dänisches Kohlekraftwerk in Lubmin

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adolphshof
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dänisches Kohlekraftwerk in Lubmin

Beitrag von adolphshof »

in der Lubminer Heide, einem der schönsten Feriengebiete an der deutschen Ostseeküste, plant das dänische Staatsunternehmen DONG Energy ein Steinkohlekraftwerk mit 3 Blöcken zu je 800 Megawatt zu errichten.
http://www.dk-forum.de/forum/posting.php?mode=newtopic&f=20&sid=4c52d447edea259fee28d42a914194eb

Urlaub in DK - Dreck in D ?
geloescht20

Beitrag von geloescht20 »

Ich hab mal ein wenig zu dem Thema gegoogelt.
  • 1. Das Steinkohlekraftwerk soll direkt neben dem im Abriss befindlichen Atomkraftwerk entstehen, weil ja die Infrastruktur bereits vorhanden ist. Ich nehme mal an, der Standort selbst ist sowieso „versaut“

    2. Ich kann mir vorstellen, dass das Kohle-Kraftwerk als großer Wirtschaftsfaktor in dieser total wirtschaftsschwachen Gegend angesehen wird. Zu DDR-Zeiten arbeiteten im Kernkraftwerk bis zu 10000 Leute, die arbeitslos wurden, abgewandert sind, bzw. vielfach bis heute keinen Job gefunden haben. Auf zig Arbeitsplätze zu hoffen, ist natürlich utopisch. Aber nur ca. 50% der Bevölkerung lehnen ein Steinkohlekraftwerk ab.

    3. Hauptkritikpunkte sind die drohende Erwärmung des Greifswalder Boddens durch Kühlwasser (die Folgen kann sich jeder ausmalen) und der Schadstoffausstoß. Die Firma meint natürlich, dass der Betrieb völlig umweltgerecht und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erfolgt

    4. Es wurde vor kurzem erst ein Gaskraftwerk in Betrieb genommen, das ein Großteil des Bedarfs an Energie bereits abdeckt. Die Firma meint, sie könne den Energiebedarf von 1,5 Mio Haushalten abdecken. Weiß jemand wie viele Haushalte Mecklenburg-Vorpommern überhaupt hat? Ein Steinkohlekraftwerk wäre also völlig überdimensioniert. Aber das interessiert ja sowieso niemanden.

    5. Die erste Hürde hat die Firma Dong Energy Ende Dezember genommen, aber ich hoffe, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
Nun kann sich jeder selbst seinen Reim drauf machen.
galaxina
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Beitrag von galaxina »

ja, das bleibt spannend. aber ein bombodrom waere schlimmer...
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livogaard
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Beitrag von livogaard »

Hej !

Ich kenne diese Gegend Greifswald/Lubmin gut , war von 1980-1983 selbst im Kernkraftwerk beschäftigt . Wenn ich von Bornholm komme fahre ich manches Mal rüber nach Lubmin um meine Erinnerungen aufzufrischen .
Das Kraftwerksgelände hat sich enorm verändert , vieles existiert nicht mehr . So weit ich weis befindet sich dort noch ein "Radioaktives Endlager".
Der Zug der früher von Greifswald mal nach Lubmin fuhr , um die vielen tausende von Beschäftigten auf die Arbeit zu bringen , den gibt es auch nicht mehr .
Auch soll dort mal die Erdgasleitung über die Ostsee aus Russland ankommen .Vom Steinkohlekraftwerk habe ich auch schon einmal gehört , ob es richtig ist wird sich zeigen . Auf jeden Fall wird darüber noch nicht das letzte Wort gesprochen sein .
Med hilsen
[img]http://www.nationalflaggen.de/images/flaggen/flagge-daenemark-flagge-vignette-oval-20x31.gif[/img]
http://panorama.dresden.de/
adolphshof
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Beitrag von adolphshof »

noch ein Steinkohlekraftwerk von Dong Energy - in Emden - !
lillebaek

Beitrag von lillebaek »

Ich bin (auch) der Meinung, dass Steinkohlewerke der Vergangenheit gehören...ich verstehe aber nicht, warum einige mit DONG schimpfen? Die bauen ja nur, was von der Landesregierung(korriegiere mich bitte, wenn ich falsch liege) vorgegeben werden...DONG könnte ja auch Gaskraftwerke oder Windkraftanlagen aufstellen
taximor
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Beitrag von taximor »

Moin Moin
Ja stimmt adolphshof , bei uns in Emden wird auch eins gebaut . 4 km von mir . :roll:
Akina
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Beitrag von Akina »

Hallo,

ich weiss nicht warum ihr euch aufregt:

ironie ein"bei mir kommt der strom aus der steckdose"ironie aus
Gruß,

Akina

Es scheint mir, dass der Versuch der Natur, auf dieser Erde ein denkendes Wesen hervorzubringen, gescheitert ist. (M.Born)
TorstenT

Beitrag von TorstenT »

Ein paar sachliche Anmerkungen zur Äußerung
in der Lubminer Heide, einem der schönsten Feriengebiete an der deutschen Ostseeküste, plant das dänische Staatsunternehmen DONG Energy ein Steinkohlekraftwerk mit 3 Blöcken zu je 800 Megawatt zu errichten.
(a) Die Lubminer Heide ist zweifelsohne schön, aber weiß Gott nicht "eines der schönsten" Feriengebiete. Der Strand ist eher bescheiden und der Ort doch sehr verschlafen. Außerhalb der Saison hat man fast schon Schwierigkeiten, ein Restaurant zu finden. Die Bedeutung Lubmins ist eher regional.

(b) Das KKW-Gelände liegt noch ein paar Kilometer vom Ort Lubmin entfernt und ist vom Ort aus nicht zu sehen. Von "versautem Standort" kann also nicht die Rede sein.

(c) "Erwärmung des Boddens": Nicht ganz von der Hand zu weisen, da der Bodden sehr flach ist und deshalb die Wassermenge darin begrenzt ist. Andererseits befinden sich Kühlwasserentnahmestelle und Kühlwasserauslauf weit voneinander entfernt (auf verschiedenen Seiten der Landzunge "Spandowerhagen"), so daß das Wasser in großem Bogen zirkuliert und sich abkühlen kann. Es müßte dazu doch Zahlen geben, da dieses Prinzip ja schon beim KKW (AKW) zu Ostzeiten benutzt wurde.

(d) Schadstoffe: Natürlich erzeugt ein Kohlekraftwerk CO2 (in großen Mengen). Aber die "klassischen" Schadstoffe (SO2, NO2 + NO3, Staub) spielen heute keine Rolle mehr: SO2 wird zu Gips gebunden, NO2 + NO3 wird ein einem Katalysator (wie im Auto) unschädlich gemacht und der Staub mit einem Elektrofilter abgeschieden. Fazit: CO2-Bilanz natürlich negativ, aber für die Umwelt in engerem Sinne gibt es keine negativen Folgen mehr (saurer Regen etc.)

Gruß,
Torsten
galaxina
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Beitrag von galaxina »

Akina hat geschrieben:Hallo,

ich weiss nicht warum ihr euch aufregt:

ironie ein"bei mir kommt der strom aus der steckdose"ironie aus
das laesst sich noch mit "mein auto faehrt auch ihne wald" fortsetzen.
bisseline
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Beitrag von bisseline »

Ich war da :) Ich wohn da nämlich sporadisch.

Der Hafen wird neugebaut, so dass es wohl stimmt mit dem Kohlewerk, die Kohle wird dann wohl per Schiff nach Lubmin transportiert.

Ich finde es ein wenig gruselig, dass man bis vor kurzen (war seit letztem Sommer nicht mehr da) einfach durch all diese Hallen laufen kann, AKW life sozusagen. Komisches Gefühl. Auch stehen so gut wie keine Infotafeln dort rum, so dass man da durchläuft und rein gar nichts erfährt. Irgendwo steht mal ein Schild

Tja, schön finde ich es da nicht unbedingt, es ist eben ein Strand der Einheimischen, der Strand, an den man mal eben nach der Arbeit düst, ohne Stau, mit Parkplatz und dann ab ins Meer. Eher weniger Touris , wenn ich das so beurteilen kann.

Bin sehr gespalten, ob es gut ist für die Region oder schlecht. Ja, gewiss, man sieht das KKW nicht vom Ort aus, es ist hinter viel Wald verborgen, aber es ist ja dennoch da, mit all seiner Belastung. Aber wie belastend ist Arbeitslosigkeit? Zum Thema Restaurant auserhalb der Saison, ich hab auch in anderen teilen Deutschlands und Süddänemark sporadisch gelebt, also restaurants, die länger oder ausserhalb der Saison offenhaben, sind nicht unbedingt weit verbreitet, ich stand in den letzten Jahren erstaunlich oft vor verschlossenere Tür.

Falls mal jemand durch ein AKW wandeln will... und noch ein Cafe zum einkehren sucht: Ludwigsburg, "die alte Schule". Direkt an der Dorfstr. Super süss, Kuchen mittel bis gut, Haushund inklusive, Tee und Cafe sehr lecker, Bedienung urig. NIcht um 16h kommen, da ist es voll.

b.
frosch
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Staatsunternehmen will Klimakiller betreiben

Beitrag von frosch »

Ich hab die Überschrift mal bewußt polemisch gewählt, aber faktisch trifft es die Tatsachen. Niemand, auch keine staatlichen Vorgaben zwingen DONG ein solches Kraftwerk zu bauen. Das Unternehmen bemüht sich seit 2006 die Genehmigung zu erhalten. Die Bürger, die dagegen sind werfen DONG vor, eine Anlage zu planen, die
- pro Jahr mit 7,6 – 13,5 Millionen Tonnen CO2 zum Klimawandel beiträgt.
- Deren Einleitung von Abwässern gegen internationale Abkommen zum Schutz der Ostsee verstoßen würde.
- Daß sich mit dem Kraftwerk der deutsche Eintrag von Quecksilber in die Ostsee um das 17-fache steigern würde.
- Daß die Belastung der näheren Umgebung mit Stickstoffen um den Faktor vier über den DONG-Angaben liegen würden.
- Die Konzentration von PAK-Stoffen in der Umgebung des Kraftwerks würde doppelt so hoch ausfallen wie von Dong behauptet.
- Die Luftqualität in Lubmin würde dem Seebad-Status nicht mehr genügen, der Tourismus massiv beeinträchtigt.

Mehr dazu unter:
http://gruenes-klima.de/co2/wwf-gutachten-lubminer-kraftwerk-unzulassig
http://kein-kohlekraftwerk-lubmin.de/

Dänemark war und ist heute noch eines der führenden Länder, was die Nutzung von Windenergie betrifft, da sollte sich DONG besser darauf konzentrieren!
udo66

Beitrag von udo66 »

Ausserdem schimpft man mit einem Kind - mit einem Grosskonzern setzt man sich kritisch auseinander und kann auch gerne dagegen argumentieren. In DE darf man kritisieren - in DK ist das gesellschaftlich vielleicht (nocht)nicht erwuenscht, wie auch immer.

Grossunternehmen sind ausschliesslich am Geld orientiert und schreiben Naturschutz nur gross, wenn es Werbung bringt oder GEsetzte sie dazu zwingen.
Egal aus welchem Lande der Welt oder Europas.
(DK liegt ja in EUropa und nimmt zu 2/3 Teil an der EU).
Nur weil etwas aus DK kommt muss es nicht niedlich sein oder umweltfreundlich.

Ansonsten gibt es ja noch die Atomindustrie-lobby, die gerne negative Argumente verheimlicht (Undichte Abwasserleitungen, Stoerfaelle und radiaktive Abfallstoffbeseitigung, genetische Schaeden, rostende Abfalltonnen Untertage..Grundwasserverseuchung).

Energieversorgung ist ein heikles Thema und oft gefuehlsbetont.
Otis

Beitrag von Otis »

Schafft das Geld ab, und es wird weniger mit der Umweltverschmutzung!

Ist doch alles immer nur eine Geldfrage.
Und es müssten viel mehr Frauen in die Wirtschaft und Regierung!
Die arbeiten ja bekanntlicherweise zusammen.

Am idealsten wäre es das Gaskraftwerk zu erweitern-stößt null CO2 aus. :mrgreen:


Gruß Basti
:wink:
frosch
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Kraftwerksgegner machen Punkte

Beitrag von frosch »

Punkte gemacht haben die Kraftwerksgegner durch ein Gutachten, daß besagt, daß die Wahrscheinlichkeit einer Blaualgenblüte (infolge der Kraftwerkspläne) um den Faktor 120 höher liegt, als vom Antragsteller, dem dänischen Staatsbetrieb DONG in seinen Unterlagen eingeräumt.
Erst im Oktober war der Hund eines Spaziergängers nach einem Strandspaziergang an der Greifswalder Küste an den von den Blaualgen in der Blüte produzierten Cyano-Bakterien verendet !
Die Greifswalder befürchten nun, daß Lubmin durch die Blaualgengefährdung seinen Status als Seebad verlieren würde; auch die Küste und Strände von Rügen wären bei entsprechendem Wind gefährdet.
Weiter punkten konnten die Kraftwergsgegner aufgrund der Hinweise auf eine erhöhte Belastung durch das für Menschen gefährliche Bakterium Vibrio Vulnifikus und dem Hinweis auf geschützte Lebensräume nach dem Natura 2000 Programm.
Außerdem wurde DONG jetzt verpflichtet, die Kollisionegefahr für Vögel begutachten zu lassen, das hatten sie bisher verweigert.
Die geplante Fertigstellung des Kraftwerks für 2012 dürfte mit diesen Verzögerungen gestorben sein.
Das sind in Kürze die wichtigsten Fakten aus einem Artikel, den ihr in voller Länge hier findet:
http://www.neues-deutschland.de/artikel/139462.wir-koennten-rechtsgeschichte-schreiben.html