Die Wahl in Deutschland: Diskussionen im deutschen Fernsehen

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

joe100 hat geschrieben:So unverschämt arrogant, unsachlich und hämisch habe ich noch keinen Kanzler erlebt.
Ja :wink: - dazu hat er doch aber jeden Grund. Im Endeffekt kann es doch nur mit einer großen Koalition enden, alles andere ist doch unseriös. Wenn Schröder klug ist (und ich denke er ist), dann wird er (in 2 bis 4 Wochen) Merkel Kanzlerin werden lassen.

Schröder hat dann die freie Wahl. Er kann entweder Vizekanzler + Superminister für beliebig viel werden. Dann wäre Merkel vom Namen Kanzlerin, Schröder würde aber die Politik führen. Oder Schröder kann Fraktionsvorsitzender werden. Dann muß er nur bedingt die Verantwortung für die kommenden Reformen auf sich nehmen. Er kann wie Uffe Elleman "Opposition innerhalb der Regierung" spielen, und sich damit in einer ideellen Lage für die nächsten Wahlen bringen.

Schröder könnte auch eine Regelung mit "Kanzler auf Halbzeit" vorschlagen: Merkel wird jetzt Kanzlerin, sie soll aber in zwei Jahren das Amt an ihm überlassen.

In jedem Fall wird er besser da stehen. "Er gibt jetzt nach zum Wohle der Nation" und er verschaft sich die optimale Ausgangslage für die nächsten Wahlen (auch Landtagswahlen gibt es wieder).

Merkel dagegen kann nicht auf das Kanzleramt verzichten. Dann ist sie nämlich die längste Zeit Parteivorsetzende gewesen, weil:
joe100 hat geschrieben: Gewonnen haben für mich Wulff und Merz.
Stimmt, aber wie die FDP können die damit nichts machen. Merkel ist deutlich geschwächt, aber sie ist noch nicht reif gestürzt zu werden. Die SPD könnte natürlich eine große Koalition unter Wulff oder Merz vorschlagen. Das könnte die CDU kaum verweigern. Für die SPD ist es aber viel besser, eine angeschlagene Merkel an der Spitze zu haben.
joe100 hat geschrieben: Warten wir mal ab, wie lange die SPD standhaft bleibt, nicht doch mit den Kommunisten zu regieren.
Das hat mit Standhaftigkeit nichts zu tun. Das wäre Dummheit, und so blöd ist Schröder bestimmt nicht.
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joe100
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Beitrag von joe100 »

Hallo Lars,

auch mit dieser Interpretation kann ich nur schwer schwanger gehen.

Warum arbeitet die Zeit für die SPD ?

Beide große Parteien haben es gleichermaßen in der Hand, jeweils die andere zu Neuwahlen zu zwingen.

Du musst dir heute mal die Reaktionen der Menschen auf den Auftritt Schröders gestern anhören.

Selbst der WDR bringt andauernd Kommentare von Menschen, die empört und schockiert sind.

Gestern gab es Zahlen zum Personenfaktor. Leider kann ich sie nicht exakt wiedergeben. Aus diesen ging aber hervor, dass der Personenzuspruch zu Schöder zwar größer als zu Merkel, aber deutlich stärker zurückgegangen war, als im Vergleich zu vor 3 Jahren.

Es haben in diesem Wahlkampf Themen, nicht Personen dominiert.

Um keine durch die Vereinsbrille gesteuerte Diskussion hier zu erzeugen, erspare ich mir und uns zu bewerten, wer den sachlicheren Wahlkampf geführt hat.

Verloren hat für mich eindeutig unser Wahlsystem und die Mentalität, dass man Mehrheiten braucht die "dafür" sind.

Wer jetzt Kanzler wird ist unerheblich. Keine Koalition wird wohl eine ganze Legislaturperiode überstehen.

Hils
Dieter
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

joe100 hat geschrieben:Warum arbeitet die Zeit für die SPD ?
Weil Merkel unter Erfolgszwang steht. Wenn sie nicht Kanzlerin wird, ist sie innerhalb der CDU am Ende. Koch, Wulf und Merz kann es doch kaum abwarten. Ihre einzige Möglichkeit zu überleben ist es Kanzlerin zu werden. Das heißt Ihr politisches Leben liegt jetzt in der Hand von Schröder. Für Merkel wird dieses Problem für jeden Tag größer.

Schröder hat dieses Problem nicht. Die Partei steht geschlossen hinter ihm, es gibt keine Alternative zu ihm. Jeder weis doch, daß die SPD ohne Schröder bei 24% gelandet wäre. Dann wird man sich hüten ihm abzusägen.

Schröder kann daher ganz ruhig abwarten. Laß doch die Merkel die Angebote machen. Sie wird mit jeden Tag immer mehr unter Druck kommen - Schröder nicht.
joe100 hat geschrieben: Beide große Parteien haben es gleichermaßen in der Hand, jeweils die andere zu Neuwahlen zu zwingen.
Keiner von ihnen hat aber darin eine Interesse.
joe100 hat geschrieben:Wer jetzt Kanzler wird ist unerheblich. Keine Koalition wird wohl eine ganze Legislaturperiode überstehen.
Um so wichtiger ist es doch, sich für den nächsten Wahlen schon jetzt in Stellung zu bringen.
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Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Weil Merkel unter Erfolgszwang steht.
Ja. Jetzt hat sie schon die Wahl zur Fraktionschefin auf morgen vorgezogen, damit ihre Fraktion sie nicht absägen kann, ohne sich für die Koalitionsverhandlungen in eine schlechtere Positon zu bringen ... die Frau werden wir so schnell wohl nicht los :(

Die FAZ bringt heute einen [url=http://www.faz.net/s/RubAC861D48C098406D9675C0E8CE355498/Doc~EE9DCF05B78164D16943EA21357F1A1F9~ATpl~Ecommon~Sspezial.html]Kommentar[/url], der meine Sicht ganz gut wiedergibt. Zitate daraus:
Angela Merkels Mut, den Deutschen halbwegs reinen Wein über die Krisen dieses Landes und die notwendigen Schritte zu deren Überwindung einzuschenken, ist dagegen nicht belohnt worden. Das muß besorgt stimmen. Um die Einsicht der Bürger in die Notwendigkeit grundlegender Änderungen und die Bereitschaft zu Kursänderungen scheint es doch nicht so gut bestellt zu sein, wie macher behauptete.
Nun, daran lag es sicher nicht allein, und gar so mutig war der Wahlkampf nicht, aber jedenfalls hat die Union durchblicken lassen, was sie will, im Gegensatz zur Regierung, die ja nach eigener Aussage keinerlei Konzept (Eichels "Streichliste") hat, wie sie die 30 Milliarden aufbringen will :roll:
Wirklich bewiesen hat Schröder mit seiner erstaunlichen Aufholjagd nur, daß er das beste SPD-Zugpferd seit August Bebel selig ist. Ja, man mußte fasziniert sein von seinem Talent als Kommunikator, Popularisierer und Darsteller der Politik. Doch als Kanzler war und ist er - ganz im Gegensatz zu Schmidt - leider eine Fehlbesetzung.
So ist es wohl. Ein begnadeter Wahlkämpfer und Volksrhetoriker, aber die wirklichen Probleme sind in seinen 7 Jahren nicht gelöst worden.

-- Martin
Benutzer 1999 gelöscht

Beitrag von Benutzer 1999 gelöscht »

hallo an alle,

hier nun mein senf zu diesem thema:

1. angie ist politisch demontiert und wird kurz- bis mittelfristig abgesägt
2. das deutsche volk hat nach dem motto "german angst" gewählt - wenn ich nicht weiss, was mir das neue bringt, behalte ich lieber das alte
3. ich fand schröder in der elefantenrunde lustig. wenigstens ist einmal jemand emotional aus sich herausgegangen... auch wenn es manchmal grenzwertig war... (vielleicht sollte man die bundestagstoiletten nochmal nach koks absuchen :-) ).. hatte zumindest einen fun-faktor
4. sehe ich uns in diesem jahr noch einmal an die wahlurnen gehen.

gruss
iggy
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