Søren Kam wieder frei

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Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Entscheidend ist doch, dass sie "verschwanden"
Ja und nein. So etwas ist natürlich oberpeinlich für die deutsche Seite, selbst wenn man willens ist, das tatsächlich als Versehen zu betrachen. Aber "entscheidend" für diesen Fall ist, ob man einen Mörder vor Gericht bekommt. Das geht auch mit Kopien. Vielleicht bin ich naiv, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es keine solchen Kopien geben sollte. Wenn es aber Kopien gibt, kann der Prozess nicht allein wegen der verschwundenen Akten geplatzt, sondern höchstens verzögert worden sein.

Es tut mir leid, wenn ich da misstrauisch bleibe, aber zu dem Fall geistern so viele Andeutungen und Anschuldigungen herum, dass ich wirklich gerne mal die gesicherten Fakten beisammen hätte. Wenn man danach googelt, findet man neben den bekannten, kurzgefassten Zeitungsnotizen nur ein paar linksradikale und rechtsradikale Seiten, aber nirgends eine sachliche Darstellung.

-- Martin
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Um nochmal auf den Obduktionsbericht zurück zu kommen: Bei Wikipedia (.de und .dk) steht nur, dass er "1997 in Dänemark wieder auftauchte" -- nicht aber, wann und wie er verschwand. Gehörte er zu den in Deutschland verschwundenen Akten oder war er schon früher weg?

-- Martin
thorbinoxx

Beitrag von thorbinoxx »

ich weiss nicht ob das das richtige zeichen an die jugendlichen neonazis ist, wenn man so ungeschoren (--) davonkommt. die einzige strafe ist doch, dass er in bayern leben muss, aba dafuer in ner netten villa
Danebod

Beitrag von Danebod »

Tjaja, das Schicksal hatten viele Naziverbrecher - bestraft durch lebenslange Mitgliedschaft in CDU oder CSU oder derem Dunstkreis.

In diesem Umfeld ohne Chance auf Resozialisierung und der Verachtung durch alle Anständigen preisgegeben.

Und das, obwohl besonders grausame und entwürdigende Strafen durch die Menschenrechtskonvention ausdrücklich verboten sind...

@Martin

Ich hab versucht, genauere Informationen zu den verschwundenen Akten aufzutreiben, aber ohne Erfolg im Internet, und die Zeitungsartikel zu dem Thema (aus Flensborg Avis z.B.) hab ich nicht aufgehoben.
Zuletzt geändert von Danebod am 07.11.2006, 13:13, insgesamt 1-mal geändert.
thorbinoxx

der mann - der was kann

Beitrag von thorbinoxx »

http://www.flensborg-avis.de/index.php?c=v2099197.339
Danebod

Beitrag von Danebod »

Der Artikel (ein Leserbrief in Flensborg Avis) bringt aber nichts zu den verschwundenen Akten.
thorbinoxx

Beitrag von thorbinoxx »

da hast du wohl wahr -
is uebrigens kein leserbrief sondern n kommentar
aber verschwundene akten gabs ja auch noch spaeter (kohl-leuna-Elf Aquitaine....)
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Wenn ich mir diese ganze Sache ansehe, dann scheint mir als ob die Regierungen in Dk relativ wenig in dem Fall unternommen haben. Ich weis nicht, ob man viel mehr hätte tun können. Es ist mir aber als ob man zumindest etwas stärker und gezielter hätte versuchen können.

Das kann ich aber auf eine Art auch verstehen. Wir müssen uns ja auch klar machen, was wahrscheinlich passieren wird, falls er wirklich ausgeliefert wird. Mag ja sein, daß viele von den Beweisen überzeugt sind. Trotzdem halte ich es für wahrscheinlich, daß er wegen Mangel an Beweis (fehlende Zeugen etc.) freigesprochen werden könnte. Für die Verantwortlichen hier, wäre das vermutlich schlimmer als der jetzige Lage, oder?
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thorbinoxx

Beitrag von thorbinoxx »

naja, die haben alle nich so toll reagiert.
is auch verklaerung dabei,
wenn man sich mal den dk-widerstand ansieht,waren da auch nich nur die besten daran beteiligt
arkæologi
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soso...

Beitrag von arkæologi »

>>Wer hier gerne jemanden ermorden möchte, sollte sich vorher den Schädel kahl rasieren und Naziparolen gröhlen, die Chancen auf Freispruch sind dann deutlich besser...<<
dies trifft m.E. nicht zu, denn das Problem ist nicht nur das rechte, sondern in Teilen auch linke Spektrum.
ergo: rastalocken wachsen lassen und kiffen??
Danebod

Beitrag von Danebod »

Flensborg Avis hatte am Montag, 22.01.07 einen längeren Artikel abgedruckt, übernommen von Ritzaus Büro, unter der treffenden Überschrift: Hitlers ånd beskytter Søren Kam - Hitlers Geist beschützt Søren Kam.

Mal das Wichtigste zusammengefasst:

Die deutsche Staatsbürgerschaft bekam er aufgrund eines Führerbefehls vom 19.05.1943, wo festgelegt wurde, dass ausländische Freiwillige die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. Dieser Führerbefehl wurde von den Alliierten im September 1945 nicht aufgehoben, als sie sonst allerlei ausmisteten. Und so gilt er prinzipiell heute noch.

Bis 1956 lebte er in Bayern als "Peter Müller", dann beantragte er und bekam die deutsche Staatsbürgerschaft.

Interessant ist, dass die deutsche Justiz den Mord am Journaillisten Clemmensen bisher nicht als Mord im juristischen Sinne ansieht. Das Opfer sei nicht arglos gewesen und es sei freiwillig mitgekommen, argumentieren sie. Damit fehle ein Mordkennzeichen, und andere Tötungsdelikte sind verjährt - und dann kann nicht ausgeliefert werden.

Die Entführer gaben sich als deutsche Polizisten aus, täuschten das Opfer also, das eine Internierung erwartete und sich sogar Zigarren mitnahm, um diese angenehmer gestalten zu können. Gleichzeitig traten die Täter drohend (gezogene Pistolen) und gewalttätig auch gegen Clemmensens Frau und das drei Monate alte Kind auf.

Und die deutsche Justiz sieht darin keinen Zwang und keine Arglosigkeit des Opfers, hervorgerufen durch die Vortäuschung, deutsche Polizei zu sein...

Ritzau hat sich mit diesen Fragen mehrmals schriftlich an die Staatsanwaltschaft gewandt, aber keine inhaltliche Antwort bekommen.

Eine Anmerkung noch von mir: Das Prinzip christdemokratischer und christsozialer Jurisprudenz ist doch nach wie vor: Des Führers Wort ist Gesetz?
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Eine Anmerkung noch von mir: Das Prinzip christdemokratischer und christsozialer Jurisprudenz ist doch nach wie vor: Des Führers Wort ist Gesetz?
Interessant, dass sich ein Linker derart auf das Nieveau der übelsten Springerpresse herablässt, bei einer gehässige Unterstellung durch ein dürres Fragezeichen einen Rest von Objektivität zu heucheln ... sorry, aber Du teilst hier dermaßen aus, dass ich entsprechend dagegen halten werde.

Davon abgesehen danke, dass Du an der Sache dran bleibst. Die Sache mit dem Mordmerkmal scheiterte aber, wie ich es in Erinnerung habe, daran, dass die Heimtücke aufgrund der fehlenden Zeugenaussagen nicht nachgewiesen werden konnte. Wenn ich der Verteidiger wäre, würde ich argumentieren, dass die Entführer bei der "Verhaftung" noch gar nicht vorhatten, den Mann zu töten, sondern sich das erst später so entwickelt habe.

[url=http://politiken.dk/indland/article230650.ece]Auch eine aktuelle Meldung zum Fall Kam.[/url]

-- Martin
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Sieht so aus, als sei die Sache wieder [url=http://politiken.dk/indland/article237990.ece]eingestellt worden[/url], da ein Mord weiterhin nicht nachgewiesen werden kann ...

-- Martin
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Martin Hofer hat geschrieben:.... da ein Mord weiterhin nicht nachgewiesen werden kann ...
Was natürlich eine sehr problematische Entscheidung ist. Laut den Regeln des Europäischen Haftbefehls, soll der Gericht in DE nämlich gar nicht die Schulfrage beurteilen. Der ganze Sinn und Zweck dieser Regelung ist ja, daß die Schulfrage nur einmal untersucht werden soll. Das wäre in diesem Fall der Gericht in DK. Dort und nur dort soll die Schuldfrage entschieden werden.
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Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Das ist schon richtig. Aber da der Kerl nun einmal nicht freiwillig nach Dänemark reist, kann man ihn nur per Auslieferung dazu zwingen. Für eine Auslieferung muss aber etwas vorliegen, was nicht verjährt ist; das könnte nur Mord sein (also ein vorsätzliches und heimtückisches Tötungsdelikt). Das Ergebnis dieser Untersuchung in Dänemark müsste also bereits vorliegen (und mehr Tatsachen aufweisen können als die bisher vorliegenden Dokumente), um eine Ausweisung überhaupt erst erreichen zu können. :(

Wisst Ihr, was ich gut fände? Wenn wir einmal alle Fakten zu diesem Fall zusammentragen und zu einem Artikel auf dk-forum.de verarbeiten könnten. Im Internet findet mal bisher, neben den allseits bekannten Sachen, leider sehr wenig dazu. So eine Seite könnte dem abhelfen. Es wird Kam nicht mehr vor Gericht bringen, aber wenigstens wird die Sache nicht vergessen.

-- Martin
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