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Verfasst: 08.02.2006, 08:55
von Tatzelwurm__1
Hej Stefan
-Gefahrlos läßt sich Gefahr niemals überwinden-
Gestern wurde "Bruder Johannes" beerdigt.
Seine Grabstelle, so sein Wunsch, ist in der Nähe des Grabes von Dittrich Bonhoeffer, der hat sich zum Schluß auch nur noch mit einer Sache beschäftigt.
Wir sind doch, ob in DK oder D, stolz darauf aus solchen Dingen gelernt zu haben.
Detlef
Platz der Ruhe
Verfasst: 08.02.2006, 09:35
von GØTZ
Dänemark war bis jetzt für mich immer ein Platz, an dem man ungestört verweilen konnte - und "stürzt der ganze Himmel ein". Damit ist jetzt Schluss.
Die Mohammed-Zeichnungen haben ein (Un-)Geist aus der Flasche geholt, der sich jetzt wie auch immer seine Bahn bricht.
Fakt ist, dass die Jyllands Posten ein Ventil aufgreht hat, das die totalitären Regimes der islamischen Welt gerne zum Machterhalt benutzt; das die islamische Welt gerne aufnimmt, ihren Minderwertigkeitskomplex gegenüber den reichen westlichen Nationen zu dekompensieren; das jeden Platz für Differenziertheit im Umgang mit unterschiedlichen Welt- und Religionsanschauungen verhindert. Wir wissen, das der Islam in der westlichen Welt intolerant daherkommt, dass wir den Muslimen freie Religionsausübung gewähren, es in "ihrer" Welt aber nicht dürfen; dass die Gewaltbereitschaft unter ihnen leider sehr groß ist, die Frauen zumeist unterdrückt werden usw usw.
Aber Fakt ist auch, dass die Karikaturen die rote Linie der Respektlosigkeit überschritten haben, eine echtes "undskyld" seitens Fogh Rasmussen gut getan hätte. Pressefreiheit darf nicht die Religionen missachten, da hat Kofi Annan zweifellos recht.
Bis gestern habe ich (als Deutscher) den Dannebrog in meinem Garten gerne gehisst, er ziert (mehrfach) mein Auto, steht auf meinem Schreibtisch im Büro - eben als Symbol für Offenheit, Toleranz, Friedfertigkeit und Glück.
Ich wünsche mir, dass das wieder so sein kann.
På gensyn i Danmark og hilsen fra Hamborg,
Gøtz
Verfasst: 08.02.2006, 10:13
von sv
Na, hab ich es mir doch gedacht, daß mein letzter Post einige Reaktionen hervorruft ...
Ich rede ja auch nicht von Pressezensur. Ich sage nur, daß jemand, der die öffentliche Meinung beeinflußt, besser auf die Wahl seiner Worte oder Mittel aufpassen soll. Warum hat JP denn nicht nur einen eindeutigen Artikel über das Thema geschrieben, ohne die Bilder von Mohammed zu bringen ? Das hätte die hochheilige Pressefreiheit nicht verletzt, aber einiges viel einfacher gemacht.
@Ursel, der Islam ist keine Diktatur. Es gibt nur leider einige Staaten, die die Religion dafür benutzen.
@Meeko, da werden sich viele Muslime jetzt ja freuen, daß du sie mit Nazis vergleichst ...
Hilsner
Stefan
Re: Platz der Ruhe
Verfasst: 08.02.2006, 10:18
von Mike BK
GØTZ hat geschrieben:Aber Fakt ist auch, dass die Karikaturen die rote Linie der Respektlosigkeit überschritten haben, eine echtes "undskyld" seitens Fogh Rasmussen gut getan hätte. Pressefreiheit darf nicht die Religionen missachten, da hat Kofi Annan zweifellos recht.
Es ist doch in einer Demokratie die Pflicht eines frei gewählten Staatsoberhaupts, bzw. einer Regierung dafür zu sorgen, daß es eine Pressefreiheit gibt! Dann KANN sich Rasmussen ja überhaupt (zumindest in seiner Funktion als PM) nicht dafür entschuldigen, weil er nur seine Pflicht getan hat. Er kann sich nur davon distanzieren und die Meinung vertreten, daß JP vielleicht nicht so ganz klug gehandelt hat. Wenn überhaupt, kann doch eine Entschuldigung nur von JP kommen!
Aber um die Karikaturen geht es ja schon lange nicht mehr...
Verfasst: 08.02.2006, 10:25
von Ursel
Hej Stefan!
1. ist mir durchaus klar, daß der Islam keine Dikstatur ist.
ich habe über ihn eine manchmal bessere Meinung als hier bereits öfters geäußert wurde.
Aber viele Staaten, in denen er als eine Staatsreligion ausgeübt wird, sind Dikaturen und berufen sich in ihrer Rechtmäßigkeit eben auf den Islam.
Daß dies Mißbrauch ist, ist eine andere Diskussion, die m.E. auch wichtig ist, sonst landen wir eben dort, wo wir alle Moslems unter einen (fanatischen) Hut setzen.
2. Verwechselst Du aber wohl etwas -- die Karikaturen wurden ja eben deshalb gemacht und veröffentlicht, um herauszufinden, wie weit (hierzulande) Pressefreiheit (noch) gehen kann.
Eben weil es niemanden gab, der das Buch, das zuvor über den Islam erschienen war, illustrieren wollte - lediglich 1 Zeichner hat sich dann doch bereiterklärt und wollte anonym bleiben (Man stelle sich das vor: Hier wird ein Buch veröffentlicht und der Illustrator erscheint nicht auf der HTS oder im Impressum - "eine Zensur findet nicht statt"

)
Sicher hätte man all dies auch in einer Pressenotiz erwähnen können - aber ist es nicht auch gut, bei allem Schlechten, was passiert ist, daß sich endlich, endlich die menschen auch mal den kopf zerbrechen, wieviel ihnen die eigenen Werte im eigenen Land bei aller Toleranz gegenüber Ausländern, für die ich auch überall hier eingereten bin, noch bedeuten
Um eine Pressenotiz zu veröffentlichen, die den Stand der Presse-un-freiheit in der westlichen Welt dokumentiert, brauchte man ja auch Grundlagen.
Die sind nun geschaffen.
Gruß Ursel, DK
Re: Platz der Ruhe
Verfasst: 08.02.2006, 10:31
von Lars J. Helbo
GØTZ hat geschrieben:
Aber Fakt ist auch, dass die Karikaturen die rote Linie der Respektlosigkeit überschritten haben, eine echtes "undskyld" seitens Fogh Rasmussen gut getan hätte. Pressefreiheit darf nicht die Religionen missachten, da hat Kofi Annan zweifellos recht.
Nein, hat er nicht. Wenn wir immer die Religionen "geachtet hätten", wären wir immer noch im Mittelalter. Darwin unf Galileo haben ja auch nicht die Religion bedingungslos geachtet. Wir sollten Menschen achten aber nicht irgendwelche mehr oder weniger dumme Ideen.
Man sollte sich entschuldigen, wenn man etwas falsches getan hat - aber nicht weil man ein unsinniges Verbot einer alten Aberglaube verletzt hat.
Verfasst: 08.02.2006, 10:51
von Lars J. Helbo
Eine kleine Randbemerkung für diejenige, die meinen Jylland-Posten ginge es nur um die Provokation und die Zeitung sei ohnehin mit der Stürmer vergleichbar:
Der erste Preis des EU-Wettbewerbes "Für Vielfalt, gegen Diskriminierung" 2004 ging an die vier französischen Journalisten Pascale-Marie Deschamps, Claire Aubé, Lionel Steinmann, Michel Derenbourg .In ihrem Artikel "Raciste, I`entreprise?" zeichnen sie ein ungeschminktes Bild der Rassendiskriminierung am Arbeitsplatz. Den zweiten Preis erhielt Orla Borg (Dänemark) für ihren Artikel "Bidragerne - Integrationsavisen" in der Tageszeitung Morgenavisen Jyllands-Posten. Mit dem dritten Preis wurde Zita Kempf (Ungarn) ausgezeichnet für ihren Beitrag "Befogadó nemzet" im Magazin Magyar Narancs. Diue drei Gewinner erhalten eine Reise in ein EU-Land ihrer Wahl mit einem eigens auf sie zugeschnittenen Journalistenprogramm. Die preisgekrönten Artikel wurden aus 250 Einsendungen aus den 25 Mitgliedsstaaten ausgewählt.
Stammt von:
[url=http://mmm.verdi.de/archiv/2005/06-07/service/preise]mmm.verdi.de[/url]
Verfasst: 08.02.2006, 12:53
von Kaellepot
Etwas zum Schmunzeln .....
Berlin (AFP) - Um die Integration von Moslems in Deutschland zu verbessern, hat der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, ein "Wort zum Freitag" ähnlich wie das "Wort zum Sonntag" für Christen im Fernsehen vorgeschlagen. Der Islam sei dem Christentum in Deutschland nicht gleichgestellt, sagte Beck am Mittwoch in Berlin zu Begründung. Zu einer Gleichstellung gehöre der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts und in letzter Konsequenz auch ein "Wort zum Freitag", wo Moslems sich "kulturell artikulieren" könnten. Der Freitag ist der heilige Tag der Moslems, ähnlich dem christlichen Sonntag.
Quelle: news.Yahoo.de
Verfasst: 08.02.2006, 13:00
von runesfar
Beck hätte von Fortuyn was lernen können.
Wenn ein Schwuler die Imame ein Platform geben wollen muss er wirklich ein Todeswünsch haben.
Verfasst: 08.02.2006, 13:01
von Kaellepot
Todeswunsch oder Todesangst ?
Verfasst: 08.02.2006, 13:21
von Meeko
Hej Stefan,
ich wüßte gerne einmal, woher Du Deine Ableitung hernimmst.
Mir geht es um die Verteidigung demokratischer Grundrechte. Hierzu gehört u.a. auch die Pressefreiheit.
Einwohner eines demokratischen Staates müssen meiner Ansicht nach die Verfassung als Grundregel anerkennen.
Über Geschmack, betreffend Karikaturen, Aussagen von Politikern oder anderen Menschen, läßt sich bekanntlich immer streiten.
Gruß
Meeko
Verfasst: 08.02.2006, 13:52
von Martin Hofer
Nunja, so abstrus ist diese Gedankenrichtung nicht, auch wenn die konkrete Forderung selbst wohl plakativer Unfug ist. "Politiken" fordert beispielsweise dazu auf, die Kopenhagener Muslimen jetzt endlich eine ordentliche Moschee bauen zu lassen (bzw. sie dazu zu bringen, sich endlich darauf zu einigen).
Solange der Islam eine in Bahnhofsviertelghettos und Hinterhöfen versteckt praktizierte Religion ist, bleibt sie undurchsichtig und dadurch vielen suspekt. Eines der Probleme im Umgang mit Muslimen ist ja, dass es so viele verschiedene Richtungen gibt, die sich gegenseitig nicht mögen. Spricht man mit dem einen, verscherzt man es sich dadurch vielleicht mit dem anderen. Es scheint schon erstrebenswert, ähnlich den beiden christlichen Kirchen oder dem Zentralrat der Juden endlich auch eine zentrale Institution der Muslime als Gesprächspartner zu haben, die auch wirklich einen signifikanten Anteil der deutschen (bzw. dänischen) Muslime vertritt. Dann sind auch Sachen wie "Wort zum Freitag" oder repräsentative Moscheen machbar. Leider ist das aber bislang an mangelnder Einigkeit gescheitert ...
-- Martin
Verfasst: 08.02.2006, 14:03
von Danebod
Ich würde eher vorschlagen, das Wort zum Sonntag abzuschaffen als ein neues Wort zum Freitag einzuführen. Sollen die Sektierer doch sehen, wie sie ihre Botschaften unter das Volk bringen. Das kann jedenfalls nicht die Aufgabe eines öffentlich finanzierten Fernsehens sein.
Eine zentrale Institution der Moslems als Gesprächspartner bringt nichts. Ebenso wie die Christen sind die Moslems in zahllose Sekten zersplittert, die sich zum Teil spinnefeind sind. Dazu kommt, dass hierarchische Strukturen wie im Christentum im Islam unbekannt sind.
Egal, was irgendeine Zentralinstitution sagt, und wie viele faktisch hinter ihr stehen, es wird immer Gruppen geben, die meinen, für sie sei das nicht relevant und sich entsprechend nicht darum scheren.
Verfasst: 08.02.2006, 14:14
von runesfar
Die Idee von einer Zentralmoschee in Kopenhagen wurde ziemlich schnell und effizient von Fatih Alev (imam) niedergeschossen. In Malmö hat die stadt genau das getan - und dadurch eine riesenstreit unter die Muslimen ausgelöst. Wer sollte diese Moschee führen, wer sollten da beten können, wer sollten die Imamen sein....es hat Jahre und Jahre gedauert.
Verfasst: 08.02.2006, 14:47
von Lars J. Helbo
Martin Hofer hat geschrieben:"Politiken" fordert beispielsweise dazu auf, die Kopenhagener Muslimen jetzt endlich eine ordentliche Moschee bauen zu lassen (bzw. sie dazu zu bringen, sich endlich darauf zu einigen).
Diese sogenante Großmosche ist nach meiner Meinung ein tolles Beispiel für ein Pseudo-Diskussion.
Alle einigermaßen vernünftige Menschen können sich natürlich darauf einigen, daß die Muslimen gerne eine Mosche haben dürfen. Wer so ein Vorschlag bringt, kann sich also in der Regel breite Zustimmung sicher sein.
Zumindest solange, wie man nicht davon spricht, wer dort Imam sein soll ind wer das ganze bezahlen soll?
Wir haben ja Religionsfreiheit. Jeder Glaubensgemeinschaft kann sich ein Gotteshaus oder Tempel bauen. Die Budhisten haben z.B. vor ein paar Jahren ein neues großes Tempel in Brande gebaut - die Mormonen letztes Jahr in Kopenhagen - das Christengemeinschaft vor 3 jahren in Århus. Also, wo ist das Problem? Wenn die Muslime ein Mosche haben wollen, dann sollen sie doch einfach einen bauen.
Dazu muß man dann wissen, daß der gedachte Prachtbau in Kopenhagen rund 500 Millionen Kronen kosten würde. Die Muslime in DK können vielleicht, wenn es hoch kommt davon ein Zehntel aufbringen. Vor ein paar Jahren gab es dann die Idee, Saudi-Arabien sollte dann den Rest bezahlen. Das ist wohl aber daran gescheitert, daß die Saudies dann auch bestimmen wollten, welche Art von Islam dort dann praktisiert werden sollte, bzw. wer dort Imam sein sollte. Ich halte davon "nix". Und Gott sei dank ist die Mehrheit der Muslime in DK wohl auch zu moderat dafür.
Der ehemalige Redaktör von Politiken Herbert Pundik hat nun vorgeschlagen der Rest sollte durch eine Landeseinsammlung gefunden werden. Der Mosche sollte so zu sagen ein Geschenk des dänischen Volkes an die Muslime sein. Das klingt vielleicht unmittelbar schön. Ich bin aber dagegen. Erstens würde das im Moment viel zu sehr nach Erpressung und Lösegeld aussehen. Wichtiger ist aber, daß es eine Unverschämtheit gegenüber den Mormonen, Budhisten, Mitglieder der Christengemeinschaft und alle andere, die mit eigenes Geld und durch harte Arbeit ihre Tempel bauen.