Wie seid ihr ausgewandert?

Fragen und Tipps: Bürokratie, dänisches Recht, usw.
Mohnbrötchen
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Wie seid ihr ausgewandert?

Beitrag von Mohnbrötchen »

Hallo ihr lieben,

ich lese schon seit einiger Zeit hier im Forum mit und habe auch einige Antworten auf div. Fragen gefunden :)

Jetzt eine Frage von mir:

Wie seid ihr ausgewandert? Von heute auf morgen Kofferpacken und weg? Geld gespart für evtl. Notfälle (sei es für den Heimweg nach D oder Notreserven in DK? Habt ihr euch erst Arbeit besorgt (durch das Arbeitsamt vor Ort?) oder eine Wohnung / Haus? Wie habt ihr euch die Wohnung / das Haus besorgt (Makler?)?

Mein Lebensgefährte und ich lernen jetzt erstmal die Sprache und dann mal gucken wie es weitergeht.
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alchilwen
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Beitrag von alchilwen »

hier bei einem dänischen bekannten 2 wochen urlaub gemacht - verliebt - nach hause gekommen und alle vor vollendete tatsachen gestellt - 3.5 monate später ausgewandert. und dies ist nun fast 2 jahre her und ich habe es noch keine sekunde bereut ;)

die ersten 3 monate habe ich noch leistungsexport erhalten (arbeitslosengeld aus der schweiz) und ansonsten, wenn man keinen job hat, muss man um die 10'000 eur auf dem bankkonto nachweisen, damit man hier bleiben darf (also nach den ersten 6 monaten) .....

wohnung war also schon vorhanden, arbeit nicht, und ist es immer noch nicht so richtig, nur kleine jobs halt. aber es reicht um gerade über wasser zu bleiben.

und erstmal die sprache lernen ist natürlich sehr gut! ....

liebe grüsse
Hendrik77
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Beitrag von Hendrik77 »

Ich war in der Altenpflege als Gesundheitspfleger tätig, aber wollte eine Veränderung wegen Unzufriedenheit am Arbeitsplatz. 2008 wurde in DK Pflegepersonal gesucht. Ich hatte dann in einer norddeutschen Tageszeitung eine Werbeanzeige gelesen von einer Firma die damit beauftragt war sicher zu stellen das die verschiedenen Regionen in DK ausreichend Pflegepersonal haben. Dann habe ich meinen unbefristeten Arbeitsvertrag gekündigt, nachdem ich einen neuen Vertrag für DK in der Tasche hatte. Nach 3 monatigem Sprachunterricht in Esbjerg mit Unterkunft im Ferienhaus (mit 3 anderen Teilnehmern) und steuerfreiem Tagegeld wurde die Sprachprüfung Modul 3.3 abgelegt. Die war notwendig um die Erlaubnis zu erlangen in DK zu arbeiten. Verpflichtend war dann mindestens 1 Jahr an dem zusammen ausgesuchten Arbeitsplatz (Krankenhaus) der Region Nordjüdland zu bleiben. Das 1. Mal mit der Whg Suche u. der dänischen Bürokratie wurden wir unterstützt z.B. Antrag auf CPR Nr oder anmelden bei Skat etc etc. Auch finanziell haben wir eine Art zinslosen Kleinkredit erhalten wegen Mietsicherheit und so.
Umzug und Suche eines ganz frei gewählten Arbeitsplatzes 09/2009 habe ich dann alleine organisiert. Arbeite heute noch im selben Krankenhaus und habe meine Entscheidung Deutschland zu verlassen bzw meinen derzeitigen Lebensmittelpunkt 250km weiter nördlich zu haben bis jetzt nicht bereut.

Med venlig hilsen
Henrik77
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Mohnbrötchen
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Beitrag von Mohnbrötchen »

Hej ihr lieben :)

Danke für eure Antworten. Das macht mir viel Mut es auch zu schaffen. Ich dachte es wäre super schwer dort "Fuß zu fassen".

Sind diese Dänischprüfungen schwer?
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Peter

Beitrag von Peter »

ich bin damals, 2004 ausgewandert weil ich wusste daß ich 2005 arbeitslos werde, habe mir in DK ein Haus gekauft und rüber. Ein halbes Jahr später dann eben arbeitslos, ruckzuck Arbeit bekommen, dauernd gewechselt um zu gucken was mir am Meisten zusagt und habe jetzt immer noch die selbe Stelle wie 2008

Bin damals mit 25.000,-€ Guthaben rüber und 2011 mit 80.000,-€ Schulden wieder zurück nach Flensburg weil ich den Schuldenberg auch irgendwann mal wieder lossein möchte :?
Mohnbrötchen
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Beitrag von Mohnbrötchen »

das mit den Schulden ist natürlich verständlich, aber kann man die nicht auch von DK aus tilgen oder wurdest Du wegen den Schulden "rausgeworfen"?
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Peter

Beitrag von Peter »

Mohnbrötchen hat geschrieben:das mit den Schulden ist natürlich verständlich, aber kann man die nicht auch von DK aus tilgen oder wurdest Du wegen den Schulden "rausgeworfen"?
Nicht rausgeworfen,
ich bin dem Rat meines Ratio und dem Ruf meines Herzens gefolgt
Chris2904
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Beitrag von Chris2904 »

Mohnbrötchen hat geschrieben:Hej ihr lieben :)

Ich dachte es wäre super schwer dort "Fuß zu fassen".

Sind diese Dänischprüfungen schwer?
Hej,

es ist leider nicht ganz so einfach wie man es aus den Beträgen eventuell rauslesen kann. Auch wir (Familie m. 3 Kindern) sind 2008 ausgwandert, wo die Sprache, die Arbeit und das Haus schon gefunden waren, sonst hätten wir es nicht gemacht.
Die Sprache ist das wichtigste. Dann würde ich im Urlaub mich umhören nach Arbeit und dänisch bei dem Vorstellungsgespräch sprechen, auch wenn es noch nicht flüssig ist. Das zeigt wenigstens dass man etwas schon kann und auch bereit ist zu sprechen. Hier sind die Dänen eher zurückhaltend wenn man mit Deutsch ankommt, auch wenn sie freundlich erscheinen im Urlaub.

Und dann ist ja das noch mit den Nachbarn und Anschluss finden an die dänische Gesellschaft. Hier muss man selbst Initiative ergreifen und auf die Dänen zugehen und sich nicht zurückhalten.

Es ist jetzt nicht mehr ganz so einfach, gerade wegen der Wirtschaftskrise, die sehr langanhaltend in dem kleinen Konigreich ist.

PS: ich habe die Dänischprüfung 3 und die Studieprøven gemacht. Beide sind wirklich zu schaffen, erst recht für Deutsche, weil sie nicht noch ein ganz anderes Sprachbild kennen lernen müssen. So zumindest mein Eindruck.
Dänemark wird die Heimat für das restliche Leben!!
Mohnbrötchen
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Beitrag von Mohnbrötchen »

im Urlaub habe ich auch überwiegend versucht mit den Dänen dänisch zu sprechen. Die fanden das alle sehr gut und haben sich auch riesig gefreut.

Ich habe in einem Buch gelesen, dass es gar nicht so einfach sein soll sich mit Dänen anzufreunden. Es gibt wohl auch bestimmte Regeln die man einhalten sollte um nicht unhöflich zu sein.

Kinder haben wir keine, wobei ich denke, dass wenn man Kinder hat man noch schneller Kontakt mit anderen Dänen bekommt und durch Kinder auch die Sprache noch besser lernen kann.
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alchilwen
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Beitrag von alchilwen »

Mohnbrötchen hat geschrieben: Ich habe in einem Buch gelesen, dass es gar nicht so einfach sein soll sich mit Dänen anzufreunden. Es gibt wohl auch bestimmte Regeln die man einhalten sollte um nicht unhöflich zu sein.
gibt es die nicht überall?

ich persönlich fand es nicht schwierig mich mit dänen anzufreunden, doch die initiative kam am anfang auf alle fälle von mir aus......


und zum thema fuss zu fassen. ich würde meinen, einfach ist es nicht und man braucht ausser den vorbereitungen eine ordentliche portion glück oder eine spezialausbildung ;) ..... aber wer nicht wagt....

ich sagte mir damals, dass ich es versuche, falls es nicht klappt, kann ich jederzeit zurückkehren und ich wusste, dass es nicht einfach werden wird. doch wie schon erwähnt, noch keine sekunde bereut :D
Mohnbrötchen
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Beitrag von Mohnbrötchen »

Was denn für eine Spezialausbildung? Ich würde auch einen Pferdestall ausmisten gehen, solange ich mich damit über Wasser halten kann und das gesundheitlich und körperlich kann :)

Hier in Deutschland arbeite ich als Sekretärin, ich denke diese gibt es in Dänemark auch satt und genug. Als Alternative könnte ich noch beim Zahnarzt arbeiten, wobei ich mir da wegen der Sprache etwas Sorgen mache.

Ich glaube man muss es einfach versuchen, wie Du schon sagtest, entweder es klappt oder eben nicht :)
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Jan_K
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Beitrag von Jan_K »

spezialausbildung = fachärzte für ausgefallene behandlungsmethoden, naturwissenschaftler/ingenieure mit gefragten und nicht alltäglichen fachkenntnissen, mechaniker, elektriker oder mechatroniker, die eine seltene und gefragte ausbildung haben, um irgendwelche ausgefallenen reparatur-, wartungs- oder montagearbeiten ausführen zu können/dürfen

gleichzeitig gibt es aber die jobs für derartige spezialisten natürlich auch nicht wie sand am meer, gibt es aber einen freien job und in ganz europa nur 20 leute, die über die benötigte qualifikation verfügen und nicht 2 jahre für teures geld eingearbeitet und weiterqualifiziert werden müssen, dann sind nebensächlichkeiten wie dänischkenntnisse in der regel zweitrangig, da es eben leichter ist, jemandem dänisch beizubringen als mal eben eine promotion in einem speziellen fachgebiet der kernphysik hinzulegen o.ä.
Peter

Beitrag von Peter »

mechaniker, elektriker oder mechatroniker, die eine seltene und gefragte ausbildung haben, um irgendwelche ausgefallenen reparatur-, wartungs- oder montagearbeiten ausführen zu können/dürfen
Wenn dieser Beruf dann nicht erstmal anerkannt werden muss !
Aber etwas anzuerkennen was es nicht gibt ! innerhalb ! der eigenen Landesgrenzen (Horizont) stellt ja eine ganz besonders große Herausforderung dar.
Weil dann würde DK ja zugeben daß es weit weit hinter dem Euro-Standard zurückliegt.
Hina
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Beitrag von Hina »

Mohnbrötchen hat geschrieben:Was denn für eine Spezialausbildung? Ich würde auch einen Pferdestall ausmisten gehen, solange ich mich damit über Wasser halten kann und das gesundheitlich und körperlich kann :)
Das machen hier billige Praktikanten, die mal einen Pferdeberuf lernen wollen. Damit kann man sich nicht über Wasser halten. Wenn Du Geld zum Überwasserhalten hier verdienen willst, musst Du schon etwas können, was nicht jeder zweite andere auch kann ;). Solche Jobs sind als erstes Weg. Offen sind spezielle Jobs mit fundiertem Fachwissen.

Ich bin 2008 ausgewandert. Einen Monat später hätte ich es vielleicht nicht mehr gemacht, denn ich bin genau mit der Finanzkrise hier angekommen ;). Ich bin meiner Familie hinterher, habe meinen Job mitgenommen (ich war selbständig und konnte von zu Hause aus arbeiten), wir haben erstmal das Haus von Tochter und Schwiegersohn, das sie verkaufen wollten, weil sie den Hof der Schwiegereltern übernommen haben, gemietet und hatten so eine Startbasis. Mein Mann hatte schon vorher einen Job gefunden, den er aber wegen der Krise und der Firmenpleite auch nur einige Monate hatte. Die Sprache zu lernen hatte ich schon in Deutschland angefangen. Jedenfalls habe ich mir dann aber nach ein paar Monaten einen Halbtagsjob im Kindergarten meiner Enkel gesucht und bin am Vormittag in die Sprachschule gegangen. Nach ein paar Monaten, nachdem alles soweit war, haben wir uns dann eine neue Wohnung gesucht. Eigentlich habe ich mich von Anfang an hier sehr wohlgefühlt. Ich kannte ja das Umfeld auch schon sehr viele Jahre aber wirklich angekommen ist man eigentlich erst, wenn man die Sprache soweit fließend beherrscht. Solange man irgendwie aufgrund der Sprachschwierigkeiten noch mit gewisser Nachsicht behandelt wird, steht man immer noch ein bisschen daneben, gehört noch nicht so ganz richtig dazu. Das ist mittlerweile alles kein Thema mehr, wir sind voll integriert, haben dänische Bekannte und mittlerweile auch richtig gute Freunde, was ja auch noch etwas anderes ist.

Aber ich muss gestehen, ab 2009 hätte ich nicht mehr den Mut zum Auswandern gehabt. Bei uns ging es auch nicht mehr ganz so leicht, wie in den Jahren davor aber in den Monaten danach, hat sich Europa und auch DK so extrem verändert, vor allem, was die Arbeitsmarktsituation und die Einstellung zu Einwanderern betrifft, was ja auch immer einen Zusammenhang hat. Um die selben Chancen, wie wir 2008 zu haben, muss man z.B. heute doch schon mit einem deutlich besseren Sprachniveau kommen, viel mehr drauf achten, dass man eine Ausbildung hat, die für die Dänen interessant ist und vor allem mindestens doppelt, wenn nicht sogar dreimal soviel Glück haben. Unmöglich ist das alles nicht aber weitaus schwieriger.

Ach ja und Geld sollte man sowieso einiges haben, sonst hat man schon Probleme, überhaupt eine Wohnung zu bekommen, von einem in den meisten Fällen notwendigen Auto ganz zu schweigen. Und Geld für eine evtl. Rückkehr, aus welchen Gründen auch immer, sollte man auch parat haben. Selbst wenn man eine Arbeit findet, bedeutet das nicht, dass man sie auch lange hat. Hier wird wesentlich schneller gefeuert, als in Deutschland und Kündigungsfristen wie in Deutschland sind auch Mangelware. Das geht hier meist innerhalb von 3 Tagen. Wenn man dann nicht gleich wieder was hat, läuft die Uhr recht schnell, bis einen die Dänen wieder rausschmeißen. Die Staatverwaltung ist da nicht sehr kulant.
"Alle Menschen haben das gleiche Recht zu denken, aber die wenigsten machen Gebrauch davon.“ Curt Goetz
Hina
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Beitrag von Hina »

Biggi hat geschrieben:Biggi, die in 12 Tagen schon 5 Jahre hier ist.
Glückwunsch, dann gibt es ja die Permanente :). Mein Mann hätte es in 4 Monaten auch geschafft und jetzt ist er arbeitslos geworden :(.
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