Hej Evi!
Da reißt Du ein spannendes Thema an, das ich hier gar nicht mal so richtig plaziert finde --- aber es berührt uns mit 2 schulpflichtigen Kindern (am oberen Ende des Klasseniveaus!!) natürlich täglich auf´s neue.
Stimmt, dem deutschen Leistungsdruck, wie ich es bei Bekannten und Freunden erlebe oder erlebt habe, möchte ich meine Kinder auch nicht aussetzen - von daher ist das dänische System sehr gut.
Andererseits leiden wir genau unter dem, was Du angeschnitten hast: die guten Schüler kommen immer zu kurz --- und ich habe bislang noch von kaum jemandem gehört, der das anders erlebt.
Wir haben JETZT, wo Tochter in der 6 Klasse ist, endlich eine Lehrerin, die möchte, daß die Tochter mehr leistet und die kein Kind daran hindert, mehr zu tun als vorgegeben --- aber die war vorher auch auf einer Internationalen Schule und ist niveau-orientierten Unterricht gewöhnt und auch, daß Kinder (verschiedener ´Nationalitäten) mehr "anders" sind als dänische Kinder ansonsten!!!
Sie führt Tochters selbstgewähltes gute Mittelmaß u.a. AUCH darauf zurück, daß Tochter sich nicht noch mehr unterscheiden möchte von den anderen ...
Endlich also jemand, der a) dies bemerkt und b) nicht unterstützen möchte, sondern durchaus mit "Anderssein" umgehen kann! keine Selbstverständlichkeit in DK! (Und auch dies kann unterschwellig zu manchen Irritationen beitragen, wenn man her lebt... nicht nur im Schulleben eben!!)
Denn überall gilt leider unterschwellig immer noch das Jantelov: Nur nicht auffallen, nur nicht anders sein, nur nicht glauben, man sei wer!
Bislang also haben wir aus den verschiedensten Gründen, aber mit demselben tristen Resultat Lehrer kennengelernt, die gute Schüler aufatmend zur Kenntnis nehmen (keine Probleme), sich dann aber umso eifriger um die schwachen Schüler kümmern.
Und wenn ich schwache Schüler sage, meine ich schwache, denn bis zur 10. Klasse sitzen sie alle im selben Boot, erst dann wird eben nach weiterführenden Schulen getrennt - und das ist eine lange Zeit, in der ein guter Schüler immer auf dem Niveau des unteren gemeinsamen Nenners bleibt und ein schwacher Schüler oft dennoch in manchen Fächern den anderen hinterherhinkt, statt auch mal ein Erfolgserlebnis zu erleben.
Nein, ich bin schon sehr kritisch und auch unzufriden mit vielem am dänischen System, nicht nur im Hinblick auf die guten Schüler, aber eben auch!
Darüber könnte ich abendfüllend diskutieren - tue dies auch oft mit den Müttern und Vätern der Umgebung (nicht nur mit Kindern an UNSERER Schule) und denke, es ist machbar, gute Schüler bei der Stange zu halten - aber das kommt nicht nur auf die Schule an, Evi - ich merke,daß es im weiten Umkreis offenbar keine Lehrer gibt, die dem gerecht werden --- es sei denn diese eine, Begründung s.o.
Es erfordert auf jeden Fall viel privaten Einsatz, will man sein Kind weiterfördern - und das geht in den meisten dänischen Familien ja auch schlechter, wenn beide Eltern berufstätig sind.
Grundsätzlich kann ich wohl auch sagen, daß dänische Kinder lernen, im Team zu arbeiten, es gibt so gut wie keinen Wettkampf oder Konkurrenz(ist nicht gern gesehen) und Leistungsdruck, lange Zeit keine Noten und zunächst auch wenig Hausaufgaben.
Es gibt öffentliche (kommunale) Schulen und private (die sich wesentlich von unseren dt. Privatschulen unterscheiden im Konzept) und freie Schulwahl über die Kommunegrenze hinaus.
Es gibt Lehrmittelfreiheit, Nachmittagsbetreuung (bis zur 3. oder 4. Klasse) und (relativ) kleine Klassen, in denen die Lehrer sehr gut über den Stand der Schüler Bescheid wissen.
Alles hat wie alles, was Ihr hier lesen und hören werdet, Vor- und Nachteile - und was der eine als gut empfindet, ist für den anderen das rote Tuch,

-- das ist immer von der persönlichen Ausgangsposition abhängig und deshalb nie direkt zu übertragen.
Viel Lesespaß - nehmt Euch wirklich mal die Forumsbeiträge vor - da steht schon viel Hintergrund drin und nicht nur dürres Faktenwissen - Ursel, DK