus gegenüber des "Mandolino" .
(Mittlerweile leider durch eine neue, sterile Ladenzeile ersetzt worden.)

Für uns unerfahrene DK-Rookies" war das Haus jedenfalls ein ziemlicher "Kulturschock".
Das fing an mit der Garage, auf die im Katalog besonders hingewiesen wurde, die aber so mit Gerümpel vollgestopft war das man sie überhaupt nicht nutzen konnte.
Die Einrichtung war (wie damals üblich) eine kunterbunte, zusammengewürfelte Mischung aus "abgelegten" Möbeln und Gebrauchsgegenständen der unterschiedlichsten Stilrichtungen.
Das wäre aber weiter nicht schlimm gewesen, wenn die Betten nicht so ein absolutes "Highlight" gewesen wären.
Die Pritschen waren exakt 1,60 m "lang" und 70 cm "breit".
Um mit meinen 1,90m überhaupt dort so etwas ähnliches wie "Schlafen" zu können, musste ich das "Bett" mittels ausgestopfter Reisetaschen "verlängern".
(Nicht gerade erholsam. :x )
Da wir, wie wohl die meisten DK-Neulinge, sicherheitshalber so ziemlich den halben Haushalt sowie Verpflegung für mindestens 2 Wochen ins Auto gequetscht hatten, war natürlich kein Platz mehr für das Kinder-Reisebett.
Sollte eigentlich kein Problem sein da wir vorsorglich ein Bett bei Dancenter reserviert hatten.
Dummerweise hatte das Büro dieses aber bereits anderweitig vergeben, so dass wir notgedrungen improvisieren mussten und aus den vorgefundenen "Matratzen" ein annähernd ebenerdiges "Nest" bauen mussten.
Na ja, einen Wecker brauchten wir schon deshalb nicht, weil unsere "Kurze" (mittlerweile schon fast 1,80 groß :mrgreen: ) jeden Morgen beim hell werden mitsamt ihrem Schlafsack ins "Elternschlafzimmer" gerobbt kam.
(Wenigstens war ich dadurch immer einer der ersten bei Bager Bo. :wink: )
Verglichen mit heute hatte Henne Strand damals herzlich wenig zu bieten.
Aldi in Varde (bei der Anreise zufällig entdeckt) war weit und auch in Nørre Nebel gab es damals nur Brugsen, den Slagter und ein paar kleine Geschäfte.
Damals waren wir wirklich froh zumindest die komplette Kindernahrung für 3 Wochen mitgenommen zu haben. :shock:
Wettermässig waren die 3 Wochen in den Sommerferien auch nicht so prickelnd.
Regen war eher selten, aber die meiste Zeit war es saukalt und windig.
Da lernt man schnell die beiden absolut wichtigsten Enrichtungen jedes echten dänischen Ferienhauses zu schätzen:
Brændeovn og Sauna.
Jedenfalls waren wir eigentlich recht froh darüber als es endlich wieder zurück ins warme, sonnige Deutschland ging.
(Unter einem gelungenen Urlaub stellt man sich üblicherweise etwas vollkommen anderes vor. :mrgreen: )
Komischerweise konnten wir uns nach der Rückkehr aber gar nicht so richtig über den "verdorbenen" Urlaub ärgern.
Möglicherweise war es gerade das absolut Unspektakuläre an diesen Urlaub was den wahren Erholungswert ausgemacht hatte.
(14 abwechslungsreiche Tage im Süden sind mit Sicherheit aufregender, aber erholen tut man sich doch meist erst danach beim "apres-vacance")
Auf jeden Fall ging es im nächsten Jahr wieder nach Henne Strand, mit der Ausnahme das wir unser Haus wesentlich sorgfältiger ausgesucht hatten.
Seither teilen wir uns möglicht gerecht zwischen unseren Lieblingszielen Dänemark, Nord-Griechenland und Westfriesland auf.

Gruß

Reimund
werner48
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Beitrag von werner48 »

1965 - keine alte Sau fährt nach Dänemark! Und schon gar nicht wenn man in Bayern wohnt! Zwei Dinge habe ich seitdem geändert:
1) seit dem fahre ich jedes Jahr nach Dänemark und
2) bestehe ich darauf, daß ich nicht in Bayern, sondern in Franken wohne.
Tja, damals fuhr man, wenn es denn schon "die See" sein sollte ans Mittelmeer. Italien war der Renner; Saison für Saison. Wenn ich nur Berge hörte, wurde ich schon seekrank bei der Vorstellung über endlose Alpenpässe zu gurken...
Ich wollte meinem damaligen Mädel schon was Besonderes bieten! Franken sind harte Burschen - in etwa so wie die Wikinger. Tja, und mit denen musste man sich ja wohl erst mal vertraut machen um mitreden zu können. Gott sei Dank gab´s damals eher selten Fernsehen und mit den Begriffen "PC" bzw. "Internet" hätten wir wohl kaum was anfangen können. Eine Riesenchance war das! Lesen bis spät in der Nacht die Augen tropften. Und je mehr ich mich mit "dem Norden" beschäftigte, umso größer wurde eine vorher nicht gekannte Sehnsucht.
Nun gut, es geht um´s "erste Mal". Auto oder Führerschein hatte ich damals noch nicht. Aber als Pfadfinder konnte ich Karten lesen und mit dem Bahnfahrplan umgehen. Nach einem Monat geduldiger Überredungskunst hatte ich mein Mädel so weit, daß sie mir glaubte die Erde sei eine Kugel und wir wieder (irgendwann!) zwangsläufig wieder in die fränkische Heimat zurückkehren. So rüsteten wir unsere Fahrräder aus: vorne und hinten Gepäckträger, Speichen und Kettenschloß mit Lenkerband am Rahmen festgeklebt, alles Mögliche an Ersatz (vom Reifen bis zum Glühbirnchen) inklusive Werkstattkoffer; Ami-Zelt, Klamotten, Benzinkocher (Benzin dafür in TriTop-Flasche!), Geschirr, Schlafsack und Klamotten und diverse Kleinigkeiten wie Gitarre, Bücher und sogar Waschzeug; wir reisten ja in ein exotisches Land! Irgendwie passten wir auch noch auf die Räder und das Ganze ließ sich sogar noch mit eigener Muskelkraft bewegen!
Von Franken aus schien uns die Sache allerdings dann doch zu weit zu sein - so bewältigten wir den ersten großen Schritt per Bahn bis Lübeck. Die See erblickten wir des erste Mal am Priwall (damals noch Zonengrenze)! Langsam radelten wir uns den Ostseestrand entlang hinauf nach Fehmarn um mit der "Danmark" hinüber nach Rødby zu schippern. Das kann sich keiner vorstellen, wie wir, wahrscheinlich mit offenen Mäulern, am Oberdeck standen und plötzlich kein Land mehr sahen. Rückblickend war das die längste (gefühlte) Seefahrt, die ich je erlebte!
Lolland, Falster, Møn. Übernachtungen immer irgendwie in Feld und Flur, wenn´s regnete fragten wir radebrechend (Phantasieplattdeutsch und Schülerenglisch!) ob wir in einem Stadel campieren durften. Nie wurden wir abgewiesen. Dann: unsere erste Trauminsel => Møn! Das Wetter wurde so unglaublich schlecht, daß wir unseren gesamten Mut zusammenfassten und in Hjertebjerg nach einem der privat angebotenen Værelser fragten. Das war immerhin zu der Zeit, als es in Deutschland noch den Kuppeleiparagraphen gab und es noch nicht einmal unsere Eltern wagten uns gegenseitig beieinander übernachten zu lassen! Und hier? Kein Mensch fragte nach Papieren! So kam zum ersten Mal in Dänemark auch das "erste Mal" in einem richtigen Zimmer...
Überhaupt, vieles war für uns völlig neu. Eine schier unglaubliche Sauberkeit blendete uns förmlich - nix und nirgends lag was rum! Überall saubere Picknick-Plätze - schon damals teilweise mit Toilettengebäuden ausgestattet (dazu noch Edelstahl-Pinkelrillen! Für uns waren die skandinavischen Edelstahl-Auflegplatten doch schon was Besonderes!). Kurz: ein Land, in dem anscheinend grenzenlose Freiheit und Wohlstand herrschte. Überwältigend wie die Natur war auch die Freundlichkeit der Menschen. Zum ersten Mal sahen wir vor privaten Gärten Tischchen mit Gartenprodukten stehen, daneben ein offenes Einmachglas um den entsprechenden Obulus zu entrichten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß wir danach trachteten daß uns auch ja jemand sah, wenn wir ordnungsgemäß Geld in die Behälter legten...
Jeder Tag war ein Erlebnis. Immer mehr machte sich der Gedanke breit: je weiter der Horizont des Landes, desto weiter auch der Horizont der Leute! Wie klein und beschränkt kam uns unsere Heimat vor!
Ich könnte noch seitenweise hier weiterschreiben - aber wer mag´s dann noch lesen? Die handgeschriebenen Fahrtenbücher aus jener Zeit haben einen Ehrenplatz in meinem Büro (diese "Sitte" habe ich auch bis heute nicht aufgegeben). Viel zu schnell verging jedenfalls die Ferienzeit. Von Møn aus ging´s hinüber nach Sjælland (auf den Spuren H.C.Andersens).
Fyn/Odense, Jylland. Über Haderslev, Ribe und Aabenraa (ja, solche Haken schlugen wir) zurück nach Deutschland. Nachdem wir in der damals noch existierenden Jugendherberge in Løgumskloster noch ein gemeinsames Zimmer als Nachtquartier hatten, ging´s zurück nach Deutschland.
Ein Schock! Muffige Enge, damals schon Hektik und ein unpersönlich gewordenes Land empfingen uns. Vorbei mit zweisprachigen Schildern - wir haben sie sehr geschätzt; sie waren der Grundstock unsrer Dänischkenntnisse.
Diese Fahrt war der Anfang einer nicht enden wollenden Serie von Dänemarkfahrten. Natürlich kamen später Norwegen, Schweden und sogar Island als Urlaubsziele hinzu. Doch zu Hause fühlte ich mich immer wieder in Dänemark und das wird auch noch lange so bleiben!
Tak for alt Dansker og Danmark, vennlig hilsen
werner48
den sidste Viking i Franken
Allan
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Beitrag von Allan »

werner48 hat geschrieben:1965 - keine alte Sau fährt nach Dänemark!

Ich könnte noch seitenweise hier weiterschreiben - aber wer mag´s dann noch lesen?

werner48
.. ähem, :oops: ich - tät´s lese :wink:
Wenn ich bedenke, dass ich damals noch gar nicht, äh, "da" war... :roll: Muss ´ne tolle Zeit gewesen sein :)

Allan - ein "68-er"
Chris2904
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Erstes Mal in DK

Beitrag von Chris2904 »

Hej, ist ja echt schön, dass sich so viele noch an ihr erstes Mal dran erinnern.
Ich kann dies auch noch. Fing alles im Prinzip mit unseren Freunden an, die wir durch gemeinsame Hobbys kennenlernten und uns prima mit ihnen verstanden. Beide, also unsere Freunde fuhren schon seit Jahren (glaube den Sommer (war 2001) war es für die das 30 mal oder so), sind auf jeden Fall schon öfter in DK gewesen.

Sie erzählten nur gutes über DK, und da wir noch nie so eine große Reise gemacht hatten (über 500 km) waren alle total aufgeregt. Schon die ersten Wochen vor dem Urlaub waren echt super. Was nehm ich mit? Was brauchen wir? Was ist mit Lebensmittel? usw. Einfach die ragen die man als Ersturlauber in einem anderen Land hat. Na ja es lief alles glatt, und wir nahmen die Fahrt nach DK gemeinsam mit unseren Freunden auf.

Kaum über der Grenze, würde mir (vielleicht auch den anderen) klar, dass es ein schönes aber auch anderes Land war/ist. Als wir dann in Bjeeregård angekommen waren, und unser Ferienhaus sahen, war alles perfekt. Sonne pur die Wochen über und die Zeit ging erstmal aus nicht so schnell rum. Leider bei 2 mal stellte sich der Effekt ein, und man konnte nicht genug vom schönen Dänemark bekommen. Nun fahren wir jeden Sommer und jeden Winter nach Dänemark! Mein Vater vergisst den stressigen Arbeitsalltag und ich schalte von der Schule ab. Einfach herrlich dieser Urlaub in DK. Wir sind auch schon mal Ostern da oben gewesen, aber das ist eine andere Geschichte.

Wo war ich? Ach ja: also beim ersten Mal in Dänemark war uns die Sprache ja total fremd, also man brauchte eine Weile bis man verstand was die wollten. Hatten natürlich auch immer wieder mit Deutsch versucht, aber als wir zurück in Deutschland dann den Sprachkurs bei der VHS angefangen haben, haben wir immer mehr Dänisch in DK gesprochen.

Ja die Sprache des jeweiligen Landes ist immer so eine Sache aber ich will jetzt mal Schluss machen wird nämlich ziemlich viel zu lesen :wink: !

Hilsen Chris
Dänemark wird die Heimat für das restliche Leben!!
werner48
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Beitrag von werner48 »

@ Allan

Hejssa Allan,
Danke für Deine Reaktion, Du "68-er"! das bin ich übrigens auch, allerdings gehöre ich zu der 68-er Studentengeneration.
Was das Schreiben bzw. Lesen betrifft: natürlich macht es Spaß sich zu erinnern und zu erzählen, besonders wenn ich merke, daß es wirklich jemand interessiert. Allerdings bedeutet das eine auch Menge Mühe. Weißt´ ich tu´ mich unendlich viel leichter "life" zu erzählen; daß machte ich früher in Form von Dia-Vorträgen bei der Naturhist. Gesellschaft. Ich weiß nicht, ob´s sinnvoll ist meine Tagebücher (mal abgesehen, daß sie auch viel wirklich privates beinhalten) hier zu veröffentlichen.
Vielleicht kannst Du ja zu dem "Sehnsuchts-Treffen" in Edermünde kommen? Da können wir gerne weiter schwadronieren...
Herzliche Grüße von
werner48
den sidste Viking i Franken
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