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Präimplantationsdiagnostik

Verfasst: 16.11.2010, 20:32
von Lars J. Helbo
Ich habe heute den Bericht von der CDU-Kongress und der dortige Debatte über Präimplantationsdiagnostik gesehen. Wenn jemanden überlegt, was der unterschied zwischen DE und DK ist, dann haben wir wohl hier ein gutes Beispiel. Ich kann mir beim besten Willen nicht eine solche Debatte in DK vorstellen und ich denke, die meisten Dänen würden diese Debatte als etwas befremdlich empfinden.

Aus gegebenen Anlass habe ich nachgesehen, wie das in DK eigentlich geregelt ist. Erstens sagt man hier nicht præimplantationsdiagnostik sondern ægsortering (was wohl schon eine Menge sagt). Die ist seit 1997 erlaubt.

2004 wurde das Gesetz geändert. Der Anlass war ein 5-Jähriger Junge namens Patrick Waldén. Er hatte eine seltene Knochenmargskrankheit und brauchte dringend einen Spender. Die Eltern wollten deshalb ein neues Kind und mit Präimplantationsdiagnostik für die passende Gewebetyp sorgen. Das war nach dem alten Gesetz nicht erlaubt - aber jetzt ist es.

Re: Präimplantationsdiagnostik

Verfasst: 16.11.2010, 20:37
von galaxina
Lars J. Helbo hat geschrieben:Ich habe heute den Bericht von der CDU-Kongress und der dortige Debatte über Präimplantationsdiagnostik gesehen. Wenn jemanden überlegt, was der unterschied zwischen DE und DK ist, dann haben wir wohl hier ein gutes Beispiel. Ich kann mir beim besten Willen nicht eine solche Debatte in DK vorstellen und ich denke, die meisten Dänen würden diese Debatte als etwas befremdlich empfinden.

Aus gegebenen Anlass habe ich nachgesehen, wie das in DK eigentlich geregelt ist. Erstens sagt man hier nicht præimplantationsdiagnostik sondern ægsortering (was wohl schon eine Menge sagt). Die ist seit 1997 erlaubt.

2004 wurde das Gesetz geändert. Der Anlass war ein 5-Jähriger Junge namens Patrick Waldén. Er hatte eine seltene Knochenmargskrankheit und brauchte dringend einen Spender. Die Eltern wollten deshalb ein neues Kind und mit Präimplantationsdiagnostik für die passende Gewebetyp sorgen. Das war nach dem alten Gesetz nicht erlaubt - aber jetzt ist es.
'

Es kann vermutet werden, dass in Deutschland der Einfluss der Kirchen auf die Politik staerker ist als in Dänemark.
Ähnliches laesst sich bei den Ladenöffnungszeiten, Sonntagsfahrverbot, gleichgeschlechtliche Ehen usw. beobachten.

Verfasst: 16.11.2010, 23:47
von runesfar
Siehst du Borgen?

Mir ist die Serie sowas von in Erinnerung gekommen - die Merkel 2.0 ist wohl alles anderes als ein Traumehe - also haben die CDU spindoktoren die PID-debatte losgetreten, damit, das keine über die Umfragetief, die Selbstanzündung der Koalitionspartner oder der Euro-rettungspaket diskutiert....geschweige denn die Milliardengeschenke an die Stromkonzerne oder Stuttgart 21.

Glaube Ich.

Verfasst: 17.11.2010, 00:12
von Nynne (Bodil)
jepps...BORGEN (läuft gerade auf DR1...genial) lässt grüssen

hilsen

Verfasst: 17.11.2010, 08:34
von Lars J. Helbo
runesfar hat geschrieben:Siehst du Borgen?
Näeh, tue ich nicht, aber ich kann mir schon denken, dass so etwas dahinter steckt. Allerdings würden die Spinndoktoren ja nur auf so etwas kommen, wenn man im Land damit punkten kann - und das ist ja genau was ich meine.

Es muss ja eine gewisse Anzahl von Wählern geben, die diesen Sarah-Palin-Unfug gerne hören. Dieses Wähler-Potential gibt es in DK nicht.

Verfasst: 17.11.2010, 12:12
von opa06
Ich denke das hat auch etwas mit unserer Vergangenheit zu tun.

Stichwort : NS-Euthanasie

Da wirkt vieles nach , leider auf der verkehrten Seite.

:|

Verfasst: 17.11.2010, 13:22
von Kathrine
Jetzte muss ich doch mal nachfragen: Lars, wolltest Du mit dem Ausdruck Sarah-Palin-Unfug "nur" provozieren oder empfindest Du das wirklich so? Mal abgesehen davon, dass politische Debatten auch immer etwas mit Profilierung zu tun haben, halte ich das Thema durchaus für diskussionswürdig. Als rechtspopulistisch empfinde ich die Debatte jedenfalls nicht.

Verfasst: 17.11.2010, 13:43
von runesfar
Kathrine - bin zwar nicht Lars. (Habe aber auch die Debatte gesehen).

Wenn Lars eine Parallel zur Sarah Palin stellt ist das hier sehr angebracht. Gestern wurde an die CDU kongress von der Wille des Schöpfers gesprochen (Falls es ein solche Gestalt gibt, würde Ich sagen das es Gotteslästerung ist, wenn Menschen glauben, das wir seine Gedanken lesen kann).

Aber das ist genau die Rethorik von Sarah Palin, wenn sie mit Trish an der Bühne geht. (Als ob Downies die einzige Krankheit ist, die durch PID verhindert werden kann - es gibt andre und viel, viel schlimmere).

Verfasst: 17.11.2010, 14:33
von Kathrine
runesfar, dass einge Mitglieder der CDU die Debatte nutzen, um sich besonders christlich darzustellen, bestreite ich nicht. Mir geht es aber darum, dass die Debatte an sich berechtigt ist, egal, ob man einen christlichen Hintergrund hat oder nicht. Es bleibt in meinen Augen ein ethisches Dilemma.

Verfasst: 17.11.2010, 14:54
von galaxina
Es wird in der Petrischale gesundes Leben ausgewählt, um vorhersehbares Leid abzuwenden. Das ist nicht unchristlich, sondern barmherzig.

Verfasst: 17.11.2010, 15:08
von Kathrine
Wow! Haben wir hier wirklich eines der wenigen Themen erwischt, bei dem es nur Schwarz und Weiß und nicht ein winziges Fitzelchen Grau gibt?! Faszinierend ... :roll:

Verfasst: 17.11.2010, 20:07
von Lars J. Helbo
Wir haben vor allem ein Thema, wo es ein deutlicher DK-DE Unterschied gibt. Ich denke besonders an die Rede von Julia Klöckner auf dem Parteitag.
“Wenn Leben ein Geschenk Gottes ist, dann ist dieses Geschenk nicht unter Bedingungen gegeben. Dann dürfen wir dieses Geschenk nicht neu packen.“ Sie ergänzte: “Entweder ist Wert und Würde von Anfang an da oder eben nicht.“
Aus DK Sicht ist dies nicht von dem Gerschwafel Sarah Palins zu unterscheiden. Und KEIN Politiker eines Volksparteis in DK würde jemals so etwas sagen. Es geht ja um Medizin d.H. Wissenschaft. Da wird man in DK niemals mit Gott kommen. Gott und Glaube sind privat. Sie gehören nicht in die Öffentlichkeit und daher auch nicht in eine politische Debatte über Gesundheitsthemen.

Wenn ein Politiker in DK so reden würde, dann wäre es aus mit der Karriere, weil 95% diesen Politiker für beklopt halten würden.

Verfasst: 17.11.2010, 20:42
von Landpostbud3220
@Lars,
wie sieht es denn mit der "Würde" in DK aus wenn man mal schwer Krank ist ?? Darf man da sagen : "bis hierhin und nicht weiter" und über das ableben selbst entscheiden ???? also aktive sterbehilfe in schweren fällen.

Verfasst: 17.11.2010, 20:43
von Kathrine
O.K., Lars - Dein erstes Anliegen habe ich jetzt verstanden: es gibt da einen deutlichen Unterschied zwischen DK und DE. Das "Geschenk Gottes" ist etwas, was ich für mich persönlich nicht so sehe und formulieren würde, aber wenn sie es so ausdrücken will, soll sie es so ausdrücken. Ich halte sie deshalb nicht für bekloppt. (Sondern nur für eine ungeschickte Rednerin, die sich auf dünnes Eis begibt, aber das ist eine andere Diskussion.)

Es wundert mich allerdings, dass Du die Frage als "medizinisch" (und damit wissenschaftlich zu beantworten) kategorisiert. Ich halte es für eine rein ethische Frage. Was die Medizin "kann", ist ja geklärt.

Verfasst: 17.11.2010, 20:51
von Lars J. Helbo
@Landpostbud3220
Lov om Patienters Retsstilling:
§ 16. En uafvendeligt døende patient kan afvise behandling, der kun kan udskyde dødens indtræden.

Stk. 2. Såfremt en uafvendeligt døende patient ikke længere er i stand til at udøve sin selvbestemmelsesret, kan en sundhedsperson undlade at påbegynde eller fortsætte en livsforlængende behandling, jf. § 17, stk. 3.

Stk. 3. En uafvendeligt døende patient kan modtage de smertestillende, beroligende eller lignende midler, som er nødvendige for at lindre patientens tilstand, selv om dette kan medføre fremskyndelse af dødstidspunktet.
@Kathrine
Das war mein einziges Anliegen :wink:

Ich sage weder noch richtig noch falsch ist - ich sage nur, dass diese Debatte in dänischen Augen sehr, sehr befremdlich ist.