Hej Tara,
grundsätzlich kann man Deine Frage mit "ja" beantworten.
Allerdings gibt es immer 2 Seiten der Medaille
ja, wenn frau schwanger ist, schlagen die meisten Arbeitgeber nicht die Hände über dem Kopf zusammen und denken als erstes: die kann doch nie wieder arbeiten - so wie es gern in D gemacht wird. Bzw wird eine Mama, die in ihren Job zurückkeht, nicht mit miesen Methoden aus dem Arbeitsmarkt gemobbt, wie viel geschieht in D.
Und ja, wenn man Kinder hat, ist es kein Problem, rechtzeitig zu gehen, um die Zwerge aus Krippe / KiGa / Schule abzuholen - man wird nicht schief angeguckt oder mit dummen Kommentaren begleitet, a la: "ach, schon Feierabend?"
Es gibt hier idR nicht das klassische Wettsitzen, wer ab 18h als erstes heim geht hat verloren.
Auch die Papas sind meist spätestens zum Abendessen daheim und sehen ihre Kinder wochentags tagsüber (während viele Papas in D ihre Kinder gerade mal am WE zu Gesicht bekommen)
Auch beteiligen sich die Papa's sehr, was abliefern und/oder abholen angeht
Ja, man hat Platzgarantie - die Zwerge werden betreut!
Garantiete Betreuung garantiert aber noch lange nicht, dass sie auch gut ist. Man bekommt nicht immer Platz in seiner Wunschinstitution - und muss ihn meist annehmen, weil man zurück in den Job MUSS, und es sich nicht leisten kann, die 3 monatige Sperre, die man bekommt, wenn man den Platz ablehnt, daheim bleibt,
Gerade in Kopenhagen trifft es einige Familien, dass sie keinen Platz in der Nähe bekommen, sondern erst mal ans andere Ende der Stadt pendeln müssen, um ihre Zwerge abzuliefern.
Dann gewöhnt man seinen Schatz erst in eine Institution ein, und wenn man Glück hat, wird nach 6 Monaten ein Platz in der Wunschinstitution frei (sofern man auf der Warteliste stehen bleiben darf), und die Eingewöhnung geht von vorne los. Und weil dann nicht mehr viel Zeit ist, sind es diese HauRuckEingewöhnungen, wo die Kleinen beim Abliefern erst mal ein Heulkonzert hinlegen.
Immerhin gibts für die Geschwister meist eine Platzgarantie in der gleichen Institution - auch da gibt es aber Ausnahmen und es gibt Familien, die 2 Kinder an 2 verschiedenen Stadtenden abzuliefern und abzuholen haben - was meist eine logistische Herausforderung darstellt, vor allem wenn man die Öffnungszeiten der Institution einhalten muss, gewisse Fahrtzeiten hat und dazu noch 8 Stunden arbeiten muss.
Viele Arbeitgeber bieten an, dass man von daheim arbeiten kann - sofern es der Job erlaubt. Und viele Eltern arbeiten dann abends, wenn die Zwerge schlafen.
Und ja, Mama geht wieder arbeiten, kann auch ihre Arbeitszeit reduzieren, um Familie & Arbeit unter einen Hut zu bekommen!
So schön, so gut.
und die andere Seite?
Den meisten Familien ist es unmöglich, zu wählen, dass Mama/Papa daheim bleibt, da es finanziell einfach nicht machbar ist - auch können nicht alle Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit reduzieren. Gesellschaftlich ist die "Hausfrau" auch nicht im hohen Kurs, würde ich mal behaupten.
Und mit Vollzeitjob dreht sich das Hamsterrad!
Die Kinder sieht man dann auch nur in Verbindung mit dem hektischen Morgen: schnell anziehen, frühstücken, abliefern - die Eltern gehen zur Arbeit. Sein Pensum schaffen, rechtzeitig los kommen, die Zwerge holen, nach Hause, essen machen, bettfertig machen, gute Nacht.
Wo da nun wirklich Qualitätszeit bleibt, hab ich zB noch nicht herausgefunden.
Arbeitszeitreduzierungen resultieren meist in weniger Geld, bei gleichbleibenden Aufgaben ...
Ich rätsele aber immer noch: wie machen die meisten dänischen Familien das

:
Morgens um 8 ist meine Kleine die 1. in der Krippe, und nachmittags um 4 sind meine Zwerge eher mit die letzten. Wie machen das die anderen Familien?
Viele Mamis sind dann doch auf 30 Stunden, viele arbeiten wirklich sehr viel am Abend, wenn die Zwerge im Bett sind, und auch am Wochenende auch vor allem die selbstständigen ...
Problematisch an der ganzen Sache ist: es ist meist die Mutter, die ihre Arbeitszeit reduziert - damit aber auch ihre Altersabsicherung verringert (viele Arbeitgeber haben eine private Pensionsversicherung, wo bei reduziertem Gehalt auch reduzierte Einzahlungen erfolgen) - auch bei der Elternzeit geht v.a. der Frau die Altersvorsorge verloren.
Gut, alles meiner Meinung dennoch viel besser gelöst als in Deutschland.
Und hier stellt sich die irre Diskussion der harten Muttifronten erst gar nicht: arbeitende Mamafront gegen Hausfrauenfront, von wegen, wie kann man sein Kind in die Krippe / in den KiGa geben, es gehört doch an den Rockzipfel und so weiter...
Was mir in beiden Ländern fehlt: die Wahl!
Die Wahl mit gutem Gewissen arbeiten zu gehen, trotz Kindern
Die Wahl mit gutem Gewissen zu Hause zu bleiben, mit den Kindern
oder eine Lösung dazwischen.
Je nachdem, womit sich eine Familie individuell am besten fühlt.
Und eine Sicherung zu haben, dass je nachdem was man wählt, nicht der finanzielle Ruin droht.
Und vor allem die gesellschaftliche Akzeptanz, dass man seine Wahl getroffen hat und es so ok ist.