Vogeljagd in Dänemark
Verfasst: 24.11.2009, 21:05
Hej.
Ich habe heute folgende Mail erhalten :
Nicht nur für Dänemark-Urlauber von Interesse...
Aus dem OAGSH-Verteiler in Schleswig Holstein.
OAGSH = Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein
moin!
noch eine unschöne Geschichte zum Thema Vogeljagd, allerdings aus Dänermark: im September waren wir am Ringköbing Fjord, DK, und besuchten das EU-VSG "Tipperne" und erlebten folgendes: Fast überall im Gebiet (nur ein kleiner Teil im Norden war als Totalreservat ausgewiesen mit Betretungsverbot) liefen Vogeljäger mit Hunden herum und schossen auf alle Arten von Vögeln. Im Schilf warteten Jäger mit Lockenten auf einfallende Enten, andere warteten auf einfliegende Gänse und den gesamten Tag über liefen sie mit ihren Hunden umher. Die Hunde stöberten Bekassinen u andere Limikolen auf den staunassen Wiesen auf und wurden sofort abgeschossen. Tagsüber sahen wir etwa 20 Jäger auf diese Art jagen, alle trugen ihre Beute am Gürtel aufgereiht, teilweise bis zu 7 Bekassinen pro Mann! Gegen Abend wurden es immer mehr Jäger. Nach einer offensichtlich alten Tradition ließen sie ihr Auto am "Naturzentrum" stehen und fuhren von dort mit Fahrrädern und Hunden durch das Gebiet, verteilten sich so, und
begannen dann an irgendeiner Stelle, wo noch kein Kollege stand oderlief, mit der Pirsch.
Als es dunkel wurde standen etwa 25 Autos vor dem Naturzentrum. Zusätzlich kamen noch eine ganze Reihe von Vogeljägern, die in einer eigens im Gebiet errichteten Jägersiedlung, etwa 500 einfachen Holzferienhäusern,wohnten und ein paar Tage Jagdurlaub machten. Es waren also etwa 50-100 Vogeljäger in der Dämmerung aktiv!!
Schon tags herrschte eine wahnsinnige Unruhe im Gebiet durch die ständigen Schüsse. Gegen Abend war dann wirklich schon fast Kriegsstimmung, es knallte permanent aus allen Richtungen. Die Konsequenz ist natürlich, da wundert man sich wenig, dass im gesamten Gebiet kaum ein Vogel rastete. Und wer rastete, wurde mit großer Wahrscheinlichkeit dann von einem der vielen Jäger erschossen. Wir beobachteten einen Trupp von etwa 50 Kurzschnabelgänsen, die gerade in großer Höhe (etwa 200m) ankamen. Sie überflogen das Gebiet, hörten die vielen Schüsse und gingen nicht runter, sondern flogen weiter.
Neben den hohen Verlusten bei einigen Arten, v.a. Bekassinen (an dem Tag mit Sicherheit mind.200-300 Ex.!) sehe ich hier das große Problem: ein so wichtiges Rastgebiet wird durch die Jagd völlig entwertet, das Gebiet würde vom Lebensraum zB ein ideales Gänserastgebiet versprechen. Doch leider müssen hier die Gänse und alle anderen Vögel einer fragwürdigen Freizeitbeschäftigung weichen, hier werden Vögel geschossen und vertrieben, die weder einen Schaden anrichten noch als Nahrung verwertet werden. Und das alles in einem EU- Vogelschutzgebiet!!! Die Folge ist, dass die Gänse hier- wo sie keinerlei landwirtschaftlichen Schaden anrichten würden- nicht rasten, sondern weiterziehen müssen... und vielleicht auf einem Acker landen und dann dort wieder von Bauern vertrieben werden und ein Teufelskreis beginnt. Mehr Aufscheuchen, mehr Energiebedarf, mehr Fressschaden und dann wieder noch mehr Verscheuchen und Schiessen! Verrückt! Ich kann es einfach nicht verstehen, warum gerade Gänse nicht auf Naturschutzflächen mal zur Ruhe kommen dürfen und sich satt fressen können! Das ist ja nicht nur in Dänemark so, auch zB am Westensee (bei Kiel) wird auf Gänse u Enten fast jeden Abend geschossen und damit eine große Unruhe verursacht.
Zurück zu Tipperne in Dänemark: laut den Infotafeln im Naturzentrum ist die Vogeljagd vom 1.Sept. bis 31.Dez., also volle 4 Monate, den gesamten Herbstzug über erlaubt, und zwar von der Morgen-bis zur Abenddämmerung. Erlaubt ist die Jagd auf Gänse, Enten, Limikolen, sprich alles, was hier rastet. Durch den hohen Jagddruck werden vermutlich viele Vögel weiter nach Deutschland ziehen..
Viele grüße
Natascha Gaedecke
Das gibt einem zu denken
Hilsen Jörg
Ich habe heute folgende Mail erhalten :
Nicht nur für Dänemark-Urlauber von Interesse...
Aus dem OAGSH-Verteiler in Schleswig Holstein.
OAGSH = Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein
moin!
noch eine unschöne Geschichte zum Thema Vogeljagd, allerdings aus Dänermark: im September waren wir am Ringköbing Fjord, DK, und besuchten das EU-VSG "Tipperne" und erlebten folgendes: Fast überall im Gebiet (nur ein kleiner Teil im Norden war als Totalreservat ausgewiesen mit Betretungsverbot) liefen Vogeljäger mit Hunden herum und schossen auf alle Arten von Vögeln. Im Schilf warteten Jäger mit Lockenten auf einfallende Enten, andere warteten auf einfliegende Gänse und den gesamten Tag über liefen sie mit ihren Hunden umher. Die Hunde stöberten Bekassinen u andere Limikolen auf den staunassen Wiesen auf und wurden sofort abgeschossen. Tagsüber sahen wir etwa 20 Jäger auf diese Art jagen, alle trugen ihre Beute am Gürtel aufgereiht, teilweise bis zu 7 Bekassinen pro Mann! Gegen Abend wurden es immer mehr Jäger. Nach einer offensichtlich alten Tradition ließen sie ihr Auto am "Naturzentrum" stehen und fuhren von dort mit Fahrrädern und Hunden durch das Gebiet, verteilten sich so, und
begannen dann an irgendeiner Stelle, wo noch kein Kollege stand oderlief, mit der Pirsch.
Als es dunkel wurde standen etwa 25 Autos vor dem Naturzentrum. Zusätzlich kamen noch eine ganze Reihe von Vogeljägern, die in einer eigens im Gebiet errichteten Jägersiedlung, etwa 500 einfachen Holzferienhäusern,wohnten und ein paar Tage Jagdurlaub machten. Es waren also etwa 50-100 Vogeljäger in der Dämmerung aktiv!!
Schon tags herrschte eine wahnsinnige Unruhe im Gebiet durch die ständigen Schüsse. Gegen Abend war dann wirklich schon fast Kriegsstimmung, es knallte permanent aus allen Richtungen. Die Konsequenz ist natürlich, da wundert man sich wenig, dass im gesamten Gebiet kaum ein Vogel rastete. Und wer rastete, wurde mit großer Wahrscheinlichkeit dann von einem der vielen Jäger erschossen. Wir beobachteten einen Trupp von etwa 50 Kurzschnabelgänsen, die gerade in großer Höhe (etwa 200m) ankamen. Sie überflogen das Gebiet, hörten die vielen Schüsse und gingen nicht runter, sondern flogen weiter.
Neben den hohen Verlusten bei einigen Arten, v.a. Bekassinen (an dem Tag mit Sicherheit mind.200-300 Ex.!) sehe ich hier das große Problem: ein so wichtiges Rastgebiet wird durch die Jagd völlig entwertet, das Gebiet würde vom Lebensraum zB ein ideales Gänserastgebiet versprechen. Doch leider müssen hier die Gänse und alle anderen Vögel einer fragwürdigen Freizeitbeschäftigung weichen, hier werden Vögel geschossen und vertrieben, die weder einen Schaden anrichten noch als Nahrung verwertet werden. Und das alles in einem EU- Vogelschutzgebiet!!! Die Folge ist, dass die Gänse hier- wo sie keinerlei landwirtschaftlichen Schaden anrichten würden- nicht rasten, sondern weiterziehen müssen... und vielleicht auf einem Acker landen und dann dort wieder von Bauern vertrieben werden und ein Teufelskreis beginnt. Mehr Aufscheuchen, mehr Energiebedarf, mehr Fressschaden und dann wieder noch mehr Verscheuchen und Schiessen! Verrückt! Ich kann es einfach nicht verstehen, warum gerade Gänse nicht auf Naturschutzflächen mal zur Ruhe kommen dürfen und sich satt fressen können! Das ist ja nicht nur in Dänemark so, auch zB am Westensee (bei Kiel) wird auf Gänse u Enten fast jeden Abend geschossen und damit eine große Unruhe verursacht.
Zurück zu Tipperne in Dänemark: laut den Infotafeln im Naturzentrum ist die Vogeljagd vom 1.Sept. bis 31.Dez., also volle 4 Monate, den gesamten Herbstzug über erlaubt, und zwar von der Morgen-bis zur Abenddämmerung. Erlaubt ist die Jagd auf Gänse, Enten, Limikolen, sprich alles, was hier rastet. Durch den hohen Jagddruck werden vermutlich viele Vögel weiter nach Deutschland ziehen..
Viele grüße
Natascha Gaedecke
Das gibt einem zu denken

Hilsen Jörg