bin und habe

Wo und wie Dänisch lernen, Fragen zur Sprache usw.
Skou

Beitrag von Skou »

Man kann halt nicht alles googeln. Ich weiß aus Erfahrung, dass das oft gesagt wird. Ich bin in Dk geboren, aufgewachsen und habe bis vor einem Jahr dort gelebt, und weiß als eifriger Radfahrer, dass der Ausdruck sehr geläufig ist.
Man muss immer die Regeln an die gesprochene Sprache anpassen. Und die Regeln sind keine Regeln im gesetzlichen Sinne, sondern nur ein Versuch eine Sprache zu systematisieren. Eine Sprachpolizei gibt's bekanntlich nicht
Berndt

Beitrag von Berndt »

Ich kenne eher die Satzkonstruktion in Fällen, wo es sich um eine heikle Sache handelt, wo der Lokus brennt, wo einem der Boden zu heiß wird, oder wenn man etwas langweilig findet, o.ä.
Nämlich: "Jeg er den der er smuttet", oder: "jeg er den der er skredet".
Oder: "Så er vi dem der er kørt".
> > Jetzt haue ich ab. - Jetzt hauen wir ab.
Die oben genannten Verwendungen der Satzkonstruktion (in Zusammenhang mit Radfahren/kørt en tur) finde ich irgendwie künstlich
Skou

Beitrag von Skou »

"Jeg er den, der smuttet" ist ein ganz normaler Abschiedsgruß, im Sinne von "Ich gehe jetzt" oder "Ich haue jetzt ab", hat nichts damit zu tun, ob man sich langweilt oder fühlt, dass einem der Boden unter den Füßen brennt.
Was das Radfahrbeispiel betrifft, kann ich nur wiederholen: es ist ganz normales Dänisch.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Ich stimme Berndt voll und ganz zu :wink:

Indem man Perfekt verwendet drückt man eben aus, dass der Abfahrt schon stattgefunden hat. Genau wie, wenn jemanden auf Deutsch sagt "Ich bin schon weg" (was ja sachlich gesehen auch Unsinn ist).
Ingrid Crone
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Beitrag von Ingrid Crone »

Um diesen Diskurs noch etwas zu beleben dieses:
Im Lehrbuch Dänisch als Fremdsprache "Aktivt dansk" von Lise Bostrup fand ich diese Konstruktion: Det var ikke så godt.
Var ist ganz klar die Vergangenheitsform von at være. Nur wird im Zusammenhang des Textes diese Aussage im Präsens verwendet. Und so heisst die Übersetzung im Vokabularteil von Aktivt dansk - Grammatik und Wortschatz für Anfänger (S.20) ganz korrekt, wie ich finde: Das ist nicht so gut. Ein dänischer Satz in datid wird hier im Deutschen mit Präsens übersetzt. Soooo und nun bin ich aber mal gespannt! Und Helbo, tu mir einen gefallen, sag jetzt nicht: Die haben da einen Fehler gemacht in dem Lehrbuch, denn das würde mich nicht nur enttäuschen, sondern auch in ein Starkes Bedürfnis zu gähnen versetzen...kicher.
Gruss, Ingrid
Ingrid
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Und was willst Du uns damit sagen?
Ingrid Crone
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Beitrag von Ingrid Crone »

Na das, was ich schreibe: dass man eine Zeitform (datid) anwendet, es aber in der konkreten Bedeutung eine andere Zeitform bedeutet (nämlich nutid). So wie wir das zu einem früheren Zeitpunkt mit "Jeg er cyclet en tur" diskutierten, wo førnutid (present perfect) verwendet wird, aber konkret eine Handlung in der unmittelbaren Zukunft gemeint und beschrieben wird. Also meine ich, dass man nicht immer ausschliesslich von der konkreten grammatikalischen Konstruktion ausgehen kann, sondern die Bedeutung am Kontext festmachen muss....wie bei so vielen anderen Dingen auch in der dänischen Sprache. Es ist kontextabhängig, was gemeint ist.
Gruss, Ingrid
Ingrid
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

:roll:

Ach sooo ...

Also. "Det var ikke godt" beschreibt ein Handlung oder Zustand der in der Vergangenheit zu einem nicht festgelegten Zeitpunkt (deshalb imperfekt) stattgefunden hat. Wenn dieser Zustand nun weiterhin andauert, dann kann man natürlich sowohl imperfekt als auch Präsenz gleichermaßen verwenden. Das geht sowohl auf Dänisch als auch auf Deutsch.

"Det var ikke godt"
"Det er ikke godt"
"Es war nicht gut"
"Es ist nicht gut"

Das geht alles, wenn wir von etwas sprechen, das in der Vergangenheit angefangen hat und immer noch andauert.

Auf Deutsch wird imperfekt aber ganz generell wenig verwendet. Deshalb ist es natürlich, dass man beim übersetzen ins Deutsche in diesem Fall den Präsenz vorziehen - selbst wenn dies formell nicht korrekt ist.
Ingrid Crone
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Beitrag von Ingrid Crone »

Ja besonders das formelle gefällt mir an dieser Stelle...kicher
Gruss, Ingrid
Ingrid
Skou

Beitrag von Skou »

An Lars:
Wie würdest du dann diese Sätze erklären: "jeg kan ikke komme til din fest i morgen" - "Nå, det var ikke så godt".
Hier geht es doch nicht um eine in der Vergangenheit angefangenen, aber in der Gegenwart noch andauernden Handlung. Sondern ist es reine Präzens, nur in einer Präteritumform verkleidet.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Doch genau das ist es, es geht ja um den "Zustand" dass Du nicht kommen kannst, und dieser Zustand ist schon eingetreten - und dauert immer noch an.

Der Feier findet zwar erst morgen statt, aber der Hinderungsgrund ist schon eingetreten.
ta.schi
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Beitrag von ta.schi »

Skou hat geschrieben:An Lars:
Wie würdest du dann diese Sätze erklären: "jeg kan ikke komme til din fest i morgen" - "Nå, det var ikke så godt".
Hier geht es doch nicht um eine in der Vergangenheit angefangenen, aber in der Gegenwart noch andauernden Handlung. Sondern ist es reine Präzens, nur in einer Präteritumform verkleidet.
Koennte man hier denn nicht sagen: Ich kann morgen nicht zu Deinem Fest kommen. - Das wäre aber nicht so gut/schön.
Also den Konjunktiv benutzen?!
hilsen/Gruß, Tanja
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Das finde ich nicht, weil es steht ja schon fest, dass er nicht kommen kann - wie gesagt, dieser Zustand ist schon eingetreten.

Mit Konjunktiv (das wir ja so nicht auf Dänisch haben - aber entsprechend) wäre es eher:

"Jeg kan formentlig ikke komme til din fest i morgen" - "Det ville ikke være så godt"

Hier ist der Hinderungsgrund noch nicht eingetreten - wird nur erwartet.
Skou

Beitrag von Skou »

Aber es wird nicht der Feier kommentiert, sondern die Mitteilung und/oder die Tatsache, dass man nicht kommen kann.

Ein anderes Beispiel:

A: Jeg har det ikke så godt

B: Det var ikke så godt

oder

A: jeg har ondt i hovedet
B: det var ikke så godt

Freue mich auf Erklärungen bzw. Erklärungsversuche
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Ich sehe da kein großen Unterschied. In beiden Fällen wird nicht ein Ereignis sondern ein Zustand beschrieben. Dieser hat in der Vergangenheit angefangen und dauert immer noch an. Deshalb ist sowohl Imperfekt als auch Präsenz möglich.
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