Zebrastreifen/Füßgängerüberwege in Dänemark

[Lutzinger]

Welchen Sinn haben die Zebrastreifen/Füßgängerüberwege in Dänemark?
Manchmal hält ein Auto an, manchmal muß man Angst haben, daß man überfahren wird. Wie ist denn da die Regel?

[hs1960]

*g* ... was nutzt dir dir regel, wenn du gefahr läufst überfahren zu werden. aus erfahrung weiss ich, daß es besser ist zu warten, bis kein auto kommt

[Lutzinger]

Nunja, bei uns ist das ja so: kommt ein Fußgänger zum Zebrastreifen und will rüber, muß ich als Autofahrer warten. Sagt das Gesetz.
Und wenn ich in DK bin, möchte ich ja nun nicht ewig warten, bis kein Auto mehr kommt oder mich jemand gnädigerweise rüberläßt. Wenn ich schon überfahren werde, will ich dem dann enigstens sagen können, daß ICH im Recht war

[Lars J. Helbo]

Der Regel ist ganz einfach: Die _zwei_ ersten Schritte des Fußgängers geschehen auf eigene Verantwortung.

Also, so lange der Fußgänger am Straßenrand steht muß kein Auto anhalten. Als Fußgänger muß man (auch bei Zebrastreifen) warten, bis die Straße frei ist. Ist man als Fußgänger dagegen schon mit _beide_ Füße auf der Straße, dann müssen die Autos anhalten.

[evi jensen]

also am besten malt man sich vor jedem zebrastreifen die schuhsohlen mit farbe an, damit man danach mit hlfe der farbschuhabdrücke beweisen kann, dass man schon mit beiden füssen auf der strasse war ; )))
gruss, evi

[Henning]

Soweit ich weiss, lernt man in Dänemark in der Fahrschule - genauso wie in Deutschland - dass man als Autofahrer anhalten muss, wenn ein Fussgänger an einem Zebrastreifen über die Strasse will. Ich glaube aber diese Regel ist vergessen, sobald man den Lappen erst einmal hat. Ich würde jedenfalls jedem (Autofahrer wie Fussgänger) raten, in DK besonders aufmerksam beim Überqueren/Überfahren vom Zebrastreifen zu sein. An die Zwei-Schritte-Regel glaube ich nicht.

[Lars J. Helbo]

Meine fahrschule liegt zwar 30 Jahre zurück, aber ich habe das mit Sicherheit nicht gelernt. Ich habe es gelernt, wie oben geschildert, und war daher auch etwas verunsichert, als ich nach Deutschland kam.

[evi jensen]

hej,
meine schwägerin macht gerade ihren führerschein, da hab ich sie gefragt.
man muss im prinzip schon anhalten, auch wenn der fussgänger noch mit beiden beinen auf dem gehweg steht.
man muss aber auch rücksicht auf den fliessenden verkehr nehmen. wenn die autos auf der gegenfahrbahn weiterfahren, muss man auch selber weiterfahren, da man sonst den verkehr unnötig aufhalten würde, der fussgänger könnte die strasse eh nicht überqueren, da die anderen ja fahren.
sie hat von ihrem fahrlehrer einen anpfiff bekommen, weil sie in eben dieser situation angehalten hat, deshalb weiss sie das so genau.
wie allerdings die rechtslage aussieht, wenn ein fussgänger deshalb angefahren wird ist mir ein rätsel.
vieel grüsse, evi

[Bernd]

Das Problem bei den Fußgängerüberwegen ist, dass viele Fussgänger glauben, Sie hätten ein Vorrecht gegenüber dem Fahrzeugverkehr. Diese Auffassung ist zwar falsch, führt aber dazu, dass die Leute oft ohne zu gucken oder zumindest in der Erwartung, das Auto wird schon halten, einfach auf die Straße latschen. Dieses Verhalten ist in D noch viel ausgeprägter als in DK. Viele Deutsche wundern sich dann bei ihrem DK-Urlaub das die Autos "hier einfach weiterfahren". In der Tat ist das Fussgängerverhalten für viele Kommunen ein erntshaftes Problem. Es hat nämlich die Überquerung der Straße nicht sicherer gemacht, sondern zu vielen Unfällen mit grausamen Personenschäden geführt. Resultat, vor allem in Deutschland: immer mehr Zebrastreifen verschwinden, entweder ersatzlos oder sie werden durch eine Fußgängerampel ersetzt. Die Fußgängerampel oder der nicht vorhandene Zebrastreifen schaffen Situationen, in denen jeder Beteiligte weiß, wie er sich verhalten soll. Zebrastreifen schaffen dagegen (Unfälle durch) Unsicherheit, das macht auch diese Diskussion hier im Forum erneut deutlich.

[Lutzinger]

Naja, bei einer eindeutigen Regelung: "Fußgänger will rüber, Auto hält an" wäre alles klar. Ansonsten hätten die Zebrastreifen ja auch keinen Sinn. Wenn ich irgendwo durch eine Lücke im Autoverkehr muß zum Überqueren der Straße muß, dann kann man sich das Malen von weißen Streifen und das Geld dafür auch gleich sparen. Wobei eine Ampel mit Sicherheit viel teurer ist und gerade in Hamburg springen die Fußgängerampeln sowieso erst auf Grün, wenn das letzte Auto vorbeigefahren ist.

Aber das gehört sicherlich in ein "Verkehrsforum".

Lutzinger

[Allegra]

Hallo Bernd,

in Deutschland ist es eben - offensichtlich im Gegensatz zu DK - so, daß das Fahrzeug anhalten muß, sobald ein Fußgänger zu erkennen gibt, daß er die Straße überqueren will. Da ist gar nichts mißverständlich oder Unsicherheit schaffend! Deutsche, die nach Dänemark reisen, müssen sich natürlich über die dortigen Verkehrsregeln informieren, sonst kann's tatsächlich gefährlich werden - mir war diese Regel auch neu!

Grüße,
allegra

[Frankfurter]

Hallo Bernd,

am Zebrastreifen haben die Fußgänger in Deutschland klar Vorrang, das kann ich nur bestätigen. Steht auch so in der deutschen Straßenverkehrsordnung:
"StVO § 26 Fußgängerüberwege
(1) An Fußgängerüberwegen haben Fahrzeuge mit Ausnahme von Schienenfahrzeugen den Fußgängern sowie Fahrern von Krankenfahrstühlen oder Rollstühlen, welche den Überweg erkennbar benutzen wollen, das Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen. Dann dürfen sie nur mit mäßiger Geschwindigkeit heranfahren; wenn nötig, müssen sie warten.
(2) Stockt der Verkehr, so dürfen Fahrzeuge nicht auf den Überweg fahren, wenn sie auf ihm warten müßten.
(3) An Überwegen darf nicht überholt werden."

[Bernd]

Mißverständnis oder Ordnung muß sein?

Wie auch immer. Es geht weder um die StVo, noch um die Autofahrer, sondern um das FUSSGÄNGERVERHALTEN, die nämlich ein Vorrecht erzwingen (!), dass Sie in dieser Form nicht haben. Das führt zu Unfällen, auch und gerade bei Schulkindern, da deren Eltern erzählen, dass die Autos hier auf jeden Fall (!) halten müssen. Also es ist alles richtig, die Rückhaltepflicht der Fahrer, was in der StVo steht und leider auch die vielen Unfälle. Und damit auch das Resultat, das Zebrastreifen mit Absicht entfernt werden - zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Denn unabhängig von den Vorschriften für die Fahrer haben Fußgänger nicht das Recht, Fahrzeuge "in die Eisen zu zwingen", was sie definitiv tun. Also - es ist alles richtig, was geschrieben wurde und das Mißverständnis damit hoffentlich ausgeräumt.

[Allegra]

Naja, eigentlich haben sie's aber schon, die Fahrer m ü s s e n ja so an den Zebrastreifen heranfahren, daß sie jederzeit halten können. Ob es im Interesse der Gesundheit eines Fußgängers ist, sein gutes Recht Rasern gegenüber zu erzwingen, sei mal dahingestellt.

Was das Abschaffen von Zebrastreifen betrifft - das kann ich in meiner Umgebung nicht beobachten. Vielleicht ein dänisches Phänomen? Aus Deutschland ist mir auch nicht bekannt, daß es zu einer Häufung von Unfällen an Zebrastreifen gekommen wäre!

Grüße,
allegra

[tigres]

Hallo,

Hiermit meine freie Übersetzung der STVO DK
(færdselsloven):
"Verpflichtung gegenüber Fussgängern
§ 27.Stk. 7; Fahrzeuge, die sich einem Fussgängerfeld nähern, das nicht (durch Ampeln) reguliert ist, müssen die Geschwindigkeit so anpassen, dass gegenüber Gehenden, die sich im Fussgängerfeld oder auf dem Weg in dieses befinden, keine Gefahren oder Nachteile entstehen. Das Fahrzeug muss, falls notwendig, anhalten, um die Gehenden passieren zu lassen."

Sind wir nun schlauer?
Jedenfalls ist gegenseitige Rücksichtnahme geboten. Meine Erfahrung zeigt, dass Fussgänger hier in DK, nicht so wie in D (mit bösen Blick!), einfach auf die Fahrbahn gehen.
Gruss Dieter