hanno hat geschrieben:Lille Kanin hat geschrieben:Nicht der Kunde lenkt hier über die Nachfrage, sondern die Hersteller über das Angebot.
Sorry, aber das sind so ein bisschen Verschwörungstheorien.
Hallo Hanno,
ne, überhaupt nicht. Das sind ja ganz offizielle Verlautbarungen der Automobilindustrie und nichts, was man ihnen andichtet. Man sieht sich ausserstande hierzulande EVs mit einer praxistauglichen Reichweite anzubieten. Die offizielle Haltung zu dem Thema ist, daß EVs Stadtautos seien. Kannst Du überall nachlesen. Das kommt also nicht von mir.
Dumm nur, daß man die Konsumenten in Zeiten des Internets nicht dauerhaft so dumm halten kann. Wenn dann der gleiche Konzern dann in China entsprechende Autos baut, und das auch noch zu sehr überschaubaren Preisen, dann fällt ihm das früher oder später hierzulande auf die Füße.
1) Du bist von deinem E-Auto begeistert, das ist doch eine gute Sache.
Bin ich, ja, sehr sogar. Das verklärt mir aber nicht den Blick auf die Dinge, keine Sorge.
2) Sollte man sich mal Gedanken machen, woher kommt der Strom für diese Autos, aus Kohlekraftwerken ?
Wenn das so sein sollte wird das E-Auto zum Umwelt Rüpel und die Belastung für die Umwelt ist viel größer als mit Verbrennungsmotoren.
Wer sollte sich da Gedanken machen - "man", "die EV-Fahrer an sich" oder "ich"?
Also "man" hat sich da schon reichlich Gedanken zu gemacht. Du findest dazu seriöse Abhandlungen, die deutlich zeigen, daß ein EV hier in Deutschland mit dem heutigen Strommix, also jeder Menge dreckigem Strom leider noch dabei, bereits sauberer zu betreiben ist als ein Verbrenner. Nachhaltiger und sinnvoller sowieso.
Das ist so heute schon Fakt. Daß unser Strommix laufend noch immer sauberer wird, daß ein EV sogar das Potential hat, KOMPLETT sauber zu fahren, daß es das bei den meisten heute sogar schon tut in der Praxis, das sind alles Dinge, die brauchen wir hier an dieser Stelle noch nichtmal in Erwägung ziehen. Der aktuelle Strommix reicht schon völlig aus. Und es wird noch deutlicher, wenn wir mal bedenken, daß so eine Tankstelle für gewöhnlich nicht direkt auf einer Benzinquelle steht, ja nichtmal auf einer Ölquelle. Da kommt also noch einiges hinzu beim Benzin, bevor es überhaupt hier aus der Säule sprudelt.
Selbst wenn es anders wäre, bliebe ein weiterer Pluspunkt der EVs dennoch bestehen, nämlich der, daß sie LOKAL komplett emissionsfrei und zudem sehr geräuscharm sind. Wer in der Stadt wohnt, weiß, was für eine Wohltat das wäre...
Wenn wir nicht mehr nur "man" betrachten sondern mal die "EV-Fahrer allgemein", dann stellt man Erfreuliches fest, nämlich das ungeachtet der theoretischen Überlegungen die allermeisten (90% oder so) heute schon ihre EVs komplett mit Ökostrom fahren, viele sogar direkt vom eigenen Dach tanken.
So ist es auch bei mir. "Ich" habe mir sogar ne Menge Gedanken gemacht über diese Dinge und deshalb mein Dach soweit sinnvoll mit PV belegt, alles was nicht verschattet ist. Ich fahre mein Auto damit, versorge unseren kompletten Haushalt damit, heize zu einem guten Teil damit, und erzeuge dennoch noch 6.000 kWh mehr pro Jahr als ich selbst verbrauche. Das wird sich erst in 20 Jahren halbwegs gerechnet haben, also eine schwarze Null, aber ich habe da große Freude dran, und ein EV hilft zumindest sehr den Eigenverbrauch zu steigern und somit (bei kaum noch vorhandener Einspeisevergütung) die Rentabilität. Denn gegen teures Benzin rechnet sich das besser als gegen billigen Strom.
Wichtig in dem Zusammenhang ist noch, daß die E-Autos zukünftig eine wichtige Rolle spielen werden im Zusammenhang mit der Energiewende. Wenn davon erst ein paar mehr fahren, können Sie nämlich sehr sinnvolle Funktionen übernehmen und mit ihren Akkus Stromproduktion und Stromverbrauch ausmitteln und somit manchen Pumpspeicher, manche so unbeliebte neue Hochspannungsleitung, usw. überflüssig machen. Ein ganz heißes Thema derzeit und ein weiterer wichtiger Punkt pro EV.
Mir geht es hier übrigens NICHT darum, EVs über den grünen Klee zu loben oder irgendwelche Fronten aufzubauen Verbrenner<->EV. Ich wollte eigentlich nur mal berichten, wie das so ist mit einem EV, weil das der erste Thread ist hier im Forum, den ich zu dem Thema sah. Aber wenn dann natürlich die üblichen Vorurteile auf den Tisch kommen, dann sei es mir erlaubt, die richtigzustellen. Ist nicht provokant gemeint, aber wir sollten schon bei der Wahrheit bleiben. Mache ich umgekehrt bei den Schwächen der EVs genauso.
3) Wer bezahlt die Stromtankstellen, die Stromanbieter oder die Automobil, ich glaube da ist der Staat gefordert, also wir Steuerzahler sollen das dann bezahlen.
Also bisher ist das ein ganz bunter Mix aus staatlicher Förderung, privater oder kommunaler Initiative und privater Wirtschaft. Gerade die Schnellader werden nun von ausländischen Firmen gebaut in eigener Initiative, weil man damit mittelfristig Geld verdienen möchte.
Aber ja, selbstverständlich wird sowas zu Anfang gefördert, z.B. auch aus europäischen Mitteln. Ich finde das auch ausgesprochen sinnvoll in diesem Fall. Was haben wir nicht schon alles gefördert, was großer Mist war. Da brauchen wir jetzt bei EVs und anderen grünen Themen nicht kleinlich werden, imo.
Der Staat weiß sehr genau, daß es so wie bisher nicht weitergehen kann. Gar nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern vor allem aus ökonomischen. Wir können uns schon heute die Importe von Gas und Öl kaum noch leisten. Wenn wir da nicht bald von wegkommen - und der Straßenverkehr ist da ein wichtiger Punkt - wird unsere Wirtschaft es immer schwerer haben noch konkurrenzfähig zu produzieren. Mit dem Ausbremsen der Energiewende bis kurz vor den Stillstand hat man da bereits einen großen Fehler gemacht (der sich allerdings erst rächen wird, wenn die aktuellen Politkasper schon längst nicht mehr zur Rechenschaft zu ziehen sind).
Wenn man nun also auf deutscher oder europäischer Ebene entscheidet, den Aufbau der Ladesäulen zu fördern - was nun echt bisher nur im Mini-mini-Maßstab erfolgt ist - dann ist das imo eine gute und weitsichtige Entscheidung. Rechne von mir aus das eine oder andere Tankerunglück, Frackingunfall, etc. dagegen...
Ärgerlich finde ich es nur, wenn dann Milliarden in angeblicher Forschung verpuffen oder die Rahmenbedingungen so dämlich gewählt sind, daß jeder EV-Fahrer aus der Praxis schon vorher sagen kann, daß diese konkreten Säulen eh ungenutzt vor sich hingammeln werden.
Wem nützen z.B. die vielen Säulen vor Rathäuser und auf Hinterhöfen, wo man sich zwischen 11 Uhr und 14 Uhr und auch nur Donnerstags einen Schlüssel abholen kann oder nur zu Öffnungszeiten durch die Schranke kommt, um dann lächerlich wenig Strom dort zu tanken, wo sonst nur der Bürgermeister sein als Forschungsprojekt gefördertes EV dran lädt und sonst niemand Zugang zu hat? Sowas gibt es leider häufig. Das ist wirklich Mist und Geldverschwendung.
Nicht der Kunde lenkt hier über die Nachfrage, sondern die Hersteller über das Angebot
Das meinst du nicht im Ernst, du kannst dir jedes Auto bestellen was du möchtest, wenn die Reichweiten für E -Auto noch sehr gering sind, liegt das daran das die Nachfrage nicht da ist und das die Infrastruktur für Stromtankstellen noch nicht richtig vorhanden ist.
Nochmal: Die Reichweite gibt es schon längst. Man möchte uns nur seitens einiger Hersteller diese Autos hierzulande noch nicht verkaufen. Und nicht nur das - man versucht uns auch für blöd zu verkaufen und behauptet, das sei technisch nicht möglich. Das ist ein Armutszeugnis und hat mit einem funktionierenden Markt überhaupt nichts zu tun. Es ist der plumpe Versuch, noch ein wenig länger zu verkaufen, was man immer verkauft hat. Diesen Bogen nicht zu überspannen, das ist die Kunst, und da ist es imo schon zu spät.
Die Infrastruktur für Stromtankstellen ist u.a. deshalb nicht vorhanden, weil sich genau die gleichen Autohersteller in dieser Weise in die Politik einmischen. Es ist kein Geheimnis und erst recht keine Verschwörungstheorie, daß die inzwischen eigene Leute "helfend" Büro an Büro im Ministerium sitzen haben. Schau Dir doch die entsprechenden Gesetze an!
Nur ein Beispiel: Wo in den Nachbarländern schon überall Schnellader stehen, die wunderbar für die Autos funktionieren und entsprechend genutzt werden, führte man in Deutschland erstmal einen neuen Schnelladestandard ein, den man aber dann selber weder nennenswert unterstützt - auch nicht die Lader dafür - noch entsprechende Ladetechnik überhaupt in seinen Autos anbietet, wenn dann überhaupt nur gegen Aufpreis. Ansonsten verbaut man die langsamten Lader, die es überhaupt nur gibt. Die Autos sollen ja nicht versehentlich langstreckentauglich werden...
Mit diesem CCS Standard hat man nur ein Ziel verfolgt, nämlich Unsicherheit zu erzeugen. Es kauft ja keiner ein EV, wenn er befürchten muß, damit in 2 Jahren an der Autobahn nicht mehr laden zu können. Und wenn dann überall Lader gebaut werden sollen wie im Ausland, dann sorgt man natürlich dafür, daß es Förderung nur gibt, wenn man CCS verbaut und keine mehr, wenn man das verbaut, womit die Autos in der Praxis alle ausgerüstet sind bzw. womit z.B. auch Durchreisende hier tanken müssen.
Vielleicht hast Du Dich noch nicht besonders tiefgehend mit der Situation beschäftigt - wer hat das schon? - aber dann erzähl mir bitte nichts von Angebot und Nachfrage. Das wäre der blanke Hohn. Fakt ist, daß EVs hierzulande entgegen anderslautenden Aussagen sowohl von den Herstellern als auch von der Politik absolut stiefmütterlich behandelt und nach Meinung so einiger in jeder nur erdenklichen Form ganz perfide behindert werden. So sieht es aus.
Die Automobilhersteller bauen das was der Käufer möchte und fordert, oder meinst du weil bei einigen Herstellern im Unternehmen arabische Investoren (Öllobby) sind, das die aus Eigeninteressen die Entwicklung von E-Autos behindern.
Wer da genau welche Interessen vertritt, weiß ich nicht. Daß die Öllobby kein Interesse an E-Mobilen hat, sollte klar sein. Ansonsten geht es aber einfach seitens der Hersteller darum, noch so lange wie möglich vorhandene Produktionsanlagen und sonstige Investitionen auszunutzen. Aber das ist nicht alles. Es geht ja um viel mehr
- Bisher brauchte man eine Menge KnowHow um ein Auto zu bauen. Nimm nur renommierte Getriebe- und Motorenbauer, usw. Das wird alles wertlos mit EVs. Davon sind jede Menge Arbeitsplätze der Zulieferer betroffen.
- Man hat im Gegensatz zu neuen Firmen, die nur EVs bauen, auch ein Werkstatt- und Händlernetz an der Backe, das sich zukünftig immer schlechter rechnen wird. Was will man denn warten und reparieren? Ausser Unfallschäden und ein wenig Verschleiß fällt mir da nichts mehr ein.
- Man hat nicht zuletzt auch einfach nicht vorgesorgt und kann jetzt und absehbar beim besten Willen keine EVs liefern, denn die wenigen Batterie-Produktionskapazitäten sind vertraglich längst von anderen gebunden. Mach Dich mal allein zu dem Thema schlau. Du wirst staunen.
Kurz: Man hat den Zug verpasst, und KANN eine größere Nachfrage gar nicht befriedigen, auch nicht perspektivisch. Deshalb muß man alles tun, um die Sache zu verzögern so lange es geht. Und bevor Du jetzt mit China anfängst - da baut man die EVs mit Partnern, die das Wichtigste, den Akku, zuliefern. Daher bekommt man aber keine hier für Deutschland. Die brauchen ihre Stückzahlen selbst.
Fazit, man sollte nicht nur die Vorzüge dieser E-Autos preisen, sondern auch mal darüber nachdenken woher der Strom für diese Fahrzeuge kommt, was mit den Batterien geschieht, wenn sie defekt oder entsorgt werden müssen, wäre das keine Belastung für die Umwelt was da auf uns zukommt ?
Auch hier - bitte mach Dich erstmal schlau. Mir geht es doch gar nicht darum, die EVs in den Himmel zu loben. Aber Nachteile, die nicht der Wahrheit entsprechen, brauchen wir hier auch nicht ins Feld führen. Was die Batterien angeht, so spricht bisher alles dafür, daß diese sehr sehr viel länger halten als bisher versprochen. Und es sind eine Menge Player dabei, Zweitverwertungen zu erforschen oder schon zu betreiben. Bis so ein Akku also irgendwann mal recycelt werden muß, hat er eine Menge Nutzen gestiftet. Er wird 10-20 Jahre im EV fahren, und hat dann voraussichtlich nochmal einige Jahre in stationären Anwendungen vor sich - egal ob Hausakku oder große Akku-"Kraftwerke", wo im großen Stil gepuffert wird. Sowas läuft heute schon, sowohl in vielen Privathäusern als auch als große Lösung in der Dimension einer Fabrikhalle. Und das wird noch viel mehr um sich greifen, wenn diese ganze Energiewende ist eine ziemlich umfassende Sache. Da spielt alles zusammen. Der Wärmemarkt zum Beispiel kommt da auch noch ins Spiel. Aber das führt hier und heute zu weit.
Aber gerade das macht eine Demokratie aus, das jeder das macht was er für richtig hält, nur für mich persönlich ist das E-Auto bis jetzt noch keine Alternative
Es hat auch niemand vor, Dich zum EV zu bekehren. Vielleicht kommst Du irgendwann selbst drauf, wenn es für Dich soweit paßt. Oder Du fährst dann halt den letzten Verbrenner im Land.

Das darf doch jeder halten, wie er möchte. Nur wenn wir argumentieren, dann fair und nicht auf Basis von irgendwelchen Stammtischparolen. Meine ich nicht bös, denn diese Vorurteile sind ja für gewöhnlich das einzige, was man so zum Thema aufschnappt, wenn man sich nicht einegehender damit beschäftigt. Das ist ja mein Anliegen hier, mal ein wenig ein anderes Licht auf die Dinge zu werden.
Wollte mit meiner Frage gar nicht so eine Diskussion auslösen.Wollte doch nur wissen ob Ladrn an Ferienhäusern
praktikabel ist

Hej Rasky,
also ich sehe das hier als freundlichen Gedankenaustausch bisher und gar nicht als Diskussion. Also keine Sorge. Ich hoffe, es ist ok, daß wir Deinen Thread in dieser Weise "ausgebaut" haben. Die eigentliche Frage war ja beantwortet soweit.
Grüße Dirk