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Jantelov
Verfasst: 29.11.2007, 10:40
von Lars J. Helbo
Bei einigen Threads ist mir aufgefallen, dass der Begriff Jantelov offensichtlich als etwas eindeutig negatives gesehen wird. Das finde ich irgendwie zu einseitig bzw. oberflächlich.
Nun, erstens muss man verstehen, wie der Begriff entstanden ist. Der Verfasser Aksel Sandemose hat sie in seinem Roman "En flygtning krydser sit spor" von 1933 erfunden. Wie der Titel fast sagt, geht es darum, dass er mit seine Kindheitsumgebung abrechnet. Das ist also eigentlich nur eine Neuauflage von "Das hässliche Entlein". D.h. die Sache ist sehr einseitig. Aksel Sandemose wollte mit diesem Buch nicht nur Beschreiben, sondern er wollte auch irgendwo Rache.
Die Tatsache, dass der Begriff so bekannt geworden ist, zeigt aber natürlich, dass dahinter eine Wahrheit steckt. Es geht irgendwie darum, dass alles was "herausragt", niedergemacht wird. Das klingt natürlich negativ - ist aber zweiseitig. Als ich vor vielen Jahren in Århus Architektur studiert habe, meinte einer der Professoren irgendwann: "Das besonders schöne an den Städten in DK ist, dass die Katastrophen hier viel kleiner sind".
Ich denke da ist etwas dran. Wir haben auch Plattenbausiedlungen wie z.B. Gellerup in Århus und Vollsmose in Odense. Solche Siedlungen haben aber in DK höchstens 10.000 Einwohner. In andere Länder sind sie 10 Mal so groß. Nun sind diese Siedlungen aber nicht als Katastrophen geplant. Als sie gebaut wurden, haben alle gedacht, sie seien besonders gut und nützlich.
Man sollte also verstehen, dass der durch den Jantelov aufgezwungene Bescheidenheit sowohl das herausragend gute als auch das herausragend schlechte verhindert - wobei man zwischen diesen beiden oft erst im nachhinein unterscheiden kann.
Verfasst: 29.11.2007, 11:36
von g_abriele
Danke für diesen Hinweis.
Weil die ständige Erwähnung des Jantelov in der Form - gepaart mit Aussagen, dass die Dänen keine Individualisten mögen hat mir schon zu denken gegeben.
Allerdings hatte ich auch im Internet nach "jantelov" gesucht und die Entstehung da - wie von dir geschildert - gefunden. Und mir auch die Erklärung, die du dazu gibst, so überlegt.
Deine weiteren Ausführungen sehe ich auch so - wo gehobelt wird, fallen Späne sagt man hier - da man "Späne" aber beim Entwickeln nicht vermeiden kann, bietet es sich vielleicht an, die Spanproduktion in Grenzen zu halten.
Viele der Dänischen Überlegungen sind es doch, die Dänemark so machen, dass wir jetzt so gerne da hin wollen.
Verfasst: 29.11.2007, 11:43
von Ursel
Hej Gabriele!
Wie meinst Du diesen Satz?
Viele der Dänischen Überlegungen sind es doch, die Dänemark so machen, dass wir jetzt so gerne da hin wollen.
Natürilch brauchen/möchten die Dänen mehr Arbeitslräfte - notgedrungen auch aus aus dem Ausland, aber sie werden deshalb Dk nicht umändern...
Integration (oder was darunter verstanden wird) wird wie fast überall von der anderen Seite erwartet, der Ausländer darf also gern zum Neu-Dänen mutieren (selbst wenn dieser Ausdruck nach einigen Jahren heftigen Gebrauchs wieder ein bißchen zurückgegangen ist) und sichdem Land anpassen - und nicht umgekehrt!!!
Gruß Ursel, DK
Verfasst: 29.11.2007, 11:48
von g_abriele
Hallo Ursel - komm mal runter ...
genauso hatte ich das doch gemeint - ich geh nicht nach DK, weil ich DK an uns anpassen will, sondern umgekehrt .
Die DÄNISCHEN Überlegungen machen aus DÄNEMARK das, was es jetzt ist - ein Land, in dem ich leben will.
Verfasst: 29.11.2007, 11:58
von Lars J. Helbo
Der Vergleich zwischen Sandemose und Andersen können wir vielleicht auch einen Schritt weiter ziehen. Was sie beschreiben ist ja das gleiche. Deutlich ist aber, dass Sandemose verbittert ist - Andersen nicht. Dazu gibt es ein Grund. Andersen hat nämlich letztendlich in seine Heimatstadt, Odense doch noch Anerkennung gefunden - Sandemose nicht.
Nun kann man aber fragen, ob dies an den Städten lag, oder einfach daran, dass Andersen der größere Dichter war. Im zweiten Fall heißt es ja, dass der Jantelov das herausragende be- aber nicht verhindert. Ein Genie muss nur wirklich groß sein. Selbst ein Genie muss seine Größe unter Beweis stellen. Man lässt sich nicht so schnell von Windbeutel verblenden.
Das erinnert mich an einen anderen Professor in Århus. Die Architektenhochschule wollte sehr gerne beweisen, dass man auf Universitätsebene war. Daher mussten alle Dozenten einmal eine Beschreibung ihre Forschungsprojekte abliefern. Da kam viel Wind zusammen, aber ein Professor hat mit nur einen Satz geantwortet: "Ich versuche seid 30 Jahren einen Stuhl zu entwerfen".
Verfasst: 29.11.2007, 12:01
von sven estridsson
Ursel hat geschrieben:
Natürilch brauchen/möchten die Dänen mehr Arbeitslräfte - notgedrungen auch aus aus dem Ausland, aber sie werden deshalb Dk nicht umändern...
Integration (oder was darunter verstanden wird) wird wie fast überall von der anderen Seite erwartet, der Ausländer darf also gern zum Neu-Dänen mutieren (selbst wenn dieser Ausdruck nach einigen Jahren heftigen Gebrauchs wieder ein bißchen zurückgegangen ist) und sichdem Land anpassen - und nicht umgekehrt!!!
Gruß Ursel, DK
seh ich anders, integration bedeutet auch immer veränderung eines status quo einer gesellschaft, mit anderen "dialektischen worten: integration ist keine einbahnstrasse, sollte es zumindest nicht sein.
warum sollte ich in einem land in dem ich lebe liebe und arbeite nicht sachen zur sprache bringen und auch kritisieren die mich nerven?
oder hab ich was falsch verstandn, bitte korrigiert mich, andersen
Verfasst: 29.11.2007, 12:17
von g_abriele
Das Problem ist jeweils die Dosierung.
Hier in Deutschland ist oft das Problem, dass andere Nationen sowas für sich beanspruchen und sich oft durch uns Deutsche gestört fühlen.
Ich lass jetzt mal das Deutsche Verhalten im Ausland aussen vor - ein langwieriges Thema.
Es gibt so Threads wie "typisch Deutsch" glaub ich, die ja nicht ganz aus der Luft gegriffen sind.
Und ich fände es schade, wenn ein Land, dass schön - weil auch anders - ist, davon überschwemmt würde und sich in die gleiche Richtung wandelt.
Das heisst jedoch nicht, dass ich bei allem Willen zur Integration jetzt nie wieder mein Maul aufmache.
Verfasst: 29.11.2007, 12:51
von g_abriele
Noch etwas...
dieses "notgedrungen" ärgert mich schon ...
Das hat was von sich verkaufen - und das wolltest du doch so sicher nicht verstanden wissen oder?
Verfasst: 29.11.2007, 13:04
von norbi1984
Hej Lars!
Jeg undrer mig lidt over, hvorfor du ser Aksel Sandemoses "hævn" som du kalder det, men ikke H.C.Andersens!?
Som du selv skriver, skriver begge om det samme - om samfundsproblemer. At det er samfundsproblemer som stadig findes idag, er jo det der gør hans eventyr så tidsløse. Og de er en fortælling om livet med janteloven.
Eventyrene "Snedronningen", "Den lille Pige med Svovlstikkerne", "Fyrtøjet", "Den grimme Ælling" og "Den standhaftige Tinsoldat" behandler netop dette tema; og jeg synes ikke at de ender særligt behageligt. Jag har dem i hvert fald som meget triste i erindring.
Hvordan oplever du disse eventyr?
(Jeg spørger fordi det interesser mig, i hendhold til mine egne oplevelser, og min forståelse af netop disse eventyr, selvom det måske er et helt nyt tema...)
Jeg tænker at der er en del forskel på H.C. Andersens og Aksel Sandemoses "karriere" og hvilket opland de havde bag sig mens "karrieren" stod på. Måske det derfor kan være svært at dømme over popularitet og anerkendelse; men hvilke grunde ligger bag kendsgerningen, at den første autobiografiske tekst af H.C. Andersen blev offentliggjort i Tyskland og ikke i Danmark på trods af, at H.C. Andersen altid skrev dansk?
Der gik 9 år efter udgivelsen i Tyskland før H.C. Andersen i 1855 udgav "Mit Livs Eventyr" i Danmark.
Jeg kender ikke grunden; har ikke kunnet læse mig til en konkret formulering, og måske den er en helt anden, end det jeg antager - men hvad hvis offentliggørelsen i Tyskland er den samme flugt som Aksel Sandemose var på?
mange hilsener! Norbert
Verfasst: 29.11.2007, 13:18
von Lars J. Helbo
Det forstår jeg ikke. Jeg synes faktisk at alle disse eventyr ender godt ?
Forskellen mellem Andesen og Sandemose er især i gensynet med hjembyen. Sandemose skriver sin jantelov for at forklare alverden, hvor forfærdelig Nykøbing Mors er.
Andersen går det helt anderledes. Den grimme ælling slutter med at ællingen bliver til en flot svane. Den kommer altså ganske vist ikke tilbage til andegården, men den klarer sig godt, og den er ikke negativt påvirket af de tidlige oplevelser.
Andersens eget gensyn med Odense er også helt anderledes end Sandemoses. Han var jo som barn blevet spået, at hele byen skulle illumineres til ære for ham, når han vendte tilbage, og det gik i opfyldelse. Da Andersen vender tilbage til andegården, er der altså tale om et sandt triumftog.
Verfasst: 29.11.2007, 13:26
von Ursel
Hej Gabriele!
Wieso fühlst Du Dich angegriffen - ich bin auf keiner Palme, im Gegenteil, ich bin gerade erstwiedera ufgetaucht aus der Adventskalenderpackerei.
Ich habe nur etwas klarstellen wollen.
Also gebe ich Dir die Aufforderung zurück: Komm mal runter - ich bin nirgends oben, aber vielleicht kannst Du sie (Deine Aufforderung) brauchen?
Sven, ich gebe Dir vollständig Recht.
Natürlich prägen Einwanderer, ja, sogar "nur" Gastarbeiter ein Land.
Die Frage istallerdings, ob dieses land dies wünscht, und DK hat sich lange Zeit sehr verschlossen gezeigt, was Änderungen anging.
Man ist sich selbst genug, hat für alle seine eigenen (besten) Lösungen und schaut wenig neugierig, wenn überhaupt, mal darauf, wie andere etwas machen.
DAS meinte ich

- bin aber eben einig mit Dir, daß es nicht nur de facto zu Veränderungen kommt, sondern daß dies ja auch wünschenswert und die wirkliche Integration ist!
ich hoffe, ich konnte mich verständlicher rüberbringen als beim ersten Mal!
Gruß Ursel, DK
Verfasst: 29.11.2007, 13:30
von Lars J. Helbo
sven estridsson hat geschrieben:
integration bedeutet auch immer veränderung eines status quo einer gesellschaft, mit anderen "dialektischen worten: integration ist keine einbahnstrasse, sollte es zumindest nicht sein.
Da stimme ich Dir zu, ich bin aber der Meinung, dass der Jantelov dies nicht unbedingt verhindert. Ich denke schon, dass Einwanderer DK beeinflussen können, aber sie müssen vielleicht erst beweisen, dass die Änderungen, die sie vorschlagen wirklich sinnvoll sind - und das kann einen schwierigen Prozess sein.
Ich habe z.B. mehrmals Geschichten von große amerikanische Manager oder Bosse gehört, die ihre Filialen in DK besucht haben, und dort einen ziemlichen Reinfall erlitten haben. Sie waren es eben gewohnt, dass sie überall auf der Welt die größten waren und sofort als solches anerkannt wurden. Hier hieß es aber nur : "Du sollst nicht glauben, dass Du was besseres bist". D.h. hier mußten sie erst beweisen, dass ihre großen Pläne nicht nur Luft waren.
D.h. aber nicht, dass alles von Außen abgelehnt wird. Es heißt nur, dass es drei mal geprüft wird - ob wirklich etwas dran ist.
Verfasst: 29.11.2007, 13:31
von g_abriele
Ich fühle mich nicht angegriffen, ich fühle dich aufgeregt ... und du hast mich zitiert?? und mich anscheinend nicht verstanden ... aber egal.
Das mit dem "notgedrungen" lass ich trotzdem so stehen.
Du bist sehr oft hilfsbereit - aber du vermittelst auch oft den Eindruck, als ob die wenigsten gut genug sind, in Dänemark zu leben... ich kann dir nicht genau sagen, woran das liegt.

Verfasst: 29.11.2007, 13:47
von Ursel
Hej Gabriele!
Ich spare mir öffentliche Charakteristiken (Zurschaustellungen, verunglimpfungen, Lobpreisungen ... ), was soll das?
Für persönliche Mitteilungen gibt es die PBs.
Ich finde nicht, daß man Menschen aus Foren so beurteilen kann wie im richtigen Leben - und wenn ich anders rüberkomme als ich bin, ist das nicht mein Problem.
Aber wenn Du was nicht bei mir verstehst und statt zu fragen mich anblaffst, mich dann auch noch analysierst und Dich dann dadurch besser fühlst - bitte sehr --- ich betrachte dies dann als meine gute Tat für heute
Wer´s braucht...
Interesse an einem ernsthaften Austausch sehe ich dabei nicht.
Wenn ich etwas zu Deiner Meinung sage, zitiere ich Dich natürlich - wieso stört Dich das?
Andere haben mich auch hier zitiert - Sven sah auch etwas anders (glaubte er zumindest) und hakte nach - aber doch ein bißchen anders als Du. Und schon hat man einen Dialog statt daß jemand öffentlich abgekanzelt wird. Aberwo Argumente fehlen, wird es persönlich --- immer wieder.
(Dänischer Stil ist das nicht, kann ich Dir mal in Klammern sagen)
Und glaub mir, über sowas rege ich mich im Forum schon lange nicht mehr auf, da gab es ganz andere Themen, die mir näher gingen als ob hier irgendeiner leben will oder nicht, das Jantelov kapiert oder nicht etc.
Damit wende ich mich wieder Jantelovdiskussion zu - ich wünsche Dir einen schönen Tag - Ursel, DK
Verfasst: 29.11.2007, 13:51
von g_abriele
Siehst du - ich lass das mal so stehen...
jeder der lesen kann, kann sich seine Meinung dazu ja selber bilden.
Für mich sieht das ganze so aus:
Ich schreibe was ...
du zitierst und "korrigierst" mich, indem du mir DEINE Meinung dazu schreibst ... mit Ausrufezeichen etc.
Ich schreibe dir, dass du mich falsch verstanden hast ...
und jetzt schimpfst du mit mir, als ob ich dich angegriffen hätte ...
... und ich such immer noch Argumente bei deinem Schreiben
Ich will mich nicht streiten - mich nur verstanden wissen - wo ich blaffe ist mir momentan ÜBERHAUPT nicht klar ...