galaxina hat geschrieben:ich hab lars statement so verstanden, dass verbote (von meinungen oder symbolen) eine deutsche angelegenheit sind.
Ja, genau so meine ich das. Normalerweise gibt es zwischen D und DK ja mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede, aber gerade in diesem Punkt sind die Unterschiede wesentlich.
Man merkt das z.B. bei der Karrikaturenstreit und wenn es um ekstreme Sekten oder Parteien, Hakenkreuzverbot, Auswitzleugnen etc. geht.
Rørviger hat geschrieben:
Das mag sein, ich habe es eher als einen Knüppel empfunden, und zwar als einen solchen, wie ich ihn als die typischen Stereotype immer wieder auf den Kopf gehauen bekommen, nur weil ich zufällig Deutscher bin.
OK, das ist natürlich auch typisch deutsch
- daß man jede Hinweis auf die Nationalität als (schleckt) versteckter Kritik empfindet. Da bin ich aber gar nicht drauf gekommen.
Rørviger hat geschrieben:Ausserdem stehe ich voll für "Meinungsfreiheit" ein, wenn man Spielregeln des menschlichen Umgangs einhält, klaro.
Aber meine "Meinungsfreiheit" besteht dagegen auch darin, dass ....
Genau hier ist der Unterschied. In DK gibt es dieses "aber" nicht. Wobei vielleicht auch etwas ganz anderes wichtig ist. Es gibt ein Sprichwort in DK, es stammt von Grundtvig und lautet: "samme ret for Loke såvel som for Thor". Hier heißt dies, daß
alle die gleiche Recht auf Meinungsfreiheit haben - also auch komische Sekten und politische Extremisten, auch die haben ein Recht, ihre Meinungen zu haben und zu äußern.
Das heißt allerdings
nicht, daß solche Meinungen nicht begegnet oder bekämpft werden sollte. Aber dies ist kein Fall für den Justiz.
Der Fall Faderhuset hat also mit Provokation nichts zu tun. Es geht hier einfach darum, daß diese Sekte das Haus legal erworben hat. Dies wurde in alle Gerichtsinstanzen außerhalb jeden Zwiefel bestätigt. Damit haben sie auch (wie alle andere) ein Recht dieses Haus in Besitz zu nehmen. Das es hier um ein komischer Sekte geht, die vielleicht vorrangig das Haus gekauft haben, um Publicity zu erreichen, ist kein Grund ihnen das Recht zu verwehren. Samme ret for Loke såvel som for Thor.
Das heißt aber lange nicht, daß die Sekte vom Staat unterstützt würde. Sie werden ja nur die Rechte zugestanden, die alle andere auch haben.
Es heißt auch lange nicht, daß solche Sekten nicht bekämpt würden. Dies geschieht aber mit politische Mittel (nicht mit der Polizei). Es geschieht mit Argumenten, mit Bloßstellen etc. Für nicht-Dänen ist es vielleicht schwierig dies nach zu vollziehen, weil das wichtigste Mittel oft Lächerlichmachen ist, und dies kann auf eine sehr subtile Art und Weise passieren. Es war ganz typisch während der Streit ums Jugendhaus. Die führende Zeitungen haben Faderhuset in ihr Recht auf das Haus verteidigt, haben aber gleichzeitig die Sekte (und vor allem die Sektenführerin) systematisch lächerlich gemacht.
Es gab lange Berichte über die Hintergründe der Frau, was sie vor der Sektengründung gemacht hat, welche merkwürdige Unternehmen sie gegründet hat und womit sie alles Pleite gemacht hat. Wenn ausführlich darüber berichtet wurde, wie die Frau jetzt gegen Homosexuelle und gegen Abtreibung vorgehen will, ist das eigentlich ein Teil der gleichen Strategie. Für Dänen sind solche Meinungen nämlich derart abwegig, daß die bloße Berichterstattung darüber nur dazu dienen kann, die Frau als Spinnerin hinzustellen.