Was ist, wenn für DK schlechte Zeiten kommen?

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Lars J. Helbo
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Re: Abstrus?

Beitrag von Lars J. Helbo »

frosch hat geschrieben: Auch Sozialtarife sind nicht abstrus, sondern entsprechen der sozialen Verpflichtung, die ein Staat gegenüber den Bürgern hat, die so arm sind, daß es ihnen schwer fällt, um mehr als 100% gestiegene Energiekosten zu bezahlen.
Der Staat hat diese Verpflichtung. Nicht irgendwelche private Unternehmen.

Der Staat sollte daher z.B. die entsprechende Leistungen an Sozialhilfe erhöhen. Dagegen ist die Vorstellung, das private Unternehmen - wie die Energielieferanten -verpflichtet werden sollten ihre Produkte an Armen verbilligt zu liefern, wirklich abstrus. Theoretisch könnte der Staat natürlich auch die Energiesteuern für armen senken. Das würde aber unüberschaubare Verwaltungs- und Kontrollmaßnahmen fordern.
g_abriele
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Re: Abstrus?

Beitrag von g_abriele »

Lars J. Helbo hat geschrieben:Der Staat sollte daher z.B. die entsprechende Leistungen an Sozialhilfe erhöhen. Dagegen ist die Vorstellung, das private Unternehmen - wie die Energielieferanten -verpflichtet werden sollten ihre Produkte an Armen verbilligt zu liefern, wirklich abstrus.
Also sollen private Unternehmen - wie die Energielieferanten - mit diesen Grundversorgungsgütern (es handelt sich ja schließlich nicht um Autos oder HiTec oder Alkohol oder ähnliches) preistechnisch machen, was sie wollen ? und wer das nicht bezahlen kann, bekommt mehr Unterstützung vom Staat? und der holt sich das über Steuern wieder? Damit die "privaten Unternehmen" machen können was sie wollen, weil der Staat fängt das ja dann auf? Oder hab ich da was falsch verstanden?

Gabi
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Hina
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Beitrag von Hina »

Hallo Gabi,

private Unternehmen sind private Unternehmen, egal, was sie liefern und keine Ämter, die sozial Benachteiligte verwalten. Und private Unternehmen können preistechnisch auch nicht machen, was sie wollen, die Konkurrenz schläft schließlich nicht und wartet nur darauf, dass jemand die Schraube überdreht.

Was der Staat mit seinen Staatsunternehmen macht, ist dann seine Sache aber ich sehe auch nur Privatisierungen und keine Verstaatlichungen. Woran das wohl liegen mag? Wie ineffizient und kostenintensiv diese Firmen arbeiteten, ist hoffentlich noch nicht ganz aus dem Gedächtnis gestrichen. Und gerade auf dem Energiesektor war das besonders schlimm, weil auch noch ganz konkurrenzlos.

Hilsen
Hina
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Lars J. Helbo
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Re: Abstrus?

Beitrag von Lars J. Helbo »

g_abriele hat geschrieben: Also sollen private Unternehmen - wie die Energielieferanten - mit diesen Grundversorgungsgütern (es handelt sich ja schließlich nicht um Autos oder HiTec oder Alkohol oder ähnliches) preistechnisch machen, was sie wollen ?
Die Alternative wäre, dass der Staat, die Preise festlegt. Das nennt sich Planwirtschaft, und das führt bekanntlich nicht zu mehr Wohlstand.

Außerdem, wie hina schon geschrieben hat, gibt es ja Wettbewerb. Der Staat kann ja dafür sorgen, dass die Wettbewerb gut funktionert.

Der Punkt ist aber, dass die Preise sich nicht nach den Einkommen des Käufers richten sollen, sondern nach den bei der Produktion anfallenden Kosten und der Wettbewerbs-Situation. Und die Verantwortung für sozial Schwache liegt bem Staat und nicht bei irgendwelche Unternehmen.
HL-Andy
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Re: Abstrus?

Beitrag von HL-Andy »

Lars J. Helbo hat geschrieben:
Der Staat hat diese Verpflichtung. Nicht irgendwelche private Unternehmen.
Der Staat hat keinesfalls die Verpflichtung irgendwelche Turbokapitalisten querzusubventionieren.

Es würde allerdings Sinn machen "Energiekonzerne", Nahversorger und ÖPNV in Staates Hand zu überführen - das Wort "Enteignung" ist ja leider zum Schimpfwort geworden - auch wenn es dem Volkswohl dient.
g_abriele
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Beitrag von g_abriele »

Ihr habt schon beide recht - aber gerade in der Energieversorgung ist das mit der Konkurrenz halt entweder schwer oder nicht gegeben.

Daher hab ich meinen Post ja auch darauf bezogen.

Wenn Konkurrenz machbar ist, dann okay - aber die können sich auch hochschaukeln.

Bei anderen Gütern geb ich euch eingeschränkt recht - aber solche Sachen wie Heizung Strom etc. - da muss irgendwer ein Auge drauf haben - was z. B. in D ja auch nicht klappt
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Hina
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Re: Abstrus?

Beitrag von Hina »

HL-Andy hat geschrieben:das Wort "Enteignung" ist ja leider zum Schimpfwort geworden
Tja, auch hier ist die Frage angebracht, warum das wohl so ist. Es gab zwei Perioden im letzten Jahrhundert, da gab es keine Demokratie, da wurde auf deutschem Boden durchaus enteignet und genau nach diesen Zeiten sehnt sich wirklich keiner mehr zurück - oder vielleicht doch?

Nur diejenigen, die das dennoch wollen, sind immer in dem Lager zu finden, wo für sie persönlich nichts zu befürchten ist. Sollte sich - aus welchem Grunde auch immer - das mal ändern, wechseln sie mal eben das Lager. Ist noch gar nicht soooo lange her, da gab es sie zuhauf und man nannte sie Wendehälse.

Zum Glück werden demokratische Staaten immer noch von denjenigen regiert, die von der Mehrheit des Volkes gewählt wurden. Aber es gibt noch genügend Diktaturen auf dieser Erde, also auch genügend Möglichkeiten, es mal zu versuchen, in einem solchen Staat zu leben. Viel Spaß dabei wünscht Dir

Hina
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Beitrag von Hina »

g_abriele hat geschrieben:Wenn Konkurrenz machbar ist, dann okay - aber die können sich auch hochschaukeln.
Hej Gabi,

das Problem hier ist, dass jetzt durch die Rechnungen, die ins Haus flattern, alles offensichtlich ist. Der Zustand vorher war aber auch nicht besser. Da konnte (konkurrenzlos) und musste (uneffizient) sogar hochgeschaukelt werden und damit es nicht so offensichtlich war, wurde das durch Subventionen finanziert, die natürlich genauso vom Steuerbürger bezahlt wurden (z.B. der Kohlepfennig aber auch Milliarden an verdeckten Subventionen). Es war letztendlich eine Dunkelwirtschaft.

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TINO
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Re: Was ist, wenn für DK schlechte Zeiten kommen?

Beitrag von TINO »

Lars J. Helbo hat geschrieben:
Heiko1972 hat geschrieben:Was ist, wenn die dänische Wirtschaft eines Tages nicht mehr so gut "läuft" und die Arbeitslosigkeit steigt? Denn kein Boom ist ewig.
Was ist, wenn die deutsche Wirtschaft wieder auf volle touren läuft? Wenn in DE wieder vollbeschäftigung ist. Denn keine Krise dauert ewig. Gehen alle die Deutschen dann wieder nach hause? Wo sollen wir dann die Arbeitskräfte finden.
du redest von vollbeschaeftigung.wo soll es die geben die gab es nie in deutschland und gibt es auch nicht in daenemark.klar
Hina
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Beitrag von Hina »

Hej Tino,

so klar ist das nicht, denn es ist kein statischer Begriff. Es ist ein Begriff der Volkswirtschaftslehre und besagt nicht, dass 100 % der arbeitsfähigen oder arbeitswilligen Bevölkerung in Arbeit sein muss, um von Vollbeschäftigung zu sprechen.

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Hina
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Lars J. Helbo
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Re: Was ist, wenn für DK schlechte Zeiten kommen?

Beitrag von Lars J. Helbo »

TINO hat geschrieben: du redest von vollbeschaeftigung.wo soll es die geben die gab es nie in deutschland und gibt es auch nicht in daenemark.klar
:wink:

Schau mal hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Vollbesch%C3%A4ftigung

was Vollbeschäftigung ist - genau das haben wir in DK.
wofu
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Sparen statt verstaatlichen!

Beitrag von wofu »

Moin, moin,

daß staatliche Unternehmen nicht besser wirtschaften als private sieht man in D und auch USA und ... zur Zeit ja am Bankensektor. Gerade die Institute der öffentlichen Hand haben noch mehr daneben gelegen als viele private Banken. Ob das auf dem Energiesektor so anders wäre? Außerdem würde es in D und wohl auch DK kaum etwas bringen, die Versorger zu verstaatlichen. Öl und Gas kommen immer noch zum allergrößten Teil aus anderen Ländern, auf die unsere Regierung kaum Einfluß hat.

Lenken könnten die Länder z. B. bei den Steuern, ist ja in D vor nicht allzu langer Zeit passiert, Strom ist nicht billiger geworden und auch am Ölgeschäft läßt sich über Mineralöl- und Umsatzsteuer gut etwas einnehmen.

Viel wichtiger als das Sponsoring von ungebremstem Energieverbrauch oder auch Verschwendung (hier in NMS gut in der ehemaligen Scholzkaserne zu sehen, jetzt Unterkunft für Asylsuchende, fast durchweg alle Fenster ständig auf kipp offen, ob es dort drinnen kalt ist oder auf Deubel komm raus Steuergelder verheizt werden?) zu stoppen. Energiesparmaßnahmen gehören unterstützt, verbrauchsärmere Autos, nicht die Geländeschlucker, Dämmung an Häusern (da gab es vor etlichen Jahren die Möglichkeit die Investitionen über 10 Jahre steuerlich geltend zu machen), verstärkte Förderung regenerativer Energien und vor allem: Internationale Strategien nicht nur suchen, auch finden, so ewig halten die Ölvorräte nicht. Vielleicht klappt's ja mit dem neuen US-Präsi.

Schöne Grüße

Wolfgang
g_abriele
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Beitrag von g_abriele »

Von verstaatlichen halte ich ja auch nichts - aber ... und wie gesagt geht es mir um Grundversorgungsgüter ... man könnte vielleicht ein "staatliches Auge" auf die Preispolitik dieser Unternehmen haben.

Wenn ich genau wüsste, wie man so etwas realisieren kann, wäre ich wahrscheinlich Politikerin, aber es müsste doch machbar sein, schließlich gibt es ja auch andere "Kontrollen", die die Preise betreffen - wie z. B. die Kartellaufsicht
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Hina
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Beitrag von Hina »

Hej Gabi,

so ganz verstehe ich Dein Anliegen, private Energieunternehmen zu reglementieren, immer noch nicht.

Im Jahre 2000, 2 Jahre, nachdem die Staatsmonopolisierung und damit Reglementierung der Energiewirtschaft in Deutschland abgeschafft wurde, sanken die Energiepreise drastisch und zwar um 27 % !

Dass es im Laufe der letzten Jahre wieder zum Preisanstieg kam, ist nicht einfach damit zu erklären, dass die Energielieferanten den Rachen nicht voll bekommen können, da passt die europäische Konkurrenz schon auf, das hat vor allem auch mit der enormen Entwicklung der Rohstoffpreise zu tun und nicht nur mit der schwindelerregenden Ölpreisentwicklung der letzten Jahre. Deutschland produziert nach wie vor sehr viel Energie auch aus einheimischer Kohle und deren Abbau wird von Jahr zu Jahr ebenfalls immer teurer und dort wird staatlich reglementiert.

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