Was ist "Tarifeinheit" ?

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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Solche Blockaden - also physische Sperrungen - sind auch in DK verboten. D.h. der Betrieb kann die Polizei bitten die Blockierer zu entfernen.

In aller Regel funktioniert es deshalb auch anders. Wenn wir davon sprechen, dass ein Betrieb blockiert ist, dann heißt dies in der Regel, dass Angestellte in Zulieferbetriebe die Arbeit verweigern. Die Angestellten in dem blockierten Betrieb können also arbeiten, wenn sie dies wollen. Der Betrieb bekommt nur keine Güter, keine Baustoffe, keine Materialien etc.
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adolphshof
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Beitrag von adolphshof »

MichaelD hat geschrieben

dieser Kollegen sind den Lokführern scheissegal. Sie wissen um ihre Macht, und nutzen sie nicht solidarisch, sondern gruppenegoistisch


soweit mir bekannt ist, stehen alle anderen Bahngewerkschaften in den Startlöchern, um Nachzuverhandeln ( das ist ihr Recht ) falls die GDL bessere Verträge aushandelt.
Kiel-Petra
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Beitrag von Kiel-Petra »

In der Luftfahrt gibt es die Pilotenvereinigung "Cockpit". Diese Vereinigung erkämpft sich schon seit Jahren höhere Tarifabschlüsse bzw. Bezahlungen für die Piloten von Flugzeugen und die letzte Lohnerhöhung war spektakulär.....

Mir scheint, dass hier so ein wenig der Gedanke bzw. die Furcht mitspielt, was passieren würde, wenn ein schlechter Pilot im Cockpit sitzt.....

Dagegen sind die Forderungen der GDL harmlos. Ausserdem kann ich gut verstehen, wenn die Lokführer ihre verantwortungsvolle Arbeit vernünftig bezahlt haben wollen. Schliesslich haben sie das Recht zu streiken und zu verhandeln.
habe keine Angst, etwas zu tun, was du nicht gut kannst. vergiss nicht: die Arche Noah hat ein Amateur gebaut. die Profis haben sich an der Titanic versucht!
reimund1012

Beitrag von reimund1012 »

Hej,

bei der derzeitigen Diskussion über die "festgefahrenen" Verhandlungen zwischen GDL und der Bahn sollte man folgendes bedenken:

Warum sollte es verwerflich sein, dass die Vertretung einer bestimmten Berufsgruppe versucht das Optimum für ihre Mitglieder herauszuholen ?
Andere Berufsgruppen wie die Piloten oder die Fluglotsen praktizieren dies schon sit Jhren sehr erfolgreich, und kein Mensch regt sich darüber auf.
Komischerweise finden Herr Mehdorn (und seine Managerkollegen ) es völlig in Ordnung ihrerseits die (arbeits)marktwirtschaftlichen Gegebenheiten bedenkenlos zu ihren Gunsten auszunutzen, sprechen aber von "Erpressung" sobald der Spiess umgedreht wird.

Dabei scheuen sie nicht einmal davor zurück massiv Druck auf die Politik auszuüben um das grundgesetzlich verbriefte Streikrecht gerichtlich aushöhlen zu lassen.
Dabei sollte man nicht vergessen das die "Erpressbarkeit" durch die Lokführer quasi "hausgemacht" ist.
Seit die Privatisierung der Bahn (und auch der Post) beschlossen wurde, wurden doch massenweise "teure" Beamte , auf Kosten der Steuerzahler, in die Frühpensionierung "entsorgt" und durch billige Angestellte ersetzt.

Meiner Meinung nach geht es allerdings ohnehin schon lange nicht mehr bessere Bezahlung oder einen eigenen Tarifvertrag.
Beiden Seiten geht es in erster Linie darum ihr "Gesicht zu wahren" und ein Exempel zu statuieren.
Der GDL droht bei einer Niederlage der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit und die "Zwangsintegration" in die Transnet , die Bahn befürchtet bei ihrem Börsengang an Ansehen als "straff geführtes", modernes Unternehmen einzubüssen.

Auf jeden Fall sollte wir die ganze Sache als "normalen" Arbeitskampf betrachten.
Auch wenn die Auswirkungen beträchtlich sind, von Zuständen wie in Frankreich sind wir in DE (noch) meilenweit entfernt.
Jedenfalls solange die Regierung Merkel die Tarifautonomie respektiert und sich heraushält.
Falls nicht könnte es gut sein, dass sich die große Gewerkschaften plötzlich in einem peinlichen Interessenkonflikt wiederfinden:
Weiterhin "Schmusekurs" mit Regierung und Arbeitgebern fahren, oder Solidarität mit der GDL demonstrieren um wenigstens einen Rest an Glaubwürdigkeit bei ihren eigenen Mitgliedern zu behalten.

Gruß

Reimund
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Die sogenannte Verantwortung der Lokführer beschränkt sich primär darauf, Knöpfe zu drücken, die leuchten, damit der Zug nicht stehenbleibt. Jeder Taxifahrer hat mehr Verantwortung, geschweige denn Busfahrer.

Piloten haben nochmals mehr Verantwortung. Ausserdem stehen Fluggesellschaften unter internationalem Konkurrenzdruck, während Eisenbahngesellschaften überwiegend Linien- oder gar flächige Monopole haben. Die Pilotengewerkschaft hat daher jederzeit energische Gegenspieler, die Lokführer dagegen nicht. Deshalb versucht Mehdorn, die Dämme zu halten.

Was die anderen Personalgruppen bei der Eisenbahn angeht: Die haben sehr viel schlechtere Druckmittel, und deshalb werden die Forderungen der Lokführer auf ihre Kosten gehen. Dass sie in irgendwelchen Startlöchern stehen, ist reine Rhetorik.

Dass beamtete Lokführer mehr verdienen, liegt wohl vor allem am höheren Durchschnittsalter und dem veralteten Anciennitätssystem der Beamtenentlohnung. Dieses auch auf Angestellte auszuweiten wäre töricht (das hat man ja auch in DK via NyLøn abgestellt).

Dass man die Beamten der DB massenweise in den Frühruhestand gesendet hat, liegt nicht daran, dass die "teuer" im Sinne von hohen Löhnen gewesen waren, sondern dass das Beamtenrecht zu unflexibel war und wirtschaftsübliche Führungsinstrumente wie Bezahlung nach Leistung nicht zuliess. Dass wussten alle damals relevanten Parteien im Bundestag.

Denen, die hier mit DK vergleichen sei gesagt, dass man in DK Angestellte ohne Begründung nach nur 1-3 Monaten Frist entlassen kann. Hier wird auch seit Jahrzehnten kein Eisenbahner mehr verbeamtet, und der Staat hat ebenfalls gewählt, die Verabschiedung von Beamten über Fonds zu unterstützen.

Und dann noch ein paar abschliessende Bemerkungen zum Thema Nutzen von Brachengewerkschaften aus Mitarbeitersicht: Diese Gewerkschaften sichern, dass die Mitarbeiter zusammen den grösstmöglichen Verhandlungsdruck haben. Ausserdem werden nachweislich Streiks vermieden, was die Verteilungsmasse erhöht. Ein Indiz ist, dass die Löhne und übrigen Arbeitskosten der Industriearbeiter in D jahrzentelang höher waren als im nahen Ausland. Die Lohnentwicklung der letzten Jahre hat offensichtlich andere Ursachen, denn an der Gewerkschaftsstruktur hat sich nichts grundlegend geändert.

Eine Entwicklung hin zu mehr Berufsgewerkschaften betrachte ich daher als nicht in Arbeitnehmerinteresse - auch wenn einige Gruppen Vorteile ziehen werden.

@Lars
Ich habe doch den Eindruck, dass Blockaden gegen ausländische Firmen auf dänischen Baustellen sehr wohl etwas mit konstanten Behinderungen vor Ort zu tun haben. Davon abgesehen ist mir schleierhaft, auf welcher Rechtsgrundlage Mitarbeiter von tarifgebundenen Zulieferern die Arbeit selektiv verweigern. In D wäre das jedenfalls ein Verstoss gegen die Friedenspflicht.
annikade
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Beitrag von annikade »

@MichaelD
Guter Beitrag!

Gruß

/annika
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Natürlich kann es für die Arbeitnehmer von Vorteil sein, wenn mehrere Berufsgruppen zusammen stehen. Ich denke aber, dass ein solcher Zusammenarbeit immer freiwillig sein muss und sie sollte immer auf gemeinsame Interessen gründen. D.h. alle Arbeitnehmer, die in ein solches Verbund mitmachen, sollten den Gefühl haben, dass sie davon profitieren.

Wenn dieser Gefühl nicht mehr gegeben ist, dann stimmt etwas grundlegend nicht und dann sollte es den einzelnen Gewerkschaft oder Gruppe erlaubt sein, den Verbund zu verlassen und sich neu zu orientieren. Es gibt ja auch immer wieder neue Entwicklungen in der Arbeitswelt, Berufe entstehen und verschwinden. Daher muss das ganze flexibel sein.

Man kann natürlich der Meinung sein, es wäre langfristig und insgesamt besser (auch für die Lokführer) mit anderen Gruppen solidarisch zu sein. Wenn sie aber selber meinen, sie haben mehr davon, wenn sie allein Verhandeln und ihre eigene Vereinbarung eingehen, dann sehe ich nicht, wie man ihnen dies verbieten kann.

Jede Arbeitnehmer hat doch ein Recht, mit der Arbeitgeber zu verhandeln und eine Vereinbarung über Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu treffen. Sagt sogar Jesus :wink: :
Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markt stehen und sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe. Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag müßig da? Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand eingestellt. Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg. Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten. Da kamen, die um die elfte Stunde eingestellt waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen. Als aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und auch sie empfingen ein jeder seinen Silbergroschen. Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn und sprachen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin? So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

MichaelD hat geschrieben: @Lars
Ich habe doch den Eindruck, dass Blockaden gegen ausländische Firmen auf dänischen Baustellen sehr wohl etwas mit konstanten Behinderungen vor Ort zu tun haben.
Bei Blockaden ist es natürlich immer eine Gradwanderung. Die Gewerkschaften werden natürlich auch oft vor Ort demonstrieren und sie werden versuchen, den dort beschäftigten über ihre Rechte aufzuklären bzw. ihnen als Mitglieder in der Gewerkschaft anzuwerben. Sie dürfen dabei aber nicht den Zutritt zum Arbeitsplatz versperren. Wenn das passiert, dann kann der betroffene Betrieb die Polizei holen, und sie wird dann z.B. verordnen, dass der Demo nur auf der andere Straßenseite stattfinden darf.

Also physische Blockaden sind verboten, aber Demonstrationen und Aufklärung gegenüber den dort Angestellten und der Öffentlichkeit insgesamt fällt ja alles unter die Meinungsfreiheit, so dass ist natürlich erlaubt.
MichaelD hat geschrieben: Davon abgesehen ist mir schleierhaft, auf welcher Rechtsgrundlage Mitarbeiter von tarifgebundenen Zulieferern die Arbeit selektiv verweigern. In D wäre das jedenfalls ein Verstoss gegen die Friedenspflicht.
Da kann ich Dir aber Aufklären :wink:

Grundlage ist der "Hovedaftale" §2 Teil 1. Sie sagt:
§2

Stk. 1. Når der er indgået en kollektiv overenskomst, kan der inden for det område, som overenskomsten omfatter, og så længe den er gældende, ikke etableres arbejdsstandsning (strejke, blokade, lockout eller boykot), medmindre der er hjemmel herfor i "Norm for regler for behandling af faglig strid" eller i kollektiv overenskomst. Sympatistrejke eller sympatilockout kan i øvrigt etableres i overensstemmelse med aftaler og retspraksis.
D.h. Sympathiestreik bzw. Sympathielockout ist ausdrücklich von der Friedenspflicht ausgenommen - aber sie muss natürlich nach den Regeln und mit entsprechender Ankündigung durchgeführt werden.

Man muss natürlich auch daran erinnern, dass die Arbeitgeber an den Tarifverträgen genau so interessiert sind. Wenn z.B. ein polnischer Handwerksbetrieb in DK tätig ist und ein Stundenlohn von 40 Kronen bezahlt, dann ist das natürlich für die dänische Firmen ein unmöglicher Wettbewerb.
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Beitrag von MichaelD »

Die Lokführer haben ja das Recht, eigene Wege zu gehen! Niemand kann ihnen das verbieten! (Natürlich müssen sie geltende Verträge einhalten.)

Aber viele Leute können sehen, dass dieser Gruppenegoismus für die meisten Arbeitnehmer nicht gut ist, geschweige denn für verschiedene andere Interessenten. Du, Lars, bist doch wohl auch einig, dass man keinem das Recht bestreiten kann, die Ereignisse zu kommentieren, ja zu protestieren.


Interessant sind die Ausführungen zur Hovedaftale und Sympathiestreiks. In Deutschland setzt ein Sympathiestreik voraus, dass die "polnischen" Betroffenen selber einen Arbeitskampf haben. Gibt es keinen Arbeitskampf unter den Betroffenen, gibt es auch kein Streikrecht für andere. (Aber selbst wenn die Betroffenen streiken, gibt es im allgemeinen eher kein Recht auf Sympathiestreiks.)

Dass andere Arbeitgeber ein Eigeninteresse haben, ist mir auch klar. Aber das kann keinen Arbeitskampf begründen, da liegt dann auch gar keiner vor, sondern die Behinderung eines Konkurrenten! Ein Unternehmen, dass seine Mitarbeiter für eine Blockade freistellt, dürfte ganz schöne Probleme bekommen!
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Klar darf man das kommentieren. Die Weigerung der Bahnvorstand, die GDL einen eigenen Tarifvertrag einzuräumen, ging aber nach meinen begriffen deutlich über ein Kommentar hinaus (wenn man z.B. vor Gericht ging).

Bei den Sympathiestreiks finde ich, dass Du so langsam Dich selber widersprichst :wink:

In D ist es ja offensichtlich gut, wenn es für ein Arbeitsplatz nur ein Tarifvertrag gibt und diese für alle Angestellte - unabhängig von der Gewerkschaftszugehörigkeit gilt?

Dieses solidarisches Prinzip, ist aber genau das, was hinter den Sympathiestreiks steckt. Wir haben eine Baustelle, wo verschiedene Berufsgruppen als Angestellte mehrere Firmen arbeiten. Dort sind die polnischen Maurer, die von ihre Firma kein Tarifvertrag bekommen und deshalb für 40 Kronen die Stunde arbeiten. Auf der selbe Baustelle gehen aber auch die dänischen Elektriker und Lastfahrer der Lieferfirmen. Diese letztgenannten gehen nun in den Streik, mit der Forderung, dass der Tarifvertrag für alle gelten soll. Oder genauer gesagt, alle die auf der Baustelle arbeiten, sollen ein Tarifvertrag haben - nicht unbedingt der gleiche, aber einen ordentlichen.

Damit kann man gleichseitig alle Probleme mit Leihfirmen und Scheinselbständige vermeiden - sie müssen nämlich auch ein Tarifvertrag haben, egal wo und wie sie angestellt sind.
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Beitrag von MichaelD »

Jetzt mal bitte nicht die deskriptiven und normativen Statements vermischen. Meine Ausführungen zum Sympathiestreik waren rein deskriptiv.

Was aber die Bewertung angeht:
Ich kann deinem Gedanken gut folgen, dass es merkwürdig erscheint, dass die Elektriker eines Unternehmens für die Buchhalter der gleichen Firma streiken dürfen, die Maurer des einen Unternehmens aber nicht "für" die Maurer eines anderen Unternehmens auf der gleichen Baustelle.

Im Extrem bedeutet dieser solidarische Gedankengang, dass es nur einen Tarifvertrag für alle Menschen geben kann. Das ist offenbar unrealistisch. Deshalb etabliert man Schnittflächen. In D liegen die auf Branche und Region, mit anderen Worten zwischen Gruppierungen von Betrieben, in DK auf Berufsgruppen.

Was mich interessieren würde ist, ob in DK die Handwerker für die administrativen Angestellten ("HKer") Sympathiestreiks durchführen dürfen. Das scheint mir jedenfalls kein "faglig strid" zu sein.

Um den Spiess mal umzudrehen - wie würde die dänische Öffentlichkeit/die übrigen Ärzte es beurteilen, wenn die Krankenhausärzte im von Ärztemangel geplagten Jütland ihren eigenen Tarifvertrag erzwingen wollten, der 30% höher liegt als der übliche? Würden Staat und Regionen die juridischen Möglichkeiten nicht ausschöpfen?

Gruss Michael
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Prinzipiel glaube ich nicht, dass es irgendwelche Einschränkungen gibt, wer für wem in Sympathiestreiks gehen dürfen. Praktisch ist es natürlich oft bestimmte Gruppen. Die Probleme gibt es im Moment vor allem bei Maurer und andere Handwerker aus Polen und Litauen. In Sympathiestreiks kommen dann meistens Elektriker (die nicht ohne weiteres Ersetzt werden können, weil sie eine Zulassung brauchen) und Lkw-Fahrer der Zulieferfirmen.

Der Vorschlag mit der Zulage für den Randgebieten gibt es schon. Nur nicht von den Gewerkschaften, sondern von Dansk Folkeparti:
På Dansk Folkepartis årsmøde i Odense lagde partiets finanspolitiske ordfører, Kristian Thulesen Dahl, op til, at der afsættes et beløb på finansloven for næste år til brug for løntillæg til plejepersonalet i de yderområder, hvor der er mangel på personale.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Ach ja, und indirekt gibt es das eigentlich schon. Wenn nämlich Krankenhäuser etc. kein Personal findet, dann müssen sie ja welche von den Vikarbureaus holen. Das ist dann deutlich teurer, und es gibt schon Beispiele, wo z.B. Krankenschwester ihre feste Stelle gekündigt haben, um gleich danach über ein Vikarbureau in der gleiche Stelle zum deutlich höheren Gehalt weiter zu machen.

So sind eben die Spielregeln.
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Beitrag von adolphshof »

Hej Lars,

Hej MichaelD,

hier neue infos, aber was Tarifeinheit wirklich bedeutet geht auch aus dieser Meldung nicht wirklich hervor.

http://news.de.msn.com/politik/Article.aspx?cp-documentid=6793985