Rettet Christiania - Forsvar Christiania

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
stefan sponsel

Rettet Christiania - Forsvar Christiania

Beitrag von stefan sponsel »

Die dänische Regierung will eine Gesellschaft, eine komplette Nachbarschaft in Kopenhagen "normalisieren".

Christiania ist in den letzten 32 Jahren eine soziale und kulturelle Oase im Stadtzentrum Kopenhagens gewesen. Hier, in der alten Festung von Christianshavn, hatten Menschen beschlossen, eine alte Kaserne zu besetzen und errichteten eine Lebensgemeinschaft mit geteilter Produktion, Kultur, Liebe und Entwicklung.



Dieser Text handelt hauptsächlich von L 205, ein Parlaments-Beschluss der dänischen Regierung zur "Normalisierung" Christianias.



Was so besonders ist an Christiania, das ist die Idee, dass niemand über den anderen bestimmt, und dass jeder die Möglichkeit hat, Entscheidungen mit zu beeinflussen. Diese Idee wird von der dänischen Regierung als überholt betrachtet. Jetzt wollen sie das wertvolle Gebiet aufteilen und an den Höchtsbietenden verkaufen, es schlicht in ein weiteres Reichen-Ghetto verwandeln - nicht erschwinglich für alle, sondern nur die gut betuchten.



Vom Kollektiv zum Diktat des Marktes

Der L 205 Beschluss wird im Moment in der dänischen Regierung debattiert. Die Regierung rechnet mit der Durchsetzung des Beschlusses, mit Unterstützung der Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei), die Partei der extremen Rechten in Dänemark.



L 205 kann kurz in drei Phasen zusammengefasst werden. Es ist eine schlau angelegte Umwandlung von kollektiver Selbstverwaltung hin zum kulturellen Mainstream und zum Verkauf der Häuser zum kommerziellen Marktpreis.



L 205 in kleinen Schritten

- Die erste Phase beginnt am 15. Juni 2004, wenn der Entwurf vom Parlament beschlossen wird. Die Bestimmungen besagen, dass alle Christianitter bis zum 1. Januar 2005 ihr individuelles Benutzerrecht (ihre Ansprüche) beim Staat registriert haben müssen. Falls sie sich nicht registrieren lassen, verlieren sie möglicherweise ihr zu Hause.

Sollte dieser Teil realisiert werden, so würde damit Christianias grundlegende Idee der Selbstverwaltung zerstört werden, wo die Benutzerrechte auf Versammlungen vergeben werden, die offen für alle Christianitter sind.

Im Anschluss hat der Verteidigungsminister eine Frist bis zum 1. Januar 2006, die Benutzerrechte zu akzeptieren oder abzulehnen.



- Die zweite Phase beginnt am 1. Januar 2005 mit der "Legalisierung" Christianias. Christianias soziales Experiment und alternativer Lebensstil werden kontrolliert und überwacht werden.

Dies schliesst mit ein, dass Häuser abgerissen und an deren Stelle neue "normale" Gebäude errichtet werden, die allen Gesetzen und Vorschriften Dänemarks entsprechen. Dies bedeutet unter anderem, dass alle die einzigartigen Gebäude auf den Dämmen abgerissen werden.



- Die dritte Phase, beginnend am 1. Januar 2006, wird bedeuten, dass private Eigentumsrechte und der normale Immobilienmarkt in Christiania Einzug halten. Das Gebiet wird dann aufgeteilt sein, Regeln und Gebäude werden "normalisiert" worden und Christiania bereit zum Verkauf sein.

Der Staat wird den Preis festsetzen, den die Christianitter dann akzeptieren werden müssen, wenn sie ihr zu Hause behalten möchten. Christiania wird so, wie der Rest der Gesellschaft, ein Ort, wo Geld das Leben der Menschen bestimmt.

Diejenigen Häuser und Wohnungen, die für die Christianianitter zu teuer sein werden, um sie zu kaufen, werden dann öffentlich zum Marktwert angeboten. Wir werden die gleiche Entwicklung beobachten können wie bei vielen anderen Beispielen der Stadterneuerung, nämlich die Vertreibung der finanziell schwächeren.



L 205 wird Christiania "normalisieren", die Selbstverwaltung beseitigen, Menschen verteiben und unseren Freiraum sterilisieren. Christiania wird schlicht so werden wie jeder andere Stadtteil in Kopenhagen. So wie es im Moment aussieht, werden ungefähr 800 Menschen gezwungen sein, Christiania zu verlassen.



Die Wahrheit ist, dass Christiania eine wunderschöne Gegend ist - sehr attraktiv für die Unternehmer, die die Privatisierung des Grossteils der anderen attraktiven und teuren Gebiete in Kopenhagen bereits vollendet haben.



Falls L 205 durchgesetzt wird, wird Dänemark das grösste Symbol für seine Toleranz und Offenheit verlieren - und die Welt wird schlicht einen weiteren Kampf gegen die niederen menschlichen Instinkte von Habsucht und Unterdrückung verloren haben.

Die dänische Regierung setzt mit dieser Initiative ihren Angriff auf kollektive Rechte, kulturelle Initiativen und jede Form alternativen Lebensstils fort.

Christiania ist ein Symbol der Freiheit und ein lebendiges Experiment für alternative Lösungen und Ausdrucksformen. Gleichzeitig ist es ein einzigartiger Freiraum für Dänen und Menschen aus aller Welt.



Die Initiative zur Verteidigung Christianias

Ist eine sehr gemischte Gruppe von Menschen, die in Christiania leben, es oft besuchen oder einfach nur Sympathie haben. Die Initiative organisiert und koordiniert Aktionen gegen L 205. Die Aktionen basieren auf Kreativität, Kultur und Pluralismus.



Die Initiative hat offene Treffen jeden Mittwoch um 18.00 Uhr in Byens Lys ("Lichter der Stadt") in Christiania. Alle sind willkommen - mit ihren Ideen und Vorschlägen.



Oder kommt einfach nur so vorbei - mit eurer Energie und Neugier !



Wir haben eine Mailingliste, mit der wir über die neuesten Entwicklungen der Situation and geplante Aktionen & Termine informieren. Schickt eine email an info@forsvarchristiania.dk


Bitte unterschreibt unter folgendem Link zur Rettung von Christiania:
http://www.christiania.org/~befri/gl.php3
Wehr mehr wissen möchte:
http://www.forsvarchristiania.dk

Mange tak !
Zuletzt geändert von stefan sponsel am 13.07.2004, 15:17, insgesamt 1-mal geändert.
Allegra

Beitrag von Allegra »

Hallo Stefan,

danke für die Informationen! Ich wußte überhaupt nicht, daß es neue Bemühungen gibt, Christiania zu zerstören.

Auf forsvarchristiania kann ich nichts Aktuelles finden (oder ich verstehe es aufgrund meiner mangelhaften Dänischkenntnisse nicht). Hat sich inzwischen was getan? Ist L 205 verabschiedet?

Forsvar Christiania!

allegra



Bearbeitet von - allegra am 14.07.2004 14:48:10
Zuletzt geändert von Allegra am 14.07.2004, 14:03, insgesamt 1-mal geändert.
Jinjok

Beitrag von Jinjok »

Ich habe die Polizeigroßaktionen über die Webseite der TV Avisen von DR.dk gesehen. Den Drogenhandel konnte man damit offenbar immer noch nicht unterbinden. Anläßlich der Verschärfung des Drogenrechts zum 1. Juli (auch Besitz von Drogen zum Eigenkonsum wird seitdem mit einer Geldstrafe von 500 DKK geahndet) schrieb Politiken, daß Rosklide-Besucher aus Schweden und København zwar etwas länger als gewöhnlich, doch ohne echte Probleme ihren Stoff für das Festival Anfang Juli im Freistaat Christiania gekauft hätten. Die zuvor verhafteten Drogendealer sind auch bis heute in Untersuchungshaft, was für DK ungewöhnlich ist. Dem Vernehmen nach werden sie bis zum Prozeßbeginn Ende 2004 auch im Gewahrsam bleiben, da akute Fluchtgefahr besteht.

Ja Schade. Das Thema Christiania ist an sich faszinierend und man kann eine Menge über die sozialen Gefüge dieser Gemeinde für die Allgemeinheit lernen. Aber leider hat der Freistaat sein Drogenproblem nie in den Griff bekommen und so glaubt man heute immer noch, sich einen rechtsfreien Raum dafür leisten zu können. Schade weil durch die unbelehrbaren Drogenhändler das ganze Konzept des Freistaates kippen wird. Wenn erstmal die Wohnungen und Grundstücke für jedermann angeboten werden, wird sich das Publikum und damit die Grundstimmung in Christiania grundlegend wandeln.
Jinjok

PS: Die Webseite scheint wirklich zuletzt am 15. Juni ein Update bekommen zu haben

Bearbeitet von - Jinjok am 14.07.2004 17:01:57
Zuletzt geändert von Jinjok am 14.07.2004, 16:57, insgesamt 1-mal geändert.
mackey

Beitrag von mackey »

Aktueller CD-Tipp zum Thema: "Bevar Christiania" mit Titeln von diversen dänischen MusikerInnen. Der Überschuss dieser Produktion fließt Christiania zu - die Künstler haben auf ein Honorar verzichtet.
Hilsen,
mackey
Zuletzt geändert von mackey am 14.07.2004, 17:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Ich muß sagen ich finde Eure Beiträge extrem Naiv und irgendwie auch etwas anmaßend.

Schon der Satz: "Christiania ist in den letzten 32 Jahren eine soziale und kulturelle Oase im Stadtzentrum Kopenhagens gewesen." ist nach meiner Meinung ein schlechter Witz. So war es vielleicht in den ersten 5 Jahren, aber das ist doch schon lange vorbei.

Die heutige Realität von Christiania ist doch sehr vielfältiger und sollte daher VIEL nuanzierter betrachtet werden. Christiania ist schon lange ein Klassengesellschaft geworden. Es gibt ein Oberschicht von "alten Revolutzer". Leute die dort vor vielen Jahren als Studenten eingezogen sind, die aber inzwischen gut verdienende Akademiker geworden sind. Die wohnen dort immer noch - weil sie sich dort große Wohnungen in bester Lage aneignen konnten ohne dafür angemessen zu bezahlen. Dann gibt es ein Mittelschicht von Kriminellen, die dort ein Freiraum fanden von wo aus sie ihre Geschäfte nachgehen konnten - von Rockergruppen streng kontrolliert und organiziert. Und dann gibt es ein Unterschicht von Obdachlosen, Drogenabhängige etc., die von den anderen am Rande (Buchstäblich in Randlagen) geduldet werden, weil sie sich gut für politische Zwecke misbrauchen lassen.

In den 70'ern konnte man vielleicht sagen "Was so besonders ist an Christiania, das ist die Idee, dass niemand über den anderen bestimmt, und dass jeder die Möglichkeit hat, Entscheidungen mit zu beeinflussen." So ist es aber nicht mehr. Die alten Revolutzer der heutigen Oberschicht und die Rocker haben doch längst die Macht unter sich aufgeteilt, während die kleinen Drogenhändler und den Obdachlosen nichts zu melden haben.

Von dem ursprünglichen sozialen Experiment ist also nichts mehr übrig.

Daher kann ich beim besten Willen auch nicht einsehen, warum die Bewohner von Christiania nicht die selben Regeln wie alle andere folgen sollen. Warum müssen sie keine angemessene Mieten für ihre Wohnungen bezahlen? Warum dürfen sie denkmalgeschützte Häuser umbauen und neue Häuser errichten, ohne vorher eine Baugenehmigung zu beantragen? Warum dürfen sie Drogenhandel betreiben? Warum dürfen sie Steuern hinterziehen? etc. etc.

Niemanden will Christiania zerstören. Es geht nur darum, daß die Bewohner von Christiania in Zukunft wie alle andere Steuern und Mieten bezahlen sollen und zur Verantwortung gezogen werden sollen, wenn sie Kriminel werden. Was ist daran falsch?

Naja, und dann geht es natürlich auch um soziale Verantwortung und Gerechtichkeit. Wenn die gut verdienende Oberschicht in Christiania keine Miete bezahlen, oder wenn von den Betrieben dort keine MwSt. abgeführt wird, dann müssen diese Fehlbeträge von andere (oft viel schlechter verdienende) Leute im ganzen Land ausgeglichen werden. Das solltet Ihr vielleicht auch bedenken, obwohl Ihr in DK nicht steuerpflichtig seid.
Zuletzt geändert von Lars J. Helbo am 14.07.2004, 17:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Allegra

Beitrag von Allegra »

Hallo ljhelbo,

Dein Beitrag ist ja hochinteressant!
Da Du offensichtlich viel Zeit in das Studium von Christiania investiert hast, macht es Dir sicher nichts aus, uns genau zu erzählen, wie Du zu diesen Erkenntnissen gekommen bist!

Ich selbst kenne Christiania nur von kurzen Besuchen und dem, was ich darüber gelesen habe, und erwarte Deinen Bericht gespannt.

Grüße,

allegra
Zuletzt geändert von Allegra am 15.07.2004, 01:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Ich bin mir nicht ganz sicher, was Du erwartest? Christiania existiert wie schon erwähnt seid über 30 Jahren. Wer hier in DK wohnt hat nicht vermeiden können, dieses Dauerthema genau zu verfolgen. Einen genauen Bericht darüber würde bestimmt die Rahmen dieses Forums sprengen und wäre wahrscheinlich auch nicht besonders interessant.

Stattdessen sollten wir vielleicht die Sache prinzipiel ansehen. Christiania wurde als so genanntes "Freistadt" gegründet. D.h. man wollte sich außerhalb der normalen Gesetze stellen oder anders gesagt, man wollte ein Raum schaffen, wo normale Gesetze nicht gelten.

Das klingt vielleicht interessant oder charmant. Es gibt aber zwei grundlegende Probleme dabei.

Erstens wird ein solches rechtsfreien Raum immer kriminelle Elemente anziehen. Genau so ist es ja auch hier geschehen. Man hatte wohl die Vorstellung, daß man ohne Polizei sondern mit "sozialen Mitteln und Dialog" die Sache Regeln konnte. Also die Vollversammlung beschließt, daß keine harten Drogen verkauft werden darf und dann werden alle sich daran halten. Ich denke diese Vorstellung war von Anfang an einfach zu naiv. Die Rockergruppen haben nun mal ihre eigene Gesetze und sind für Dialog in aller Regel nicht zugänglich.

Zweitens sollte man verstehen, daß Gesetze nicht nur da sind, um die Bevölkerung zu unterdrücken, sondern auch dazu die Schwachen zu beschützen. Wenn die Bewohner von Christiania sich den Gesetzen entziehen und sich dadurch Vorteile verschaffen (z.B. indem sie keine angemessene Mieten bezahlen), dann geht dies IMMER auf Kosten von andere, die sich die Gesetze nicht in gleicher Weise entziehen können oder wollen. Die Schaffung eines solchen rechtsfreien Raums ist daher immer asozial.

Aus diesen beiden Gründen denke ich, daß Christiania von Anfang an eine Utopie war. Utopien sind vielleicht interessant, schön und anziehend - sie sind aber vor allem Utopien. Die Realität wird nachher in der Regel ganz anders aussehen. Das solltet Ihr als Deutsche doch inzwischen wissen. (DDR hat ja auch als Utopie angefangen).
Zuletzt geändert von Lars J. Helbo am 15.07.2004, 10:15, insgesamt 1-mal geändert.
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stefan sponsel

Beitrag von stefan sponsel »

Hallo !

ich meine Du hast grundsätzlich recht, daß gesprochenes Recht für alle gilt.

Aber mir hat bisher immer gefallen, daß ein kleines Land wie Dänemark einen solchen Spagat zwischen Vernunft und Wahnsinn schaft.

Gerne wird doch aber immer das Drogenproblem der Grundsätzlichen Frage Pro und Contra Christiania vorgeschoben. Ich glaube, daß auch ohne Christiania weiterhin Drogenprobleme existieren.

Ich jedenfalls bin dafür, daß Christiania
eine Chance bekommen soll.

FORSVAR CHRISTIANIA - FORSVAR DANMARK
Zuletzt geändert von stefan sponsel am 15.07.2004, 10:35, insgesamt 1-mal geändert.
uwe

Beitrag von uwe »

Hallo!

Ist doch irgendwie merkwürdig: da besteht dieses "Experiment" CHRISTIANIA seit über 30 Jahren - und ausgerechnet nach der Machtergreifung durch eine konservative, rechtspopulistische Regierung finden sich Mittel und Wege, es endgültig zu beenden.
Und da der bisher eingesetzte Holzhammer (Räumung ect.) nicht zum Erfolg geführt hat, ist man nun schlauer und benutzt den juristisch-wirtschaftlichen Weg.

Natürlich nicht ohne sich vorher abzusichern und die Bewohner Christianias als Kriminelle, Drogenhändler und Sozialschmarotzer zu diffamieren! Ob da wohl wieder einige von rechts gesteuerte, staatlich unterstützte Medien kräftig 'getrommelt' haben, um der Bevölkerung dieses Bild und somit die Notwendigkeit der Handlung zu vermitteln?

Ich denke, daß es einfach darum geht, diesen - aus Regierungssicht - angeblichen Schmutzfleck Dänemarks nun endlich zu tilgen und für ein noch reineres Image zu sorgen. Das beruhigt die Gemüter und schafft neue Wähler!

Für mich steht CHRISTIANIA auch immer als eine Art Synonym für Toleranz und Dänemarks Umgang mit Andersdenkenden und -lebenden. Nicht immer einfach, Bauchschmerzen auf beiden Seite - aber es ging! Und jetzt soll Schluß sein. Nur mit CHRISTIANIA, oder was kommt dann? Nächstes Jahr vielleicht die Schließung des 'Roskilde-Festivals'? Aber wohl eher nicht: das bringt schließlich Geld ins Land ...!

FORSVAR CHRISTIANIA - FORSVAR DANMARK

P.S.: Und viele Grüße von Nürnberg nach Heroldsberg!
Zuletzt geändert von uwe am 15.07.2004, 12:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

@Stefan:
Was Du hier schreibst klingt ja sehr romantisch. Das past ja auch hervorragend zum wunderschönen Urlaubsland DK, wo alles ach so gelassen und friedlich ist.

Das Christiania so lange unangetastet auf das Gesellschaft schmarotzen konnte liegt aber allein an die Unfähigkeit unsere Politiker. Ein Teil davon sind die selben romantische Träume unterlegen, wie hier auch vorgeführt werden. Andere haben einfach keine soziale Verantwortung oder politisches Durchsetzungsvermögen gezeigt. Das ist insgesamt armselig.

Nein, es geht nicht nur um das Drogenproblem. So wird es allerdings gerne von Christiania dargestelt. Man sagt, die Politiker würde den Drogenhandel als Argument vorschieben, um Christiania platt zu machen. Als Gegenargument wird dann eingebracht, daß der Drogenhandel sich bestesfalls veschieben würde und daß Christiania selber den Handel kontrollieren könne.

Wenn Straftaten verfolgt werden, wird es wohl immer eine gewisse Verlagerung geben. Ist das ein Grund mit der Strafverfolgung aufzuhören?

Christiania behauptet seid 30 Jahren, man könne selber das Drogenproblem in den Griff bekommen, es ist aber nichts passiert. Erst das Eingreifen der Polizei hat etwas gebracht. Das Christiania die Lage mit eigene Mittel kontrollieren könnte ist also nachweislich falsch.

Es freut mich aber, daß Du auch der Meinung bist, daß gesprochenes Recht für alle gelten sollte. Dann kann ich aber nicht begreifen, wo Du ein Problem siehst. Um nichts anderes geht es nämlich hier. Nach der Vorlage der Regierung kann Christiania auch in Zukunft existieren. Die Bewohner müssen lediglich akzeptieren angemessene Mieten für ihre Wohnungen zu bezahlen, sie müssen wie alle andere geltendes Baurecht respektieren und sie müssen erlauben, daß die Polizei auch innerhalb Christiania Straftaten verfolgen kann. Wieso ist das ein Problem?

Der einzige Grund warum jemanden sich darüber aufregen sollte, wäre doch, wenn er NICHT bereit wäre Miete zu bezahlen oder wenn er auch weiterhin unbehelligt Straftaten begehen mögte. Oder anders gesagt, wenn er für sich das Recht beanspruchen will, auf den Rest der Gesellschaft zu schmarotzen. Das kann doch nicht sein, oder?

Bearbeitet von - ljhelbo am 15.07.2004 13:08:32
Zuletzt geändert von Lars J. Helbo am 15.07.2004, 13:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej allesammen!
Eigentlich stimmt es doch - so eine utopische Gesellschaft wünschen wir uns alle, so fingens chließlich auchdie 68er bewegungen und Studentenunruhen an.
Und immer wieder stellenwir - leider - fest, daß Utopien der Wirklichkeit nicht standhalten - sehr oft nicht,weil die Regierungen (allein) dagegen sind,sondern auch,weil Utopisten vor andere Karren gespannt werden und weil es den guten Menschen schlechthin eben nicht gibt.

Mir fällt in dieser Diskussiuon zweierlei auf:
Allegra, Du hast völlig Recht: Es gab und gibt immer wieder Versuche, Christiana aufzulösen, dies hier ist also keine neue Geschichte, sondern ein Thema, das AUCh deshalb schon seit bestehen dieser "Kolonie" durch die Medien geistert.

Und zweitens setzen sich hier bislang genau die für die Erhaltung von Christiana ein, die am weitesten davon weg wohnen und es auch nicht mitfinanzieren müssen.
Träume sind schön, doch sie auf Kosten anderer ausleben ist nicht gerade das, was ich unter Sozialismus oder auch nur sozialem Verhalten verstehe - oder, wenn man so will, die vielzitierte Rosa Luxembourg: Freiheit ist die Freiheit der anderen.

DK ist ein Land wie jedes andere, mit arbeitender Bevölkerung und wirtschaftlichen Problemen, mal mehr, mal weniger. Es scheinen mir momentan weitgehend die Touristen zu sein, die Christiana zu etwas verklären, was sie gerne in Dk finden möchten --- vor der eigenen haustür mag man es nicht so gerne - wenn ich da an die HHer Speicherstadt und andere Dinge denke...

Ich fände es jetzt auch interessant, mal Kopenhagener zu dem Thema zu hören...
Ursel, DK
Zuletzt geändert von Ursel am 15.07.2004, 13:03, insgesamt 1-mal geändert.
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
...
stefan sponsel

Beitrag von stefan sponsel »

Hej Ursel,

Du hast recht, es wäre schön, die Meinung der Koebenhavner selbst hier zu hören, oder
sogar eine Meinung eines Bewohners.

Aber Du hast nicht recht, daß alle nur das wollen, weil Sie selbst möglichst weit weg wohnen.

Ich jedenfalls fände es gut wenn es sowas im
sauberen Bayern geben könnte.

Hier bei uns in Nürnberg gibt es ähnliche Geschichten (Komm / falls es jemanden etwas sagt) und auch hier wurde gegen Randgruppen entschieden.

Wie gesagt, meiner Meinung nach sollte Dänemark stolz darauf sein, es zu schaffen,
neben allem Recht eine solche Insel zu erhalten.

Zu welchen Preis kann bestimmt diskutiert werden.

mvh, Stefan
Zuletzt geändert von stefan sponsel am 15.07.2004, 13:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Uwe schrieb:
>Für mich steht CHRISTIANIA auch immer als eine Art Synonym für
>Toleranz und Dänemarks Umgang mit Andersdenkenden und -lebenden.

Das muß aber ein Mißverständnis sein. Toleranz gibt es hier viel, aber niemals gegenüber Andersdenkenden und -lebenden ;-)
Zuletzt geändert von Lars J. Helbo am 15.07.2004, 13:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Andrea »

Hallo Stefan,

ich hatte ja nun Gelegenheit 2,5 Jahre mit 2 Teenagern in Kopenhagen zu leben. Ich habe Christiania nie besucht, da ich nicht einsah die 'pusher street' wo eben alles notwendige zum Dorgenkonsum wie auf einem Wochenmarkt angeboten wurde zu unterstützen. Ausserdem wird wie schon Lars schrieb ein Grossteil von C. von rivalisierenden Rockerbanden kontrolliert, so dass die wenigen übriggebliebenen '68 er ein Schattendasin führen.
Auch wenn ich nicht rechtspopulistisch bin sehe ich keine Grund die kriminelle Keimzelle in Christiania noch länger zu schützen.

Gruss Andrea
Zuletzt geändert von Andrea am 15.07.2004, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.
Don't worry - be happy!
Allegra

Beitrag von Allegra »

Hallo ljhelbo (und Ursel),

"Und zweitens setzen sich hier bislang genau die für die Erhaltung von Christiana ein, die am weitesten davon weg wohnen und es auch nicht mitfinanzieren müssen."
Ja, Ursel, "hier" sind wir in einem deutschen Dänemarkforum - da werden sich wenig dänische Kopenhagener finden, die Konstruktives dazu beitragen können.
Aber ich glaube, viele von uns kennen ähnliche Problem in kleinerem Rahmen - ähnlich, wie Stefan das erwähnt - und können deshalb schon halbwegs qualifiziert mitreden. Und zwar ohne als "Touristen" "naiv", "anmaßend" und "romantisch" aus der Ferne nur das Angenehme zu sehen.
(Nebenbei habe ich ein Problem, mit Menschen, die auf diese Weise "argumentieren", überhaupt eine Diskussion zu führen. Du qualifizierst Dich selbst in einer Weise ab, ljhelbo, die es mir schwer macht, Dich ernst zu nehmen.)

Meine Vermutung, daß Du vielleicht noch weniger über Christiania weißt als ich, scheint sich zu bestätigen. Alles, was Du schreibst, könnte genauso in irgendeinem Zeitungsartikel gestanden haben - persönliche Erfahrungen kommen nicht vor.

Ist Dir schon einmal in den Sinn gekommen, daß so ein Areal in bester Wohnlage auch Begehrlichkeiten wecken könnte? Und daß in diesem Fall möglicherweise recht fadenscheinige Gründe vorgeschoben werden könnten, um etwas, das viele Jahre lang auch von Dänemark ganz gern als "tolerantes" Aushängeschild gebraucht wurde (und dem jetzigen Zeitgeist ja ohnehin nicht mehr entspricht) zu zerstören?

Du sprichst von "vielfältiger" Realität und "nuancierter" Betrachtung. Genau die vermisse ich in Deinen Beiträgen.

Gruß,

allegra
Zuletzt geändert von Allegra am 15.07.2004, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.
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