So, denn mal meine Erfahrungen von diesem Sommer:
Also ersteinmal: Was du von deiner Überfahrt erzählst, ist eine Unverschämtheit sondergleichen und ich bin mir sicher, dass da auch gegen die Vorschriften verstoßen wurde! Was die Povl Anker angeht, tut es mir persönlich immer weh, sowas zuhören, weil ich mit diesem Schiff schon über Kopenhagen gefahren bin, als ich gerade laufen gelernt hatte; damals war es eine wunderbare Reise und der Service war super. Die Vorstände von B.T. könnte ich manchmal lynchen dafür, was sie aus der Schiffsreise nach Bornholm gemacht haben....
Nun aber zu meinen Erlebnissen diesen Sommer: Ich bin einmal von Sassnitz hin und zurück gefahren, sowie einmal von Ystad, beides mal mit der Povl Anker. Meine Eindrücke: Total unterschiedlich. Dass es sich um dasselbe Schiff handelte, musste man wirklich glauben.
Die Hinfahrt (nachts) über Sassnitz war schon ein "Erlebnis"; Wir wurden (Abfahrt 3:30) schon um 2:00 eingecheckt und konnten als erste an Bord.
Sofort die große Enttäuschung: Das Restaurant war zu, und zwar nicht nur geschlossen, sondern mit Brandschutztür verrammelt, sodass man nicht einmal erkennen konnte, dass es dahinter überhaupt noch einen Raum gibt, es sei denn, man kennt das schiff...Die Cafeteria achtern hatte offen, aber ein unverschämtes Angebot: Bier aus Plastikbechern, Kaffee, Brötchen mit Honig und Marmelade und sonst NICHTS!
Wir holten uns sofort eine Kabine, weil wir uns ausruhen wollten und dachten, dass dies wohl der beste Ort war, um die Überfahrt zu verbringen. Da wir schlechte Erfahrungen mit den Kabinen in der Schiffsmitte gemacht hatten (Lärm) bestanden wir darauf, eine Kabine im vorderen Schiffsteil zu bekommen. Zuerst hieß es, diese gäbe es nicht, dann, nach einigem Nachhaken, dass sie nicht verfügbar wären und nach längerer Diskussion - ich hatte angemerkt, dass es sehr wohl die von mir erwähnte Kabine gäbe und konnte sogar die Nummer nennen - holte die nette Rezeptionistin (vorher hatte sie sich noch umgeschaut ob ihre Kollegin nicht zusieht) aus einer "Geheim-Kiste" den Schlüssel für eine Vierbett Außenkabine ganz vorne heraus.
Wir haben in dieser geräumigen Kabine wunderbar geschlafen und sind ausgeruht angekommen. Allerdings habe ich vor dem Ablegen noch mal einen Blick auf den Hafen geworfen und festgestellt, dass um 3:30 IMMER NOCH beladen wurde. Dass die, die als letzte an Bord kommen, sauer sind, dass sie keinen Platz bekommen, verstehe ich gut. Über die unter der Hand rausgeschlagene Super-Kabine haben wir uns persönlich sehr gefreut, jedoch waren wir die einzigen, die uns so freuen konnten, da ja nicht jeder über diese Insider-Infos verfügt. Der Service, das müssen wir leider jedes Jahr aufs neue feststellen, lässt kontinuierlich nach.
Doch es sollte noch von der Rückfahrt übertroffen werden:
Die Povl Anker sollte um 22:00 fahren, der Check In war für 21:00 avisiert. Soweit sogut, aber erst um 21:30 gings an Bord und obwohl das Schiff vorher 6 Stunden im Hafen gelegen hatte, war an Bord niemand vorbereitet. Die Rezeption (jetzt ja aus Personalspar-Gründen an der Shop-Kasse) war zu, ebenso die Cafeteria - das Restaurant sowieso getarnt und für Unwissende nicht zu entdecken. Die unfreundliche und gestresste Mitarbeiterin öffnete den Shop 10 minuten vor Abfahrt, wieder die gleiche Diskussion um die Kabine. Als wir ihr von der 4-Bett außen von der Hinfahrt erzählten (der Schlüssel lag sichtbar an der Kasse), meinte sie, diese Kabine würde renoviert. Wir haben dann nach weiterer ewiger Diskussion zwei 2-Bett-Kabinen bekommen und konnten die Dame mit Mühe davon abhalten, uns noch einen vierten Unbekannten (Anmerkung:wir reisen nur zu dritt) in meine Kabine zu stecken.
Verärgert über diesen Umgang mit uns langjährigen Bornholmern machten wir uns auf in unsere Kabine. Das beste lag noch vor uns: Als morgens der Wecker klingelte, war die Fähre bereits im Hafen! Laut der o.g. Dame würden wir eine Viertelstunde vor Ankunft geweckt, doch anscheinend hatte sie vergessen, rechtzeitig den Weckruf zu starten (Ups...). Wir machten uns in aller Eile fertig und kamen als allerletzte aufs Wagendeck um unser einsames Auto dort stehen zu sehen (Die Autos hinter uns hatten schon einen Bogen um uns gemacht

). Auf die
missbilligenden Blicke des Personals reagierten wir gelassen-spöttisch...So einen miesen Service hatten wir noch nie!
Nun aber das absolute Gegenbeispiel:
Wir haben, da wir sehr lange auf der Insel waren, einen Tagesausflug nach Ystad gemacht, an einem stürmischen Tag, an dem an Strand nicht zu denken war.
Wir fuhren morgens ans Terminal und die "Povl Anker" lag bereits vor Ort.
Wir checkten als Fußpassagiere ein und kamen rechtzeitig aufs fast leere Schiff. Obwohl nur ein paar Männeken (etwa 8 Autos, 1 Bus und 1 LKW, keine Fußpassagiere) mitfuhren, hatte alles bereits eine halbe Stunde vor Abfahrt geöffnet. Im Restaurant gab es für DKK 79,- ein wunderbares Frühstücksbuffet (zugegeben, das war früher auch mal besser, als es noch richtiges Rührei gab und kein Pulver, aber man kann immer noch für angemessenes Geld sehr ordentlich essen) und wir aßen uns im fast leeren Restaurant satt. Das Schiff war sehr sauber; es war kurz vorher frisch gereinigt worden, man konnte den Reiniger noch riechen.
Obwohl nur so wenig Passagiere an Bord waren, war das ausgeruhte und freundliche Personal immer bemüht, am Büffet frische und warme Sachen nachzulegen. Da sehr starker Seegang herrschte und nicht alle Passagiere seefest waren, legten die Mitarbeiter während der ganzen Fahrt immer neue Kotztüten nach und waren bemüht, den anderen Passagieren zu helfen, wenn es mal gar nicht mehr ging.
Auf der Rückfahrt war es etwas voller, es ging aber alles in allem. Wir hatten einen guten Platz im Salon und als wir nachmittags wieder ankamen, waren wir direkt traurig, dass dieser schöne Ausflug schon zuende war.
Tja, so unterschiedlich kann es gehen. Ich habe jedenfalls den Eindruck gewonnen, dass B.T. das Wohl der Passagiere auf der Sassnitz-Route einen feuchten Dreck interessiert und das Schiff nur als Touristenfrachter benutzt wird.
Ich persönlich bin ein großer Fan der "Povl Anker", da ich das schiff noch aus besseren Tagen kenne; daher ärgere ich mich ganz besonders, wenn diese an und für sich tolle Fähre als Massenkutsche missbraucht wird.
Ich hoffe, der Bericht zeigt euch, dass es auch anders gehen kann. Man muss nur wissen, wie und wo...
in diesem Sinne,
liebe Grüße,
Marcel