Erfahrung bei Auswanderung nach DK gesucht

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Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Andy und Ralf!
Na, dann will ich mich mals Querkopf vom Dienst wieder zum Thema melden, seufz-smile.

Ralf: ich gehe davona us, daß jeder Auswanderungswillige sich in einigen Dingen darüber klargemacht ist, daß sich sein Leben hier vom Urlaubsleben unterscheiden.
jeden Tag Strand oderMuseum geht eben für keinen hier, wenn er nicht gerade Ferien hat.
Ich glaube nicht, daß sich die Haltung der Dänen in den letzten beiden Jahren drastisch verändert hat --- obwohl in den letzten Jahren eine gewisse "Ausländerfeindlichkeit", wie wir sie aus Dtld. schon länger kennen, einschleicht; die bezieht sich aber mehr auf Asylbewerber und Einwanderer aus anderen (muslimischen!) Kulturkreisen.
Das Verhältnis der änen zu den Deutschen war schon immer ein recht gespanntes, was eben immer noch am 2. weltkrieg und länger zurückliegender Gescihchte liegt - beachte dabei auch die deutschen/dänischen Minderheiten im jeweils anderen Land.
Viele Dige des Alltags aber bekommt man eben gar nicht erst mit, wenn man nur ein paarWochen im jahr in Ausnahmezustande - Urlaub, also den ganzen Teig streßfrei und zur freien Verfügung - hier ist.
Wer hat denn hier wirklich einen Arzt aufgesucht - und wer würde mir nicht beipflichten, daß Unfälle, Urlaubskrankheiten sicher auch in Dtld. nicht auf eine Warteliste gesetzt werden wie hier lebende Patienten mit Dauerschmerzen, Augenleiden, Hörfehlern etc.
Sowas läßt ein Tourist eben nicht hier behandeln.
Auch mit den preisen ist das so eine sache: Ohne dänisches Einkommen und Haus + Auto, Kindern inden diversen Institutionen, etc.
hier läßt sich wohl schwer in Urlausbwochen beurteilen, wie teuer das leben hier wirklich ist Touristen-Supermärkte nehmen sicher noch mehr als andere hier, aber Alltag ausprobieren --- kann ein Tourist preislich wohl nicht, man schaut vielleicht ja auch nicht sooo auf den Preis, kocht und ißt anders (sind ja schließlich Ferien) und kann eben schwerer vergleichen.

Solche Bemerkungen gelten für alle Länder - auch nach Spanien kann ich schließlich aufgrund meiner Urlaubsferfahrungen auswandern (und erwarten, alles sei so herlich wie im Urlaub!!).

Insofern ist es schon beachtlich,daß Ihr so langsam eine kritischere brille aufsetzt, was ja nicht uzwangsläufig heißt, daß ALLES mies ist!

Andy:
Es freut mich, daß Du so gute Erinnerungen an ein dänisches Jahr hast.
Aber macht Dir bitte klar, daß es für einen so jungen ungebundenen menschen wie Dich sowieso leichter ist Kontakt zu knüpfen als für eine ganze gestandene Familie - ich weiß das, ich bin auch innerhalb Dtld.s seit meinem 18. Lebensjahr sehr viel umhergezogen, und mit jedem neuen Altersabschnitt wurde es schwieriger.
Das hat einesteils damit zu tun, daß man - vor allem ei einem Wechsel in ein neues Land - mit zunehmendem Alter eben immer "Kultur seiner Heimat" mitnimmt - die äußert sich in allem: Essensgewohnheiten, lesegewohnheiten, Arbeitsgewohnheiten, Sprache etc.
Und es liegt auch daran, daß die menschen, zu denen man zieht, mit zunehmendem Alter ja auch in immer fester gefügten Verbindungen leben,sprich: Die Nachbarschaften, Freundschaften Arbeitskollegen habensie schon, die sie "brauchen", sie warten nicht mehr so auf Dich wie sie es tun, wenn Du mit 18 in ine neue Stadt ziehst und dort zu studieren anfängst mit lauter auch dort neuen Kommilitonen.

Zum andern macht es eben DOCH einen großen Unterschied, ob Du als Gastschüler oder für immer bleiben willst - wenn ich einen Austauschschüler aufnähme, würde ich ihn auch anders behandeln als einen Menschen, der mein Nachbar wird, ohne daß ich meinen neuen Nachbarn damit weggrenzen will.

Und drittens habe ich nach 1 jahr soooo viele Einsichten auch noch nicht gehabt, wenngleich ich es nicht so blauäugig leicht fand, hier den Einstieg zu bekommen, und dies, obwohl ich ja auch eine dänische - wohlwollende - Familie zur Seite hatte.

Das fängt ja schon damit an, daß der Einstieg hier eben anders stattfindet! (und wie, muß ein Deutscher /Ausländer generell eben erst "lernen".)

So, jetzt kommen meine Kinder aus der Scuhle, die waren heute im Theater in Aarhus: Peter Pan --- daß sowas nahezu gratis möglich ist, ist eine tolle Sache in DK (jetzt versuche ich ja, positiv zu schreiben, wo ich nur kann, damit Du den Querkopf zurücknehmen kannst, smile). Ursel
Zuletzt geändert von Ursel am 08.01.2004, 15:35, insgesamt 1-mal geändert.
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
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andy81

Beitrag von andy81 »

hallo nochmals,
wir können nie jemanden recht machen das wir nur "harmlose deutsche" sind. ob das in DK,GB,F und so weiter und so weiter. viele habe sich ihr bild gemacht, und sie sprechen alle kein deutsch, womit ich sagen möchte die sprache ist nicht schuld das unser bild im ausland so schlecht ist. wenn wir mal nach deutschland schauen, haben wir die selben probleme bezüglich integration und tolleranz, bestes beispiel " OSSI-WESSI" gehabe.ich kenne einige familien die von ost nach west innerhalb eines landes gezogen sind, und trotzdem auf intolleranz stossen.
das eis ist doch längst gebrochen, nur viele verstehen damit nichts anzufangen. es wird noch generationen dauern.übrigens €ursel€ ich war nicht nur als sprachschüler da ich bereite mich auch für ein leben in DK vor und da war es notwendig das ich dänisch lerne.ich bin immer wieder gerne dort und werde auch bald dort leben. ich sehe das auch viel leichter als ältere und familien, da ich nicht so traditionsbewusst bin und nicht hinter mir schau.mein leben spielt vor mir ab.
hilsen andy
Zuletzt geändert von andy81 am 08.01.2004, 16:01, insgesamt 1-mal geändert.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Andi!
Da habe ich mich leider mißverständlichausgedrückt, so habe ich das nicht gemeint.
Ich schaue (und lebe) auch nicht rückwärts, mit 2 verhältnismäßig kleinen Kindern ist das auch nicht ganz einfach, grins, aber wenn ich jetzt doch mal zurückblicke auf Ursel mit 22 und Ursel jetzt oder auch "nur" zum Zeitpunkt des "Umsiedelns", so hatte ich mit 22 eben auch weniger "im Gepäck" als jetzt.
Das hat nix mit wenig Flexibilität, Willen zum Umstellen und Anpassen oder Sturheit zu tun, auch nicht mit Nostalgie und sehnsüchtig Rückwärtsleben, sondern schlicht und ergreifend damit, daß ich länger gelebt habe - und noch immer den größten Teil meines bisherigen Lebens in Dtld.
Es geht übrigens den meisten ins Ausland umgesiedelten Menschen so, daß sie die Kinder- und Jugendzeit als besonders prägend empfinden (sind sie ja auch objektiv) und ihre kulturellen Wurzeln eben dort sehen.

Es ist prima, daß Du Dich so gut auf ein Leben in DK vorzubereiten versuchst - ich hatte das mit dem Gastschüler nun auch wieder so gemeint, daß die anderen Dich (noch) nicht so sehr als Hierlebenden betrachten - als Mensch, der (erstmal) eine befristete Zeit hier lebt, hast Du zwangsläufig und auch in den Augen der Umwelt erstmal einen anderen Status als ein Eingeborener oder wirklich Zugezogener.
Und auch andere Ansprüche, andere Erwartungen, andere Bedürfnisse, andere Voraussetzungen.
Auch dieses Phänomen ist sicher überall so, aber es existiert.

Letztendlich ist es wohl so wie beim Kinderkiegen/-haben: Man kann noch soviel im voraus lesen, hören, Erfahrungen machen als Gast in anderen Familien, Pläne schmieden und Vorsätze fassen --- wenn das Ereignis dann eintritt, ist es doch wieder ganz anders als erwartet, smile.
Viel Glück beim Einstieg hier - wllst Du studieren, zur Schule gehen oder arbeiten (als was?)? -- Ursel
Zuletzt geändert von Ursel am 08.01.2004, 16:14, insgesamt 1-mal geändert.
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andy81

Beitrag von andy81 »

hallo ursel,
ich werde in DK als kaufmann im einzelhandel arbeiten. mein traum ist es aber irgendwann mal dort in der tourismusbranche zu arbeiten.
Zuletzt geändert von andy81 am 08.01.2004, 18:36, insgesamt 1-mal geändert.
Nordjoe

Beitrag von Nordjoe »

Hallo,
ich finde es toll, wie hier das Thema angegangen wird. Sei Jahren bin ich auch regelmäßig in Südjütland im Urlaub auf Rømø, seit Jahren überleg ich, auszuwandern, aber - ja wnn ich mit unseren Bekannten aus Aabenraa dann in Ruhe über Dänemark rede, was wie ist, dann bete ich immer wieder inbrünstigst, hoffentlich überrennen die Deutschen nicht die Dänen.
Ich will damit sagen:
Urlaubsgefühl in 3-4 Wochen, wo Dänen und im Süden auch Deutsche den Touris alles versuchen recht zu machen ist nicht das reale Leben!
Im Paradies kann man nicht leben, denn dann wäre es keines, wer es aber versucht, sollte sich der Schlange ersinnen, die zum Vertreiben aus dem Paradies kam; symbolisch sind viele Kleinigkeiten dann später u.U. das Problem, das man doch scheitert.
Wenn ich dann lese, das man mal eben beschlossen hat innerhalb eines Jahres umzusiedeln, dann denke ich da wird schon bald der Apfel der Erkenntnis dem ein jähes Ende bereiten.
Kann man nicht erst mal sich orientieren, auch andere Leute real ansprechen und evtl. auch in Deutschland mit Dänen gemeinsam eine Anlaufstelle aufbauen, an die man sich wenden kann, mit denen man kommunizieren kann, bei denen man erfährt, was in der Region an Arbeitsmöglichkeiten oder soziale Rückhalte zu finden ist?
Ich denke wir im Norden der BRD kennen etwas aus Dänemark, wenn wir dazu auch unsere gemeinsame Geschichte kennen ( sie muß einfach beachtet werden), dann können wir erkennen das es Gemeinsamkeiten - aber auch teilweise große Unterschiede gibt. Kann ich als eventueller Einwanderer diese kompensieren?
Das Forum gibt hier etwas Hilfe, aber im realen Gespräch zieh ich mehr heraus.

Joe
Zuletzt geändert von Nordjoe am 08.01.2004, 19:39, insgesamt 1-mal geändert.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

ej Joe!
ja, sowas ist schon eine gute idee, und eigentlich machen wir hier ja die Arbeit schriftlich.
Es gibt bei der IDA (Interessengemeinschaft Deutschsprachiger im Ausland, www.imausland.org) auch Regionalkontakte (ich war mal der für DK), die bei Umsiedlungs- und anderen Fragen helfen. Meistens natürlich auch via mail, Telefon oder so, es sei denn, die Menschen wohnen dicht genug bei einander.
Auf solchen Listen für deutschsprachige im Ausland, von denen es ja einige gibt, kann man sicher auch generell erfahren, was einem zu schaffen machen kann, wenn man Dtld. verläßt.
kaum jemand, der begeistert in das land seiner Tröäume auswandret, glaubt wirklich gleich, daß er Dtld, das soziale netz, die Freunde, Verwandten oder auch nur Arbeitsstelle mal vermissen könnte, daß es ihm wirklich mal was ausmacht, daß es in seinem neuen Land keinen Quark, Wirsing oder echten Tannebaum gibt.
was es bedeutet, von seiner Familie über sehr viele Kilometer getrennt zu sein, wenn z.B. die alten Eltern krank werden, kann höchsten noch jemand ahnen, der innerhalb Dtld.s schon einige Kilometerchen zwischen sich und Heimatort gelegt hat.
Glaubt mir, ohne daß ich vielem inDtld. nachweine, kenne ich die Tiefs auch und vor allem von anderen auf solchen Listen, selbst wenndie ansonsten mit ihrem Leben im neuen Land generell zufrieden sind und nicht zurück wollen.
NUR: Unterschätzen sollte man seine Gefühle eben nicht. Und witzigerweise fühlt man sich plötzlich doch deutscher oder besinnt sich mehr auf die eigene deutsche Vergangenheit (=Kindheit, Jugend, voriges Leben) als man je zuvor dachte oder warum ist es so vielen menschen so wichtig, ihren kindern auch die deutsche "Heimat" nahezubringen???).
hat nichts mit dem zu tun, was Andy durch meine ersten dummen Erklärungen leider mißverstanden hatte.
da wird man manchmal einfach von seinen eigenen Gefühlen überrascht.

Gespräche und solche Foren sind wirklich gut - wenn die menschen wirklich etwas wissen wollen und nicht Angst haben, ihre eigene Touristenmeinung an der Wirklichkeit auf die probe zu stellen.
leider ist das nicht immer so, schaut auf die vielen vorigen Diskussionen zumthema, wo - ich wiederhole mich - oft Menschen, die nicht mehr als ein bißchen Urlaubserfahrung haben, uns mgesiedelten quasi erzählen,daß wir uns irren, daß wir es eben falsch angefangen haben und daß alles gaaanz anders ist.

So, ich muß meine Kinder "putten" (mit dt. Büchern!) --- also einen schönen Abend noch --- Ursel
Zuletzt geändert von Ursel am 08.01.2004, 20:03, insgesamt 1-mal geändert.
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annikki

Beitrag von annikki »

hej allesammen !
Also alles in allem kann ich auch nur Ursels Erfahrungen und Meinungen bestätigen. Liebe DK-Freunde, nehmt die rosarote Brille ab, wenn Ihr hierherziehen möchtet. Selbst bin ich seit gut 17 Jahren hier. Ich hatte mich seinerzeit überhaupt nicht vorbereitet, lieber Joe. Ich kannte nur Rømø, Fanø und dann Bornholm, ansonsten nur die Landstraße bis nach Hirtshals, um dort weiter nach Norwegen zu kommen. Dann wurde mir nach meinem Studium ein Job in einer dänischen Firma angeboten, ich sagte mir: warum eigentlich nicht? packte die wichtigsten Dinge zusammen, düste aus meinem geliebten Hamburg (Innenstadt!)Richtung "Kuhdorf in Jütland" und hab mir das allles hier ganz unbefangen angeschaut. Selbst gab ich mir max. 1 bis 2 jahre, (wie sollte ich es bloß ohne mein Hamburg einschließlich Studentenviertel aushalten?)Und siehe da, ich bin immer noch hier - es geht also auch ganz ohne Planung , einfach so von heut auf morgen - okay, als Einzelperson ist das natürlich einfacher als mit Familie! Und obwohl ich hier auch einige "Überraschungen" erlebt hab möchte ich hier nicht weg. Aber es ist schon wichtig, die Dinge realistisch zu sehen, um sich selbst Enttäuschungen zu ersparen. Viele liebe Grüße aus meinem immer noch heißgeliebten Dänemark - Birgit
Zuletzt geändert von annikki am 08.01.2004, 20:12, insgesamt 1-mal geändert.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Birgit!
Da hast Du doch den Nagel auf den Kopf getroffen:
Denn erst wenn man die Dinge wirklich kennengelernt hat und immer noch bleiben will, weil man dann eben abwägen kann - Vorteile- Nachteile, dann kannes einem hier so gefallen, daß man wirklich nicht zurück möchte.
und dabei ist NATÜRLICH zu beachten, daß die Bedürfnisse und Erwartungen eines jeden einzelnen individuell sind --- und auch die Gründe fürs Herziehen.
Deswegen muß man alles kennen und ür sich selbs entscheiden,denn was den einen nervt, muß dem anderen ja noch lange nicht derart auf den Senkel gehen, salopp gesagt.
Trotzdem bestehen eben einige immer wiederkehrende Fakten, die vielen Deutschen, die ich hier kennengelernt habe (eben auch als Regionalkonatkt, wo ich dann moralische Erste-Hilfe leisten durfte) und über die sich diejenigen anfangs (und da schließe ich mich ein) nicht klar waren.

Übrigens, Birgit -- ich bin zwar nicht aus einer Großstadt wie HH in ein süddeutsches Dorf gezogen, aber meine Kleinstadt in NRW hatte auch 60 tsd. Einw. Kern, als ich dann in ein 600-Seelen-Dorf bei Stuttgart zog (oh nein, dazwischen hatte ich ja immerhin 3 jahre tgt. genossen, smile) - naja, da war es auch schwer, in die dörfliche gemeinschaft zu kommen, auch für ältere menschen als ich es damals war.
da kommt eben auch noch der normale großstadt-Kleinstadt-Konflikt hinzu --- neben all den regionalen, landestypischen Unterschieden. Sicher nicht leicht.
Wohnst Du immer noch in dem kleinenDorf oder hast Du im Laufe der Jahre doch wieder mehr an eine Stadt angenähert?

Einen schönen Abend für alle --- Ursel,a uch noch immer sehr gerne hier!!
Zuletzt geändert von Ursel am 08.01.2004, 20:45, insgesamt 1-mal geändert.
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annikki

Beitrag von annikki »

Hej Ursel !

Ich bin immernoch in "meinem" Kuhdorf, okay, die Kommune hat mittlerweile um die 6000 Einwohner (Hamburg irgendetwas mit 1,8 Mio),neben der Umstellung DK- D hatte ich, wie du richtig erwähnst , auch die Umstellung City-HH zu "Provinz", vorher anonym - im Kuhdorf kannte mich plötzlich jeder (so empfand ich es zumindest, weil alle mich ganz lieb grüßten), das Brötchenholen dauerte plötzlich eine halbe Stunde, und zwar nicht, weil der Bäcker so weit entfernt war, nein, nein, alle holten sich sonntagsmorgens halt ihre Sonntagsbrötchen, da wurde dann erstmal
hier und da geplaudert.... und wenn man in der Nachbarstadt so 30 km weiter am Wochenende in der Disco war, wurde man natürlich auch gesehen (oder mein Auto auf dem Parkplatz, kicher).

Das war natürlich neu für mich, dass alle fast alles wussten, und auch, dass sie sich nach alles ganz offen erkundigten.

Und dass ich so absolut kein dänisch sprach fanden meine Kollegen einfach nur lustig, alle wollten mir alles in Rekordschnelle beibringen.

Wirklich, die haben mich hier seinerzeit wahnsinnig gut aufgenommen, wurde überall mithingeschleppt, alles und alle sollte ich kennenlernen, ob ich wollte oder nicht (denn manchmal wollte ich eigentlich auch gern meine Ruhe haben und ein deutsches Buch lesen oder deutsches Fernsehen gucken oder einfach stundenlang mit HH telefonieren, hihi).

Habe immer noch zu einigen Leuten von damals sehr guten Kontakt, auch eine meiner besten dänischen Freundinnen stammt aus dieser "Anfangszeit".

Vermisse ich die Stadtluft und reicht es zeitlich nicht für HH, dann fahr ich halt nach Århus oder Flensburg.

So ganz am Rande : Meine dänischen Freunde, Bekannten, mein dänischer Mann und seine Familie sagen manchmal: Wann legst du endlich das deutsche ab, wirst endlich richtig dänisch?. Wogegen mein deutscher Freundeskreis einschl. Familie schon seit Jahren sagt: Musst du immer dänischer werden, wo ist denn deine deutsche Seite geblieben ? Da wird man dann doch etwas nachdenklich...
Obwohl : bevor ich in Dänemark lebte, fühlte ich mich zuallererst mal als Hamburgerin, seitdem ich hier in DK lebe, bin ich eigentlich erst richtig damit konfrontiert worden, Deutsche zu sein (woher kommst du? -Aus Hamburg! - Ach, dann bist du ja Deutsche ?!) kennst du das ??

- oh je, das ist ja viiiiel zu lang geworden !! Naja, vielleicht hat ja jemand durchgehalten mit dem Lesen!

Schönen Abend noch aus Jütland ! - Birgit
Zuletzt geändert von annikki am 08.01.2004, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Birgit!
Jetzt bin ich ja richtig gespannt, wo in Jütland u wohnst, wenn Flensburg/Aarhus die nächsten "Großstädte" sind,smile.
In meinem aber nicht, das wüßre ich, hihi --- den Bekanntheitsgrad hast Du ja treffend beschrieben (den gibt es aber in süddeutschen Dörfern auch, wenn man "Reig´schmeckte" ist).

Ja, diese Erfahrung, daß die Dänen nicht verstehen, wieso man gar anti-dänisch ist,wenn man nicht gleich ihre Staatsbürgerschaft, ihre Traditionen und ihre Vorlieben annimt, kenne ich auch gut.

Da tut es dann gut, auf der dänischen mailingsliste zu lesen, wie sehr die im Ausland lebenden Dänen/innen dort um ihre dänische Kultur und Sprache kämpfen. Die verstehen auch gut,daß es mir umgekehrt genauso geht, smile.
Wir wollen ja gar nicht zurück - wir wollen nur nicht vereinnahmt werden, wir wollen einfach unsere Identität zwischen zwei Welten bewahren - und die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, sieht man erst, wenn man darin lebt.

Und ich schrieb ja auch schon, daß man erst im Ausland sich dessen bewußt wird, daß an Deutsche ist. Das ist bei uns Deutschen sicher umso schwieriger, als wir ja zunächst tunlichst kein Nationalbewußtsein haben sollten.

Ta, ich merke, die Erfarungen ähneln sich - einmal mehr. Mich überrascht das wir mehrfach erwähnt schon allein aufgrund der zahlreichen IDA-Anragen nicht Tenor: "Als wir hier Urlaub machten, waren alle so nett, aber jetzt, wo wir wohnen, hat niemand richtig Zeit für und Lust auf uns...")

Übrigens bin ich auch gut aufgenommen worden, nicht ganz so heftig ausgeführt worden wie, aber in die Familie integriert ohne große Wenn und Abers und von der Umgebung nicht offenkundig in Frage gestellt.
Erst jetzt, in der Schule, wird meine Tochter mit dem häßlichen Teil der deutschen Geschichte auf unfeine, unfaire Art konfrontiert und zwar nicht im Geschichtsunterricht, sondern v on den Mitschülern - eschichte haben sie erst dieses Jahr, und da fangen sie mehr bei den Wikingern an ...- und ich muß mich plötzlich mit Deutschenhaß auseinandersetzen von Leuten, mit denen ich schon jahrelang im selben Dorf gelebt habe, die mich nie angemacht haben, die aber offenkundig doch ihren Kindern soviel Deutschenhaß vermitteln, daß diese als 8-11Jährige meiner Tochter Schimpfworte nachrufen --- wohlgemerkt Eltern,die mehr als 10Jahre jünger sind als ich und noch weniger Krieg erlebt haben als ich.
Dies auch zur Generationenauffassung, Andy, wenn Du Dich da mal nicht vertust!
Und da ksnnst Du selber gern NUR nachv orne leben, du wirst mit der Vergangenheit einfach konfrontiert - und leider nicht auf sachliche Art und Weise, sondern auf sehr unschöne.

Dennoch, zum größten Teil habe ich damit keine schlechten Erfahrungen, lebe ich gern hier und kann mir eine Rückkehr nach Dtld. nicht vorstellen.
es muß gerade deshalb, weil ich hier (gern) lebe, erlaubt sein, diese neue heimat mit kritischen Augen zu betrachten (ebenso wie die alte) und nicht einseitig gut (DK) und einseitig schlecht (Dtld.) uz malen --- sowas geht nicht und wird beim Umsiedeln schiefgehen.
Dann ist man sehr wohl den Nachteilen, wie man sie in Dtld. für sich sah , entflohen, trifft hier aber auf andere Probleme ...und denen ist man nur gewachsen, wenn man genügend Positives entgegenzustellen hat.
Das gilt für BEIDE Länder!

ich wünsche Dir weiterhin einen schönen Abend --- Ursel, auch in einem Jylland-Dorf!
Zuletzt geändert von Ursel am 08.01.2004, 21:56, insgesamt 1-mal geändert.
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tigres

Beitrag von tigres »

Hallo und mojn mojn!

Sehr interessante Beiträge zu diesem Thema, wo jeder so seine persönlichen Erfahrungen und Blauäugigkeit hat. Nach 20 Jahren D und 30 Jahren DK; was bin ich nun? Deutscher oder Däne?
Ich habe in DK lebende deutsche Freunde mit dänischen Pass, die immer noch deutsch sind, während ich nach 30 Jahren DK immer noch meinen deutschen Pass habe, mich aber als Däne sehe.
Neue Bekanntschaften oder Kollegen, fragen meistens ob meine Eltern nach D ausgewandert sind, da ich sie in HH besuche.
Ich meine es kommt sehr viel auf die persönliche Einstellung, das Alter, die familiären Verhältnisse (Single, verheiratet, m/o Kinder) an, wenn man den Sprung in ein anderes Land wagt.
Ich bin vor 30 Jahren meiner Liebe nach DK gefolgt und habe nie darüber nachgedacht, dass ich jetzt D in Richtung DK verlasse. Wie Birgit habe ich die Großstadt HH mit der ländlichen Idylle getauscht. Ich bin von der dänischen Schwiegerfamilie mit offenen Armen aufgenommen worden (hatte wohl das Glück, dass der große Sohn nach Kopenhagen gezogen war und damit ein Sohnersatz ins Haus kam).
Meine Freundin sagte vom ersten Tag: „Du bist hier in DK, also spreche dänisch. Was du kannst es nicht, dann lerne es!“ Aufgrund der fehlenden Sprache konnte ich trotz einiger Vorstellungen nicht in meinem Beruf unterkommen. Also habe ich die ersten 7 Monate in die Hände gespuckt, als ungelernter Arbeiter alles mögliche gemacht, und dabei die Sprache (damals leider auch viel Dialekt) auf der Arbeit und in der Familie gelernt. Seitdem ist es nur aufwärts gegangen.
Leider sind meine deutsche Wurzeln mit soviel dänischen Dünger versorgt worden, dass ich Neu-Umsiedlern keine guten Ratschläge mehr geben kann und auch schwer Vergleiche mit Krankenhäusern und Kiga anstellen kann. Ich habe immer nur Vorurteile gegenüber Deutschland erlebt, aber nicht mir gegenüber als Deutscher.
Gruß Dieter
Zuletzt geändert von tigres am 08.01.2004, 22:08, insgesamt 1-mal geändert.
annikki

Beitrag von annikki »

Hej Ursel !
Meine Kids sind 9 und 11 Jahre alt. Bis jetzt haben wir keine negativen Erfahrungen in oder mit Schule /Lehrern / Klassenkameraden. - Und ich sehe es durchweg als Vorteil, im Ausland zu leben, da kann man nämlich sein eigenes Land mal "von aussen" betrachten. Wäre ich also nicht in DK, dann wäre ich garantiert irgendwann in Norwegen oder Schweden gelandet, aber nun bin ich nunmal in Jylland und die "Nähe" zu HH gefällt mir sehr gut. - Auch dass man jetzt 2 Sprachen sein eigen nennen kann seh ich nur als riesigen Vorteil an, und auch 2 Kulturen, wir sind also deutsch u n d dänisch, bei mir mischt sich das nur ab und zu auf eine drollige Art, die von anderen manchmal nicht leicht zu verstehen ist (also z.B. mein "Hamburger" Dickschädel und dann wieder mein dänischer Humor, wenn ich da "springe" kommen nicht immer alle Leutchen mit..., egal ob Dänen oder Deutsche, weil sie eben nur "die eine Seite" kennen) Aber solche Situationen kann man immer mit Humor meistern, hier in DK lachen die meisten Leute gern! Kærlig hilsen fra Birgit
Zuletzt geändert von annikki am 08.01.2004, 22:22, insgesamt 1-mal geändert.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Birgit und Dieter!
Meine beiden Toechter sind 11 und 7 Jahre alt.
ich hoffe sehr, da die Auswuechse, die meiner Tochter in der Schule passiertsind, Ausnahmen sind.
Witzig ist, da+ ich viel von Deutschenfeindlichkeit gehoert hatte, oft auch von anderen Deutschen, und nie erlebt hatte, die Daenen also sehr in Schutz nahm --- und nun wird ausgerechnet (m)ein Kind niedergemacht. Zum Gleuck "nur" sporadisch.
Ich bin weit davon entfernt, dies u verallgemeinern, ich mache nur darauf aufmerksam, dass es das tatsaechlich (noch) gibt und es nichts mit dem Alter zu tun hat!


Dieter, 30 Jahre DK - das habe ich mal knapp die Halbyeit. Aber ich komme auch schon seit 1980 iherher, immer in "den Schoss der Familie",also nie als richtiger Tourist,dennoch auch nicht als jemand, der wirklich alles von innen sehen konnte. Erst1991 bin ich hierhergeyogen.
Mein Mann hat vorher mit mir 10 Jahre in Norddeutschland gelkebt und somit dasselbe erfahren wie ich jetzt, mit persoenlichen Verschiebungen, natuerlich: Wie es ist, andere Menthalitaet, andere Sprache, andere Kultur zu treffen; wie es ist, sich ploetzlich als Daene yu fuehlen (wobei das daenische Nationalbewusstsein ja ausgepraegter und vor allem positver ist als das deutsche); er kann vergleichen und verstehen, wieso manche auch nicht alles rosig hier finden.

Ja, die beiden Kulturen mischen sich in einem und inm jeweiligen Haushalt, leben - bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger --- das haengt nicht zuletzt eben auch davon ab, wo das Lebensschwergewicht des einzelnen liegt.

uebrigens, um nochmal auf die Ausgangsfrage yurueckyukommen: Ich hoffe doch, alle Auswanderungswilligen lesen auch viele andere Beitraege hier im Forum. Selbst wenn sie ueberschriftenmaessig zunaechst nichts mit dem Thema Umsiedeln zu tun zu haben scheinen, so schleichen sich oft hochinteressante Beitraege zum Leben hier wie dort ein -- s.a. alle Diskussionen zum Thema Sprache, die hier vor Weihnachten (November?) liefen...
Das sind dann wirklich fast schon die Feinheiten, die kaum durch direkte Fragen abgedeckt werden koennen, sondern eherdurch das langsame Einarbeiten in eine Materie entstehen.


Birgit, ich sehe es auch als Vorteil, rausgekommen zu sein; meinen "Kulturschock" hatte ich ja bereits, als ich von NRW nach Stuttgart zog, smile, aber eben auch meine Ueberlebensmechanismen, die da eben auch Ursachenforschung, Beobachten, Analysieren und Akzeptieren heissen.

So, gute Nacht fuer heute --- Ursel, mit ihrem leben weitgehend yufrieden hier, trotz allem (glaubt es oder nicht!smil)
Zuletzt geändert von Ursel am 08.01.2004, 22:47, insgesamt 1-mal geändert.
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annikki

Beitrag von annikki »

Guten Morgen, liebe Leute !
Nachdem gestern Abend nur die "Halb-Dänen" ;-)) (darf ich das mal so sagen, ohne dass wir uns an % festbeissen ?) aktiv waren, wäre es ja schön, wenn Ihr Euch "Noch-Deutschen" ;-))wieder beteiligen würdet. Ihr müsstet so einiges aus unseren Berichten herausgelesen haben können, das waren Insider-Infos pur !!! Schönen Tag noch Euch allen wünsche ich aus Jütland - heute mal wieder mit Schnee !! Birgit
Zuletzt geändert von annikki am 09.01.2004, 08:06, insgesamt 1-mal geändert.
ulrike1806

Beitrag von ulrike1806 »

Morgen zusammen,
hier hat sich gestern noch einiges getan.Als aller erstes möchte ich zu nordjoe sagen,wir haben uns nicht mal eben kurz entschlossen umzusiedeln!Mein Mann und ich sind zwar noch relativ jung aber wir stehen mit beiden Beinem im Leben und haben so manche Höhen und Tiefen mit einander in 9 Jahren Ehe durch gemacht.Und mit Sicherheit sehen wir DK nicht durch die rosa rote Touristenbrille!
Da wir bei uns auch sehr ländlcih wohnen, wo es normal ist das jeder jeden konnt und jeder weiß wann du heute das letzte mal auf Klo warst (mal übertrieben) würde uns eine Integration in eine größere Stadt wesentlich schwieriger fallen als in einem Dorf.
So negativ und rosa Brillen mäßige einige hier die Sache beschreiben, denke ich, hängt es davon ab wie Anpassungswillig man selbst ist.Wie offen ist derjenige für die Landesgepflogenheiten.Das wir innerhalb diesen Jahres nach DK ziehen wäre schon.Nur sind wir auch realisisch und sagen wenns doch erst nächstes Jahr klappt,dann eben nächstes Jahr.Die Kinder sind auch schon fleißig am dänisch lernen.Ich muss sagen der Kleinste mit seinen 3 Jahren,bekommt die Aussprache wesentlich besser hin als wir alle.
Viele Grüße
Ulrike + Anhang.
Zuletzt geändert von ulrike1806 am 09.01.2004, 08:14, insgesamt 1-mal geändert.
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