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Frage zu deutsch-dänischem Verhältnis (ehrliche Meinung!)

Verfasst: 22.04.2011, 11:31
von Raphael
Hallo zusammen,

ich bin neu hier in diesem Forum und habe eine Frage hauptsächlich an diejenigen, die im nördlichen Schleswig-Holstein leben, also so im Bereich Husum/Niebüll/Flensburg.

Wie beurteilt Ihr das Verhältnis dort zwischen Deutschen und Dänen?

Es ist ja leider so, daß wir Deutsche eigentlich nirgendwo so wirklich beliebt sind, jedenfalls ist das meine Beobachtung. Hinzu kommt, daß grenznaher Austausch von Menschen auch oft problembehaftet ist. Vor ein paar Jahren hatte ich in Eupen in Ostbelgien zu tun. Dort mochte man die Deutschen nicht, im nahen Aachen hat man auf die Belgier geschimpft.

Jetzt lebe ich im Saarland, hier sind die Franzosen verhaßt und umgekehrt können uns die Franzosen auch nicht leiden, und trotzdem belagern sie hier die Straßen und Supermärkte. Die saarländische Wirtschaft freut's, die Saarländer aber kotzen.
Offizielle Stellen sprechen zwar immer von einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Deutschen und Franzosen, die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus.

Mich zieht es langfristig in den Norden, ich würde gerne irgendwann nach SH gehen und dort bleiben. Daher die Frage an diejenigen, die den grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Deutschen und Dänen kennen:

Wie ist es dort "oben"? Kommt Ihr miteinander aus, oder haßt Ihr Euch?

Klar, sowas ist individuell verschieden, aber mit der Zeit spürt man ja, ob man akzeptiert oder gemieden wird bzw. die anderen akzeptiert oder ihnen aus dem Weg geht.

Danke für Eure Eindrücke!

Verfasst: 22.04.2011, 11:57
von opa06
Klar das ich als Baden-Württemberger keine Auskunft zu SH geben kann .

Aber muß man im Ausland oder an der Grenze gleich geliebt werden ?

Mir genügt es akzeptiert zu werden , so wie ich es mit anderen halte.

Und muß es gleich die letzte Stufe " hassen " sein ?

Es gibt doch sehr viel mehr Abstufungen zB. : willkommen sein , freundlicher Umgang , neutrales Desintresse , starke Vorbehalte usw. und alle Nuancen dazwischen .

Ansonsten eine Interessante Frage .

Grüßle Opi :D

Verfasst: 23.04.2011, 14:04
von Raphael
Nun, also wenn ich mich so durch die Themen in diesem Forum klicke, dann kommt es mir schon so vor, als sei das Verhältnis zwischen Deutschen und Dänen sehr angespannt. Wirklich freund(schaft)lich kommt es mir jedenfalls nicht vor. Ich kann es aber nicht beurteilen, weil ich nicht an der Grenze zu Dänemark lebe.

Natürlich muß es nicht gleich "hassen" sein, aber wenn Du, wie ich, an der unmittelbaren Grenze zu Frankreich leben würdest und diesem alltäglichen Franzosen-Wahnsinn ausgesetzt wärst, käme Dir dieser Begriff vielleicht auch in den Kopf. Es beruht ja auch auf Gegenseitigkeit, die Franzosen können die Deutschen genauso wenig ausstehen wie die Deutschen die Franzosen. Das ist meine Beobachtung aus mittlerweile 4 Jahren Saarland und 5 Jahren Baden.

Täuscht mich der Eindruck, den ich hier im Forum gewinnen muß? Können sich Deutsche und Dänen in Wirklichkeit doch gut riechen? Ich weiß es halt nicht, deshalb frage ich.

Verfasst: 23.04.2011, 19:04
von Berndt
Raphael schrebt:
...Daher die Frage an diejenigen, die den grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Deutschen und Dänen kennen:
Ich kann nur mit einem Beispiel beitragen, das mit dem bekannten Friedenslicht aus Bethlehem zu tun hat.
Es gibt ja Kirchen in DK mit sowohl dänischen als deutschen Pfarrern. Dänischer Gottesdienst am Vormittag und deutscher Gottesdienst am Nachmittag – oder umgekehrt.
Das Friedenslicht: Zu Weihnachten geschieht folgendes:

Deutsche Tradition: Die Flamme wird in der Geburtsgrotte Jesu Christi in Betlehem entzündet und von Vertretern der anerkannten Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände in Wien abgeholt. Nachdem das Friedenslicht mit der Friedenslichtdelegation aus Wien in Hamburg eingetroffen ist, soll es von vielen Lichtträgern mit den Zügen der Regionalbahn in ganz Schleswig-Holstein verteilt werden, um in den Gottesdiensten an die Teilnehmer weitergereicht zu werden. Das Licht wird am 4. Advent von Pfadfindern aus Schleswig-Holstein auch (z.B.) nach Sonderburg gebracht und weiter verteilt.

Dänische Tradition: Das Friedenslicht wurde vor ca. 6 Jahren über Lübeck nach Roskilde geholt. Wird inzwischen in Sct. Laurentii Kirche in Roskilde von Jahr zu Jahr aufbewahrt und jedes Jahr von dänischen Pfadfindern u.a. nach Sonderburg, Flensburg und der Stadt Schleswig gebracht,
Ich finde es wirklich ein Zeichen fehlender Zusammenarbeit oder ”starker Vorbehalte” - wie Opa06 schreibt - daß das Friedenslicht in Sct. Laurentii Kirche in Roskilde aufbewahrt wird - und jedes Jahr von dänischen Pfadfindern u.a. nach Sonderburg, Flensburg und der Stadt Schleswig gebracht wird, während deutsche Pfadfinder jedes Jahr das Friedenslicht aus Bethlehem in Neumünster holen, um es u.a. nach Flensburg und Sonderburg weiterzubringen, besonders wenn man bedenkt, daß 2 Kirchen in Sonderburg von sowohl dänischen als deutschen Pfarrern bedient werden.
Nach meiner Meinung sehr merkwürdig. Die deutschen Pfarrer in Sonderburg empfangen die deutschen Pfadfinder(innen) aud Schleswig-Holstein – und die dänischen Pfarrer in Sonderburg (= die selben 2 Kirchen) empfangen die dänischen Pfadfinder(innen), die das Friedenslicht aus Roskilde zu den selben Kirchen mitbringen.
Wo bleibt die Zusammenarbeit der beiden Bevölkerungen - das dänische Motto heißt ein Licht für Gemeinschaft, für Verständnis, für Frieden, Freundschaft und Toleranz. - Ist aber schwer zu entdecken :roll:

Verfasst: 24.04.2011, 11:06
von opa06
Nun Raphael ,

ich habe einige Jahre im Elsass gearbeitet und kann bestätigen , daß uns die Franzosen nicht lieben . ( warum auch )
Große Sprachprobleme , eine jahrhunderte alte anderst geartete Kultur und nicht zu letzt mehre ( unnötige ) Kriege machen ein zusammenkommen auch nicht leichter .
Dennoch meine Erfahrung : einerseits halten die Franzosen uns für unkultivierter als sich selbst , andererseits bewundern sie unsere Effiktivität .
Die Vorbehalte auf beiden Seiten kommen aus Unwissen und der Angst vor allem Fremden. Was zwangsweise zu Mißverständnissen führt .

Es ist sicher schade daß es sich noch nicht normalisiert hat , aber wir denken immer nur in unseren Zeiträumen , und diese sind nun mal zu kurz .
Ändern können nur wir selbst etwas , das heißt mit gutem Beispiel vorangehen .

Grüßle Opi :D

Verfasst: 25.04.2011, 17:48
von Raphael
Es geht mir ja hier nicht um Deutsche und Franzosen, sondern um Deutsche und Dänen. Und da hatte ich bislang die Vermutung bzw. Hoffnung, Deutsche und Dänen würden sich besser verstehen - im wahrsten Sinne des Wortes.

Nun habe ich mich hier durchs Forum geklickt und wundere mich doch schon sehr, wie teilweise recht abfällig über die Dänen hergezogen wird. Es mag sein, daß die hier geübte Kritik ihre Berechtigung hat (wie gesagt: ginge es hier nicht um Dänen sondern um Franzosen, könnte ich die Abneigung absolut nachvollziehen).

Vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der an der Grenze zu Dänemark wohnt und ein bißchen davon erzählen kann, wie "der kleine Mann auf der Straße" das Verhältnis zwischen beiden einschätzt.

Verfasst: 25.04.2011, 18:27
von Berndt
Raphael schrieb u.a.:
mit der Zeit spürt man ja, ob man akzeptiert oder gemieden wird bzw. die anderen akzeptiert oder ihnen aus dem Weg geht.
Das war ja eben, was ich mit meinem obigen Bericht erklären wollte. Dänische und deutsche Pfarrer von den selben 2 Kirchen, die nichts Gemeinsames veranstalten können/wollen und Pfadfinder der beiden Nationen, die nicht mal in der Adventszeit zusammenarbeiten können/wollen.
Ich bin Däne und weil ich es sehr entmutigend fand, habe ich es eingehend untersucht, allerdings ohne eine klare Antwort zu bekommen.

Verfasst: 25.04.2011, 18:53
von geloescht16
Moin Moin,
ist es nicht wie überall im Leben. Menschen bringen gemeinsam etwas
zustande und kommen sich sich dadurch auch über Grenzen hinweg näher.

Wenn ich mir das Feuerwehrprojekt im Bereich von Flensburg anschaue
ist es mir um das deutsch-dänische Verhältnis nicht bange.

http://www.erlebe-flensburg.de/article:3292

Hilsen
LilleSael

Verfasst: 26.04.2011, 10:26
von opa06
Hej ,

lassen wir mal die typisch deutsche Romantik weg . ( heile Welt-Komplex )
Ausland hieß über Jahrhunderte hinweg " Feindesland " .
Sprache , Kultur und Interessen ( politisch , finanziell zB. Handel ), waren und sind Trennpunkte . Wieso sollte sich das in 60 Jahren ändern ?

Wieso sollte ich einen Dänen , Franzosen usw. lieben ?, und wieso diese mich ? Freuen wir uns daß wir uns heute weitgehend vertragen , akzeptieren , und immer mehr zusammen arbeiten . Das ist mehr als sich unsere Vorfahren je erträumten .

Es gab Zeiten da haben sich Preußen und Bayern zB. nicht vertragen.
Liebe ich einen Deutschen nur weil er Deutscher ist ?

Darum mehr chinesische Gelassenheit .

Sieht man von Berndt löblicher weise ab , so vermiße ich die :wink: durchgeistigten Beiträge unserer Forums-Dänen . zB. von Lars , Runesfar und anderer .

Grüßle an die die mich lieben , und weil das so wenige sind auch an den Rest . :wink: :D