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Ironie?
Verfasst: 10.02.2006, 05:22
von Wahrheit
Hallo allerseits,
ich bin zufällig auf euer Forum gestoßen und habe mir so einiges hier durchgelesen. Konnte es nicht mehr lassen, meine Meinung abzugeben.
Ich finde es echt schade, wie manche hier so denken. Man sieht wiedermal wie Menschen sich ein Urteil über jemanden oder etwas bilden, obwohl sie die Hintergründe nicht wissen!
Wie können hier manche über den Islam sprechen , obwohl sie nicht mal annährend was vom Islam gelesen haben. Scheren mal wieder alle Muslime über einen Kamm(von wegen alle wären Terroristen etc.). Informiert euch doch intensiv über den Islam, bevor so einige hier ihren Senf abgeben.
Ich finde es seltsam, dass man kein Verständnis dafür hat, dass Muslime über diese Karikaturen entsetzt sind, weil man sich weder ein Bild noch eine Stimme von dem größten Vorbild der Zeiten, dem Propheten Mohammad- Allah Friede und Gruß auf ihn- machen darf, aber selbst einen "Idioten, der bei ebay dänische Flaggen mit Feuerzeug verkauft" so ein riesen Aufstand macht. Also wenn das mal keine Ironie ist.
Ich ver- und urteile niemanden, bevor ich ihn nicht kenne, denn für fast alles und jeden gibt es Gründe. Denn jeder Mensch, ob schwarz oder weiß, klein oder groß, dick oder dünn, dumm oder klug, hässlich oder schön, ist eine Erschaffung Allahs dem Erhabenen. Aber ich kann es nicht nachvollziehen, dass man über etwas spricht, wenn man keine Ahnung hat. Wie soll ein Arzt praktizieren, wenn er nicht vorher studiert hat? Ist das Bild des Puzzles ein Bild oder ein Puzzle, wenn man alle einzelnen Teile zusammenfügt hat?
Ich hab gelesen, das man kaum was im deutschen TV darüber sieht, nee stattdessen ist es wichtiger, was Paris Hilton so macht oder wie Britney Spears mit ihrem Kind im Auto fährt. Ja solche Dinge muss man doch wissen!!! Was wäre denn passiert, wenn man sich einfach entschuldigt hätte? Ist es denn wirklich so schwierig sich zu entschuldigen? Oder ist Presse- und Meinungsfreiheit , eine Entschuldigung?
Ich möchte gerne noch wissen: es wird von Meinungs- und Presse- und Religionsfreiheit gesprochen. Nur wo ist die Religionsfreiheit, wenn man ein Kopftuchverbot während Schul- / Arbeitszeiten ausspricht?
Ich höre viel, die Ausländer leben hier bei uns, also sollen sie sich anpassen? Wie sieht es denn so aus, wenn man sich anpasst? Wo ist denn die so genannte Toleranz von der oft gesprochen wird? Was stört denn so an einem Kopftuch? Wie kann man es einen so recht machen? Oder wird man wieder aufgrund seines Äußeren beurteilt? Wird denn eine Frau, die eng und aufreizend gekleidet ist, während sie die Blicke der Männer auf sich zieht, gleich als Schlampe betitelt
In diesem Sinne.....
Mfg
Verfasst: 10.02.2006, 07:49
von Meeko
Hej Wahrheit,
die Wahl Deines Nicknames soll sicherlich provozieren, denn ein Absolutanspruch für Wahrheit gibt es nach meiner Vorstellung nicht.
Ich stimme Dir zu, daß es nicht den Islam gibt, so wie jedes Individium eine Persönlichkeit hat oder haben sollte. Während meines Studiums Anfang der 80er Jahre bin ich etliche Male mit Studenten aus islamischen Ländern zusammengetroffen; auch mit Flüchtlingen.
Selbstverständlich bedeuten diese Zusammenkünfte nicht, daß ich in irgendeiner Hinsicht Kenntnisse von Religionen habe, muß ich auch nicht, denn hier in D gilt das Grundgesetz.
Die Diskussion des von Dir aufgeführten Streits um das Tragen eines Kopftuches halte ich für angebracht, und zwar in dem Fall, wenn eine Lehrkraft ein religiöses Symbol trägt.
Als Ungläubiger in D fühle ich, daß unser Grundgesetz gerade von dieser Religion (Islam) nicht beachtet wird. Alleine im Bundesland Baden-Würtemberg gab es z.B in 2005 ca. 200 Zwangsehen.
In Moscheen, wohlgemerkt in D, aufgenommene Videos von Haßpredigen sind auch Teil des Islams.
Ich vertrete die Auffassung, daß alle Menschen, egal ob Sie einer Religion angehören oder falls ja, welcher Religion sie zugehören, bei Nichtbeachtung unseres Grundgesetzes unser Land zu verlassen haben.
Ich bin froh und glücklich in einem freien demokratischen Land leben zu können, in dem Staat und Religion getrennt sind, mit dem Bundesverfassungsgericht als höchste juristische Instanz.
Nach meiner Auffasung haben sich religiöse Anschauungen und Regeln, die unserem Grundgesetz zuwiderhandeln, diesem unterzuordnen.
Während das Grundgesetzt für jeden Bürger dieses Staates zwingend verbindlich ist, besteht beim Fernsehen immer die Möglichkeit ab-, umzuschalten oder auf jegliches Fernsehen zu verzichten.
Jeder hat eben die Wahl, auch die Wahl der Information.
Bzgl. des sogenannten Karikaturenstreits muß ich fragen, wer sich entschuldigen soll ?
Zu dieser Thematik wurden bereits unzählige Beiträge geschrieben.
Aus meiner Erfahrung als Exportleiter, der in fast allen Teilen der Welt Produkte verkauft hat, sind etwaige politische und / oder kulturelle Konflikte für Geschäfte nicht förderlich.
Aus dieser Sicht war die Veröffentlichung der 12 Karikaturen für die Außenwirtschaft Dänemarks nicht förderlich.
Allerdings gilt nun einmal auch in DK die Pressefreiheit und in DK selbst nun einmal dänische Gesetze und keine anderen.
Folglich besteht dann nur die Möglichkeit, ordentliche Gericht in diesem Staat anzurufen und gegen die Veröffentlichung zu klagen.
Inwieweit die Vorgehensweise von der Regierung in den letzten Monat zu dieser Thematik klug gewesen ist oder nicht, ist jetzt sowieso überflüssig zu diskutieren.
Gruß
Meeko
Verfasst: 10.02.2006, 08:51
von erben_001
Super Meeko - unterschreib!
Warum wird nur immer Toleranz (für die ich absolut stehe!) ausschließlich von der sogenannten westlichen Welt gefordert? Ich empfinde das Kopftuchverbot auch als eine Schande und einen Gipfel der Intoleranz, aber liebe(r) "Wahrheit" verrätst Du mir in diesem Zusammenhang mal warum das tragen von christlichen Symbolen wie kleinen Kreuzen als Kettenanhänger selbst im gemäßigten Ägypten verboten ist? Was bitte würde passieren wenn wir Moscheen anzünden würden, nur weil in irgendeinem arabischen Sender jemand "Jesus" beleidigt?
Letztendlich reiben sich die Extremisten die Hände und gröhlen mit erhobenen Zeigefinger: "Ich habe es doch schon immer gewusst"". Zu spüren bekommen den Zorn unschuldige Muslime in Europa und unschuldige Europäer in den islamischen Ländern!
Verfasst: 10.02.2006, 09:31
von brave
Ich oute mich..ich bin sehr Laie was den Islam angeht!Aber es wurde sich doch entschuldigt?Oder überlas ich da was?Und noch etwas....
also...nur Botschaften anzuzünden,Menschenleben zu riskieren....wegen Karrikaturen....sorry......das übersteigt mein jegliches Denken!
Jeder hat sein Recht auf Religion,keine Frage....aber sie mit Menschenleben einzuforden,hat für mich nichts mit Glauben zu tun......
Verfasst: 10.02.2006, 09:32
von reimund1012
Hej Wahrheit,
obwohl ich glaube Deinen Schreibstil hier irgendwo im Forum schon einmal gelesen zu haben, gebe ich doch nochmals meinen Senf dazu.
Eigentlich wollte ich mich ja aus allen weiteren Diskussionen über Karikaturen, Mohammed und alles was damit zusammenhängt heraushalten, weil es eh nichts einbringt und den Botschaftsverbrennern diese Seite vollkommen egal ist.
Ich stimme Meeko vollkommen zu, wenn er sagt das alle Migranten denen unsere freiheitliche Weltanschauung in der EU nicht in den Kram passt, bitteschön nach Hause fahren sollen, wo sie angeblich so leben dürfen wie sie das doch so sehr wünschen.
Wer hier leben möchte der kann tun, lassen und glauben was er möchte, solange er das als seine Privatsache ansieht und nicht gegen unsere Gesetze verstößt.
Das ist die Freiheit die wir Europäer uns im Jahrhunderten von unseren ehemaligen Herrschern erkämpft haben, und deshalb ist uns die freiheitliche Demokratie mindestens genausoviel wert wie dem Muslim sein Koran.
Wer Toleranz erwartet, der muss selber tolerant sein.
Und was das schale Beispiel mit dem (angeblichen, weil in D noch längst nicht überall geltenden) Kopftuchverbot angeht, so geht es den Klägerinen doch gar nicht um das Tragen des Kopftuches an sich, sondern darum ihr "Anderssein" zu unterstreichen und den jungen Muslimen zu demonstrieren das man als Anhänger Mohammeds auch im Westen einen "Sonderstatus" erwarten darf.
Hilsen
Reimund
Verfasst: 10.02.2006, 10:25
von Martin Hofer
@Wahrheit: Willkommen im Forum!
Zur Kopftuch-Sache: Dein Vergleich hinkt etwas. Kopftücher auf der Straße sind ja nicht verboten. Und eine aufreizend gekleidete Lehrerin würde sicher ebenfalls aufgefordert, sich angemessener zu kleiden. Eher zu vergleichen wäre die bekopftuchte Lehrerin mit ihrer Kollegin, die ein Kreuz an der Kette trägt. Warum darf die eine mit einem religiösen Symbol unterrichten, die andere nicht? (Ich weiss, dass das Kopftuch eigentlich kein religiöses Symbol ist, aber der Streit darum ist entbrannt, weil es als solches empfunden wird.)
Die Anwort wird Dir nicht gefallen: Beim Christentum (d.h. Katholiken und Protestanten) wissen wir halbwegs, woran wir sind -- beim Islam nicht.
Wenn ihr Gleichberechtigung wollt, müsst Ihr noch eine Menge Aufklärungsarbeit leisten. Und dazu müsst Ihr Euch erst einmal so weit einigen, dass wir einen Gesprächspartner haben, der auch wirklich einen signifikanten Anteil der Muslime in Deutschland repräsentiert. Wenn Ihr beispielsweise wie die christlichen Kirchen flächendeckend an den Schulen Religion unterrichten wollt, braucht es auch eine ähnliche Zusammenarbeit in Sachen Lehrerausbildung und Lehrplan. Mit wem soll ein Kultusminister sich denn hinsetzen, um solche Absprachen zu treffen? Natürlich gibt es solche Organe, in denen moderate Muslime zusammengeschlossen sind, und mit denen der Staat liebend gerne zusammenarbeiten würde -- aber einen wie großen Prozentsatz der Muslime vertreten sie denn? Im Vergleich zur katholischen Kirche und zur EKD, die einen Großteil der Christen repräsentieren?
Das ist, tut mir leid, eine Bringschuld der Moslems, bevor sinnvoll über eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit geredet werden kann. Und bevor Ihr erwarten könnt, dass die "einfachen Leute" akzeptieren, dass ein Kopftuch vielleicht nicht zwangsläufig auf eine radikale Haltung hindeuten muss.
Der Islam ist in Deutschland nicht vergleichbar mit den beiden großen Kirchen. Seine Situation ist eher vergleichbar mit der der vielen evangelischen Freikirchen (also denen, die nicht zur EKD gehören). Sie genießen nämlich auch keine besonderen Privilegien und würden, wenn sie mit Symbolen ihrer spezifischen Kirchenzugehörigkeit an einer öffentlichen Schule unterrichten wollten, sicher ebenfalls auf Widerstand stoßen.
-- Martin
Verfasst: 10.02.2006, 10:52
von Lars J. Helbo
Als Ergänzung zu Martins Beitrag.
Die Imame in DK, die diesen Tour des Mitleren Ostens veranstaltet haben, behaupteten am Anfang, sie würden dabei 200.000 Muslimen in DK vertreten. Irgendwann haben die Zeitungen die Sache etwas genauer untersucht und kamen dabei zu dem Ergebnis, daß diese Imame höchstens 15.000 Muslime in DK vertreten. Der Imam Abu Laban konnte darin allerdings kein problemm sehen, nach seiner Ansicht waren die genannten 200.000 dann eben "die Wahrheit plus MwSt."
Es scheint hier auch so, als ob es bei der ganze Sache auch um ein Machtkampf unter den verschiedenen Imamen geht. Eine ganze Reihe von Imamen sind in den letzten Wochen in Erscheinung getreten und haben jeder für sich behauptet der offizielle Vertreter/Sprecher für die Islamische Glaubensgemeinde zu sein. Niemanden weis aber so recht, wer die verschiedene Vertreter nun wirklich vertreten, oder ob sie nur versuchen ein Auftrit im Fernsehen gemeinsam mit einen Minister zu bekommen, um dadurch ihre Stellung innerhalb der Glaubensgemeinde zu stärken.
Verfasst: 10.02.2006, 12:54
von Tatzelwurm__1
Hej Wahrheit,
vielleicht weißt du nicht, dass bei uns das Strafgesetz über der Bibel steht.
Hier ist nicht die Bibel das Gesetzbuch, kein König und auch kein Papst. Dies alles haben wir schon hinter uns.
Beispiel: Irgendwo in der Bibel steht : Aug um Aug, Zahn um Zahn.
Kein zivilisierter Christ hält sich daran, weil es laut Strafgesetzbuch verboten ist.
Und noch eins, wir wissen das der Islam im grunde eine friedfertige Religion ist, warum wissen das die Radikalen und ihre Anhänger nicht.????
Detlef
Verfasst: 10.02.2006, 13:13
von Ursel
Hej Detlef!
Kleiner Reli-Unterricht am Rande:
Gute Christen dürften sich auch nicht an dieses "Auge um Auge .." halten, denn es steht im alten Testament.
Christen berufen sich jedoch tunlichst und meistens auf das neue Testament - eben das, in dem Christi Leben und Wirken erzählt wird. (Daher der Name

)
Und Jesus Christus hat mit Vaterunser und dem Gebot "Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst" eigentlich die alten Gebote "überholt".
Schönes Wochenende und danke für einige Beiträge der letzten Zeit, die mir entweder den Tag "gerettet" haben oder mir aus dem Herzen sprachen, manchmal sogar beides

--- Ursel ,DK
Verfasst: 10.02.2006, 16:00
von Tatzelwurm__1
Hej Ursel,
ja dein Einwand stimmt schon.
Aber in Israel gilt aber doch auch das Strafgesetzbuch oder???????
Vielleicht war das Beispiel auch nicht gerade gut gewählt, aber mir viel so schnell nichts besseres ein.
Eigentlich wollte ich ja daraufhinweisen, daß wir beides können.
An den christlichen Fundamenten oder Wurzeln festhalten unter gleichzeitiger Beachtung der (nicht religösen) Gesetze.
Im Mittelalter war Hexenverbrennung Stand der kirchlichen Rechtsprechung. Das ist zum Glück lange vorbei.
Detlef
Verfasst: 10.02.2006, 16:11
von Martin Hofer
Im Mittelalter war Hexenverbrennung Stand der kirchlichen Rechtsprechung
Eine weitverbreitete, aber nichtsdestoweniger falsche Information: Die Hexenverbrannung fand deutlich später statt, nicht im Mittelalter.
Ein Kirchenrechtler hätte wohl auch an der zweiten Hälfte Deiner Aussage etwas zu verbessern, denn der Vatikan hat sich die meiste Zeit darum bemüht, diese Vorkommnisse unter Kontrolle zu bringen. Die kirchliche Rechtsprechung sollte dazu dienen, sie wenigstens dem Mob und übereifrigen lokalen Kirchenvertretern aus der Hand zu nehmen. Vor einer Weile lief dazu mal ganz erhellender Dreiteiler, auf 3Sat, glaube ich.
-- Martin
Verfasst: 10.02.2006, 16:19
von Ursel
Armer Tatzelwurm - erst die Bibel, nun Geschichte
Im Prinzip hast Du ja Recht und ich weiß auch was Du meinst.
Und Martins Erklärung zeigt ja prima, daß Mob nicht gleichbedeutend mit der ganzen Religion oder Ideologie zu setzen ist!
Allen ein schönes Wochenende - Ursel, DK
Verfasst: 10.02.2006, 16:28
von Tatzelwurm__1
Hej ihr Beiden,
jetzt habt ihr mich aber voll erwischt
Hoffentlich liest das L. nicht.
Beim nächsten Urlaub nehme ich dann ein paar Bücher mehr mit.
Detlef, der Beleuchtete
Aber ich will ja auch kein Spezialist werden.
Euren Einwand vorraussehend. Halbwissen ist auch gefährlich.
Verfasst: 11.02.2006, 19:47
von Lukas
Guten Abend,
dieser Thread ist sehr interessant und ich hoffe auf weitere sachkundige Beiträge.
Mit freundlichen Grüßen
Lukas
Verfasst: 11.02.2006, 19:56
von Tatzelwurm__1
Hej,
da ist er ja.
Und wieder voll der Opportunist.
Ich bedanke mich schon mal im Namen von L. für die Antworten.
Bin nicht mehr da, muß nach Turin. Schon zweimal Gold verpaßt.
Detlef